Paul Schreier

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Paul Schreier, 1936 in Leningrad

Paul Schreier (* 13. Juli 1880 in Schönhorn, Gutsbezirk Stolpe im Landkreis Niederbarnim; † 8. Dezember 1937 hingerichtet bei Leningrad in der UdSSR) war ein deutscher Kommunalpolitiker der KPD.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Paul Friedrich Karl Schreier wurde am 13. Juli 1880 im Forstarbeiterhaus Schönhorn als erstes Kind eines Forstarbeiters in der Stolper Heide, einem der Familie von Veltheim gehörenden Waldstück zwischen Hennigsdorf und Schönfließ, geboren. Schreier wurde am 15. August 1880 in der evangelisch-lutherischen Stolper Dorfkirche getauft, verlebte die ersten Lebensjahre in Schönhorn, dann in Tegel und Velten. Nachweisbar sind neun Geschwister, einige verstarben früh. Nach dem Besuch der Volksschule und Wanderjahren war Schreier Fabrikarbeiter in Hennigsdorf, später Schweißer.

1902 war er Mitglied der SPD und dann Wahlkampfhelfer von Karl Liebknecht im Wahlkreis Potsdam-Spandau-Osthavelland. Ab 1905 lebte er in Hennigsdorf.

Er war zweimal verheiratet, in zweiter Ehe heiratete er 1918 die jüngere Schwester der verstorbenen ersten Ehefrau, aus beiden Ehen entstammen sieben Kinder. Die Ehefrauen kamen aus Posen und waren katholisch.

Schreier war Soldat im Ersten Weltkrieg, 1918 Landwehrmann in einer Straßenbaukompanie. Ende 1918 war er Mitbegründer einer Spartakusgruppe und Anfang 1919 einer Ortsgruppe der KPD in Hennigsdorf, danach Mitglied der Gemeindevertretung und Leiter von KPD-Ortsgruppe und -Fraktion.[1]

Im März 1920 gehörte Schreier zu einer Arbeiterwehr, die sich am 22. März 1920 ein heftiges Feuergefecht mit Baltikumern lieferte, die nach dem gescheiterten Kapp-Putsch aus Berlin bzw. Döberitz nach Hennigsdorf marschierten. Bei dem Gefecht wurde Artillerie eingesetzt, mindestens 17 Menschen starben, darunter Unbeteiligte.

Etwa ab Mitte der zwanziger Jahre war Schreier für die KPD in Berlin-Brandenburg tätig, bis September 1933 wohnte er in Berlin. Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung floh er Mitte 1933 über Prag in die Sowjetunion, lebte zuerst in Moskau und dann in Leningrad. Am 30. Juli 1937 wurde er im Zuge der Deutschen Operation des NKWD verhaftet, kam vor eine Dwoika, wurde am 2. Dezember 1937 zum Tode verurteilt und am 8. Dezember 1937 erschossen. Er wurde auf dem Lewaschowo-Gedenkfriedhof in Leningrad bestattet.[2]

1958 wurde Schreier vom Kreisgericht Oranienburg für tot erklärt. Zwar recherchierte die Familie noch vor 1989 über seine Todesumstände, die Fakten wurden aber erst nach dem Ende der DDR öffentlich. Ein sowjetisches Gericht rehabilitierte ihn 1989.

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Hennigsdorf wurden 1968 eine Straße, ein Platz und eine Schule nach ihm benannt. In Marl wurde ebenfalls eine Straße nach ihm benannt.[3]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hermann Weber, Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945. Dietz, Berlin 2004, ISBN 3-320-02044-7, S. 605–607 (Online, abgerufen am 11. November 2011; darin aber falscher Familienname und falscher Geburtsort!).
  • Ulla Plener, Natalia Mussienko (Hrsg.): Verurteilt zur Höchststrafe: Tod durch Erschießen. Karl Dietz Verlag, Berlin. 2006. S. 88/89, ISBN 3-320-02080-3. (Online (PDF; 1,5 MB), abgerufen am 11. November 2011)
  • Hans-Joachim Fieber, u. a.: Widerstand in Berlin gegen das NS-Regime 1933 bis 1945. Band 7. 2005. S. 139.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Klaus Euhausen: Paul Schreier, Schönhorn 1880 – Leningrad 1937. Ein Beitrag zur Regionalgeschichte. 2011.
  2. Lewaschowo bei Leningrad (Левашово; Online (Memento des Originals vom 5. Juli 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/visz.nlr.ru), (abgerufen am 24. August 2010).
  3. Namensgeber der Schreierstraße? In: Recklinghäuser Zeitung, 3. Juli 2019.