Paul Deschanel

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Paul Deschanel, 11. Präsident der Dritten Republik

Paul Deschanel (* 13. Februar 1855 in Schaerbeek/Schaarbeek bei Brüssel; † 28. April 1922 in Paris) war ein französischer Politiker (ARD), Senator und von Februar bis September 1920 Staatspräsident der Dritten Republik.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Paul Deschanel war der Sohn des Politikers und Schriftstellers Émile Deschanel. Seit 1876 Unterpräfekt in Brest, erklomm er rasch die politische Karriereleiter und war seit 1885 republikanischer Abgeordneter für das Département Eure-et-Loir. 1896 wurde er Vizepräsident des Abgeordnetenhauses, 1898 bis 1902 und nochmals von 1912 bis 1920 Präsident der Abgeordnetenkammer. Seit 1901 war er mit Germaine Deschanel (1876–1959) verheiratet. Das Ehepaar hatte drei Kinder: Renée Antoinette Deschanel (1902–1977), Jean Deschanel (1904–1963) und Louis-Paul Deschanel (1909–1939).

Deschanel war Teilnehmer der Friedensverhandlungen zum Versailler Vertrag. Er war ein Gegner eines schnellen Friedensschlusses und hielt die Beschlüsse als zu nachgiebig gegen das Deutsche Reich.[1] Von ihm sind, gefragt nach dem Ausgang der Verhandlungen, die Worte überliefert:

„Wir haben gerade den zweiten Weltkrieg unterzeichnet.“[2]

1920 setzte er sich bei der Wahl zum Staatspräsidenten als Nachfolger von Raymond Poincaré gegen Georges Clemenceau durch. Deschanel amtierte vom 17. Februar bis 21. September 1920 und war der einzige französische Präsident, der zuvor kein Ministeramt innegehabt hatte.

Am 23. Mai 1920 fiel er bei dem Versuch, ein Schiebefenster seines Zugabteils zu schließen, aus dem Zug. Zu seinem Glück fuhr der Zug zu diesem Zeitpunkt langsam und er landete im Gras. Er wurde später von André Radeau gefunden.[3][4]

Sehr bald nach Amtsantritt zeigten sich mentale Probleme und Zeichen von seniler Demenz. Er musste dem Ministerpräsidenten Alexandre Millerand weichen, wurde aber Senator und starb zwei Jahre später an Lungenentzündung. Der Deschanel Peak, ein Berg im Grahamland auf der Antarktischen Halbinsel, trägt seinen Namen.

1919 wurde er zum assoziierten Mitglied der Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique gewählt.[5]

Weblinks und Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Paul Deschanel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. „Notre frontière du Nord-Est est ouverte, trop difficile à défendre“ Jean-Jacques Becker: La France en guerre. La grande mutation. Complexe, Brüssel 1988, ISBN 2-87027-261-8.
  2. Philipp Blom: Die zerrissenen Jahre 1918–1938. Carl Hanser Verlag, München 2014, ISBN 978-3-423-34878-2, S. 23: nous venons de signer la deuxième guerre mondiale. Deschanel wurde 1919 vom spanischen Maler José Simont proträtiert, als er diese Aussage traf.
  3. 23 mai 1920. Le président Deschanel chute sur la voie en ouvrant la fenêtre de son compartiment. In: mosaikhub.com. 23. Mai 2015, abgerufen am 13. August 2022 (französisch).
  4. 23. Mai 1920. In: wissen.de. Abgerufen am 13. August 2022.
  5. Académicien décédé: Paul Eugène Louis Deschanel. Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique, abgerufen am 8. September 2023 (französisch).
VorgängerAmtNachfolger


Raymond Poincaré
Staatspräsident von Frankreich
und Kofürst von Andorra
18.02. 1920 – 21.09. 1920


Alexandre Millerand


Henri Brisson
Henri Brisson
Präsident der französischen Abgeordnetenkammer
09.06. 1898 – 31.05. 1902
23.05. 1912 – 10.02. 1920


Léon Bourgeois
Raoul Péret