Paul Egell

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Paul Egell um 1730
Porträt des kurpfälzischen Hofbildhauers Paul Egell
Kopf der Minerva. Spolie vom Palais Thurn und Taxis

Paul Johann Egell (* 9. April 1691 in Waibstadt;[1]10. Januar 1752 in Mannheim) war ein deutscher Bildhauer und Stuckateur.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Paul Egell entstammt einer Einwanderungsfamilie aus der Schweiz. Egells Großvater kam um die 1650er Jahre in die Kurpfalz, da der katholisch gewordene Kurfürst sein im Dreißigjährigen Krieg zerstörtes Territorium wiederaufbauen wollte. Auf Grund seiner katholischen Herkunft ließ er sich in Waibstadt, einer katholischen Enklave in der sonst protestantischen Kurpfalz nieder.

Paul Egells Großmutter sowie weitere Verwandte und Familienangehörige wurden in die Rosenkranzbruderschaft aufgenommen. Die Bruderschaft unterhielt in Waibstadt eine Kapelle. Egells Großmutters Mitgliedschaft zeugt von einer tiefen Frömmigkeit der Familie. Diese Frömmigkeit zeigt sich unter anderem in der marieristisch-gebrochenen Formsprache Egells in Schnitzereien und Affektdarstellungen.[2]

Nach Lehrjahren bei Permoser in Dresden wurde Paul Egell 1721 durch Kurfürst Carl Philipp zum Hofbildhauer in Mannheim berufen. Er gilt als einer der feinsinnigsten Meister des frühen Rokoko. Ignaz Günther war bis 1752 sein bedeutendster Schüler. Peter Anton von Verschaffelt wurde zu seinem Nachfolger ernannt.

Von seinen Werken sind noch zu sehen:

  • Sog. Spielende Nymphe im Nymphenbad im Zwinger (Dresden)
  • Stuckreliefs im Mannheimer Schloss (Masken an den Schlossarkaden, Giebelreliefs an der Schlosskirche).
  • Giebelreliefs an der Jesuitenkirche und Entwurf der dortigen Silbermadonna und des Orgelprospekts.
  • Hölzernes und elfenbeinernes Kruzifix (um 1725) (Ausgestellt im Diözesanmuseum Mainz).
  • Kalvarienberg (Ausgestellt im Diözesanmuseum Mainz).

1734/1735 arbeitete Egell im Auftrag des Generalpostmeisters und Fürsten Anselm Franz von Thurn und Taxis am Bau des Palais Thurn und Taxis in Frankfurt am Main. Das barocke Stadtschloss wurde 1944 im Zweiten Weltkrieg zerstört, so dass von den Stuckaturen und Bildhauerarbeiten Egells heute außer einigen Spolien nur noch diejenigen Teile erhalten sind, die Ende des 19. Jahrhunderts nach Regensburg in die dortige Residenz der Fürsten von Thurn und Taxis überführt worden waren.

Kurz vor seinem Tod hatte er noch den Entwurf für den chinesischen Pavillon in Oggersheim fertiggestellt. Die Ausführung übernahm sein Sohn Augustin Egell.[3]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Monographien

  • Stefanie Leibetseder: Johann Paul Egell (1691–1752). Der kurpfälzische Hofbildhauer und die Hofkunst seiner Zeit. Skulptur – Ornament – Relief (=Studien zur internationalen Architektur- und Kunstgeschichte, 96), Diss. phil. Imhof, Petersberg 2013.
  • Klaus Lankheit: Der kurpfälzische Hofbildhauer Paul Egell. 1691–1752, 2 Bde., Hirmer, München 1988.
  • Lankheit, Klaus: Die Zeichnungen des kurpfälzischen Hofbildhauers Johann Paul Egell (1691–1752), Habil. Schrift, Karlsruhe 1954.

Überblickswerke

  • Adolf Feulner: Skulptur und Malerei des 18. Jahrhunderts in Deutschland (=Handbuch der Kunstwissenschaft, 16), Potsdam-Wildpark 1929.
  • Theodor Demmler: Die Bildwerke in Holz, Stein und Ton. Großplastik (=Die Bildwerke des Deutschen Museums, 3), Berlin/Leipzig 1930.

Wissenschaftliche Aufsätze

  • Stefanie Leibetseder: Bernini im Bild. Giovanni Giacomo de Rossis Reproduktionsgrafiken als künstlerische Modelle für den kurpfälzischen Hofbildhauer Johann Paul Egell, in: Mannheimer Geschichtsblätter, 41 (2021), S. 23–37.
  • Stefanie Leibetseder: Abwesenheiten: Mark Alexander im Dialog mit Paul Egells Mannheimer Hochaltar. In: onlineZeitschrift Kunst Medien Bildung | zkmb 2018.
  • Stefanie Leibetseder: „Schmuck der Kurpfalz“: Neue Quellen zur Herkunft und Genealogie von Paul Egell (1691–1752), in: Kunstchronik, 67 (2014), H. 5, S. 227–230.
  • Stefanie Leibetseder: Iconographic Studies of Bas–Reliefs and Ivories by Paul Egell. [Ikonografické štúdie basreliéfov a slonovín od Paula Egella], in: ARS, 46 (2013), 1, S. 43–50.
  • Stefanie Krause: Die Elfenbeinstatuette Christus an der Geißelsäule im Grünen Gewölbe in Dresden – ein unbekanntes Werk von Paul Egell ?, in: Dresdner Kunstblätter, Bd. 49, H. 5, Dresden 2005, S. 307–313.
  • Demmler, Theodor: Der Bildhauer Johann Paul Egell in Mannheim (1691–1752), in: Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen, 43 (1922), S. 137–162.
  • Adolf Feulner: Zum Werk Johann Paul Egells, in: Zeitschrift des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft, 1 (1934), S. 134–136.

Lexikonartikel

Sonstiges

  • Stefanie Leibetseder: Die Heilige Familie von Johann Paul Egell, in: Paulusbrief, 10 (2021), S. 8.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Paul Egell – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. 20 000 Namen und 1000 Seiten harren der Veröffentlichung. (Memento vom 7. Januar 2013 im Internet Archive) In: Rhein-Neckar-Zeitung. 23. April 2008, S. 5 (PDF; 109 kB).
  2. Stefanie Leibetseder: "Schmuck der Kurpfalz": Neue Quelle zu Herkunft und Genealogie von Johann Paul Egell. Hrsg.: KUNSTchronik. 67 Jahrgang, Heft 5. München 2014, S. 227 - 230.
  3. schloss-mannheim.de (Memento des Originals vom 10. Oktober 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.schloss-mannheim.de