Oberleitungsbus Eberswalde

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Oberleitungsbus
Oberleitungsbus Eberswalde
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Linie 862 an der Haltestelle Am Markt
Basisinformationen
Staat Deutschland Deutschland
Stadt Eberswalde
Eröffnung 3. November 1940
Betreiber Barnimer Busgesellschaft
Verkehrs­verbund VBB
Infrastruktur
Streckenlänge etwa 17 km (37,2 km in einer einspurigen Messung)
Unterwerke 3
Stromsystem 600 V DC
Betriebshöfe 1
Betrieb
Linien 2
Netzplan
Netzplan
Netzplan
Streckenverlauf
Neue Straße
Clara-Zetkin-Weg
zum Betriebshof
Nordend
Dr.-Gillwald-Höhe
Rosengrund
Bahnstrecke Eberswalde–Frankfurt
Ackerstraße
Leibnizviertel / Robert-Koch-Straße
Finowkanal
Ostend
Karl-Bach-Straße / Sommerfelder Straße
Saarstraße
Freienwalder Straße
Gertraudenstraße / Am Friedhof
Schneiderstraße
Am Markt
Friedrich-Ebert-Straße
Karl-Marx-Platz
Grabowstraße
Hauptbahnhof
Bahnstrecke Berlin–Szczecin
Schöpfurter Straße
Werbelliner Straße / Westend-Kino
Boldtstraße
Schleife Boldtstraße
Kranbau / Sportzentrum Westend
Gemarkungsgrenze Eberswalde / Finow
Eisenspalterei
Wolfswinkel
Forsthaus
Schönholzer Straße / Kleiner Stern
Spechthausener Straße
Uckermarkstraße / Barnimer Heide
Zum Specht / Frankfurter Allee
Potsdamer Allee
Brandenburger Allee
Waldhäuschen

Der Oberleitungsbus Eberswalde, im Volksmund kurz Obus oder auch Strippenbus beziehungsweise Strippenexpress genannt, ist neben dem Oberleitungsbus Esslingen am Neckar und dem Oberleitungsbus Solingen eines von drei verbliebenen Oberleitungsbusnetzen in Deutschland. Der Obusverkehr in Eberswalde wurde am 3. November 1940 aufgenommen und ist damit der älteste deutsche Obusbetrieb. Auf einer Länge von 37,2 Kilometern (in einer einspurigen Messung) verkehren zwei Linien, Betreiber ist die Barnimer Busgesellschaft (BBG). Die Betriebslänge der Linien beträgt etwa 17 km. Als Vorläufer gilt die Gleislose Bahn Eberswalde, sie verkehrte kurzzeitig im Jahr 1901.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gleislose Bahn am Alsenplatz

Am 12. März 1901 wurde die sogenannte Gleislose Bahn vom Alsenplatz zum Bahnhof eröffnet, allerdings bereits im Juni gleichen Jahres wieder geschlossen. Die Technik dieses ersten regelmäßig betriebenen Obusses Deutschlands war noch nicht ausgereift.

Der heutige Obus ersetzte ab dem 3. November 1940 die Städtische Straßenbahn Eberswalde, die vom 1. September 1910 bis zum 2. November 1940 verkehrte. Die ersten zum Einsatz gekommenen fünf Obusse (Typ MPE 1) besaßen ein Fahrgestell der MAN AG in Nürnberg. Die Aufbauten waren von der Firma Schumann aus Werdau in Sachsen. Die elektrische Steuerung des 61-Kilowatt-Doppelkollektormotors erfolgte über einen Feinstufen-Fahrschalter mit Doppelhub-Betätigung. Die elektrische Anlage stammte von BBC. Die Oberleitung war auf Einstangensystem ausgelegt. Die Streckenlänge betrug 6,1 Kilometer, die Linienlänge 5,1 Kilometer.

Durch einen Luftangriff wurde am 25. April 1945 die Fahrleitungsanlage heruntergerissen, das Depot brannte ab, dabei wurden acht Obusse vollständig zerstört, die beiden anderen konnten wieder aufgearbeitet werden. Ab 17. August 1945 konnte die erste Linie wieder in Betrieb genommen werden.

1951 wurde das Einstangensystem auf Zweistangensystem umgerüstet. 1971 wurde der Obus-Betrieb in das Kombinat Kraftverkehr Frankfurt (Oder) eingegliedert.

Von 1942 bis 1985 verkehrten die Obusse in Eberswalde in Zeiten starken Fahrgastandrangs mit Anhängern. Eberswalde war damit der letzte deutsche Obus-Betrieb, der regulären Linienbetrieb mit Anhängern durchführte. In den letzten Jahren war dazu eine Sondergenehmigung erforderlich, da die Personenbeförderung in Anhängern in der DDR seit 1978 nicht mehr gestattet war. 1975 kamen drei Škoda 9Tr vom eingestellten Oberleitungsbus Dresden nach Eberswalde. 1980 war der Obusbetrieb zur Stilllegung vorgesehen, wegen der steigenden Erdölpreise blieb er aber bestehen. 1985 wurde zusätzlich das Gleichrichterunterwerk Ost in Betrieb genommen. Am 28. Juni wurde der Betrieb in die Speditions- und Verkehrsgesellschaft mbH Eberswalde-Finow ausgegliedert, 1992 wurde der Verkehrsbetrieb als Barnimer Busgesellschaft selbstständig. Ab 1. Juli 1993 verkehrten 15 Niederflur-Obusse des Typs NGE 152 von Gräf & Stift.

Die Obusse fahren auf zwei Linien zwischen Nordend (Linie 861) und Ostend (Linie 862) zum Brandenburgischen Viertel und bewältigen den überwiegenden Teil des öffentlichen Personennahverkehrs in der Stadt. Die beiden Linien haben eine Gesamtlänge von 37,2 Kilometern. Die 15 Obusse legten pro Jahr 870.500 Kilometer zurück und beförderten dabei 4,2 Millionen Fahrgäste.

Zehn Ikarus-Gelenkwagen gelangten nach ihrer Ausmusterung 1995 zum Oberleitungsbus Timișoara in Rumänien,[1] wo ein Teil von ihnen noch bis 2008 im Einsatz war.

Ab dem 6. November 2010 wurde die erste Eberswalder Niederflur-Obusgeneration durch zwölf Solaris Trollino 18 AC ersetzt,[2] das letzte Fahrzeug wurde am 4. Juli 2012 in Betrieb genommen. Die Wagen verfügen noch über einen Diesel-Hilfsantrieb, nur der zuletzt abgelieferte besitzt alternativ einen Batteriehilfsantrieb. Der Batteriehilfsantrieb war erfolgreich, sodass er bei den anderen elf Bussen nachgerüstet wurde.

2023 wurden zwei Trollino 18 mit überarbeiteter Front ausgeliefert, die bereits ab Werk mit Traktionsbatterien ausgerüstet sind.[3]

Streckeneröffnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 22. März 1901: Alsenplatz (heute Karl-Marx-Platz) – Bahnhof (nach drei Monaten stillgelegt)
  • 03. November 1940: Ostend – Westend, mit Abzweig Saarstraße – Artilleriekaserne
  • 05. April 1953: Zentrum – Nordend
  • 07. Oktober 1973: Straße der Jugend – Poratzstraße
  • 06. November 1987: Westend – Wohngebiet „Max Reimann“ (heute Brandenburgisches Viertel)
  • 02. Juli 1990: Ecke Spechthausener Straße/Leninstraße (heute Eberswalder Straße) – Kleiner Stern
  • 01. Juli 1993: Brandenburgisches Viertel – Kleiner Stern

Obustypen in Eberswalde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Linienbetrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1940–1957: MPE 1 mit Fahrgestell von MAN und Aufbauten von Schumann, Betriebsnummern 1–10
  • 1941–1961: Henschel / Kässbohrer KEO I (Kriegseinheitsobus Normgröße I, MPE 1-Fahrgestell mit Elektroausrüstung der Siemens-Schuckertwerke), Betriebsnummern 2–5
  • 1951–1968: LOWA W 600 vom VEB Waggonbau Werdau, Betriebsnummern 6–8
  • 1953–1959: LOWA W 602a von LOWA Werdau und LOWA Ammendorf (1959 nach Berlin abgegeben), Betriebsnummer 9 und 4
  • 1958–1984: Škoda 8Tr (Škoda Ostrov nad Ohří/ČSSR), Betriebsnummern 4 und 9–12, 20
  • 1962–1988: Škoda 9Tr (Škoda Ostrov/ČSSR), Betriebsnummern 1, 3; 13–19, 22–32
  • 1984–1990: Škoda 14Tr (Škoda Ostrov/ČSSR), Betriebsnummern 1–3
  • 1985–2000: Ikarus 280.93 mit Elektroausrüstung von Ganz, Betriebsnummern 4–20
  • 1992–1995: ÖAF Gräf & Stift GE 110 M16 mit Elektroausrüstung der Firma Kiepe, Betriebsnummer 26
  • 1992–1995: ÖAF Gräf & Stift GE 110/54/57/A, Betriebsnummern 27 und 28
  • 1993–2012: ÖAF Gräf & Stift NGE 152 M17 (erster Niederflur-Obus in Deutschland, 2011/12 an den Oberleitungsbus Budapest abgegeben), Betriebsnummern 29–37, 39
  • 1994–2012: ÖAF Gräf & Stift NGE 152 M18, Betriebsnummern 38 und 40
  • seit 2010: Solaris Trollino 18AC, Betriebsnummern 51–61 und 63
  • seit 2023: 2 Solaris Trollino 18 In-Motion-Charger

Von 1942 bis 1985 verkehrten die Obusse in Eberswalde in Zeiten starken Fahrgastandrangs mit Anhängern der Firmen Gottfried Lindner / Ammendorf (eigener Typ Lindner), Schumann (Kriegstyp KEO), vom Mähdrescherwerk Weimar, Waggonbau Bautzen und LOWA (Typen W 700 und W 701). Die Anhänger wurden mit römischen Zahlen (I–XVIII) bezeichnet.

Testbetrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Solaris Trollino 18 aus Salzburg im Testeinsatz, Januar 2010
  • 1989: Škoda 15Tr (Škoda Ostrov/ČSSR – Testbetrieb für fünf Monate)
  • 1990: Mercedes-Benz O 405 GTD (Duo-Bus, am 11. Juni und vom 2. bis 5. November)
  • 2006: Solaris/DPO/Cegelec 15AC (30. August bis 7. September)
  • 2010: Solaris Trollino 18 aus Salzburg

Traditionsfahrzeuge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • seit 1995: Škoda 14Tr, Baujahr 1983
  • seit 1996: Škoda 9Tr, Baujahr 1969, Wiederinbetriebnahme 1999
  • seit 1996: Gaubschat/AEG HS 56, Nr. 488, Baujahr 1957 – stammt vom Netz Steglitz der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG)[4]
  • Daimler-Benz/Schumann/SSW SSW-DB 45/47, Nr. 1224, Baujahr 1945/Umbau 1947 – stammt vom Netz Steglitz der BVG
  • Henschel/Kässbohrer KEO II
  • seit 2015: Ikarus 280.94, Baujahr 1986, übernommen aus Budapest

Zwei Škoda-Obusse sind betriebsfähig und zugelassen. Nur der 9Tr war in Eberswalde im Linieneinsatz (1969–1988).

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ronald Krüger, Ulrich Pofahl, Mattis Schindler: Stadtverkehr Eberswalde. „Gleislose Bahn“ – Straßenbahn – Obus. GVE, Berlin 2000, ISBN 3-89218-058-X.
  • Mattis Schindler: Berlin – Brandenburg – Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein – Hamburg – Bremen – Niedersachsen, Sachsen-Anhalt – Thüringen – Sachsen, Frühere deutsche Ostgebiete. In: Ludger Kenning (Hrsg.): Obusse in Deutschland. Band 1. Kenning, Nordhorn 2009, ISBN 978-3-933613-34-9.
  • Felix Förster: Zukunft dank Duo-Lösungen. Obusse in Deutschland heute und in Zukunft. In: Straßenbahn Magazin 03/2019, GeraMond, S. 28–31.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Oberleitungsbus Eberswalde – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Straßenbahnatlas 2004 Rumänien, Seiten 109 und 124
  2. Die neuen O-Busse: Solaris Trollino 18 stellt sich vor. (Memento vom 18. September 2010 im Internet Archive), Barnimer Busgesellschaft
  3. Christian Marquordt: Zwei Solaris Trollino 18 Batterie-Trolleybusse für Eberswalde und 50 E-Busse für Berlin. In: Urban Transport Magazine. Abgerufen am 1. Januar 2024.
  4. 2.2.1.3. Historische Obusse. Abgerufen am 1. März 2023.