Sozialistische Partei Japans

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Sozialistische Partei Japans
Nihon Shakaitō
Japan Socialist Party
Partei­vorsitz (chūō shikkōiinkai iinchō) Murayama Tomiichi
Stellvertretender Vorsitz Satō Kanjū
Uehara Kōsuke
Chiba Keiko
General­sekretär Kubo Wataru
PARC-Vorsitz Sekiyama Nobuyuki
Parlaments­angelegenheiten Nagai Takanobu
Fraktionsvorsitz im Sangiin Aoki Shinji
Gründung 2. November 1945
Auflösung 29. Januar 1996
Haupt­sitz 1-8-1 Nagatachō, Chiyoda, Präfektur Tokio
Abgeordnete im Shūgiin
70/511
(Juli 1993)
Abgeordnete im Sangiin
37/252
(Juli 1995)
Staatliche Zuschüsse 5,62 Mrd. Yen (1995)[1]
Internationale Verbindungen Sozialistische Internationale

Die Sozialistische Partei Japans (日本社会党, Nihon Shakaitō, SPJ) war eine politische Partei in Japan, die von 1945 bis 1996 existierte. In dieser Zeit war sie auf nationaler Ebene meist die größte Oppositionspartei, von 1947 bis 1948 und ab 1993 war sie an der Regierung beteiligt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die SPJ war die erste Partei, die nach dem Zweiten Weltkrieg, bereits 1945, in Japan gegründet wurde. Ihr erster gleichnamiger Vorläufer ging auf das Jahr 1906 zurück und wurde bereits 1907 verboten. Die wichtigsten Gründungsmitglieder hatten bereits in den 1920er und 1930er Jahren politische Erfahrung gesammelt, bevor das Militär und die autoritäre Regierung der Kriegszeit Aktivitäten der Linken unterbanden. Allerdings war die Sozialistische Partei von Anfang an in verschiedene Lager gespalten: Der rechte Flügel mit Verbindungen zum späteren Dōmei-Gewerkschaftsverband hätte sich eine Koalition mit der bürgerlichen Liberalen Partei vorstellen können, während der linke Flügel, der vom Gewerkschaftsverband Sōhyō unterstützt wurde, lieber mit den Kommunisten kooperiert hätte. 1947 konnten die Sozialisten zum ersten und einzigen Mal die Wahl gewinnen und den Regierungschef stellen. Nach weniger als einem Jahr hatten Flügelkämpfe, Abspaltungen und schließlich ein Streit über den Haushalt die Regierung von Katayama Tetsu aufgerieben.

Auch die Außenpolitik führte bei der Kursbestimmung zwischen Neutralität und Westbindung zu parteiinternen Spannungen. Im Streit über den Friedensvertrag mit den USA und den Sicherheitsvertrag mit den USA standen sich rechter und linker Parteiflügel immer offener feindlich gegenüber. Man warf sich gegenseitig „kommunistische Tendenzen“ oder Unterstützung des „US-Imperialismus“ vor.

Bereits in den 1950er Jahren traten rechter (uha) und linker Flügel (saha; im Parlament: 第二十三控室, dai-nijūsan hikaeshitsu, „23. Wartezimmer“) getrennt bei Wahlen an. Zunächst war dies als Weg konzipiert, die Streitigkeiten zu reduzieren; letztlich führte es jedoch zur Schwächung der Partei. 1955 verständigten sich Anhänger beider Flügel zunächst auf eine Wiedervereinigung. 1960 verließen schließlich Vertreter des rechten Flügels die Partei und gründeten die Demokratisch Sozialistische Partei (民主社会党, Minshu Shakaitō, ab 1969 民社党, Minshatō, DSP).

Trotz der Spaltung blieb die SPJ bis in die 1980er Jahre die größte Oppositionspartei Japans. Im Laufe der Zeit gab sie einige der radikaleren Positionen auf. Die Anerkennung der Existenz der Selbstverteidigungsstreitkräfte, die Anerkennung Südkoreas oder die Aufgabe der Forderung eines sofortigen Atomausstiegs zeugen von dieser Mäßigung. Sie hat zusammen mit der populären Parteivorsitzenden Doi Takako, die von parteiinterner Perestroika sprach, Ende der 1980er Jahre zu bemerkenswerten Wahlerfolgen geführt. Diese waren jedoch von kurzer Dauer und ironischerweise brachte eine heftige Wahlniederlage 1993 (von 136 auf 70 Sitze) der SPJ ihre zweite Regierungsbeteiligung der Nachkriegszeit und der Sturz dieser ersten Regierung ohne LDP-Beteiligung seit 1955 ein Jahr später den Ministerpräsidentenposten ein.

1996 änderte die Partei ihren Namen in Sozialdemokratische Partei (民主社会党, Shakai Minshutō, SDP) und verlor einen großen Teil der Abgeordneten an die Vorläufer der späteren Demokratischen Partei; ihren englischen Namen hatte sie bereits 1991 in Social Democratic Party of Japan (SDPJ) geändert. Fünf Abgeordnete um Yatabe Osamu verließen die Partei und gründeten die Neue Sozialistische Partei (Shin-shakaitō), die traditionelle Kernforderungen des linken Flügels der SPJ beibehielt.

Parteivorsitzende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Direktwahlstimmenanteil bei nationalen Unterhauswahlen
35%
30%
25%
20%
15%
10%
5%
0%
’46
’47
’49
’58
’60
’63
’67
’69
’72
’76
’79
’80
’83
’86
’90
’93
# Name Amtseinführung Verabschiedung Bild
1 Katayama Tetsu 28. September 1946 16. Januar 1950 Katayama Tetsu
– (rechter Flügel) Kawakami Jōtarō 18. Januar 1953 12. Oktober 1955 Kawakami Jōtarō
– (linker Flügel) Suzuki Mosaburō 19. Januar 1951 12. Oktober 1955 Suzuki Mosaburō
2 Suzuki Mosaburō 13. Oktober 1955 21. März 1960
3 Asanuma Inejirō 23. März 1960 12. Oktober 1960 Asanuma Inejirō
4 (kommissarisch) Eda Saburō 12. Oktober 1960 6. März 1961 Eda Saburō
5 Kawakami Jōtarō 6. März 1961 6. Mai 1965 Kawakami Jōtarō
6 Sasaki Kōzō 6. Mai 1965 19. August 1967 Sasaki Kōzō
7 Katsumata Seiichi 19. August 1967 4. Oktober 1968 Katsumata Seiichi
8 Narita Tomomi 30. November 1968 26. September 1977 Narita Tomomi
9 Asukata Ichio 13. Dezember 1977 7. September 1983 Asukata Ichio
10 Ishibashi Masashi 7. September 1983 8. September 1986 Ishibashi Masashi
11 Doi Takako 8. September 1986 31. Juli 1991 Doi Takako
12 Tanabe Makoto 31. Juli 1991 19. Januar 1993
13 Yamahana Sadao 19. Januar 1993 25. September 1993
14 Murayama Tomiichi 25. September 1993 19. Januar 1996 Murayama Tomiichi

Regierungsbeteiligungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Manfred Pohl: Die politischen Parteien in: Länderbericht Japan, Manfred Pohl/Hans Jürgen Mayer (Hrsg.), BpB 1998, Bonn.
  • S. Noma (Hrsg.): Japan Socialist Party. In: Japan. An Illustrated Encyclopedia. Kodansha, 1993. ISBN 4-06-205938-X, S. 679.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Rina Sanchōme: Staatliche Parteienfinanzierung in Japan. Books on Demand 2004. ISBN 3-8334-0609-7, S. 90