Nottleben

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Wappen Deutschlandkarte
Nottleben
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Nottleben hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 58′ N, 10° 51′ OKoordinaten: 50° 58′ N, 10° 51′ O
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Gotha
Verwaltungs­gemeinschaft: Nesseaue
Höhe: 290 m ü. NHN
Fläche: 8,57 km2
Einwohner: 429 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 50 Einwohner je km2
Postleitzahl: 99192
Vorwahl: 036208
Kfz-Kennzeichen: GTH
Gemeindeschlüssel: 16 0 67 052
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Dr.-Külz-Str. 4
99869 Friemar
Website: www.nottleben.com
Bürgermeister: René Sauerbier[2]
Lage der Gemeinde Nottleben im Landkreis Gotha
KarteBienstädtDachwigDöllstädtDrei GleichenEmlebenWaltershausenEschenbergenFriedrichrodaFriemarGeorgenthalGierstädtGothaGroßfahnerHörsel (Gemeinde)LuisenthalMolschlebenNesse-ApfelstädtNessetalNottlebenOhrdrufPferdingslebenSchwabhausenSonnebornBad TabarzTambach-DietharzTonnaTröchtelbornTüttlebenWaltershausenZimmernsupraThüringenErfurtIlm-KreisLandkreis Schmalkalden-MeiningenWartburgkreisEisenachUnstrut-Hainich-KreisLandkreis Sömmerda
Karte

Nottleben ist eine Gemeinde im thüringischen Landkreis Gotha. Sie gehört zur Verwaltungsgemeinschaft Nesseaue.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nottleben liegt an der Nesse, nordöstlich der Stadt Gotha und nördlich der Bundesstraße 7 bei Gamstädt. Das Dorf befindet sich in einem Ackerbaugebiet des Thüringer Beckens. Im Nordwesten des Ortes der mündet der Mollbach in die Nesse.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nottleben wurde im Jahr 1168 erstmals urkundlich erwähnt. Es hieß früher Notteleibin. Im ausgehenden 15. Jahrhundert wurde das „Erfurter Dorf“ Nottleben Sitz einer großen Vogtei des Erfurter Gebiets, zu der noch 12 weitere Dörfer gehörten. Der Ort entwickelte sich zu einem Bauerndorf mit teils sehr beachtlichen Höfen. Seit der Verwaltungsreform von 1706 gehörte er zum Amt Alach. 1802 kam Nottleben mit dem Erfurter Gebiet zu Preußen und zwischen 1807 und 1813 zum französischen Fürstentum Erfurt. Während der französischen Besetzung 1806 bis 1813 hatte Nottleben Requisitionen und Lieferungen im Wert von 18.600 Thalern zu zahlen. Der Schaden durch Plünderungen beim Rückzug der Napoleonischen Armee im Oktober 1813 wurde auf 23.000 Thaler geschätzt.

Mit dem Wiener Kongress kam der Ort mit dem Amt Alach wieder zu Preußen und wurde 1816 dem Landkreis Erfurt in der preußischen Provinz Sachsen angegliedert. 1887 hatte der Ort 560 Einwohner. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs erlebte er mit Erfurt eine erfreuliche Entwicklung. Von 1926 bis 1967 hatte Nottleben mit der Kleinbahn Erfurt–Nottleben einen Eisenbahnanschluss nach Erfurt. Im Zweiten Weltkrieg hatte Nottleben noch mehr Gefallene und Vermisste zu verzeichnen, als bereits im Krieg davor. Wieder mussten die Frauen und Kriegsgefangene die Arbeit der eingezogenen Männer übernehmen.

Am 9. April 1945 besetzten US-Truppen den Ort. Davor erfolgte Artillerie-Beschuss, durch den neun tote Zivilisten, darunter drei Kinder, zu beklagen waren. 12 bäuerliche Gehöfte wurden beschädigt oder zerstört. Der NS-Bürgermeister wurde festgenommen und in ein Lager verbracht. Der Ort hatte viele Heimatvertriebene aufzunehmen. Anfang Juli wurde Nottleben Teil der SBZ. Aus den Wahlen nach 1945 ging die LDPD als stärkste Partei hervor. Der von ihr 1946 gestellte Bürgermeister wurde 1947 abgesetzt, „da er mit der Entwicklung nicht Schritt halten konnte“. 1954 kam ein ortsfremder Bürgermeister aus der Aktion „Industriearbeiter aufs Land“. Im November 1945 wurde eine Bodenreformkommission gebildet, die 75 ha Land an 42 Arbeiter und landarme Bauern aufteilte. Es folgte 1953 die Gründung einer LPGRosa Luxemburg“, welche 1956 20 Mitglieder und 73 ha hatte. 1956 holte man den Turmknopf vom Kirchturm. 38 Ein- und Ausschusslöcher von 1945 mussten verlötet werden. Durch den Beschuss war ein Teil der Urkunden unleserlich geworden. Die meisten hier angeführten Informationen stammen aus dem Turmknopf, auch aus den 1956 neu hinterlegten Schriftstücke.[3] Nottleben verlor später seine Pfarrei, die Kirche verfiel.

Im Rahmen des Dorferneuerungsprogramms in Thüringen nach der Wiedervereinigung wurde ab 2003 der Dorfplatz („Karl-Marx-Platz“) als Zentrum des Ortes erneuert, das Backhaus zum Bürgerhaus umgestaltet und die Dorfschenke saniert. Viele Häuser büßten unter Dämmplatten ihre Fachwerkfassaden ein.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entwicklung der Einwohnerzahl (31. Dezember):

  • 1994 – 468
  • 1995 – 457
  • 1996 – 459
  • 1997 – 461
  • 1998 – 458
  • 1999 – 465
  • 2000 – 466
  • 2001 – 458
  • 2002 – 456
  • 2003 – 465
  • 2004 – 455
  • 2005 – 447
  • 2006 – 450
  • 2007 – 446
  • 2008 – 438
  • 2009 – 437
  • 2010 – 437
  • 2011 – 436
  • 2012 – 444
  • 2013 – 439
  • 2014 – 443
  • 2015 – 414
  • 2016 – 417
  • 2017 – 420
  • 2018 – 415
  • 2019 – 417
  • 2020 – 423
  • 2021 – 422
  • 2022 – 429
Datenquelle: Thüringer Landesamt für Statistik

Söhne und Töchter der Gemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Peter-und-Paul-Kirche (2010)
Der Nottlebener Altar
Wiederaufgebautes Kirchenschiff (2019)
Fachwerkscheune (2010)

Die Peter-und-Paul-Kirche entstand im Wesentlichen zwischen 1427 und 1493, ein Umbau erfolgte im Jahr 1521. Der Turm ist fünfgeschossig, mit Gliederung durch Gesimse, hat eine umlaufende Galeriebrüstung mit Wasserspeiern an den Ecken und einen schlanken, verschieferten Turmhelm. Das Kirchenschiff hatte einen dreiseitigen Chorschluss und kielbogige Portale an Nord- und Südseite. Zur DDR-Zeit verfiel die Kirche, das Wahrzeichen von Nottleben. Das Dach des Kirchenschiffs wies seit Anfang der 1970er Jahre Lücken auf, im Laufe der Jahre verfiel es, die Schieferziegel fielen herunter. Daher sollte schon der Friedhof gesperrt werden. Für die Neueindeckung des Dachs fehlten Handwerker und Material, trotz Bemühungen der Gemeinde bei staatlichen und kirchlichen Stellen. Nach Lauszat, der die Bauakte der Kirche studiert hat, gab es auch „schuldhafte Gründe“.[4] Die Ausstattung war dem Regen ausgesetzt. Die Orgel verrottete. Ein Flügelaltar und Figuren aus der Kirche wurden erhalten und zunächst in den Gemeindesaal des Pfarrhauses übernommen. Der kunstvoll geschnitzte mittelalterliche Altar wurde in den kirchlichen Werkstätten in Erfurt restauriert und, wie die dicke steinerne Platte für den Altartisch und die Kanzel, 1986 von der Kirche St. Pankratius in Hochstedt übernommen. Eine Pieta aus der Zeit um 1500 kam in das Erfurter Angermuseum. 1985 wurde das Dach des Kirchenschiffs abgetragen, nur die Außenmauern blieben stehen und wurden gesichert. An sich hatte das gesamte Kirchenschiff gesprengt werden sollen. Der Kirchturm allerdings erhielt 1983 ein neues Schieferdach. Er wurde 2008 gründlich saniert. Über eine Notleiter war er nach Anmeldung wieder begehbar, heute (2019) über eine Treppe vom Kirchenschiff aus.[5] Die drei gusseisernen Glocken von 1919 sind funktionstüchtig. Das historische Turmuhrwerk ist erhalten.

Ende 2019 zeigt sich das Kirchenschiff im Rahmen seines Wiederaufbaus mit sanierten Mauern, Fenstern und einem neuen Dach mit Gauben.[6]

Der ehemalige Bahnhof (1920er Jahre) der 1967 stillgelegten (normalspurigen) Kleinbahn Erfurt–Nottleben wurde nach Privatisierung des Gebäudes nach der „Wende“ zu einer ansprechenden Villa umgestaltet – leider dem Blick des Besuchers durch einen hohen Zaun entzogen –, auch der benachbarte frühere Lokschuppen ist erhalten und saniert.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Nottleben – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
  2. Thüringer Landesamt für Statistik: Wahlen in Thüringen, Bürgermeisterwahl 2022 in Thüringen, Nottleben. Abgerufen am 11. Juli 2022.
  3. „Nottleben 1887–1956“. Abschriften der Dokumente, welche sich im Turmknopf befinden. Hrsg. Winfried Axmann, 1956
  4. Hellmuth Lauszat: Die Kirche und ihre Kirchen. Erfurter Blätter, Nachrichten aus dem Evangelischen Kirchenkreis, Jahrgang 5, Nr. 3, 1995
  5. Wieland Fischer: Turm der Ruine gerettet. Thüringische Landeszeitung, 11. November 2008
  6. Lydia Werner: Eine halbe Million Euro für ein neues Dach. Aus der Ruine in Nottleben soll 2018 zunächst äußerlich wieder eine Kirche werden – Für die Innenausstattung braucht es noch Zeit und Geld. Thüringische Landeszeitung, S. 19, 23. Dezember 2017