Otto Landsberg

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Otto Landsberg

Otto Landsberg (* 4. Dezember 1869 in Rybnik, Oberschlesien; † 9. Dezember 1957 in Baarn, Niederlande) war ein deutscher Jurist und Politiker, seit 1890 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und 1919 bis 1920 Reichsjustizminister.

Erste Kabinettssitzung des Kabinetts Scheidemann am 13. Februar 1919 in Weimar. V.l.: Ulrich Rauscher, Pressechef der Reichsregierung, Robert Schmidt, Ernährung, Eugen Schiffer, Finanzen, Philipp Scheidemann, Reichskanzler, Otto Landsberg, Justiz, Rudolf Wissell, Wirtschaft, Gustav Bauer, Arbeit, Ulrich von Brockdorff-Rantzau, Auswärtiges, Eduard David ohne Portefeuille, Hugo Preuss, Inneres, Johannes Giesberts, Post, Johannes Bell, Kolonien, Georg Gothein, Schatz, Gustav Noske, Reichswehr

Leben und Beruf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Landsberg stammte aus einer jüdischen Familie.[1][2] Nach dem Abitur 1887 in Ostrowo in der Provinz Posen studierte Landsberg in Berlin Rechtswissenschaften. Nach dem ersten Staatsexamen 1890 war er als Gerichtsreferendar in Gostyn, Ostrowo und Posen tätig und legte 1895 das zweite Staatsexamen ab. 1895 ließ er sich als Rechtsanwalt in Magdeburg nieder, um sich 1903 mit dem ebenfalls der SPD nahestehenden Juristen jüdischer Herkunft, Dr.Emil Hammerschlag[3][4] zu einer Gemeinschaftspraxis[5] zusammen zu schliessen. Im Ersten Weltkrieg wurde Landsberg dem „rechten“ Flügel der SPD zugerechnet. Gleichzeitig sprach er sich aber gegen selbst in der Sozialdemokratie vorhandene Annexionswünsche in Bezug auf Belgien aus, die vor allem durch Eduard David vorgebracht wurden.[6] Nach der Novemberrevolution 1918 wurde er zusammen mit Paul Hirsch und Kurt Rosenfeld Volkskommissar der Übergangsregierung in Preußen.[1] Er gehörte der deutschen Delegation auf der Pariser Friedenskonferenz von 1919 an. Von 1920 bis 1923 war er Gesandter des Deutschen Reiches in Belgien. Anfang 1924 eröffnete er eine Anwaltskanzlei in Berlin. Er vertrat 1925 Friedrich Ebert im Münchner Gerichtsprozess um die „Dolchstoßlegende“ als Rechtsbeistand.

Nach der „Machtergreifung“ durch die Nationalsozialisten emigrierte er 1933 über die Tschechoslowakei und Belgien in die Niederlande. In den Niederlanden wurde Otto Landsberg im Zweiten Weltkrieg trotz seiner jüdischen und politischen Herkunft im hohen Alter verschont.[1] Landsberg lebte auch nach Ende des Krieges bis zu seinem Tode 1957 im Alter von 88 Jahren in der Provinz Utrecht.

Abgeordneter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Landsberg war von 1903 bis 1909 Stadtverordneter in Magdeburg. Eine Kandidatur bei der Reichstagswahl 1907 im Reichstagswahlkreis Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen war erfolglos. Bei der Reichstagswahl 1912 wurde er im Wahlkreis Magdeburg 4 in den Reichstag des Kaiserreiches gewählt (bis 1918). 1919/20 war er Mitglied der Weimarer Nationalversammlung. Von Dezember 1924 bis 1933 war er erneut Reichstagsabgeordneter für die SPD.

Öffentliche Ämter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Landsberg wurde 1918 Mitglied im Rat der Volksbeauftragten, wo er für Presse, Kunst und Literatur zuständig war. Im Rat sprach er sich für eine Auflösung Preußens und eine Neugliederung des Reiches aus, konnte sich damit jedoch nicht durchsetzen. 1919 war er zunächst Staatssekretär des Reichsjustizamtes, dann gehörte er dem Kabinett Scheidemann als Justizminister an.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c M. Zimmermann (1997). Die deutschen Juden 1914-1945, S. 25
  2. http://www.dhm.de/ausstellungen/holocaust/r1.htm
  3. Dr. Beatrixe Herlemann: Die Republikschutzorganisation „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“. In: https://www.spd-sachsen-anhalt.de. SPD-Landesverband Sachsen-Anhalt Historische Kommission, Oktober 2004, abgerufen am 4. Februar 2024 (d).
  4. Unerwünscht – Vertrieben – Emigriert. In: gedenkjahr-magdeburg.de. Arbeitskreis Gedenkjahr Pascal Begrich M.A. (V. i. S. d. P.) Dr. Maik Hattenhorst, 15. Januar 2016, abgerufen am 4. Februar 2024.
  5. Digitalisierte Ausgabe der Volksstimme Tageszeitung Ausgabe 275 vom 25.11.1903. In: Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung https://www.fes.de/bibliothek/. Abgerufen am 4. Februar 2024 (d).
  6. Susanne Miller/Erich Matthias (Bearb.): Das Kriegstagebuch des Reichstagsabgeordneten Eduard David 1914 bis 1918. (Quellen zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Im Auftr. der Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Reihe 1: Von der konstitutionellen Monarchie zur parlamentarischen Republik, Bd. 4). Düsseldorf 1966, S. 141

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Otto Landsberg. In: Franz Osterroth: Biographisches Lexikon des Sozialismus. Band 1. Verstorbene Persönlichkeiten. J. H. W. Dietz Nachf., Hannover 1960, S. 176 f.
  • Maria Keipert (Red.): Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. Herausgegeben vom Auswärtigen Amt, Historischer Dienst. Band 3: Gerhard Keiper, Martin Kröger: L–R. Schöningh, Paderborn u. a. 2008, ISBN 978-3-506-71842-6.
  • Martin Schumacher (Hrsg.): M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933–1945. Eine biographische Dokumentation. 3., erheblich erweiterte und überarbeitete Auflage. Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5183-1.
  • Hans-Ludwig Abmeier: Landsberg, Otto. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13, Duncker & Humblot, Berlin 1982, ISBN 3-428-00194-X, S. 514 f. (Digitalisat).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Otto Landsberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien