Otto Heller (Schriftsteller)

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Otto Heller (* 14. Dezember 1897 in Brünn; † 24. März 1945 im KZ Ebensee) alias Raymond Brunet und Rudolf Kern war ein österreichischer Schriftsteller, Journalist und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heller war im Ersten Weltkrieg Frontoffizier und von 1919 bis 1920 Sekretär des österreichischen Reichsbildungsamtes im Volkswehrbataillon. 1921 war er Gründungsmitglied der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei (KPČ) in Reichenberg und von 1921 bis 1923 Redakteur beim Reichenberger Vorwärts. 1926 wurde er aus der ČSR ausgewiesen und zog nach Berlin. Dort schrieb er für die Zeitungen Welt am Abend, Berlin am Morgen sowie Die Rote Fahne und unterrichtete an der „Marxistischen Arbeiterschule“ (MASCH). In einer Publikation von 1931 erklärt er die Auflösung des Judentums im Sozialismus. Andere Bücher beschreiben den sozialistischen Aufbau in der Sowjetunion.

Exil

1933 emigrierte Heller via ČSR in die Schweiz und schrieb für die Internationale Pressekorrespondenz (Inprekorr). Zwischen 1934 und 1936 war er außenpolitischer Redakteur der Deutschen Zentral-Zeitung in Moskau, dem Organ der deutschen Sektion der Kommunistischen Internationale.

1936 zog er nach Paris.[1] Er hielt Kontakt zur 1938 exilierten KPÖ-Leitung, traf in der Emigrantenszene mit Margarete Schütte-Lihotzky[2] und Elisabeth Freundlich[3] zusammen und arbeitete im Spanienapparat der Komintern. Nach der Besetzung Frankreichs hielt er sich in Vichy-Frankreich auf, wurde im April 1941 verhaftet und in Montauban mit anderen österreichischen Widerstandskämpfern und -kämpferinnen wegen Hochverrats angeklagt. Die Stadt war aufgrund der Aktivitäten der AVÖS (Auslandsvertretung österreichischer Sozialisten) und durch Mithilfe Léon Blums ein österreichisches Exilzentrum.[4] Trotz Freispruchs wurde er in den Lagern Le Vernet und Les Milles interniert. Heller konnte flüchten und wurde von der Résistance als Dolmetscher bei der deutschen Wehrmacht eingeschleust.

Konzentrationslager

Heller wurde am 23. Dezember 1943 von der Gestapo verhaftet und danach ins KZ Auschwitz deportiert. Zusammen mit dem ungarischen Kommunisten Arpad Haasz verfasste er in der „Redaktionskommission“ einer kommunistischen Widerstandsgruppe um Bruno Baum Artikel, die ab Juni 1944 über Kurzwelle aus dem Lager und aus Krakau zweimal wöchentlich nach London gesendet wurden. Die Nachrichten prägten wesentlich das Auschwitzbild der Alliierten.[5]

Am 18. Januar 1945 wurde Heller im Rahmen der Evakuierung des KZ Auschwitz ins KZ Mauthausen überstellt und erhielt dort die Häftlingsnummer 119.829. Heller starb an Entkräftung im KZ-Außenlager Ebensee.

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sibirien: Ein anderes Amerika. Neuer Deutscher Verlag, Berlin 1930.
  • Der Untergang des Judentums: Die Judenfrage, ihre Kritik, ihre Lösung durch den Sozialismus. Verlag für Literatur und Politik, Wien, Berlin 1931. Digitalisat (2., durchges. und erw. Aufl. 1933)
    • Rezension dazu von Eva Reichmann-Jungmann: „Der Untergang des Judentums“, in Zs. „Der Morgen“, Bd. 8, Nr. 1, Berlin April 1932, S. 64–72 online[6]
  • Wladi Wostok: Der Kampf im Fernen Osten. Neuer Deutscher Verlag, Berlin 1932.
  • Das Geheimnis der Mandschurei. Hoym, Hamburg, Berlin 1932.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Heller, Otto. In: Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Band 11: Hein–Hirs. Hrsg. vom Archiv Bibliographia Judaica. Saur, München 2002, ISBN 3-598-22691-8, S. 60–65.
  • Heller, Otto. In: Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Band 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben. Saur, Mü+nchen 1980, S. 283.
  • Tom Navon: Radical Assimilation in the Face of the Holocaust. Otto Heller (1897–1945). Suny Press 2024, ISBN 978-1-43849591-0.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wikisource: Otto Heller (Schriftsteller) – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 13. Mai 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kfunigraz.ac.at
  2. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 25. November 2003 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dickinson.edu
  3. Freundlich, Elisabeth: The traveling years. – Riverside, Cal. : Ariadne Press, 1999
  4. Österreichs Emigranten in Montauban (TAZblog vom 15. Februar 2007)
  5. Baum, Bruno: Widerstand in Auschwitz. VVN-Verlag. 1949
  6. Zweimonatsschrift. Herausgeber Julius Goldstein; Redaktion: Max Dienemann, Margarete Goldstein, Eva Reichmann-Jungmann, Hans Bach. Die Zs. erschien von 1925 bis H. 4, 1938