Paulskirche (Straßburg)

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Ansicht der Fassade (September 2015)
Auch die Querschiffe weisen beeindruckende Fensterrosen auf
Innenansicht
Kanzel
Walcker-Orgel
Querschifforgel

Die protestantische Paulskirche (Église Saint-Paul) ist ein neugotischer Sakralbau in Straßburg in der Neustadt, dem sogenannten „deutschen Viertel“. Die Kirche ist aufgrund ihrer spektakulären Lage an der südlichen Spitze der nördlichen Straßburger Ill-Insel Sainte-Hélène (Sankt Helena) inmitten der breitesten Stelle des Flusses eines der meistfotografierten Motive der Stadt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche wurde von 1892 bis 1897 vom Architekten Louis Muller (1842–1898) als protestantische Garnisonkirche errichtet. Während sich die Fassade von den zwei 76 Meter hohen Türmen und der Farbauswahl des verwendeten Steins her an der Marburger Elisabethkirche orientiert, entspricht die allgemeine Anlage (große Breite, relativ geringe Länge, insgesamt 19 Eingänge) den Bedürfnissen eines von Militärs aller Rangordnungen besuchten Gottesdienstes. Von 1904 bis 1907 hatte die Kirche Altare und Altarteile aus der Werkstätte der Gebrüder Moroder erhalten.[1] Das Langhaus (Gewölbehöhe: 20 m) sollte ursprünglich vier Joche zählen und rund fünf Meter länger sein, doch aufgrund von unvorhergesehenen technischen Schwierigkeiten, die bei der Errichtung der Fundamente entstanden waren und die Kosten in die Höhe getrieben hatten, wurde der als Lateinisches Kreuz geplante Bau zu einem Griechischen Kreuz. 1919, mit der Rückkehr des Elsass an Frankreich, wurde das Gebäude einer zivilen Gemeinde der Evangelisch-reformierten Kirche von Elsass und Lothringen (EPRAL) übertragen. Die Kirche wurde 1944 durch britische und amerikanische Bomben und am 11. August 1958 durch einen Hagelsturm beschädigt.

Orgeln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An der Ausstattung bemerkenswert sind die beiden Orgeln. Die Hauptorgel aus der Werkstatt von Eberhard Friedrich Walcker ist mit ihren 240 Kubikmetern und ihrer 1934 auf 76 erweiterten Registerzahl eine der größten in weitem Umkreis. Ihre Disposition für drei Manuale und Pedal lautet folgendermaßen:

I Grand Orgue C–g3
Montre 16′
Flûte majeure 16′
Montre 08′
Bourdon 08′
Flûte ouverte 08′
Flûte harmonique 08′
Gemshorn 08′
Violoncelle 08′
Grosse Sesquialtera II0 513
Prestant 04′
Flûte à cheminée 04′
Quinte 223
Doublette 02′
Tierce II 135
Septième 117
Cornet V
Grande Fourniture II–III
Fourniture IV
Cymbale III
Bombarde 16′
Trompette 08′
Clairon 04′
II Positif C–g3
Quintaton 16′
Salicional 16′
Montre 08′
Flûte harmonique0 08′
Quintaton 08′
Salicional 08′
Unda maris 08′
Fugara 04′
Flûte 04′
Gemshorn 04′
Nasard 223
Doublette 02′
Tierce 135
Larigot 113
Cornet III
Fourniture II
Plein-jeu IV–V
Trompette 08′
Basson 08′
Cromorne 08′
III Récit expressif C–g3
Bourdon 16′
Diapason 08′
Cor de nuit 08′
Flûte harmonique0 08′
Viole de gambe 08′
Voix céleste 08′
Aéoline 08′
Principal 04′
Flûte octaviante 04′
Nasard 223
Flageolet 02′
Tierce 135
Piccolo 01′
Cornet II–V
Plein-jeu III
Bombarde 16′
Trompette 08′
Clairon 04′
Basson/Hautbois 08′
Voix humaine 08′
Trémolo
Pédale C–f1
Principal basse0 32′
Principal 16′
Soubasse 16′
Contrebasse 16′
Bourdon 16′
Grande quinte 1023
Octave 08′
Bourdon 08′
Violoncelle 08′
Grosse quinte 513
Prestant 04′
Bombarde 16′
Trompette 08′
Clairon 04′
  • Koppeln:
    • Normalkoppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P
    • Suboktavkoppeln: I/I, II/I, III/I, III/II
    • Superoktavkoppeln: I/I, II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P

Die 1976 in die ehemalige Kaiserempore eingebaute Orgel von Marc Garnier gilt Fachleuten als ebenso ästhetisch wie klanglich gelungen.[2] Das mechanische Instrument besitzt im Hauptwerk Springladen, im Brustwerk und Pedal Schleifladen und verfügt in den Manualen 51 Orgelpfeifen pro Register (102 beim Tertian II, für die Mixture entsprechend), also sechs mehr, als die Klaviaturen Tasten haben. Für die Tasten Dis/Es und Gis/As sind jeweils zwei Pfeifen in der Orgel. Der Musiker kann hier mittels zweier horizontaler Hebel auswählen, welche der mitteltönig gestimmten Pfeifen auf der entsprechenden Taste erklingen soll. Im Pedal sind für jedes Register drei zusätzliche Pfeifen vorhanden (zweimal As und einmal Es). Die 11 Hebel für die Register des Grand Orgue werden vertikal, alle anderen Horizontal betätigt. Die Orgel hat folgende Disposition:[3]

I Grand Orgue CDEFGA–c3
Montre 08′
Bourdon 08′
Quintadena 08′
Octave 04′
Flûte pointue 04′
Quinte 223
Doublette 02′
Terzian II (B+D) 135
Mixture (B+D)
Tremblant
II Positif pectoral CDEFGA–c3
Régale 08′
Pédale CDEF–d1
Soubasse 16′
Octavebasse 08′
Principal 04′
Trompette 08′

Restaurierungsmaßnahmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im September 2011 war der Nordturm eingerüstet.

Im Mai 2009 wurde mit der Restaurierung des Fassadensüdturms begonnen. Bis Juni 2014 wurden dann nacheinander der Nordturm und der Mittelteil der Fassade mit den drei Hauptportalen restauriert und schließlich der Vorplatz neu gepflastert. Die Restaurierung der Seitenschiffe ist geplant (Stand: Juni 2014).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Werner Scheurer: Die Altäre der Offenburger Altarbauer Moroder. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 36/37, 2017/2018 (2021), S. 147–182, hier: S. 169 f.
  2. Informationen zur großen Walcker-Orgel, abgerufen am 9. Mai 2020.
  3. Beschreibung der Orgel, abgerufen am 2. April 2022.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Paulskirche (Straßburg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 48° 35′ 11″ N, 7° 45′ 35″ O