Nikolaikirche (Berlin)

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Museum Nikolaikirche
Museum Nikolaikirche von oben
Museum Nikolaikirche von oben
Daten
Ort Berlin Welt-IconKoordinaten: 52° 31′ 0,5″ N, 13° 24′ 27″ O
Art
Historisches Museum
Eröffnung 1995
Leitung
Website
ISIL DE-MUS-813514

Die Nikolaikirche ist das älteste intakte Kirchengebäude in der historischen Mitte von Berlin und steht unter Denkmalschutz. Es befindet sich im Ortsteil Mitte im Nikolaiviertel zwischen Spandauer Straße, Rathausstraße, Spree und Mühlendamm. Die im Jahr 1938 entwidmete Kirche ist ein zur Stiftung Stadtmuseum Berlin gehörendes Museum, in dem auch regelmäßig Konzerte stattfinden.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Baugeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die heutige Nikolaikirche geht auf mindestens zwei Vorgängerbauten zurück. Der erste entstand ab etwa 1230 und entsprach dem regionalen Typus einer spätromanischen, 40 Meter langen, dreischiffigen, flachgedeckten[1] Pfeilerbasilika aus Feldstein mit sechs Achsen, Querschiff und drei Ostapsiden.[2] Ihr erhaltener Westbau entstand um 1230 und trägt bereits frühgotische Züge; das Westportal ist spitzbogig.[3][4] Ihren Namen hat sie von dem heiligen Nikolaus von Myra. Das Nikolaipatrozinium deutet darauf hin, dass sie die Kirche einer Kaufmannssiedlung war. Als ältestes Bauwerk Berlins bildete sie mit dem Molkenmarkt den Kern der im Aufbau befindlichen Handelsstadt Berlin, während auf der gegenüberliegenden Spreeseite die Siedlung Kölln um die Petrikirche heranwuchs.

Noch vor dem Ende des 13. Jahrhunderts wurde zunächst das Langhaus der Feldsteinbasilika abgebrochen und durch eine dreischiffige frühgotische Backsteinhalle ersetzt.[5] Bereits vor 1379 wurde damit begonnen, die spätromanische Choranlage des Ursprungsbaus durch einen deutlich erweiterten Hallenumgangschor zu ersetzen. Die Einwölbung dieses ambitionierten Chorbaus ist spätestens auf das frühe 15. Jahrhundert zu datieren. Der Grundriss des Chores mit dem Chorumgang orientiert sich an dem in den 1360er Jahren entstandenen Vorbild, der Spandauer Nikolaikirche – die wiederum auf St. Sebald in Nürnberg zurückging –, doch war die Wandgestaltung deutlich reichhaltiger und perfektionierte in Vielem den Vorgängerbau.[6][7][8]

Einhergehende Planungen für ein neues, den Dimensionen des Umgangschors angepasstes Hallenlanghaus wurden aber erst ab etwa 1460 umgesetzt.[9] 1460 erklärte Bischof Dietrich IV., dass jenen, die innerhalb eines Jahres zum Bau an der offenbar einsturzgefährdeten Kirche St. Nikolai beitrügen, ein 40-tägiger Ablass gewährt werde.[10] Prägende Elemente der frühgotischen Vorgängerhalle wurden nicht einbezogen. Die zweigeschossige Liebfrauenkapelle an der Südwestecke des neuen Langhauses ist auf etwa 1465 zu datieren und steht in Zusammenhang mit der schon 1452 erfolgten Stiftung einer Marienbruderschaft durch den kurfürstlichen Küchenmeister Ulrich Czewschel.[11] Die roten Backsteine der Kapelle bilden einen deutlichen Kontrast zum Grau des Turms. Um 1470/1480 folgte als letzter mittelalterlicher Bauabschnitt ein ebenfalls zweigeschossiger Sakristei- und Kapellenanbau an der Nordseite des Umgangschors.[12] Die spätmittelalterliche Bekrönung der Südseite des über alle Bauphasen erhaltenen, querriegelartigen Feldstein-Westbaus mit einem schlanken Spitzturm ist nicht mehr zu datieren. 1876–1878 errichtete Hermann Blankenstein in dessen Ersatz und wiederum unter Wahrung der frühgotischen Untergeschosse die heute prägende neugotische Doppelturmfassade.[13] Für die Zeit durchaus bemerkenswert ist dabei, dass dieser umfassende Eingriff in die historische Bausubstanz unter den Mitgliedern des Architekten-Vereins zu Berlin heftig diskutiert wurde und damit ein wichtiges Zeugnis über die Entwicklung der Denkmalpflege im Deutschland der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts liefert.[14]

Kirchenausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1461 stiftete die Berliner Bäckerinnung, die zu den wohlhabenden Viergewerken gehörte, der Nikolaikirche einen Altar mitsamt einer jährlichen Rente für die Besoldung eines Altaristen.

Nach der Berliner Reformation von 1539 wurden in den Chor- und Seitenschiffnischen rund 150 Erbbegräbnisse für Berliner Staatsmänner, Gelehrte und wohlhabende Bürger eingelassen. Das Innere der Kirche war zu dieser Zeit mit wertvollen Kunstschätzen ausgestattet. Hervorzuheben sind ein 1563 gegossener Taufkessel, eine 1680 geschnitzte Kanzel sowie der Altar von 1715. Weiterhin existierten Gemälde aus spätgotischer und barocker Zeit.[15]

Eingang zur Gruft des Hofgoldschmieds Daniel Männlich

Zu den wichtigen seit dem 16. Jahrhundert geschaffenen Erbbegräbnissen zählt vor allem das von Andreas Schlüter entworfene Grabmal für den Hofgoldschmied Daniel Männlich. Auch der Naturrechtslehrer Samuel von Pufendorf und der evangelische Theologe Jakob Spener wurden hier feierlich beigesetzt. Bedeutung hatte auch die 1610 entstandene Grabstätte der Familie von Kötteritzsch im Erdgeschoss der Liebfrauenkapelle.[15]

Politische und kirchliche Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1539 trat in der Nikolaikirche der Rat von Berlin und Cölln geschlossen zum Luthertum über.

Eine besondere Bedeutung hat die Nikolaikirche als Wirkungsstätte und Ort der Zusammenarbeit des bedeutenden protestantischen Kirchenlieddichters Paul Gerhardt, der hier von 1657 bis 1667 als Pfarrer tätig war, und des Kirchenliedkomponisten Johann Crüger, 1622–1662 Kantor an St. Nikolai. Für beide wurde 1957 eine Gedenktafel angebracht.[15] Auf Propst Lilie zu Dienstzeiten Gerhardts folgte 1667 der Orientalist Andreas Müller. Der lutherische Theologe und bedeutende Pietist Philipp Jacob Spener war von 1691 bis zu seinem Tode im Jahr 1705 Propst an St. Nikolai. In den Jahren von 1764 bis 1788 versah der bedeutende Aufklärungstheologe Johann Joachim Spalding dieses Amt.

Am 6. Juli 1809 trat die erste nach den Steinschen Reformen gewählte Stadtverordnetenversammlung dort zusammen und ließ sich gemeinsam mit dem Magistrat und dem Oberbürgermeister feierlich vereidigen. Am 30. Oktober 1817, am Vortag des 300. Jahrestages der Reformation, wurde in der Nikolaikirche mit einem gemeinsamen Abendmahl von Lutheranern und Reformierten die Kirchenunion in Preußen vollzogen und so die Kirche der Altpreußischen Union geschaffen.[16]

Von 1913 bis 1922 war Wilhelm Ludwig Georg Wessel der Pfarrer, dessen Sohn Horst Wessel später eine der bekanntesten Figuren der Nationalsozialisten in Deutschland wurde. Die Familie Wessel lebte in der benachbarten Jüdenstraße.

Im November 1938 wurde das Gotteshaus von der evangelischen Kirche für die regelmäßige Nutzung aufgegeben, außer Gottesdienst gestellt und in das Eigentum des von den Nationalsozialisten beherrschten Deutschen Reichs gegeben.[17] 1939 fand in der Nikolaikirche zum 400. Jubiläum des Übertritts zur Reformation in Brandenburg ein vorerst letzter Gottesdienst statt. Die Kirche sollte im Rahmen eines Projekts für das ganze umgebende Viertel als Zentrum des mittelalterlichen Berlin restauriert und regotisiert werden. In Anlehnung an die vorhandene musikalische Tradition war die Umgestaltung zu einem „Musikdom“ für Berlin mit Umbau der vorhandenen und Einbau einer zweiten Orgel geplant.[18]

Zerstörung und Wiederaufbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ruine nach dem Einsturz im Jahr 1949, aufgenommen 1951

Im Zweiten Weltkrieg büßte die Kirche 1944 bei alliierten Luftangriffen Blankensteins Turmspitzen, das Dach und einen Teil der Gewölbe im Chorbereich ein. Weitere Schäden richteten bei Kriegsende ein Brand im Innern und danach jahrelange Witterungseinflüsse sowie Raubzüge von Buntmetalldieben an, jedoch konnten zahlreiche Inventarstücke gerettet werden.[19] In die Marienkirche kamen 16 Gemälde und der romanische Kelch der Nikolaikirche. Weil die stark beschädigte Kirche ohne Notdach geblieben war, stürzten im Jahr 1949 alle Gewölbe mitsamt der nördlichen Pfeilerreihe ein. Erst seit 1957 schützten Vermauerungen die Epitaphe, andere kamen 1965 in die Ost-Berliner Staatlichen Museen und 1968/1969 in das Märkische Museum.[20]

Kriegsbeschädigte Nikolai­kirche zu Beginn der Rekonstruktions­arbeiten, 1982
Nikolaikirche kurz vor Ende der äußeren Rekonstruktions­arbeiten, 1983

Trotz ausländischer Hilfszusagen (u. a. aus Skandinavien) konnte die Evangelische Kirche der DDR nicht die nötigen Mittel für den Wiederaufbau aufbringen. Da auch der Staat sich nicht an einer Finanzierung beteiligen wollte, wurde die Kirchruine 1969 an die Stadt Berlin abgetreten.[15] Turmstumpf und Umfassungsmauern der Nikolaikirche standen einige Jahrzehnte nahezu allein auf einer großen abgeräumten Freifläche. Auf den vielfach befürchteten Abriss der Ruine verzichtete die DDR-Regierung endgültig im Jahr 1978 durch die Planung des späteren Nikolaiviertels.[21]

Im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau des Nikolaiviertels und den Vorbereitungen auf die 750-Jahr-Feier Berlins wurde die Nikolaikirche von 1980 bis 1983 nach alten Zeichnungen und Plänen mit neuen Turmhelmen originalgetreu wiederaufgebaut. Das eingestürzte Kreuzgewölbe des 18 Meter hohen Hallenschiffes musste vollständig neu gemauert werden. Die beiden 44 Meter hohen Turmhelme wurden am Boden montiert und mit einem Kran auf den Turmsockel gehoben.[15] Anlässlich des Wiederaufbaus wurde ein aus 41 Glocken bestehendes Glockenspiel im Turm installiert.

Seit ihrer Fertigstellung 1987 wird die Kirche für Ausstellungen des Märkischen Museums sowie für Vorträge und Konzerte genutzt.[15] Die problematische Akustik der 250 Sitzplätze fassenden Halle schränkt die Bandbreite des musikalischen Programms indes erheblich ein. Durch die Sanierung 2008–2010 hat sich die Akustik verbessert, ebenso wie die Sitzplatzanzahl.

Bundespräsident Richard von Weizsäcker wurde am 29. Juni 1990 in der Nikolaikirche zum ersten Gesamtberliner Ehrenbürger seit der Teilung der Stadt ernannt.[15] Am 11. Januar 1991 fand dort die konstituierende Sitzung des neu gewählten Gesamtberliner Abgeordnetenhauses statt.[22]

Archäologische Grabungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischen 1956 und 1958 und anlässlich des Wiederaufbaus zwischen 1980 und 1983 fanden umfangreiche archäologische Ausgrabungen zur Erforschung der Baugeschichte der Nikolaikirche statt. Dabei konnten die Reste einer spätromanischen dreischiffigen Basilika sowie einer frühgotischen Hallenkirche identifiziert werden. Unter diesen Überresten fanden die Archäologen Gräber eines älteren Friedhofs mit einer geschätzten Zahl von 120 bis 150 Bestattungen. Der Friedhof wurde auf das Ende des 12. bis Anfang des 13. Jahrhunderts datiert und befand sich auf der Anhöhe einer Talsandinsel der Spree.[23] Die Funde deuten darauf hin, dass Berlin mindestens 50 Jahre älter ist als bisher angenommen.[15]

Nutzung seit den 1990er Jahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1995 ist die Nikolaikirche ein Museum der Stiftung Stadtmuseum Berlin. Nach einer umfassenden zweijährigen Sanierung wurde die Nikolaikirche am 21. März 2010 mit einem Festprogramm wiedereröffnet. In den Kirchenhauptraum wurde die restaurierte Kanzel der nicht wiederaufgebauten Franziskaner-Klosterkirche eingebaut, ebenfalls dort wurden einige Barockfiguren des ursprünglichen Altars aufgestellt.[24] Der damalige Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit eröffnete eine neue Dauerausstellung, die unter dem Titel Vom Stadtgrund bis zur Doppelspitze die Entstehung und Nutzung des Gotteshauses in den vergangenen 800 Jahren nachzeichnet.[25] Dazu kommen Ausstellungsbereiche zu den mit der Kirche verbundenen Persönlichkeiten. Im Mittelschiff wurde im Herbst 2017 mit der Installation Lost Words von Chiharu Shiota zum ersten Mal ein Werk zeitgenössischer Künstler präsentiert.[26] Jeden Freitag um 17 Uhr findet ein Orgelkonzert in der Nikolaikirche statt.[27]

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Außenbereich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Westfassade mit den Turmhelmen der 1980er-Jahre, 2017

Die Außenfassade verdeutlicht mit ihrem derzeitigen Aussehen die verschiedenen Bauperioden des Kirchengebäudes. Die Westfassade wird dominiert von einem massiven Westbau aus grau-braun-violetten Feldsteinen im Turmsockel, der in vier Geschosse gestuft ist. Er ist der älteste Teil des Gotteshauses und gehörte zu einer spätromanischen Basilika als erstem Steinbau an dieser Stelle (erste Hälfte des 13. Jahrhunderts). Um 1270 wurde das Langhaus durch eine gotische Halle ersetzt. Nach dem Stadtbrand von 1380 fand bis um 1470 ein umfassender Neubau als spätgotische Hallenkirche statt, unter Beibehaltung des Westbaus. Die daneben im Jahr 1452 etwas zurückgesetzt angebaute zweigeschossige Liebfrauenkapelle besteht aus roten Backsteinen mit einem Staffelgiebel. Das fünfjochige Langhaus erhielt einen neuartigen Hallenumgangschor. Zeitgleich erhielt das sakrale Bauwerk die Chornordkapelle für die Sakristei und die Kirchenbibliothek.[28][29]

Türme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der 1880 über dem mittelalterlichen Sockelbau aufgemauerte neue Turm mit gleich hohen Turmhelmen ersetzte den historischen Einzelturm. Bei den Endkämpfen des Zweiten Weltkriegs wurden die Turmhelme zerstört. Anlässlich der Vorbereitungen zur 750-Jahr-Feier der Stadtgründung Berlins im Jahr 1987 wurde die Rekonstruktion der Doppelspitze beschlossen. Die neuen oktogonalen Knickhelme der 1980er Jahre orientieren sich weitgehend an der Form der einzigen Turmspitze der Fassade, wie sie bis zur historistischen Umgestaltung der Kirche in den Jahren 1876/1878 existierte, und weniger an der Gestaltung der beiden neogotischen Turmspitzen von 1876/1878 mit ihren insgesamt acht Ecktürmchen. Die acht Dreiecke der beiden oktogonalen Spitzen der 1980er-Jahre sind auch nicht mehr gleich groß wie bei den beiden Vorgängermodellen ausgeformt, sondern breitere und schmalere Dreiecke wechseln einander ab. Die vorherigen Turmkreuze setzte man bei der Rekonstruktion nicht mehr auf. Die modernen Turmspitzen wurden auf einem am Erdboden befindlichen Betonsockel fertig montiert, wo sie zwei Drittel der Eindeckung über einer Spezialstahlkonstruktion und eine Kupferhaut erhielten. Die südliche Spitze erhielt auf ihrem Turmhelm eine Nachbildung des historischen Berliner Stadtwappens als Wetterfahne – zur Erinnerung daran, dass sich hier der ursprünglich einzige Kirchturm der Nikolaikirche aus dem Mittelalter befand.[15] Die andere Spitze erhielt eine vergoldete Kugel, die als Blitzableiter dient. Für das Aufsetzen der neuen, 53 Tonnen schweren Turmspitzen hatten Baufachleute auf den stabilisierten Turmfragmenten zuvor einen Stahlbetonringanker aufgebracht. Ein Mobilkran des VEB Industriemontagen Merseburg hob die fertigen Spitzen am frühen Morgen des 20. August 1982 in die Höhe und setzte sie millimetergenau auf dem Ringanker ab, wo sie dauerhaft verschraubt wurden. Das Aufsetzen jeweils einer Spitze dauerte 35 Minuten.[30]

Innenbereich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blick in das Hauptschiff

Das Kircheninnere ist im Westbereich in drei Jochen überwölbt, die bei den späteren baulichen Änderungen dem aktuellen Zeitgeschmack gotisch bzw. barock angepasst wurden. Der Chor ist als Umgangsbereich mit Randkapellen gestaltet worden. Das Hauptschiff wird von Strebepfeilern getragen. Vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg bestimmten Kreuzrippengewölbe auf Bündelpfeilern den Innenraum.[28]

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Orgel der Nikolaikirche

Das Kirchengebäude war bereits um 1500 mit einer Orgel ausgestattet. 1519 baute Meister Blasius eine neue Orgel, die im 16. und 17. Jahrhundert mehrfach umgebaut und erweitert wurde.[31] 1708 stellte Arp Schnitger eine neue Orgel mit drei Manualen und 40 Registern auf.[32] 1846 wurde diese Orgel abgelöst durch einen Neubau von Carl August Buchholz mit 50 Registern auf drei Manualen; Teile der Orgel von Schnitger wurden dabei wiederverwendet.[33] Die Buchholz-Orgel wurde im Jahr 1902 vom Hoforgelbaumeister Sauer aus Frankfurt umgebaut und erweitert auf 61 Register.[34] Am 14. September 1902 wurde die Orgel in einem Festgottesdienst der Gemeinde zum Gebrauch übergeben.[35] Dieses Instrument ging infolge der Kriegseinwirkungen und nachfolgendem Vandalismus komplett verloren.

Die heutige Orgel wurde 1997 von der Orgelbaufirma Jehmlich (Dresden) erbaut. Das Instrument hat 44 Register (Schleifladen) auf drei Manualen und Pedal. Die Spieltraktur ist mechanisch, die Registertraktur elektrisch.[36] Der Prospekt ist ähnlich dem Prospekt der Buchholz-Orgel von 1846.[37]

I Hauptwerk C–g3

01. Prinzipal 16′
02. Quintade 16′
03. Prinzipal 08′
04. Spitzflöte 08′
05. Salicional 08′
06. Oktave 04′
07. Flûte d’amour 04′
08. Quinte 0223
09. Oktave 02′
10. Mixtur V
11. Scharff IV
12. Cornett III–V 08′
13. Trompete 16′
14. Trompete 08′
Zimbelstern
II Schwellwerk C–g3
15. Bordun 16′
16. Flötenprinzipal 08′
17. Doppelflöte 08′
18. Viola da Gamba 08′
19. Flötenschwebung (ab c0) 08′
20. Weitoktave 04′
21. Koppelflöte 04′
22. Nasat 0223
23. Nachthorn 02′
24. Terz 0135
25. Spitzquinte 0113
26. Mixtur V–VI 02′
27. Holzfagott 16′
28. Cor anglais 08′
Tremulant
III Positiv C–g3
29. Holzgedackt 08′
30. Prinzipal 04′
31. Rohrflöte 04′
32. Prinzipal 02′
33. Sifflöte 01′
34. Zimbel II–III
35. Schalmeiregal 08′
Tremulant
Pedal C–f1
36. Prinzipal 16′
37. Subbass 16′
38. Oktavbass 08′
39. Gedackt 08′
40. Italienisch Prinzipal 04′
41. Hintersatz V 0513
42. Fagott 32′
43. Posaune 16′
44. Bombarde 08′

Gedenktafeln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ernst Badstübner: Berlin Nikolaikirche. E. A. Seemann, Leipzig 1991. ISBN 3-363-00485-0.
  • Ernst Badstübner: Nikolaikirche – Nikolaiviertel – Berlin. Schnell & Steiner, Regensburg 1999. ISBN 3-7954-6173-8.
  • Matthias Barth: Romanik und Gotik in Brandenburg und Berlin – Architektur und Baudekor des Mittelalters. Bergstadtverlag, Würzburg 2009.
  • A. Haupt: Die neue Orgel der St. Nicolai-Kirche in Berlin. In: Caecilia, Band 26 (1847), Heft 103, S. 143–149 (digizeitschriften.de).
  • Märkisches Museum Berlin (Hrsg.): Grabmalskunst aus vier Jahrhunderten. Epitaphien und Grabdenkmäler in der Nikolaikirche zu Berlin. Katalog der Sepulkralplastik. Bearbeitet von Knut Brehm in Zusammenarbeit von Donata Kleber, Hans-Joachim Veigel und Uwe Winkler. Märkisches Museum und Argon Verlag, Berlin 1994, ISBN 3-87024-270-1.
  • Berlin. Sakrale Orte. Grebennikov Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-941784-09-3.
  • Albrecht Henkys: Die Berliner Nikolaikirche. Gotteshaus – Denkmal – Museum. Verlag M, Berlin 2010, ISBN 978-3-9812257-6-1.
  • Gustav Leh: Die St.-Nikolai-Kirche zu Berlin und die Geschichte der Berlinischen Propstei. Hrsg. im Auftrag des Gemeindekirchenrates von St. Nikolai u. St. Marien, Berlin. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1961, 103 S., 43 Abb., DNB 452747805

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Nikolaikirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eva Börsch-Supan, Helmut Börsch-Supan, Günther Kühne, Hella Reelfs: Kunstführer Berlin. 14. Auflage, Philipp Reclam jr., Stuttgart 1991, ISBN 3-15-010366-5, S. 37 f.
  2. Horst Ulrich, Uwe Prell, Ernst Luuk: Nikolaikirche. In: Berlin Handbuch. Das Lexikon der Bundeshauptstadt. FAB-Verlag, Berlin 1992, ISBN 3-927551-27-9, S. 886.
  3. Ernst Badstübner: Die Nikolaikirche in Berlin. Leipzig 1991.
  4. Dehio-Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Berlin. Deutscher Kunstverlag, Berlin / München 2000, S. 41 ff.
  5. Ernst Badstübner: Die Nikolaikirche in Berlin. Leipzig 1991, S. 4.
  6. Ernst Badstübner: Berlin und Königsberg in der Neumark. Stationen des Heinrich Brunsberg? In: Ernst Badstübner, Dirk Schumann (Hrsg.): Hallenumgangschöre in der Mark Brandenburg. Berlin 2000.
  7. Dirk Schumann: Zur mittelalterlichen Baugeschichte der Berliner Nikolaikirche. In: Tobias Kunz, Dirk Schumann (Hrsg.): Werk und Rezeption. Berlin 2011.
  8. Zum Vorbild Spandau: Ulrike Gentz: Der Hallenumgangschor in der städtischen Backsteinarchitektur Mitteleuropas 1350–1500. Eine kunstgeographisch vergleichende Studie. Lukas Verlag, 2003, ISBN 978-3-931836-75-7, S. 103–116 (Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Albrecht Henkys: Die Berliner Nikolaikirche. Gotteshaus – Denkmal – Museum. Verlag M, Berlin 2010, S. 23.
  10. Mario Müller: Dietrich von Stechow, Bischof von Brandenburg 1459–1472. Regesten zur Vita und vom Episkopat. In: Sascha Bütow, Peter Riedel, Uwe Tersp (Hrsg.): Das Mittelalter endet gestern. (Beiträge zur Landes-, Kultur- und Ordensgeschichte. Heinz-Dieter Heimann zum 65. Geburtstag.) Lukas Verlag, ISBN 978-3-86732-188-4. S. 101.
  11. Albrecht Henkys: Die Berliner Nikolaikirche. Gotteshaus – Denkmal – Museum. Verlag M, Berlin 2010, S. 28.
  12. Dirk Schumann: Zur mittelalterlichen Baugeschichte der Berliner Nikolaikirche. In: Tobias Kunz, Dirk Schumann (Hrsg.): Werk und Rezeption. Berlin 2011.
  13. Albrecht Henkys: Die Berliner Nikolaikirche. Gotteshaus – Denkmal – Museum. Verlag M, Berlin 2010, S. 55.
  14. Svea Janzen: Die Debatte um den Turmneubau der Berliner Nikolaikirche 1876–1877. In: Anwesenheitsnotiz, 5/2013, S. 71–94, abgerufen am 25. August 2015.
  15. a b c d e f g h i Horst Ulrich, Uwe Prell, Ernst Luuk: Nikolaikirche. In: Berlin Handbuch. Das Lexikon der Bundeshauptstadt. FAB-Verlag, Berlin 1992, ISBN 3-927551-27-9, S. 887
  16. 30. Oktober. In: Jahreskalender 1817. Luisenstädtischer Bildungsverein
  17. Ergänzende Informationen zur Instandsetzung der Nikolaikirche. (PDF; 34 kB) Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, 19. März 2010
  18. Jürgen Boeckh: Alt-Berliner Kirchen. Von St. Nicolai bis „Jerusalem“, Berlin 1975, S. 26
  19. Götz Eckardt (Hrsg.): Schicksale deutscher Baudenkmale im zweiten Weltkrieg. Eine Dokumentation der Schäden und Totalverluste auf dem Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik. Band 1. Berlin – Hauptstadt der DDR, Bezirke Rostock, Schwerin, Neubrandenburg, Potsdam, Frankfurt/Oder, Cottbus, Magdeburg, Henschelverlag, Berlin 1980, S. 10 f., dort auch Angaben zum Verbleib des geborgenen Inventars
  20. Knut Brehm: Die Grabplastik der Nikolaikirche. In: Märkisches Museum Berlin (Hrsg.): Grabmalskunst aus vier Jahrhunderten (siehe Literaturliste), S. 8–10
  21. Zu den Abrissgefahren und Planungen siehe Benedikt Goebel: Der Umbau Alt-Berlins zum modernen Stadtzentrum. Planungs-, Bau- und Besitzgeschichte des historischen Berliner Stadtkerns im 19. und 20. Jahrhundert, Verlagshaus Braun, Berlin 2003, ISBN 3-935455-31-3, S. 297–303.
  22. Berlin. Sakrale Orte; S. 11
  23. Bodendenkmal: Nikolaikirche, Reste verschiedener Bauphasen, Friedhof
  24. Ein verschollener Schatz und schwebende Engel. In: Berliner Zeitung, 20. März 2010.
  25. Zukunftsstrategie für das Stadtmuseum Berlin. (PDF) S. 46–51; abgerufen 19. Dezember 2017.
  26. Lost Words. In: Stiftung Stadtmuseum Berlin. Abgerufen am 11. Juni 2018.
  27. Nikolai-Musik am Freitag. Abgerufen am 17. Januar 2023.
  28. a b Die Bau- und Kunstdenkmale der DDR, Berlin, I; Hrsg. Institut für Denkmalpflege im Henschelverlag, Berlin 1984; S. 61 ff
  29. Marcus Cante et al.: Berlin und seine Bauten. Band 6: Sakralbauten. Berlin 1997, S. 332 und 345 f.
  30. Heinz Knobloch: Neue Spitzen in Berlin (Reihe: Mit beiden Augen). In: Wochenpost Nr. 36/1982, S. 22
  31. Berthold Schwarz & Uwe Pape: 500 Jahre Orgeln in Berliner Evangelischen Kirchen. Pape Verlag, Berlin 1991, Bd. II, S. 452.
  32. Berthold Schwarz & Uwe Pape: 500 Jahre Orgeln in Berliner Evangelischen Kirchen. Pape Verlag, Berlin 1991, Bd. I, S. 56.
  33. Roland Eberlein (Hg.): Hermann Mund Sammlung Orgeldispositionen Heft B/F. (walcker-stiftung.de [PDF; abgerufen am 24. Februar 2024] Disposition Nr. 129).
  34. Roland Eberlein (Hg.): Hermann Mund Sammlung Orgeldispositionen Heft C. (walcker-stiftung.de [PDF; abgerufen am 24. Februar 2024] Disposition Nr. 335).
  35. Unter Lokales findet sich die Information zur Orgel in der Nikolaikirche im Jahr 1902. In: Königlich privilegierte Berlinische Zeitung, 15. September 1902 (rechte Spalte, ganz unten).
  36. Orgel Berlin Nikolaikirche. Jehmlich Orgelbau. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. Oktober 2007; abgerufen am 18. September 2014.
  37. vgl. die Abbildung in: Berthold Schwarz & Uwe Pape: 500 Jahre Orgeln in Berliner Evangelischen Kirchen. Pape Verlag, Berlin 1991, Bd. I, S. 189.