Parlamentswahl in Finnland 2011

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2007Parlamentswahl in Finnland 20112015
Ergebnis (in %) [1]
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Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2007
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−0,9
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Sitzverteilung
        
Insgesamt 200 Sitze
Wahlplakate in Turku
Wahlplakate in Helsinki

Die Parlamentswahl in Finnland 2011 fand am 17. April 2011 statt. Es war die Wahl zum 36. finnischen Parlament.

Die Nationale Sammlungspartei von Finanzminister Jyrki Katainen erreichte 20,4 Prozent der Wählerstimmen und wurde damit stärkste Kraft. Die Sozialdemokraten vereinigten 19,1 Prozent der Stimmen auf sich. Mit nur knapp 1.500 Stimmen Abstand und ebenfalls 19,1 Prozent kamen die Basisfinnen auf den dritten Platz. Die von Timo Soini geführte Partei konnte ihr Ergebnis im Verhältnis zur Wahl von 2007 mehr als vervierfachen. Zu den Verlierern der Wahl zählte die Finnische Zentrumspartei der Ministerpräsidentin Mari Kiviniemi. Das Zentrum büßte über sieben Prozentpunkte ein und erreichte mit 15,8 Prozent das schlechteste Ergebnis seit 1917.[2]

Ausgangslage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2007 hatte die Zentrumspartei ihre Stellung als stärkste Kraft noch verteidigen können. Sie erhielt 23,1 % der Stimmen und bildete mit 51 von 200 Sitzen die größte Fraktion im Finnischen Reichstag. Die konservative Sammlungspartei (Kansallinen Kokoomus) kam auf 50 Sitze. Dahinter folgten die Sozialdemokraten (SDP) mit 45 Mandaten. Ebenfalls im Parlament vertreten waren das Linksbündnis (17 Sitze), der Grüne Bund (15 Sitze), die Finnischen Christdemokraten (7 Sitze), die Schwedische Volkspartei (10 Sitze, darunter das Åland-Mandat) und die Basisfinnen (5 Sitze). Nach der Parlamentswahl am 18. März 2007 hatte Matti Vanhanen (Zentrum) eine Regierung mit der Sammlungspartei, den Grünen und der Schwedischen Volkspartei gebildet. Am 22. Juni 2010 war Vanhanen von Mari Kiviniemi abgelöst worden.

Karte nach Gemeinden;
  • Sammlungspartei
  • Sozialdemokraten
  • Basisfinnen
  • Zentrum
  • Linksbund
  • Schwedische Volkspartei
  • Christdemokraten
  • Åland-Mandat
  • Wahlsystem[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Finnland ist in 15 Wahlbezirke aufgeteilt, in denen jeweils eine bestimmte Anzahl der insgesamt 200 Mandate vergeben werden.[3] Ausgezählt wird nach der D'Hondt-Methode.

    Die Wahlbezirke sind (in Klammern die Anzahl der zustehenden Mandate):

    • Helsinki (21)
    • Uusimaa (35)
    • Varsinais-Suomi (17)
    • Satakunta (9)
    • Åland – Ahvenanmaa (1)
    • Häme (14)
    • Pirkanmaa (18)
    • Kymi (12)
    • Südsavo – Etelä-Savo (6)
    • Nordsavo – Pohjois-Savo (9)
    • Nordkarelien – Pohjois-Karjala (6)
    • Vaasa (17)
    • Mittelfinnland – Keski-Suomi (10)
    • Oulu (18)
    • Lappland – Lappi (7)

    Parteien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Es traten 17 registrierte Parteien zur Wahl an.[4]

    Folgende antretende Parteien waren bereits im Parlament vertreten:

    Logo Partei Ausrichtung Spitzenkandidat
    Finnische Zentrumspartei
    Suomen Keskusta (KESK)
    Centern i Finland (CENT)
    sozialliberal Mari Kiviniemi
    Nationale Sammlungspartei
    Kansallinen Kokoomus (KOK)
    Samlingspartiet (SAML)
    konservativ Jyrki Katainen
    Sozialdemokratische Partei Finnlands
    Suomen Sosialidemokraattinen Puolue (SDP)
    Finlands Socialdemokratiska Parti (SDP)
    sozialdemokratisch Jutta Urpilainen
    Linksbündnis
    Vasemmistoliitto (VAS)
    Vänsterförbundet (VÄNST)
    sozialistisch Paavo Arhinmäki
    Grüner Bund
    Vihreä liitto (VIHR)
    Gröna förbundet (GRÖNA)
    grün Anni Sinnemäki
    Finnische Christdemokraten
    Kristillisdemokraatit (KD)
    Kristdemokraterna (KD)
    christdemokratisch Päivi Räsänen
    Schwedische Volkspartei
    Ruotsalainen kansanpuolue (RKP)
    Svenska folkpartiet (SFP)
    liberal Stefan Wallin
    Basisfinnen
    Perussuomalaiset (PS)
    Sannfinländarna (SAF)
    rechtspopulistisch Timo Soini

    Weitere antretende Parteien:

    Umfragen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Die letzten zwölf Monate vor der Wahl im April 2011 waren von einem starken Popularitätsschub der Basisfinnen gekennzeichnet, die in den monatlich von Taloustutkimus durchgeführten Umfragen ihren Stimmenanteil von 6,3 % im Februar 2010 auf bis zu 17,2 % im März 2011 erhöhen konnte. Fast alle anderen im Parlament vertretenen Parteien mussten in den Umfragen Verluste hinnehmen, darunter auch die Zentrumspartei, die in der April-2011-Umfrage nur noch auf 18,6 % kam.

    Wahlergebnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Landesweite Stimmenzählung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Listen Stimmen Mandate
    Anzahl % +/- Anzahl +/-
    Nationale Sammlungspartei (KOK) 599.138 20,4 −1,9 44 −6
    Sozialdemokratische Partei Finnlands (SDP) 561.558 19,1 −2,3 42 −3
    Basisfinnen (PS) 560.075 19,1 +15,0 39 +34
    Finnische Zentrumspartei (KESK) 463.266 15,8 −7,3 35 −16
    Linksbündnis (VAS) 239.039 8,1 −0,7 14 −3
    Grüner Bund (VIHR) 213.172 7,3 −1,2 10 −5
    Schwedische Volkspartei (RKP) 125.785 4,3 −0,3 9 ±0
    Finnische Christdemokraten (KD) 118.453 4,0 −0,9 6 −1
    Piratenpartei (PP) 15.103 0,5 Neu Neu
    Kommunistische Partei Finnlands (SKP) 9.232 0,3 −0,4 ±0
    Veränderung 2011 (M11) 7.504 0,3 Neu Neu
    Freiheitspartei – Finnlands Zukunft (VP) 4.285 0,1 Neu Neu
    Unabhängigkeitspartei 3.236 0,1 −0,1 ±0
    Seniorenpartei Finnlands (SSP) 3.195 0,1 −0,5 ±0
    Arbeiterpartei Finnlands (STP) 1.857 0,1 +0,1 ±0
    Kommunistische Arbeiterpartei (KTP) 1.575 0,1 −0,1 ±0
    Für die Armen 1.335 0,0 −0,1 ±0
    Sonstige1 11.763 0,4 1 ±0
    Gesamt 2.939.571 100 200
    Ungültige Stimmen 16.294 0,6 –0,1
    Wähler 2.955.865 67,4 +2,4
    Wahlberechtigte 4.387.701
    Quellen: Tilastokeskus: Ergebnis im Detail – Tulospalvelu: Nationales Ergebnis
    1 
    Einschließlich der Åländsk Samling (ein Mandat)

    Åland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Wahlkreis Åland (Ahvenanmaa, VP05).

    Listen Stimmen Mandate
    Anzahl %
    Åländsk Samling (ACObSASDAF) 8.546 81,4 1
    Alliansen för Åland (MSALib) 1.957 18,6
    Gesamt 10.503 100 1
    Ungültige Stimmen 251 2,3
    Wähler 10.754 41,2
    Wahlberechtigte 26.114

    Ergebnisse nach Wahlbezirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Bezirk Wahl-
    beteiligung
    Parteien
    KOK SDP PS KESK VAS VIHR RKP KD Sonstige
    Helsinki 75,5 27,3 17,5 13,0 4,5 10,4 16,7 5,8 2,4 2,4
    Uusimaa 72,9 28,4 19,3 18,8 6,4 5,1 9,1 8,3 2,8 1,8
    Varsinais-Suomi 71,2 23,0 19,6 18,1 11,6 9,6 7,3 5,5 2,9 2,4
    Satakunta 69,5 17,6 24,0 23,6 16,1 10,9 3,8 - 3,4 0,6
    Åland 51,1 - - - - - - - - 100,0
    Häme 68,8 22,5 24,1 20,6 13,2 6,9 4,5 - 6,8 1,4
    Pirkanmaa 71,5 22,3 21,6 21,1 10,4 8,3 8,3 - 5,0 3,0
    Kymi 67,4 18,0 24,6 23,3 16,8 5,7 4,2 - 6,6 0,8
    Südsavo 66,5 14,1 24,0 20,5 26,8 2,2 7,1 - 4,5 0,8
    Nordsavo 66,3 16,4 18,3 20,8 25,4 8,4 5,5 - 3,9 1,3
    Nordkarelien 65,7 10,5 26,4 23,1 26,2 4,2 5,4 - 2,8 1,4
    Vaasa 73,2 14,1 14,0 17,2 22,6 3,7 1,4 19,4 6,6 1,0
    Mittelfinnland 69,0 15,0 21,2 18,1 21,8 9,0 6,5 - 6,4 2,0
    Oulu 67,7 11,9 11,0 20,1 33,4 14,5 4,9 0,2 2,8 1,2
    Lappland 67,5 12,5 11,8 20,5 32,2 16,7 3,4 0,4 1,6 0,9
    Finnland 70,5 20,4 19,1 19,1 15,8 8,1 7,3 4,3 4,0 1,9
    Quelle: yle.fi

    Ergebnisse nach Gemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Nach der Wahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Nach der Wahl wurde erwartet, dass Katainen unter anderem mit den Basisfinnen eine Regierung eingehen wolle. Nachdem die Sammlungspartei Katainens jedoch der Aktivierung des Europäischen Stabilisierungsmechanismus für Portugal zugestimmt hatte, zogen die Basisfinnen ihre Zusage für eine Regierungsbeteiligung zurück. Katainen begann daraufhin Koalitionsgespräche mit den Grünen, der Schwedischen Volkspartei und den Christdemokraten sowie mit den Sozialdemokraten.[5] Am 22. Juni 2011 wurde die neue Regierung Finnlands schließlich vereidigt. Am 25. März 2014 verließ das Linksbündnis die Koalition, zuvor waren bereits zwei Abgeordnete aus der Fraktion ausgetreten. Die übrigen fünf Regierungsparteien stellten 110 der 200 Sitze. Katainen kündigte im Frühjahr 2014 seinen Rücktritt als Ministerpräsident an, um nach den Europawahlen ein EU-Amt ausüben zu können. Sein Nachfolger wurde sein Parteikollege Alexander Stubb, der das Kabinett Katainens weiterführte, jedoch auf einigen Posten umbildete. Ende September 2014 verließ der Grüne Bund die Koalition, nachdem sich das Kabinett mit 10 zu 7 Stimmen für den Bau eines weiteren Kernkraftwerks in Pyhäjoki entschieden hatte. Stubbs Koalition verfügt seit dem noch über 102 Sitze.[6]

    1. Kabinett KatainenJyrki Katainen (Sammlungspartei) – Sammlungspartei, Sozialdemokratische Partei, Linksbündnis (bis 25. März 2014), Grüner Bund, Schwedische Volkspartei, Christdemokraten (22. Juni 2011 bis 24. Juni 2014)
    2. Kabinett StubbAlexander Stubb (Sammlungspartei) – Sammlungspartei, Sozialdemokratische Partei, Grüner Bund (bis 26. September 2014), Schwedische Volkspartei, Christdemokraten (seit dem 24. Juni 2014)

    Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    1. Offizielles Ergebnis der Parlamentswahl 2011 Finnisches Justizministerium (finnisch, englisch)
    2. Euro-Gegner triumphieren in Finnland Spiegel Online, 18. April 2011
    3. finlex.fi: Valtioneuvoston asetus kansanedustajien paikkojen jaosta vaalipiirien kesken (finnisch; abgerufen am 14. April 2011)
    4. vaalit.fi: List of Registered Parties (Memento des Originals vom 20. Juli 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.vaalit.fi (englisch, abgerufen am 14. April 2011)
    5. focus.de: Finnland bekommt wegen EU-Streit neue Koalition (12. Mai 2011; Abgerufen am 23. Mai 2011)
    6. Grüne verlassen Finnlands Regierung wegen Bau von Atomkraftwerk, Neues Deutschland, 28. September 2014

    Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]