Otto Niedermoser

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Otto Niedermoser (* 5. Mai 1903 in Wien, Österreich-Ungarn; † 4. März 1976 ebenda) war ein österreichischer Szenenbildner (Bühnenbild, Filmarchitektur), Architekt und Hochschullehrer.

Ausbildung und Theaterarbeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Sohn des Tapezierermeisters Wilhelm Niedermoser besuchte von 1917 bis 1922 die Kunstgewerbeschule in seiner Heimatstadt Wien, wo ihn der Architekt Oskar Strnad und die Textilkünstlerin Rosalia Rothansl unterrichteten, und schloss seine Ausbildung 1928 an der Akademie der bildenden Künste Wien ab.[1] Studienreisen führten ihn nach Dalmatien, Italien, Deutschland, Frankreich und England. 1935 bis 1938 war er gemeinsam mit Ceno Kosak Leiter der Klasse „Allgemeine Formenlehre“ an der Akademie der bildenden Künste Wien.

Ab 1924 arbeitete Niedermoser als Bühnen- und Kostümbildner am Wiener Theater in der Josefstadt, später auch am Londoner St James’s Theatre, dem Deutschen Theater Berlin, sowie den Wiener Institutionen Burgtheater, Staatsoper, Volksoper, Volkstheater und Kammerspiele. Gastspielreisen führten ihn bis nach Salzburg (Festspiele) und New York, 1957 brachte ihn eine Studien- und Vortragsreise nach China.

Tätigkeit als Architekt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Haus in der Wiener Werkbundsiedlung, entworfen von Otto Niedermoser gemeinsam mit Karl Augustinus Bieber

Neben seiner intensiven Theatertätigkeit fand Otto Niedermoser auch die Zeit für die Arbeit jenseits der schönen Künste. So entwarf er auch in den Arbeitsbereichen Hochbau und Innenarchitektur: 1932 entstanden nach seinen Entwürfen zwei Reihenhäuser in der Wiener Werkbundsiedlung[2], 1941 gestaltete er das Theater der deutsch-besetzten lothringischen Hauptstadt Metz neu. Etwa zeitgleich entstanden im staatlichen Auftrag in Metz die Ausstattungen von Regierungsgebäude und Wirtschaftskammer nach Niedermosers Entwürfen sowie das Haus Bürckel in Saarbrücken. 1950 renovierte er das Theater in der Josefstadt, 1955–1957 erfolgte die Instandsetzung und Umbau der Urania in Wien. Zwischen 1960 und 1962 leitete Niedermoser den Umbau des Theaters an der Wien, 1963 die Renovierung der Synagoge in Wiens Seitenstettengasse. 1973 übernahm er den Umbau der Kammerspiele an Wiens Fleischmarkt.[1]

Lehrtätigkeit und Entwürfe für den Film[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Wiener erhielt später eine Professur angeboten und war vor allem als Leiter der Klasse für Bühnen- und Filmgestaltung an der Akademie für angewandte Kunst und auch als Dozent am Max Reinhardt Seminar tätig.

Angesichts dieser Fülle von Aktivitäten blieben Niedermosers architektonischen Beiträge für den Film auf eine Handvoll Produktionen zwischen 1936 und 1952 beschränkt. 1963 kehrte er noch einmal zum Kino zurück und entwarf diejenigen Bauten, die der einst aus Wien nach Hollywood emigrierte Filmregisseur Otto Preminger für die Wiener Sequenzen seines Films Der Kardinal benötigte.

Ihm zu Ehren wurde in Wien 22 eine Straße nach ihm benannt (Niedermoserstraße).

Grabstätte

Er ist auf dem Wiener Zentralfriedhof bestattet (Gruppe 40).

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Otto Niedermoser heiratete 1928 die Architektin Friederike Domnosil (* 13. Oktober 1904 in Wien; † 2000). Sie hatte von 1922 bis 1924 auch an der Kunstgewerbeschule bei Oskar Strnad und Carl Witzmann studiert.[3] Nach der Heirat gab sie ihre selbständige Arbeit auf und war im Atelier ihres Mannes tätig. Später leitete sie die Möbelfirma Niedermoser. Die Kostüm- und Bühnenbildnerin Gabriele Niedermoser (* 1933), ehemalige Professorin der Universität für angewandte Kunst Wien, ist die Tochter von Otto und Friederike Niedermoser.[4]

Filmografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auszeichnungen und Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Raumeinteilung im Kleinhaus. In: Schönes Wohnen 1.1927, 1. H., S. 20.
  • Neues Wohnen. Wien 1952
  • Otto Niedermoser: Schön Wohnen. Schöner Leben. Humboldt Verlag, Frankfurt am Main / Wien 1954.
  • Oskar Strnad: 1879–1935. Wien 1965
  • Ein Haus in Sievering, In; profil 3.1935, H..9, S. 424f.
  • Ist ein Gesamtkunstwerk – Architektur, Malerei, Plastik – heute noch möglich? In: profil 16.1961, Oktober, Sonderheft, S. 2f

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 5: L – N. Rudolf Lettinger – Lloyd Nolan. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 674.
  • Heinz P. Adamek: Otto Niedermoser (1903-1976), Jung Wien – eine Versuchung. In: Heinz P. Adamek: "KUNSTAKKORDE – diagonal". Wien 2016, ISBN 978-3-205-20250-9. S. 136–153

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Otto Niedermoser – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Otto Niedermoser. In: Architektenlexikon Wien 1770–1945. Herausgegeben vom Architekturzentrum Wien. Wien 2007.
  2. http://www.cs-design.at/werkbundsiedlung/niedermoser.html@1@2Vorlage:Toter Link/www.cs-design.at (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  3. Sabine Plakolm-Forsthuber: Künstlerinnen in Österreich 1897–1938. Malerei – Plastik – Architektur. Picus-Verlag, Wien 1994, ISBN 3-85452-122-7, S. 273.
  4. Niedermoser Friederike. In: Ilse Korotin (Hrsg.): biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 2. Böhlau, Wien/Köln/Weimar 2016, ISBN 978-3-205-79590-2, S. 2387 (online).