Oldboy (2003)

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Film
Titel Oldboy
Originaltitel 올드보이
Produktionsland Südkorea
Originalsprache Koreanisch
Erscheinungsjahr 2003
Länge 120 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Park Chan-wook
Drehbuch Hwang Jo-yoon
Park Chan-wook
Produktion Kim Dong-joo
Musik Cho Young-wuk
Kamera Chung Chung-hoon
Schnitt Kim Sang-beom
Besetzung
Chronologie

Oldboy ist ein im Jahr 2003 erschienener südkoreanischer Film des Regisseurs Park Chan-wook. Die Geschichte basiert lose auf dem Manga Old Boy von Garon Tsuchiya und Nobuaki Minegishi. Der Film ist nach Sympathy for Mr. Vengeance und vor Lady Vengeance der zweite Teil einer Rache-Trilogie.

2004 erhielt er beim Filmfestival in Cannes den Großen Preis der Jury und gilt als einer der einflussreichsten Filme des zeitgenössischen südkoreanischen Kinos.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oh Dae-su ist Geschäftsmann, jedoch kein besonders guter Familienvater. Als er am Abend des vierten Geburtstags seiner Tochter sturzbetrunken von einer Polizeistation abgeholt werden muss, wird er von Unbekannten entführt und für 15 Jahre in ein Zimmer gesperrt. Sein einziger Kontakt nach draußen ist der Fernseher. Über eine Nachrichtensendung erfährt er, dass seine Frau kaltblütig ermordet wurde und er für den Mord verantwortlich sein soll.

Um in der Isolation seinen Verstand zu behalten, fängt Oh Dae-su an, ein Tagebuch zu führen und erstellt eine Liste von Menschen, die ihn derart hassen könnten, dass sie bereit wären, ihn auf diese Art zu bestrafen. Seine Wut kanalisiert er in hartes Training, das unter anderem darin besteht, mit seinen Fäusten gegen die Wand zu schlagen, bis eine dicke Hornhaut seine Gelenke umgibt.

Als er bei seinem Essen, das stets aus Teigtaschen besteht, ein drittes Essstäbchen aus Metall findet, das ihm scheinbar versehentlich hingelegt wurde, beginnt er, damit den Mörtel der Wand zu entfernen und sich mühsam seinen Weg in die Freiheit zu kratzen. Aber gerade, als er das erste Mal seine Hand an die frische Luft halten kann, wird er betäubt und erwacht unweit des Ortes, an dem er entführt wurde. Er testet seine Kampffähigkeit an einer Gruppe junger Schläger. Über einen Bettler lassen ihm seine Entführer ein Mobiltelefon, einen neuen Anzug, ein Portemonnaie voller Geld und seine Tagebücher zukommen.

Dae-su besucht eine Sushi-Bar, die einer jungen Frau namens Mi-do gehört und die ihn aus Mitleid bei sich aufnimmt. Beide fühlen sich zueinander hingezogen. Er forscht nach seiner Tochter, doch als er erfährt, dass sie von einem schwedischen Ehepaar adoptiert sein soll, gibt er die Suche auf.

Er versucht, den Ort seiner Gefangenschaft zu finden. Da er sich genau an den Geschmack der Teigtaschen aus seinem Gefängnis erinnern kann, besucht er zahlreiche Restaurants, um deren Teigtaschen zu probieren. Schließlich findet er ein abgelegenes Restaurant, in dem ebendiese Teigtaschen zubereitet werden. Er verfolgt den Boten des Restaurants und gelangt so zu einem Privatgefängnis, in dem man gegen Geld andere Personen gefangen halten lassen kann. Dort überwältigt er einen Aufseher und foltert ihn, indem er ihm fünfzehn Zähne einzeln ausreißt – für jedes Jahr seiner Gefangenschaft einen. Der Aufseher weiß nicht, wer die Haft veranlasst hat, doch als Grund gibt er „Dae-su redet zuviel“ an.

Zu Dae-sus Überraschung kontaktiert ihn tags darauf der wohlhabende Lee Woo-jin, der ihm eröffnet, für seine Inhaftierung verantwortlich zu sein. Er fordert Dae-su auf, innerhalb von fünf Tagen den Grund für diese Bestrafung zu finden, andernfalls werde Mi-do sterben. Sollte er aber erfolgreich sein, werde Woo-jin sich selbst töten. Abends sieht Mi-do sich für Dae-su bereit und lässt sich von ihm entjungfern.

Mit Mi-dos Hilfe folgt Dae-su einer Spur, die ihn zu seiner alten Schule führt, die er zusammen mit Woo-jin besucht hat. Hier erinnert sich Dae-su an einen Skandal, den er damals ausgelöst hat – er beobachtete zufällig Woo-jin und dessen Schwester beim Liebesspiel und erzählte es weiter. Nachdem er umgezogen war, entstand das falsche Gerücht, Woo-jin habe seine eigene Schwester geschwängert, woraufhin Woo-jins Schwester Suizid beging.

Mit diesen Informationen sucht Dae-su Woo-jin auf. Da er überzeugt ist, den Grund seiner Haft herausgefunden zu haben, müsse sich Woo-jin an die Abmachung halten und sich selbst töten. Woo-jin jedoch eröffnet ihm, dass Mi-do Dae-sus Tochter ist, die Woo-jin damals nach Dae-sus Entführung adoptiert hat. Durch geschickte Manipulation und Hypnose gelang es Woo-jin, Vater und Tochter in eine inzestuöse Beziehung zu bringen, um Dae-su dieselben schlimmen Inzest-Erfahrungen machen zu lassen, wie er sie selbst damals durchleben musste.

Dae-su ist am Boden zerstört und fleht Woo-jin um Vergebung an und darum, Mi-do nicht über die wahren Beziehungsverhältnisse aufzuklären. Um nicht mehr „zu viel zu reden“, schneidet er sich selbst die Zunge ab. Woo-jin lässt ihn in diesem Zustand zurück. Da er nun seine Schwester gerächt hat und damit das einzige Ziel seines Lebens erreicht ist, begeht er Suizid.

Im Epilog lässt sich Dae-su in einer winterlichen Landschaft hypnotisieren, um seine Vergangenheit zu vergessen. Dabei spaltet sich seine Persönlichkeit in ein „Monster“, das sich an alles erinnern kann, und den „normalen“ Dae-su. Das Monster wendet sich in der Hypnose von ihm ab und verschwindet. Nach dieser Sitzung findet ihn Mi-do. Sie sagt ihm, dass sie ihn liebe. Dae-Su lacht, doch sein Lachen wechselt in eine schmerzverzerrte Grimasse.

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bei der ersten Begegnung zwischen Dae-su und Mi-do in der Sushi-Bar verspeist Choi Min-sik als Dae-su einen lebenden Oktopus. Laut Regisseur mussten vier der Tiere ihr Leben dafür lassen. Diese gelten in Korea als Delikatesse, werden aber geschnitten serviert. Als der Film den Preis von Cannes gewann, dankte Park Chan-wook neben den Darstellern auch den Kraken.[2] Choi Min-sik ist Vegetarier.[3]
  • Die Winterlandschaft des Epilogs wurde in Neuseeland gedreht.[4]
  • Die Filmmusik enthält den ersten Satz des Violinkonzerts Der Winter aus Die vier Jahreszeiten, komponiert von Antonio Vivaldi (1725). Die Musik untermalt unter anderem die Folterszene und soll dem Zuschauer den Ekel nehmen, indem ein Kontrast der Bilder und der Musik geschaffen wird.
  • Dae-sus Darsteller Choi Min-sik improvisierte einen Großteil seines Dialoges bei der Konfrontation mit Woo-jin, auch seine alte Schulhymne.
  • Computergenerierte visuelle Effekte kamen unter anderem bei den Ameisen, die aus Dae-sus Arm kommen, und bei denen, die anschließend über Dae-su krabbeln sowie bei der Korridor-Kampfszene – als ein Messer in Dae-sus Rücken steckt – zum Einsatz.[2]
  • Unter dem Titel Zinda erschien 2005 ein indischer Film, dem Plagiat des Films Oldboy vorgeworfen wird.
  • 2013 entstand ein US-amerikanisches Remake desselben Titels unter der Regie von Spike Lee. In tragenden Rollen sind u. a. Josh Brolin, Elizabeth Olsen und Samuel L. Jackson zu sehen. Im Gegensatz zum Original stieß der Film auf größtenteils mäßige Kritiken und entwickelte sich zum Flop an den Kinokassen.[5][6]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oldboy hatte in Südkorea 3,27 Millionen Kinobesucher.[7]

Der Film wurde größtenteils von der Kritik gefeiert. Auf Rotten Tomatoes sind 124 von insgesamt 151 Rezensionen positiv, was einer Wertung von 82 % entspricht. Zusammenfassend wird der Film auf der Webseite als „eigenartiges, gewaltiges Rachemärchen“ beschrieben.[8] Bei Metacritic erreicht Oldboy eine Wertung von 77/100, basierend auf 32 Kritiken.[9]

„Ebenso brutaler wie komplexer Thriller, dessen Gewaltszenen von ausgesuchter Grausamkeit zeugen und die zusammen mit der stark komprimierten Handlung voller Brüche und Löcher dazu dienen, den Zuschauer auf allen Ebenen, vor allem auch emotional, zu manipulieren. Die zutiefst skeptische Meditation auf filmsprachlich hohem Niveau sinnt auf radikale Weise über Rache und Selbstmord als extreme Handlungsalternativen nach, kann insgesamt aber den Bannkreis des Fatalismus nicht durchbrechen.“

„Die unglaublich brutale, gleichwohl lyrische Manga-Adaption von Chan-wook Park ist Mittelteil einer virtuosen, komplexen Rachetrilogie, die 2002 mit ‚Sympathy for Mr. Vengeance‘ begann und 2005 mit ‚Lady Vengeance‘ endete. Dafür gab es den Großen Preis der Jury in Cannes. Fazit: Irrwitzige, absolut verstörende Gewalt-Oper.“

Oldboy ist ein Meilenstein, nicht nur des asiatischen Kinos, sondern des Kinos schlechthin. Man kommt aus dem Staunen nicht hinaus bei diesem Film. Park Chan-Wook spielt in einer Liga mit David Fincher, Takeshi Kitano oder Quentin Tarantino.“

„Lebendigeres Kino als ‚Oldboy‘ kann man nicht erleben. Und das bei einer völlig aberwitzigen, albtraumhaften Geschichte, die von Vergeltung, Seelenqualen, Selbstverstümmelung, Inzest, Suizid und Verdammnis handelt.“

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2016 belegte Oldboy bei einer Umfrage der BBC zu den 100 bedeutendsten Filmen des 21. Jahrhunderts den 30. Platz.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wikiquote: Oldboy – Zitate

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Freigabebescheinigung für Oldboy. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, August 2004 (PDF; Prüf­nummer: 99 135 K).
  2. a b Oldboy – Trivia
  3. Liam Mathews: The Truth About The Octopus-Eating Scene In Oldboy. In: Looper. 4. Januar 2021, abgerufen am 2. September 2021 (englisch).
  4. Oldboy – Drehorte
  5. Oldboy bei Rotten Tomatoes (englisch)
  6. Oldboy (2013) – Einspielergebnisse auf boxofficemojo.com
  7. 올드보이. In: Cine21. Abgerufen am 4. September 2016 (koreanisch).
  8. Oldboy. In: Rotten Tomatoes. Fandango, abgerufen am 22. Oktober 2021 (englisch).
  9. Oldboy. In: Metacritic. Abgerufen am 24. November 2022 (englisch).
  10. Oldboy. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.
  11. Oldboy. In: cinema. Abgerufen am 11. April 2022.
  12. a b Kritiken zu Oldboy auf 3l-homevideo.de