Olga Grjasnowa

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Olga Grjasnowa stellt auf dem Erlanger Poetenfest 2014 ihren Roman Die juristische Unschärfe einer Ehe vor
Olga Grjasnowa (2012)

Olga Grjasnowa (* 14. November 1984 in Baku, Aserbaidschanische SSR, UdSSR, russisch Ольга Олеговна Грязнова, Betonung: Ólga Olégowna Grjasnówa) ist eine deutsche Schriftstellerin. Seit März 2023 ist sie Professorin am Institut für Sprachkunst der Universität für angewandte Kunst Wien.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Olga Grjasnowa[Anm 1][2] wurde in Baku in einer russisch-jüdischen Familie geboren. Dort arbeitete der Vater als Rechtsanwalt und die Mutter als Musikerin. 1996 übersiedelte die Familie als jüdische Kontingentflüchtlinge nach Hessen, wo Grjasnowa mit elf Jahren Deutsch lernte und in Friedberg die Schule abschloss. Ab 2005 studierte sie zunächst Kunstgeschichte und Slawistik in Göttingen. Sie wechselte dann aber ans Deutsche Literaturinstitut Leipzig in den Studiengang „Literarisches Schreiben“, wo sie 2010 den Bachelor erwarb. Im Anschluss an Studienaufenthalte in Polen, Russland (Maxim-Gorki-Literaturinstitut) und Israel studierte Grjasnowa Tanzwissenschaft[3] an der Freien Universität Berlin.

Sie ist Mitglied des PEN-Zentrum Deutschland und des Goethe-Institutes.

Olga Grjasnowa lebt in Berlin und ist mit dem syrischstämmigen Schauspieler Ayham Majid Agha verheiratet. Mit ihm hat sie eine Tochter (* 2015)[4] und einen Sohn[5] (* 2017).

Literarischer Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grjasnowa war Teilnehmerin des „Klagenfurter Literaturkurses“ 2007. Im Jahr 2008 wurde sie Stipendiatin der Rosa-Luxemburg-Stiftung. 2010 besuchte sie die Jürgen-Ponto-Schreibwerkstatt. Im gleichen Jahr erhielt sie den Dramatikerpreis der „Wiener Wortstätten“ für ihr Debütstück Mitfühlende Deutsche. 2011 erhielt sie das Grenzgängerstipendium der Robert Bosch Stiftung, 2012 das Hermann Lenz Stipendium.

Ihr 2012 erschienenes Romandebüt Der Russe ist einer, der Birken liebt erregte auf Anhieb Aufsehen und wurde in verschiedenen Feuilletons gewürdigt.[6] 2014 erschien ihr Roman Die juristische Unschärfe einer Ehe, für den sie das Berliner Senatsstipendium Literatur bekam. Beide Romane wurden am Maxim-Gorki-Theater dramatisiert. 2016 war sie sieben Monate lang Stipendiatin der Kulturakademie Tarabya.[7] 2017 erschien Gott ist nicht schüchtern im Aufbau-Verlag und feierte 2020 die Premiere am Berliner Ensemble.[8] 2020 erschien ihr vierter Roman Der Verlorene Sohn[9], für den sie abermals das „Berliner Senatsstipendium Literatur und Grenzgängerstipendium der Robert Bosch Stiftung“ erhalten hatte. In der Kultursendung ttt – titel, thesen, temperamente hieß es: „Wie präzise und konsequent Olga Grjasnowa diese Geschichte erzählt, ist beeindruckend. Der verlorene Sohn – ein großartiger Roman, fesselnd und voller Weisheit.“[10]

Im Dezember 2022 wurde ihre Berufung als Professorin ans Institut für Sprachkunst der Universität für angewandte Kunst Wien ab dem 1. März 2023 bekanntgegeben.[11][12] Sie folgte Monika Rinck nach.[1]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hörbücher

Preise und Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2011: Grenzgänger-Stipendium der Robert-Bosch-Stiftung
  • 2012: Anna Seghers-Preis
  • 2012: Klaus-Michael Kühne-Preis[13]
  • 2012: Hermann-Lenz-Stipendium
  • 2013: Stadtschreiberin in Rio de Janeiro
  • 2014: Arbeitsstipendium für Schriftsteller der Kulturverwaltung des Berliner Senats[14]
  • 2014: Writer in Residence in Amsterdam, auf Einladung der Dutch Foundation for Literature
  • 2014:Aufenthaltsstipendium im Literaturhaus Lenzburg, Schweiz
  • 2015: Chamisso-Förderpreis
  • 2016: Aufenthaltsstipendium Kulturakademie Tarabya
  • 2018: Writer in Residence an der University of Oxford und der University of Warwick
  • 2019: Arbeitsstipendium für Schriftsteller der Kulturverwaltung des Berliner Senats und das Grenzgänger-Stipendium der Robert-Bosch-Stiftung

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christiane Steckenbiller: For a More Inclusive Language Practice: Rethinking Multilingualism through Olga Grjasnowa's work. In: German Studies Review. Bd. 46 (2023), Heft 2, S. 263–283.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Olga Grjasnowa ist kein jüdischer Name, da Juden in der Sowjetunion lieber unauffällige Namen vergaben, um Diskriminierung zu vermeiden.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Olga Grjasnowa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Michael Wurmitzer: Olga Grjasnowa, die Sprachkunst-Professorin, die lieber recherchiert als schreibt. In: DerStandard.at. 1. März 2023, abgerufen am 2. März 2023.
  2. Jüdisches Museum der Schweiz (Hrsg.): What's in a Name? 25 Jüdische Geschichten. Biel 2022, ISBN 978-3-907262-34-4.
  3. Im Gespräch mit Dirk Kruse auf dem Erlanger Poetenfest 2014 berichtete Grjasnowa, dass sie das Studium der Tanzwissenschaft inzwischen abgebrochen habe.
  4. Olga Grjasnowa schreibt Roman über syrische Flüchtlinge. (bz-berlin.de [abgerufen am 27. Oktober 2016]).
  5. Jochen Wegner und Christoph Amend: Interviewpodcast: Olga Grjasnowa, verstehen Sie die Russen? In: DIE ZEIT. 6. April 2022, abgerufen am 8. April 2022.
  6. Olga Grjasnowa: Der Russe ist einer, der Birken liebt. Roman. Abgerufen am 5. Juli 2020.
  7. Kulturakademie Tarabya: Kulturakademie Tarabya | Olga Grjasnowa. Abgerufen am 5. Oktober 2020.
  8. Gott ist nicht schüchtern | berliner-ensemble. Abgerufen am 5. Oktober 2020.
  9. Der verlorene Sohn. Abgerufen am 5. Oktober 2020.
  10. Video: Olga Grjasnowa im Porträt - ttt – titel, thesen, temperamente - ARD | Das Erste. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. Oktober 2020; abgerufen am 5. Oktober 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.daserste.de
  11. Wiener Angewandte beruft Olga Grjasnowa als Sprachkunst-Professorin. In: ots.at. 15. Dezember 2022, abgerufen am 15. Dezember 2022.
  12. Wiener Angewandte beruft Olga Grjasnowa als Sprachkunst-Professorin. In: science.apa.at. 15. Dezember 2022, abgerufen am 15. Dezember 2022.
  13. Hamburger Tagblatt vom 2. September 2012
  14. Arbeitsstipendien für Schriftstellerinnen und Schriftsteller 2014 vergeben. Berlin.de, 16. April 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Mai 2014; abgerufen am 26. April 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.berlin.de