Paula Karpinski

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Paula Karpinski (1989)

Paula Elise Karpinski geb. Thees (* 6. November 1897 in Hamburg-Hammerbrook; † 8. März 2005 in Hamburg-Eppendorf) war eine deutsche Politikerin der SPD und Senatorin der Jugendbehörde in Hamburg. Sie war die erste Politikerin im Ministerrang einer deutschen Landesregierung.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Paula Karpinski, die in Hammerbrook geboren wurde, besuchte die Volksschule bis Selekta und im Anschluss die Handelsschule. Von 1913 bis 1925 arbeitete sie als Stenotypistin, Buchhalterin und Abteilungsleiterin. Von 1925 bis 1927 besuchte sie das Sozialpädagogische Institut Hamburg und absolvierte anschließend ein Jahr Praktikum bei der Berufsberatung des Arbeitsamtes mit Anerkennung als staatlich geprüfte Wohlfahrtspflegerin.

Paula Karpinski war verheiratet mit dem Architekten Carl Karpinski und hatte einen Sohn. Sie lebte zuletzt in einer betreuten Altenwohnung in Eppendorf[2][3] und starb 2005 in ihrem 108. Lebensjahr. Beigesetzt wurde sie auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg.[4]

Partei und Abgeordnete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karpinski trat 1911 der Sozialistischen Arbeiterjugend bei und 1914 der SPD, 1922 folgte der Eintritt in die Jungsozialistische Vereinigung. 1917 wechselte sie wegen der Kriegskredite vorübergehend zur USPD.[5] 1928 wurde sie Mitglied des Hamburger Parteivorstandes und des Frauenausschusses. Von 1928 bis 1933 und ab 1945 (bis in die 1960er Jahre) war sie Vorstandsmitglied der Hamburger Sozialdemokraten. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten wurde Karpinski im Juni 1933 zusammen mit dem Parteivorstand und Parteiausschuss verhaftet, allerdings nach einigen Tagen entlassen. Vor ihrer Verhaftung kann sie beim Sturm der SA auf das Parteibüro der Hamburger SPD noch Mitgliederlisten vernichten und so verhindern, dass diese den Nationalsozialisten in die Hände fallen.[5] Von 1933 bis 1945 war sie in ständiger Verbindung mit damals illegalen Gruppen. Im Juli 1944 wurde sie nach dem Attentat auf Hitler im Rahmen der Aktion Gitter erneut verhaftet und von August bis Oktober 1944 im KZ Fuhlsbüttel interniert. Nach Kriegsende wurde sie 1945 in den vorläufigen Parteivorstand berufen und später offiziell gewählt. Gleichzeitig beteiligte sie sich am Aufbau der SPD-Frauenorganisation und wurde deren Vorsitzende bis 1949 und Mitglied des Parteiausschusses für die Westzonen.

Karpinski gehörte als SPD-Mitglied 1931 bis 1933 und erneut von 1946 bis 1968 der Hamburgischen Bürgerschaft an.

Öffentliche Ämter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jugendherberge Stintfang mit Aussicht auf den Hamburger Hafen

1946 wurde Paula Karpinski von Hamburgs Erstem Bürgermeister Max Brauer als erste Frau in ein deutsches Landeskabinett berufen. Sie leitete dort 1946 bis 1953 und von 1957 bis 1961 als Senatorin die Jugendbehörde (später in der Schulbehörde aufgegangen). Bis heute ist ihr Name vor allem mit der Jugendherberge auf dem Stintfang verbunden, deren Errichtung 1953 sie gegen ursprüngliche Pläne des Senats für ein Luxushotel an dieser Stelle durchsetzte.[6] Auch den Bau des Volksparkstadions setzte sie im Senat gegen Brauer durch.[5] Ebenso machte sie sich dafür stark, dass Hamburg als erste deutsche Großstadt beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg den Bau von Kinderspielplätzen vorschrieb.

Signatur Paula Karpinski

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1967 verlieh der Hamburger Senat Paula Karpinski die Bürgermeister-Stolten-Medaille, die höchste Auszeichnung der Stadt nach der Ehrenbürgerwürde.

Grabstein Paula Karpinski (Mitte, neben Carl K.) auf dem Friedhof Ohlsdorf

Paula Karpinski Preis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2003 wird alle zwei Jahre von der SPD-Bürgerschaftsfraktion der Paula-Karpinski-Preis ausgelobt, mit dessen Hilfe beispielhafte Projekte der Jugendarbeit gewürdigt und gefördert werden.[7]

Paula-Karpinski-Platz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März 2013 wurde der Vorplatz der Jugendherberge auf dem Stintfang oberhalb der St. Pauli-Landungsbrücken in Paula-Karpinski-Platz umbenannt.[8][9][10]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Karpinski, Paula. In: Franklin Kopitzsch, Dirk Brietzke (Hrsg.): Hamburgische Biografie. Band 4. Wallstein, Göttingen 2008, ISBN 978-3-8353-0229-7, S. 184–186.
  • "Dort, wo ich meine Füße unter den Tische stecke, fangen Gleichberechtigung und Demokratie an". Paula Karpinski zum 90. Geburtstag gewidmet. Hrsg. von der AsF Hamburg, Redaktion Christa Randzio-Plath und Eva Rühmkorf, Hamburg 1987.
  • Paula Karpinski: Mit der Zeit wird man immer stärker!, zum 100. Geburtstag, Herausgeber: SPD-Landesorganisation Hamburg, Hamburg 1997

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Paula Karpinski – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vor 60 Jahren: ein Bett für 60 Pfennig pro Nacht. In: abendblatt.de. 22. Juni 2013, abgerufen am 9. April 2019.
  2. Nachruf, Erinnerungen an Paula, Nordwind 05/2005, Seite 3 (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.spd-hamburg-nord.de (PDF; 1,1 MB)
  3. 91 Jahre in der SPD, welt.de vom 12. März 2005 (abgerufen am 25. Oktober 2013)
  4. Planquadrat Z 8 (südlich Norderstraße), siehe Prominenten-Gräber.
  5. a b c Daniel Gritz: „Erinnerung an Paula“, in Nordwind – Mitgliederzeitschrift der SPD Hamburg-Nord, Heft Mai 2005, Seite 3.
  6. JUGENDHERBERGE AM STINTFANG - Vor 60 Jahren: ein Bett für 60 Pfennig pro Nacht, abendblatt.de vom 22. Juni 2013
  7. SPD verleiht Paula-Karpinski-Preis, abendblatt.de vom 18. August 2003 (abgerufen am 25. Oktober 2013)
  8. Abendblatt vom 7. März 2013 (abgerufen am 30. September 2014)
  9. Würdigung Paula-Karpinski-Platz eingeweiht hamburg.de, Behörde für Justiz und Gleichstellung (abgerufen am 30. September 2014) (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  10. Platz vor Jugendherberge erinnert an engagierte Politikerin Abendblatt vom 8. März 2013 (abgerufen am 30. September 2014)