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Oberamt Ludwigsburg

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Karte der württembergischen Oberämter, Stand 1926
Ehemaliges Oberamtsgebäude, zuvor Landvogtei, seit Mai 2013 Zentrum MIK Museum Information Kunst

Das Oberamt Ludwigsburg war ein württembergischer Verwaltungsbezirk,[1] der 1758 aus dem 1718 geschaffenen Amt Ludwigsburg hervorging, 1934 in Kreis Ludwigsburg umbenannt und 1938 um Gemeinden der Kreise Besigheim, Marbach, Vaihingen und Waiblingen zum Landkreis Ludwigsburg vergrößert wurde.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oberamt Ludwigsburg, Gebietsstand 1813, mit den früheren Herrschafts- und Ämtergrenzen

Seit dem 14. Jahrhundert fungierten die Amtsstädte Grüningen und Marbach als wichtigste Zentren der nördlich an Stuttgart angrenzenden Region, bis das 1709 von Herzog Eberhard Ludwig auf Grüninger Amtsgebiet gegründete Ludwigsburg diese Rolle übernahm. Die junge Siedlung erhielt 1718 die Stadtrechte und wurde Sitz eines neu gebildeten Amts,[3] zu dessen Ausstattung die kleinen Ämter Asperg und Hoheneck aufgelöst und auch Teile der Ämter Cannstatt (Zuffenhausen, Kornwestheim) und Marbach (Neckarweihingen) herangezogen wurden. Das Amt Grüningen, zunächst zum Unteramt des neuen Amts Ludwigsburg degradiert, wurde 1722 zwar wiederhergestellt, jedoch ohne die „Amtsflecken“ Eglosheim, Pflugfelden und Oßweil, die beim Amt Ludwigsburg verblieben.[4]

Trotz heftigen Protests von Stadt und Amt Marbach wurden 1752 auch Poppenweiler und Benningen dem Amt Ludwigsburg zugeteilt. Bis 1806 blieben die Grenzen der Ämter, ab 1758 Oberämter, dann unverändert. Mit der Eingliederung von Rentkammer- bzw. Kammerschreibereigut in die weltlichen Ämter begann die Neuordnung. 1807 wurde das 1758 aus dem ehemaligen Amt Grüningen hervorgegangene Oberamt Gröningen aufgehoben und größtenteils dem Oberamt Ludwigsburg einverleibt, das außerdem Neckargröningen (vom Oberamt Waiblingen) hinzu erhielt. Die 1810 angeordnete Eingliederung der Orte Pleidelsheim und Murr (vom Oberamt Marbach) kam letztlich nicht zustande.

Der „alleruntertänigst treugehorsamste Magistrat der Stadt Gröningen“ setzte 1816 eine Petition an den neuen König Wilhelm auf, in der er die wirtschaftliche Not der degradierten Kommune eindrücklich darlegte und die Einrichtung eines neu zugeschnittenen Oberamts um die mit „dem Regentenhaus seit dem grauesten Altertum verbundene Stadt Gröningen“ vergeblich erflehte.[5]

Nachbarn des von 1818 bis 1924 dem Neckarkreis zugeordneten Oberamts Ludwigsburg waren nach der Neuordnung die Oberämter Besigheim, Marbach, Waiblingen, Cannstatt, Stuttgart-Amt, Leonberg und Vaihingen.

Ehemalige Herrschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1813, nach Abschluss der Gebietsreform, setzte sich der Bezirk aus Bestandteilen zusammen, die im Jahr 1800 zu folgenden Herrschaften gehört hatten:

Gemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerzahlen 1856[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Gemeinden waren 1856 dem Oberamt Ludwigsburg unterstellt:

Nr. frühere Gemeinde Einwohner
evang.
1856
kath.
 
israel.
heutige Gemeinde
1 Ludwigsburg 6459 344 77 Ludwigsburg
2 Aldingen 1136 2 112 Remseck am Neckar
3 Asperg 1890 37 Asperg
4 Beihingen am Neckar 841 8 Freiberg am Neckar
5 Benningen 1004 1 Benningen am Neckar
6 Bissingen an der Enz 1573 6 Bietigheim-Bissingen
7 Eglosheim 707 2 Ludwigsburg
8 Geisingen 676 Freiberg am Neckar
9 Heutingsheim 773 2 Freiberg am Neckar
10 Hoheneck 696 3 Ludwigsburg
11 Kornwestheim 1399 3 Kornwestheim
12 Markgröningen 3127 18 Markgröningen
13 Möglingen 1133 3 Möglingen
14 Neckargröningen 522 Remseck am Neckar
15 Neckarweihingen 1131 3 Ludwigsburg
16 Oßweil 1746 5 Ludwigsburg
17 Pflugfelden 326 Ludwigsburg
18 Poppenweiler 1291 10 Ludwigsburg
19 Schwieberdingen 1576 1 Schwieberdingen
20 Stammheim 767 8 Stuttgart
21 Thamm 1251 3 Tamm
22 Zuffenhausen 1999 3 Stuttgart
Summe 32.023 462 189  

Fläche 1856[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Oberamt hatte eine Fläche von insgesamt 54263 und 5/8 Morgen, was für den Schwäbischen Morgen mit 3152 m² einer Fläche von rund 17,104 km² entspricht.[6]

Änderungen im Gemeindebestand seit 1813[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinden und Markungen um 1860
Karte aus der Oberamtsbeschreibung von 1859

1875 erhielt Asperg das im 18. Jahrhundert verlorene Stadtrecht zurück.

1901 wurde Eglosheim nach Ludwigsburg eingemeindet.

1903 wurde Pflugfelden nach Ludwigsburg eingemeindet.

1907 erhielt Zuffenhausen das Stadtrecht.

1922 wurde Oßweil nach Ludwigsburg eingemeindet.

1926 wurde Hoheneck nach Ludwigsburg eingemeindet.

1931 wurde Zuffenhausen nach Stuttgart eingemeindet. Im selben Jahr erhielt Kornwestheim das Stadtrecht.

Amtsvorsteher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Oberamtmänner des Oberamts Ludwigsburg ab 1806:

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wolfram Angerbauer (Red.): Die Amtsvorsteher der Oberämter, Bezirksämter und Landratsämter in Baden-Württemberg 1810 bis 1972. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft der Kreisarchive beim Landkreistag Baden-Württemberg. Theiss, Stuttgart 1996, ISBN 3-8062-1213-9.
  • Ludwig Friedrich Heyd: Geschichte der vormaligen Oberamts-Stadt Markgröningen mit besonderer Rücksicht auf die allgemeine Geschichte Württembergs, größtenteils nach ungedruckten Quellen verfasst. Stuttgart 1829. Faksimileausgabe zum Heyd-Jubiläum, Markgröningen 1992.
  • Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 39). Karl Aue, Stuttgart 1859 (Volltext [Wikisource]).
  • Karl Eduard Paulus u. a.: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Hrsg.: Königlich Statistisch-Topographisches Bureau. Stuttgart 1859. Reprint: Bissinger, Magstadt, ISBN 3-7644-0038-2.

Das Oberamt Ludwigsburg in den Ludwigsburger Geschichtsblättern

  • Heubach: Volkstümliche Überlieferungen im Oberamtsbezirk Ludwigsburg. In: Ludwigsburger Geschichtsblätter, Heft 3 (1903), S. 29–52.
  • Oscar Paret: Die vor- und frühgeschichtliche Besiedlung des Oberamts Ludwigsburg. In: Ludwigsburger Geschichtsblätter, Heft 6 (1911), S. 3–33.
  • Heubach: Volkstümliche Überlieferungen im Oberamtsbezirk Ludwigsburg, 2. Teil. In: Ludwigsburger Geschichtsblätter, Heft 6 (1911), S. 51–75.
  • Eugen Schübelin: Die staatliche Entwicklung des Oberamtsbezirks Ludwigsburg. In: Ludwigsburger Geschichtsblätter, Heft 7 (1913), S. 14–35.
  • Wolfgang Schmierer: Zur Entstehungsgeschichte von Ludwigsburg. In: Ludwigsburger Geschichtsblätter, Heft 32 (1980), S. 79–94.
  • Thomas Schulz: Das Oberamt Ludwigsburg in den Jahren der Weimarer Republik. In: Ludwigsburger Geschichtsblätter, Heft 61 (2007), S. 121–153.
  • Thomas Schulz: Geordnete Hilfe statt Almosen. Zur Geschichte der Wandererfürsorge im Oberamt Ludwigsburg. In: Ludwigsburger Geschichtsblätter, Heft 74 (2020), S. 66–89.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Old maps of Landkreis Ludwigsburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Oberamt Ludwigsburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Auf beigefügter Karte # 30.
  2. Allgemeine Bemerkungen zu württembergischen Oberämtern siehe Oberamt (Württemberg).
  3. Wolfgang Schmierer: Zur Entstehungsgeschichte von Ludwigsburg. In: Ludwigsburger Geschichtsblätter, Band 32, 1980, S. 79ff.
  4. Ludwig Friedrich Heyd: Geschichte der vormaligen Oberamts-Stadt Markgröningen mit besonderer Rücksicht auf die allgemeine Geschichte Württembergs, größtenteils nach ungedruckten Quellen verfasst. Stuttgart 1829 (1992), S. 120–151.
  5. Die Petition für ein neues Oberamt zwischen Vaihingen an der Enz und Ludwigsburg findet sich bei Gerhard Liebler: Markgröningen – Kurzweilige Begegnungen mit der Stadt und ihrer Geschichte. Hrsg.: Arbeitskreis Geschichtsforschung und Denkmalpflege Markgröningen, Markgröningen 2011. S. 97 f.
  6. Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Stuttgart 1859. Tabelle II Flächenmaß