Parlamentswahl in Rumänien 2016

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2012Parlamentswahl in Rumänien 20162020
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Gewinne und Verluste
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Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
a 2012: zusammen mit PNL als Uniunea Social Liberală
b Vergleichswert: 2012 ARD; die größte Partei des Bündnisses Partidul Democrat Liberal schloss sich 2014 der PNL an.
e Ihre Vorgängerpartei Partidul Conservator trat mit USL an.
f PP-DD schloss sich einer ihrer Vorgängerparteien UNPR an.

Die Parlamentswahl in Rumänien 2016 fand am 11. Dezember 2016 statt.[1][2]

Wahlrecht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wahlrecht wurde 2015 geändert. Gewählt wurden 329 Abgeordnete der Abgeordnetenkammer (Camera Deputaților). Dabei waren 18 Sitze für ethnische Minderheiten und sechs für Rumänen im Ausland reserviert.[3] Außerdem wurden die 136 Mitglieder des Senats (Senatul) gewählt, wobei zwei Sitze für Rumänen im Ausland reserviert waren. Gewählt wurde nach Verhältniswahlrecht. Erstmals konnte per Briefwahl abgestimmt werden.[4] Diese Regelung wurde insbesondere in Hinsicht auf die größer werdende Zahl von Rumänen im Ausland eingeführt.[5] Es besteht eine Sperrklausel von 5 % für Parteien und 8 bis 10 % für Parteiallianzen.

Ausgangslage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sitzverteilung 2012–2016
in der Abgeordnetenkammer[6]
       
Insgesamt 356 Sitze
Sitzverteilung 2012–2016
im Senat[7]
     
Insgesamt 157 Sitze

Bei den Parlamentswahlen in Rumänien 2012 konnten die in der Sozial-Liberalen Union (USL) zusammengeschlossenen Parteien (Sozialdemokratischen Partei, PSD, Konservative Partei, PC, Nationalliberale Partei, PNL und Nationale Union für den Fortschritt Rumäniens, UNPR) eine absolute Mehrheit gewinnen. In der Folge wurde ihr Spitzenkandidat Victor Ponta, Parteivorsitzender der PSD, zum Ministerpräsidenten gewählt. Die rechts-liberale Nationalliberale Partei (PNL) verließ im Februar 2014 die USL und die Regierung. Bei der Präsidentschaftswahl 2014 gewann der PNL-Kandidat Klaus Johannis gegen Victor Ponta.

Die Regierung kam zunehmend unter Korruptionsvorwürfe. Im Juni 2015 erhob die Staatsanwaltschaft Anklage gegen Ponta wegen Korruption.[8] Nach massiven Protestdemonstrationen, ausgelöst durch einen Brand in einem Bukarester Nachtclub, trat Ponta im November 2015 zurück. Nachfolger wurde der parteilose Dacian Cioloș, der von PSD und PNL unterstützt wurde. Cioloș erklärte, auch weiterhin parteilos bleiben zu wollen.[9]

Im April 2016 wurde der PSD-Vorsitzende Liviu Dragnea wegen versuchten Wahlbetrugs beim Referendum 2012 über die Absetzung des damaligen bürgerlichen Staatspräsidenten Traian Băsescu zu zwei Jahren Haft verurteilt. Die Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt.[10] Vor der Wahl hatte Staatspräsident Klaus Johannis erklärt, keine Politiker mit Justizproblemen mit der Regierungsbildung zu beauftragen.[11]

Parteien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Parteienlandschaft hat sich seit 2012 stark verändert. Insbesondere fusionierte die Liberal-Demokratische Partei (PDL) mit der PNL, nachdem diese bereits im Europaparlament von der ALDE-Fraktion zur EVP-Fraktion gewechselt hatte. Zuvor hatten sich PMP und M10 von der PDL abgespalten.

Die ALDE entstand im Juni 2015 aus der sozialkonservativ ausgerichteten PC und der rechtsliberalen Liberal-Reformerischen Partei PLR, welche wiederum eine Abspaltung von der PNL war. Die links-nationalistische Bürgerpartei von Dan Diaconescu (PP-DD) fusionierte, nachdem Diaconescu wegen Betrugs verurteilt worden war, im Juni 2015 mit der UNPR. Ein Teil der PP-DD-Abgeordneten gründete die National-Demokratische Partei PND. Die UNPR wiederum fusionierte im Juli 2016 mit der PMP, nachdem beide Parteien bei den Kommunalwahlen sehr schlecht abgeschnitten hatten. Noch vor der Fusion war ein Teil der UNPR-Abgeordneten zur PSD übergetreten.[12]

Nach den Wahlerfolgen der Union rettet Bukarest (USB) bei der Kommunalwahl im Juni 2016 – unter anderem erzielte der Bürgermeisterkandidat Nicușor Dan in Bukarest fast 30 %[13] – gründete sich im Juli 2016 die „Union Rettet Rumänien“ (Uniunea Salvați România, USR). Diese kam in den Umfragen aus dem Stand auf etwa 10 %. Sie unterstützte die Weiterführung des Technokratenkabinetts des amtierenden Ministerpräsidenten Dacian Cioloș.[9][14]

Parteien, die Chancen auf den Einzug ins Parlament hatten
Kürzel Parteiname Deutscher Name Ausrichtung Europäische Partei
PSD Partidul Social Democrat Sozialdemokratische Partei Sozialdemokratisch SPE
PNL Partidul Național Liberal National-Liberale Partei Liberal-Konservativ EVP
ALDE Alianța Liberalilor și Democraților Allianz der Liberalen und Demokraten Liberal ALDE
UDMR Uniunea Democrată Maghiară din România Demokratische Union der Ungarn in Rumänien Vertretung der Ungarn EVP
PMP Partidul Mișcarea Populară Partei der Volksbewegung Christdemokratisch EVP
USR Uniunea Salvați România Union Rettet Rumänien Zentristisch
Weitere Parteien
PRM Partidul România Mare Großrumänien-Partei Rechtsextrem
M10 M10 M hoch 10 Konservativ, Libertär AEKR
PNȚCD Partidul Național Țărănesc Creștin Democrat Nationale Christdemokratische Bauernpartei Christdemokratisch EVP
PRU Partidul România Unită Partei Vereinigtes Rumänien Rechtsradikal[15]
PSRO Partidul Social Românesc Soziale Partei Rumäniens Sozialdemokratisch

Wahlumfragen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ergebnisse mit mindestens 5 % (Sperrklausel) sind fett gedruckt.

Institut Datum PSD PNL ALDE UNPR UDMR PRM PMP PNȚCD M10 PRU PSRO USR Sonst.
INSCOP[16] 14.07.2015 37,1 44,5 3,0 5,1 2,1 2,4 1,2 2,3 2,3
CSCI[17] 17.08.2015 37 41 3 2 5 3 5 3 1
INSCOP[18] 07.09.2015 35 42 2,6 5,1 5 1,3 2,5 1 2 1 2 0,5
INSCOP[19] 02.12.2015 36,3 40,1 4 2,6 5,2 1,1 4,4 1,1 2,4 2,1 0,8
ARP[20] 06.12.2015 34 35 6,5 2,5 4 5 7,5 2,5 1,5 1,5 n. a.
CIADO[21] 06.02.2016 36,42 35,45 4,57 s.PSD 23,56
INSCOP[22] 07.04.2016 38,0 37,2 5,3 1,2 5,0 1,0 5,1 0,4 2,2 1,2 1,8 1,6
ARP[23] 24.09.2016 38 30 5,5 PMP 5 4 9 n. a.
Kantar TNS[24] 02.10.2016 45 25 7 PMP 5 4 1 10 n. a.
CIADO[25] 05.11.2016 44,6 29,3 6,5 PMP 5,2 4,9 2,5 5,7 n. a.
CCSB[26] 18.11.2016 40,2 27,2 5,2 PMP 5,4 5,0 4,2 11,0 1,8
Kantar TNS[27] 23.11.2016 40 18 7 PMP 3 7 3 19 3

Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abgeordnetenkammer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sitzverteilung im Abgeordnetenkammer
       
Insgesamt 329 Sitze
Listen Stimmen Mandate
Anzahl % Anzahl +/-
Partidul Social Democrat 3.204.864 45,5 154 +4
Partidul Național Liberal 1.412.377 20,0 69 –31
Uniunea Salvați România 625.154 8,9 30 Neu
Demokratische Union der Ungarn in Rumänien 435.969 6,2 21 +3
Alianța Liberalilor și Democraților 396.386 5,6 20 Neu
Partidul Mișcarea Populară 376.891 5,3 18 Neu
Partidul România Unită 196.397 2,8 Neu
Partidul România Mare 73.264 1,0
Partidul Ecologist Român 62.414 0,9
Alianța Noastră România 61.206 0,9
Partidul Socialist Român 24.580 0,3
Partidul Puterii Umaniste (social-liberal) 2.599 0,0 Neu
Partidul Noua Românie 1.764 0,0 Neu
Platforma Acțiunea Civică a Tinerilor 609 0,0 Neu
Partidul Verde 566 0,0 Neu
Blocul Unității Naționale 518 0,0 Neu
Partidul Vrancea Noastră 511 0,0 Neu
Unabhängige 76.764 1,1
Minderheiten1 94.551 1,3 18
Gesamt 7.047.384 100 329 −83
Ungültige Stimmen 275.984 3,8
Wähler 7.323.368 39,8
Wahlberechtigte 18.403.044
Quelle: Biroul electoral central, Proces-verbal

Senat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sitzverteilung im Senat
      
Insgesamt 136 Sitze
Listen Stimmen Mandate
Anzahl % Anzahl +/-
Partidul Social Democrat 3.221.786 45,7 67 +8
Partidul Național Liberal 1.440.193 20,4 30 −20
Uniunea Salvați România 629.375 8,9 13 Neu
Demokratische Union der Ungarn in Rumänien 440.409 6,2 9 ±0
Alianța Liberalilor și Democraților 423.728 6,0 9 Neu
Partidul Mișcarea Populară 398.791 5,7 8 Neu
Partidul România Unită 207.977 2,9 Neu
Partidul România Mare 83.568 1,2
Partidul Ecologist Român 77.281 1,1
Alianța Noastră România 66.774 0,9
Partidul Socialist Român 32.808 0,5
Partidul Puterii Umaniste (social-liberal) 3.066 0,0 Neu
Partidul Noua Românie 2.349 0,0 Neu
Blocul Unității Naționale 739 0,0 Neu
Partidul Verde 719 0,0 Neu
Platforma Acțiunea Civică a Tinerilor 719 0,0 Neu
Partidul Vrancea Noastră 652 0,0 Neu
Partidul Romilor Democrați 648 0,0 Neu
Partidul Republican din România 52 0,0 Neu
Unabhängige 21.395 0,3
Gesamt 7.052.966 100 136 –40
Ungültige Stimmen 270.402 3,7
Wähler 7.323.368 39,8
Wahlberechtigte 18.403.044
Quelle: Biroul electoral central, Proces-verbal

Regierungsbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

PSD und ALDE einigten sich nach der Wahl darauf, gemeinsam die Regierung zu bilden.[28] Der ehemaliger PSD-Vorsitzende Liviu Dragnea schlug Sevil Shhaideh (PSD) dem Staatspräsidenten Klaus Johannis als Ministerpräsidentin vor,[29] der sie aber ablehnte.[30] Der zweite Vorschlag, der ehemalige Telekommunikationsminister und Vizebürgermeister von Timișoara, Sorin Grindeanu (PSD), wurde von Johannis akzeptiert.[31]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jakob Wöllenstein: Rumänien im Superwahljahr 2016: Vortrag und Gespräch mit Sven-Joachim Irmer in Berlin. Konrad Adenauer-Stiftung, 25. Januar 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. August 2016; abgerufen am 12. Dezember 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kas.de
  2. Alegeri parlamentare 2016. Guvernul a decis ca pe 11 decembrie sa votam senatorii si deputatii. Stirile Pro TV, 31. August 2016, abgerufen am 12. Dezember 2016 (rumänisch).
  3. Rezultate alegeri parlamentare 2016. Datele oficiale, furnizate de BEC: PSD conduce detașat
  4. Roxana Vasile, Daniela Cîrjan: Bei der Parlamentswahl 2016 können die Rumänen auch per Briefwahl abstimmen. Radio România Internaţional, 19. November 2015, abgerufen am 12. Dezember 2016.
  5. Bogdan Matei, Florin Lungu: Die Rumänen im Ausland werden die Möglichkeit der Briefwahl haben. Radio România Internaţional, 29. Oktober 2015, abgerufen am 12. Dezember 2016.
  6. https://www.cdep.ro/pls/parlam/structura2015.gp?idl=1&cam=2&leg=2012
  7. https://www.cdep.ro/pls/parlam/structura2015.gp?idl=1&cam=1&leg=2012
  8. Laura Balomiri: Rumäniens Premier unter Korruptionsverdacht. der Standard, 5. Juni 2015, abgerufen am 11. Dezember 2016.
  9. a b Romania election: Vote after corruption crackdown. BBC News, 11. Dezember 2016, abgerufen am 11. Dezember 2016 (englisch).
  10. Rumäniens Sozialistenchef wegen versuchten Wahlbetrugs verurteilt. der Standard, 22. April 2016, abgerufen am 11. Dezember 2016.
  11. Sozialdemokraten gewinnen in Rumänien
  12. https://www.adz.ro/artikel/artikel/fusionsparteitag-der-pmp-dritte-politische-kraft/
  13. Keno Verseck: Kommunalwahlen in Rumänien: Korruption und Wahlmanipulation. In: taz.de. 6. Juni 2016, abgerufen am 7. März 2024.
  14. Union Rettet Rumänien (USR) im Parteienregister. Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien, 30. Juli 2016, abgerufen am 12. Dezember 2016.
  15. Sebastian Heidelberger: Rumäniens neue rechtsradikale Partei: Hetze gegen Ungarn und Homos. In: taz.de. 26. August 2014, abgerufen am 7. März 2024.
  16. [1]
  17. [2]
  18. https://www.inscop.ro/wp-content/uploads/2015/09/INSCOP-09.2015-Vot-partide.pdf
  19. https://www.ziare.com/alegeri/alegeri-parlamentare-2016/pe-cine-ar-vota-romanii-la-parlamentare-sondaj-inscop-1399349
  20. http://ratingpolitic.ro/ro/2015/12/08/sondaj-national-arp-vot-partide-decembrie-2015/
  21. https://www.dcnews.ro/sondaj-ciado-alegeri-2016-psd-depa-e-te-pnl-in-ara-i-capitala_496596.html
  22. https://someseanul.ro/situatia-sondaje-inainte-de-alegeri-pnl-scadere-psd-si-pmp-crestere/
  23. (Memento des Originals vom 5. Oktober 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.agerpres.ro
  24. http://www.hotnews.ro/stiri-politic-21326932-nicusor-dan-prezentat-sondaj-potrivita-caruia-acum-psd-alde-nu-avea-nicio-problema-formeze-guvernul-insa-multe-ori-prezenta-masiva-vot-rasturnat-calculele-dinainte.htm
  25. https://huff.ro/alegeri-parlamentare/sondaj-alegeri-parlamentare-2016-cum-stau-partidele-la-intentia-de-vot-93828
  26. https://www.stiripesurse.ro/cele-mai-noi-cifre-cum-stau-partidele-dupa-prima-saptamana-de-campanie-sondaj_1164321.html
  27. http://www.hotnews.ro/stiri-alegeri_parlamentare_2016-21431337-alegeri-parlamentare-usr-prezinta-sondaj-care-afla-locul-doi-nivel-national-dupa-psd-arata-sondaj-comanda-pnl.htm
  28. ALDE intră la guvernare cu PSD şi refuză o alianţă de dreapta
  29. Val de critici la adresa PSD. Votanţii sunt dezamăgiţi de propunerea lui Sevil Shhaideh: „V-aţi pierdut minţile sau vă răzbunaţi pe noi? Cu ce v-am greşit?“
  30. Klaus Iohannis o respinge pe Sevil Shhaideh: Solicit coaliţiei PSD - ALDE să facă altă propunere pentru funcţia de premier
  31. Preşedintele Iohannis l-a desemnat pe Sorin Grindeanu pentru funcţia de premier