Papierfabrik Palm

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Palm Gruppe
Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1872
Sitz Aalen, Deutschland
Leitung
  • Marina Palm, Geschäftsführerin
  • Wolfgang Palm, Geschäftsführer[1]
  • Stephan Gruber, Geschäftsführer
  • Joachim Lange, Geschäftsführer
  • Karsten Risser, Geschäftsführer
Mitarbeiterzahl 4000 (2018)[2]
Umsatz 1,6 Mrd. Euro (2018)[3]
Branche Papiererzeugung, Verpackungen
Website www.palm.de

Die Papierfabrik Palm GmbH & Co. KG mit Hauptsitz in Aalen-Neukochen ist ein Hersteller von Papier auf Altpapierbasis und ein Erzeuger für Wellpappenrohpapiere in Deutschland. Palm produziert Zeitungsdruckpapier und Wellpappenrohpapier in fünf Papierfabriken.[4] In 28 Werken werden Verpackungen aus Wellpappe für die verschiedensten Anwendungen hergestellt.[5]

Geschäftsführender Gesellschafter des Familienunternehmens in vierter Generation ist Wolfgang Palm.[6]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Unternehmen wurde im Jahr 1872 von Adolf Palm gegründet.[6] Er entwickelte ein zäh naturbraunes Verpackungspapier aus Resten von Bast. 1922 erfand Hermann Palm das Jaspis-Papier, eine Marmorpapier-Variante.

Weitere Produktneuerungen waren 1966 der erste deutsche Wellenstoff mit hohen technologischen Anforderungen und 1968 der erste Testliner Deutschlands auf einer neu errichteten Papiermaschine. Bei Testlinern handelt es sich um die glatte Deckschicht von Wellpappe.

Seit 1979 ist die Palm Gruppe auch im Geschäftsbereich Wellpappe aktiv. Aus den Rohpapieren, die etwa zur Hälfte aus Papierfabriken der Palm Gruppe stammen, wird die Wellpappe an insgesamt 28 Standorten zu Verpackungen verarbeitet.

Im Jahr 1983 wurde im Werk Aalen-Neukochen eine Papiermaschine zur Erzeugung von grafischen Papieren aus einhundertprozentigem Altpapier errichtet. Sie war die erste deutsche Anlage zur Herstellung von Zeitungsdruckpapier auf einhundertprozentigen Sekundärfasern und hatte eine Arbeitsbreite von 4,5 Metern. 1984 gelang Palm als erster deutscher Papierfabrik die Herstellung von Hochqualitäts-Zeitungsdruckpapier aus einhundertprozentigem Altpapier.[7]

1994 wurde in Eltmann (Unterfranken) eine weitere Papierfabrik für die Produktion von Zeitungsdruckpapier gebaut. Diese wurde 1999 erweitert und eine zweite Papiermaschine wurde installiert.

Papierfabrik in Wörth am Rhein

Im 2002 errichteten Werk Wörth am Rhein (Rheinland-Pfalz) wird seit Oktober 2002 auf einer 200 Meter langen Papiermaschine produziert. Mit einer Kapazität von 650.000 Tonnen Papier pro Jahr gehört sie zu den leistungsstärksten Papiermaschinen der Welt.

Anfang 2006 ging am Standort Wörth eine Wellpappenanlage mit einer Breite von 3350 mm in Betrieb.

2007 wurde ein 50 Hektar großes Grundstück in King’s Lynn gekauft, etwa 150 Kilometer nördlich von London. Dort ging 2009 die vierte Papierfabrik in Betrieb. Sie produziert 400.000 Tonnen Zeitungsdruckpapier pro Jahr.[8][9]

2010 stieg die Palm-Gruppe in das Altpapierhandelsgeschäft in Großbritannien ein. Ein weiteres Recycling-Unternehmen entstand 2013 in Deutschland. Die Palm Recycling GmbH & Co. KG sichert die Versorgung der drei deutschen Papierfabriken.[6] 2014 kaufte Palm die Seyfert-Gruppe mit der Papierfabrik Descartes in Frankreich, drei Wellpappenwerken in Deutschland und fünf Wellpappenwerken in Frankreich.[6]

2016 kaufte Palm das Wellpappenformatwerk in Zorbau bei Leipzig und das Wellpappenformatwerk Lecchese in Lurago d’Erba, Italien.[6]

2019 wurde die Gruppe um die REKA Wellpappenwerke GmbH erweitert.[10]

Palm Gruppe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Palm hat die drei Geschäftsbereiche Recycling, Papier und Verpackung. Sie werden jeweils eigenständig geführt und arbeiten entlang der Wertschöpfungskette (Altpapier, Papier, Verpackung) eng zusammen. Die Hauptverwaltung aller Bereiche hat ihren Sitz in Aalen.[11]

Palm Papier[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die alte, inzwischen abgebrochene Papierfabrik in Aalen (2015)
Die neue Papierfabrik in Aalen (2023)
Papierfabrik in Eltmann

Zur Papierfabrik Palm gehören fünf Papierfabriken mit neun Papiermaschinen. In den fünf Fabriken werden jährlich 2,7 Mio. Tonnen Wellpappenrohpapiere und grafische Papiere produziert. Sämtliche Produkte des Unternehmens basieren auf Recyclingstoffen.[12] Die fünf Fabriken befinden sich in Aalen, Eltmann, Wörth, King’s Lynn und Descartes.[13]

Am Stammwerk in Aalen-Neukochen entsteht in den Jahren 2019 – 2022 eine neue Papierfabrik. Die bestehende Papierfabrik mit drei Papiermaschinen wird komplett zurückgebaut. Neben der neuen Papiermaschine V entstehen ein neues Kraftwerk auf Basis einer Gasturbine (Kraft-Wärme-Kopplung) und eine neue Kläranlage.[14]

Palm Recycling[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Geschäftsbereich Recycling dient der Beschaffung von Altpapier für die fünf Standorte der Papierproduktion von Palm in Europa. Palm Recycling bezieht sein Altpapier aus der kommunalen und gewerblichen Abfallwirtschaft sowie aus Handel, Gewerbe und Industrie.[15]

2019 entsteht neben der Papierfabrik von Palm Paper im britischen King’s Lynn eine Sortieranlage, in der Altpapier zur Herstellung von Zeitungsdruckpapier aussortiert wird.[16]

Palm Verpackung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Palm Verpackung hat insgesamt 28 Verpackungswerke in Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden und der Schweiz. Produziert werden alle Sorten von Wellpappe und Verpackungen.[5]

Biogas-Produktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Standort Wörth am Rhein wird aus dem Prozesswasser, das bei der Aufbereitung des Altpapiers anfällt, Rohbiogas gewonnen. Dieses wird zu Erdgasqualität aufbereitet und direkt beim Fabrikgelände in das öffentliche Erdgasnetz eingespeist. Im Jahr 2018 umfasste die Biogasproduktion rund 50 Gigawattstunden Biogas.[17]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Papierfabrik Palm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. https://www.palm.de/impressum/
  2. Website Palm-Gruppe (Archivlink von 2019)
  3. Website Palm-Gruppe (Archivlink von 2019)
  4. www.palm.de. Abgerufen am 1. August 2019.
  5. a b Palm Verpackung. Abgerufen am 13. August 2019.
  6. a b c d e Palm Geschichte. Abgerufen am 1. August 2019.
  7. wegen der gesunkenen Nachfrage nach Zeitungspapier produziert die Maschine (Stand 2019) nur noch Wellpappenrohpapier.
  8. Palm Paper, King's Lynn, auf www.palm.de, abgerufen am 23. August 2019
  9. Alex Lind, Bayernkolleg Schweinfurt: Palm ist ein großer Hersteller von Zeitungspapier. In: FAZ.NET. 26. Januar 2020, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 3. November 2023]).
  10. REKA Wellpappenwerke GmbH verstärkt die Palm Gruppe. Abgerufen am 13. August 2019.
  11. Palm Organisation. Abgerufen am 2. August 2019.
  12. Palm Papier. Abgerufen am 2. August 2019.
  13. Palm - Standorte Papier. Abgerufen am 2. August 2019.
  14. Palm investiert. Abgerufen am 2. August 2019.
  15. Palm Recycling. Abgerufen am 2. August 2019.
  16. Palm Paper baut Altpapiersortierung in King's Lynn. Abgerufen am 30. September 2019.
  17. Aus Altpapier wird Biogas, Beitrag im Kundenmagazin der Elektrizitätswerke Schönau vom 6. November 2018 (Abrufdatum 24. August 2022)

Koordinaten: 48° 49′ 26,6″ N, 10° 7′ 4,6″ O