Nußdorf am Inn

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Wappen Deutschlandkarte
Nußdorf am Inn
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Nußdorf a.Inn hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 47° 44′ N, 12° 9′ OKoordinaten: 47° 44′ N, 12° 9′ O
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Oberbayern
Landkreis: Rosenheim
Höhe: 465 m ü. NHN
Fläche: 28,56 km2
Einwohner: 2646 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 93 Einwohner je km2
Postleitzahl: 83131
Vorwahl: 08034
Kfz-Kennzeichen: RO, AIB, WS
Gemeindeschlüssel: 09 1 87 156
Gemeindegliederung: 26 Gemeindeteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Brannenburger Str.10
83131 Nußdorf a.Inn
Website: www.nussdorf.de
Erste Bürgermeisterin: Susanne Grandauer
Lage der Gemeinde Nußdorf a.Inn im Landkreis Rosenheim
KarteChiemsee (Gemeinde)Chiemsee (Gemeinde)ChiemseeÖsterreichLandkreis AltöttingLandkreis EbersbergLandkreis ErdingLandkreis MiesbachLandkreis MünchenLandkreis Mühldorf am InnLandkreis TraunsteinRosenheimRotter Forst-SüdRotter Forst-NordAlbachingAmerangAschau im ChiemgauBabenshamBad AiblingBad EndorfBad FeilnbachBernau am ChiemseeBrannenburgBreitbrunn am ChiemseeBruckmühlEdlingEggstättEiselfingFeldkirchen-WesterhamFlintsbach am InnFrasdorfGriesstättGroßkarolinenfeldGstadt am ChiemseeHalfingHöslwangKiefersfeldenKolbermoorNeubeuernNußdorf am InnOberaudorfPfaffing (Landkreis Rosenheim)Prien am ChiemseePruttingRamerbergRaublingRiederingRimstingRohrdorf (am Inn)Rott am InnSamerbergSchechenSchonstettSöchtenauSoyenStephanskirchenTuntenhausenVogtareuthWasserburg am Inn
Karte
Blick vom Kranzhorn auf Nußdorf

Nußdorf am Inn (amtlich: Nußdorf a.Inn) ist eine Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Rosenheim.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage und Verkehrsanbindung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Fremdenverkehrsort mit barocken Kirchen und ursprünglichen Bauernhäusern liegt im bayerischen Inntal zwischen Heuberg und Wendelstein an der Grenze zu Tirol. Die nächste Bahnstation befindet sich in Brannenburg. Von der Autobahn 93 (Rosenheim – Kiefersfelden) aus ist Nußdorf über die Autobahnausfahrt Brannenburg zu erreichen.

Nußdorf ist durch vier Buslinien an den Regionalverkehr Oberbayern angeschlossen. Durch die Linien 50, 52, 9490 und 9573 bestehen Verbindungen nach Rosenheim, Raubling, Brannenburg, Kufstein, Kiefersfelden, Oberaudorf, Flintsbach und Neubeuern.

Gemeindegliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt 26 Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[2][3]

Der Gemeindeteil Tiefenbach wurde im August 2015 aufgehoben.[4]

Nachbargemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neubeuern Samerberg
Brannenburg Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt
Flintsbach am Inn Erl
(Österreich)

Natur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Schutzgebiete berühren das Gemeindegebiet:

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Geschichte des Orts ist bis ins frühe Mittelalter zurückverfolgbar. 788/790 wird in der Notitia Arnonis eine ecclesia Nuzdorf,[5] die mit einer Liegenschaft (cum territorio) ausgestattet war, genannt. Durch eine Urkunde belegt ist, dass am 15. Mai 1097 Kaiser Heinrich IV. auf der Durchreise von Verona nach Regensburg in Nußdorf Station machte.[6][7] Das örtliche Adelsgeschlecht der Clammensteiner auf den Burgen Klammenstein und Ramsau wird hier ab dem 12. Jahrhundert in Urkunden erwähnt.[8] Der letzte Clammensteiner, Konrad III., vermachte 1402 sein Vermögen den beiden Nußdorfer Kirchen. 1950 übernahm die Gemeinde das Wappen dieser Adelsfamilie.

Wegen der Grenzlage an einem wichtigen Land- und Wasserweg wurde der Ort im Landshuter Erbfolgekrieg 1504, beim Kroaten-Einfall 1743 und während der Napoleonischen Kriege gebrandschatzt und geplündert. Der durch die Gebietsreform erzwungene Zusammenschluss der nach 1800 gegründeten politischen Gemeinde mit Neubeuern scheiterte am Widerstand der Nußdorfer Bürger. Seit dem 1. Januar 1980 ist Nußdorf am Inn wieder eine selbständige Gemeinde.[9]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Gemeinde von 2062 auf 2648, das heißt um 28,4 %.

Klima[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das in Nußdorf herrschende Mikroklima lässt sich durch seine Lage an einer Engstelle des Inntals sowie der Höhenlage von 486 Metern über dem Meeresspiegel erklären. Ebenfalls einen wichtigen Einfluss nimmt der „Erler Wind“, ein starker orographischer Fallwind, der in der Nacht einsetzt und meist am späten Vormittag gegen 11 Uhr in die entgegengesetzte Richtung also taleinwärts, wenn auch weniger stark, zurückfließt. Früher galt der Erler Wind als sicheres Barometer, da bei ausbleibendem Zurückfließen mit großer Wahrscheinlichkeit ein Ende des schönen Wetters zu erwarten war.

Der kontinentale Einfluss, der den südlichen Teil Deutschlands dominiert, ist auch in Nußdorf bemerkbar, wo durch die räumliche Nähe zu den Alpen kalte Winter mit Durchschnittstemperaturen zwischen −6 und +2 °C im Tagesverlauf vorherrschen. Circa die Hälfte des Niederschlags fällt in Form von Schnee, so dass der Boden im Winter meist von einer Schneedecke (zwischen 15 und 30 cm) bedeckt ist.

Im Sommer gleichen die Temperaturen denen in den übrigen Teilen Deutschlands, sie betragen durchschnittlich zwischen 13 °C am Morgen und 23 °C am Nachmittag. Aber der Sommer ist zugleich die niederschlagsreichste Zeit des Jahres. Mächtige Gewitterwolken, die gegen die Berghänge getrieben werden, entladen sich mit oft gewaltigen Regengüssen. So werden in den Monaten Juni und Juli oft Niederschlagswerte von bis zu 150 mm pro Monat erreicht, der Jahresdurchschnitt liegt bei ca. 1075 mm. Trotz dieser zahlreichen Gewitter, die meist am späten Nachmittag auftreten, scheint die Sonne durchschnittlich acht Stunden am Tag.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gemeinderat besteht aus dem Ersten Bürgermeister und 14 Gemeinderatsmitgliedern. Davon sind nach der Kommunalwahl 2020 sieben Mitglieder der CSU/FWG und sieben Mitglieder der Parteifreien Nußdorfer.[10]

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 2002 bis zu seinem Tod Mitte August 2021[11] war Josef Oberauer (CSU/FWG) Erster Bürgermeister.[12] Am 12. Dezember 2021 wurde Susanne Grandauer (CSU/FWG) zu seiner Nachfolgerin gewählt.[13]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen von Nußdorf am Inn
Wappen von Nußdorf am Inn
Blasonierung: „In Schwarz über blauen Wellen ein schräglinks absteigender silberner Mauergiebel.“[14]

Gemeindepartnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1975 besteht eine Partnerschaft mit der französischen Gemeinde Camblanes-et-Meynac. Diese wird durch gegenseitige Besuche sowie seit 2003 durch einen alljährlichen Jugendaustausch mit Leben erfüllt.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Pfarrkirche St. Vitus
  • Filialkirche St. Leonhard
  • Wallfahrtskirche Kirchwald
  • Kirche Heilig Kreuz an der Grenze zu Tirol am Fuß des Kranzhorns
  • Nußdorfer Mühlenweg, ortsgeschichtlicher Wanderweg mit 18 Stationen

Freizeitangebote[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Freibad Nußdorf am Inn
  • Sportanlagen Nußdorf am Inn
  • Wanderungen z. B. auf den Heuberg oder das Kranzhorn
  • Ausgangspunkt für Wintersportausflüge z. B. in die nahe gelegenen Skigebiete Sudelfeld oder Hocheck

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beim Wettbewerb Unser Dorf soll schöner werden wurde Nußdorf 2001 mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.[15]

Nußdorf erreichte beim europäischen floristischen Städte- und Gemeinden-Wettbewerb Entente Florale Europe des Jahres 2004 in der Kategorie „Dorf“ eine Goldmedaille.[16]

Kunst und Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Maler Peter Kalman (1877–1948) lebte und arbeitete zeitweise in Nußdorf.[17] Kunst + Werk, eine Vereinigung Nußdorfer Künstler, veranstaltet regelmäßig Ausstellungen und Kunstevents.[18] Darüber hinaus haben zahlreiche Künstler ihre Werkstätten und Ateliers im Gemeindebereich. Hierzu zählen zum Beispiel der Bildhauer Christian Staber sowie der Designer und Glaskünstler Florian Lechner.[19]

Im Zuge des Rathausumbaus[20] 2018/2019 wurde der Glaskünstler Florian Lechner mit der Fertigung des Nußdorfer Wappens aus Glas beauftragt, das als Ausdruck der Verankerung des kulturellen Lebens in der Gemeinde nun den neuen Sitzungssaal der Gemeinde ziert.[21]

2010 wurde das Projekt Kunstkanal 2010 im Rahmen der in Rosenheim stattfindenden Landesgartenschau realisiert. Kuratiert von Michaela Firmkäs und Marion Kuffner, wurden insgesamt 14 Werke namhafter Künstler aus der Region einen Sommer lang entlang dem Nußdorfer Mühlbach ausgestellt.[22] Die Gemeinde veranstaltet das Projekt Kunstkanal 2020 erneut.[23]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Nußdorf am Inn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Nußdorf am Inn – Reiseführer

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Gemeinde Nußdorf a.Inn in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 25. Mai 2021.
  3. Gemeinde Nußdorf a.Inn, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 22. Dezember 2021.
  4. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Bayern in Zahlen. Nr. 9 / 2015, S. 520.
  5. Friedrich Keinz (Hrsg.): Indiculus Arnonis und Breves Notitiae Salzburgenses, nach den bekannten und nach bisher unbenützten Handschriften neu herausgegeben und mit Erläuterungen versehen, E. A. Fleischmann’s Buchhandlung, München 1869, S. 22.
  6. Beda Franziskus Dudík: Mährens allgemeine Geschichte. Band II: Vom Jahre 906 bis zum Jahre 1125, Brünn 1863, S. 484.
  7. Joseph Ferdinand Damberger: Synchronistische Geschichte der Welt und der Kirche. Band 7, Regensburg 1854, S. 304.
  8. Sebastian Dachauer: Chronik von Brannenburg und den nächsten Orten der Umgebung. In: Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte, Band 4, München 1843, Heft 2, S. 260–270.
  9. Josef Dürnegger: Bayerisches Inntal vor 100 Jahren – Nußdorf einst und jetzt. Ein kulturgeschichtlicher Beitrag. Pflaum Verlag, München 1951 (234 Seiten). Faksimile-Nachdruck, ergänzt um einen 2. Teil von Renate Stein, Verlag H. Meißner-Druck, Oberaudorf 1987 (344 Seiten).
  10. OVB Online: Nußdorf am Inn: 77,3% für Sepp Oberauer ++ das ist der Gemeinderat. OVB Online, 16. März 2020, abgerufen am 6. August 2020.
  11. OVB online vom 18. August 2021: Zum Tod von Nußdorfs Bürgermeister Sepp Oberauer: „Ein ganzes Dorf in tiefer Trauer“, abgerufen am 18. August 2021
  12. CSU/FWG Nußdorf: Sepp Oberauer. Abgerufen am 6. August 2020.
  13. Samerberger Nachrichten, Anton Hötzelsperger: Susanne Grandauer neue Bürgermeisterin von Nußdorf am Inn. Abgerufen am 7. Februar 2022.
  14. Eintrag zum Wappen von Nußdorf am Inn in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
  15. Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“. Ergebnisse der Bundesentscheide von 1961 bis 2019. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (PDF), abgerufen am 18. Dezember 2022.
  16. Feriendorf, Wandern, Radfahren, Biken, Langlaufen, Skifahren, Schwimmbad, Tennis, Biergarten, Cafe. Abgerufen am 31. Oktober 2022.
  17. Peter Kalman in der Online-Sammlung des Lenbachhauses. Abgerufen am 24. November 2019.
  18. "Gesichter der Freude" in Oberbayerisches Volksblatt vom 28. Oktober 2019. Abgerufen am 5. Januar 2020.
  19. Webseite Chiemsee Alpenland. Abgerufen am 10. Oktober 2019.
  20. "Rathaus wird umgebaut". Abgerufen am 1. Dezember 2019.
  21. Nußdorfer Gemeindeanzeiger. Nr. 4-2019, S. 44 f.
  22. "Poesie am Mühlbach" in Oberbayerisches Volksblatt v. 8. Mai 2010. Abgerufen am 29. November 2019.
  23. "Große Ereignisse werfen bekanntlich ihre Schatten voraus" in OVB vom 30. Januar 2018. Abgerufen am 31. Januar 2019.