Peter Beinart

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Peter Beinart (2014)

Peter Beinart (* 1971 in Cambridge, Massachusetts) ist ein US-amerikanischer Politikwissenschaftler[1] und Journalist. Er ist Associate Professor für Journalismus und Politikwissenschaften an der City University of New York und orthodoxer Jude. Laut Ghada Karmi ist er ein Vertreter des Liberal Zionism.[2]

Positionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Liberaler Zionismus und Generationenkonflikt amerikanischer Juden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In seinem einflussreichen, in der New York Review of Books erschienenem Essay "The Failure of the American Jewish Establishment" warf Beinart im Jahr 2010 jüdisch-amerikanischen Organisationen wie der AIPAC und Anti-Defamation League vor, den Kontakt zur jungen Generation amerikanischer Juden verloren zu haben. Ihre entschiedene pro-israelische Haltung entfremdete eine neue Generation von Juden, die die Besatzung kritischer sehen.[3] Um jede Zuneigung zu Israel unter jüngeren Juden zu bewahren, argumentierte Beinart, müssten man den sogenannten "liberalen Zionismus" unterstützen. Liberaler Zionismus befürwortet die Existenz Israels, glaubt jedoch, dass die fortgesetzte Besetzung palästinensischen Landes den Idealen und sogar der langfristigen Überlebensfähigkeit des zionistischen Projekts fundamental schadet.[3] Um den amerikanischen Zionismus zu retten, müsse die amerikanisch-jüdische Führung anfangen, Israel stärker zu kritisieren.[3] 2016 wiederholte Beinart seine Kritik vor dem Hintergrund der Entlassung von Simone Zimmerman und erklärte, dass das jüdische Establishment einer jungen Generation von amerikanischen Juden seine "intellektuelle Engstirnigkeit und moralische Blindheit" aufzwinge.[4]

Weitere Positionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Peter Beinart vertritt die Position, Israel müsse sich aus den besetzten Gebieten zurückziehen.[5] Im Oktober 2016 veröffentlichte er gemeinsam mit Todd Gitlin, Michael Walzer, Edward Witten, Adam Hochschild u. a. einen offenen Brief in der New York Review of Books, der zu einem gezielten Boykott von israelischen Siedlungen in den besetzten Gebieten auffordert.[6][7] Am 8. Juli 2020 erschien in der New York Times sein Artikel I No Longer Believe in a Jewish State[8][2] (dt. Ich glaube nicht mehr an einen jüdischen Staat).

Beinart ist regelmäßiger Autor für Jewish Currents. In einem darin veröffentlichten Artikel ging er im Januar 2021 über diese Position hinaus und titelte: There Is No Right to a State[9][2] (dt. Es gibt kein Recht auf einen Staat). Beinart hat sich für die Ein-Staat-Lösung ausgesprochen. Er fordert, dass Israel ein Staat seiner Bürger sein müsse, der allen Bürgern gleiche Rechte garantiert und verlangt nach der Interpretation von Ghada Karmi von den Palästinensern, dass sie ihre erfolglosen früheren Strategien zugunsten einer Überprüfung der sich tatsächlich bietenden Optionen zurückstellen. Er anerkenne jedoch, so Karmi, dass die aktuelle Situation für die Palästinenser ungerecht und unterdrückend ist und die „jüdische Selbstbestimmung“[2] den Palästinensern ihre Rechte abspricht.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • The Good Fight: Why Liberals — and Only Liberals — Can Win the War on Terror and Make America Great Again. New York, NY: HarperCollins. 2006, ISBN 978-0060841614.
  • The Icarus Syndrome: A History of American Hubris. New York, NY: HarperCollins. 2010. ISBN 978-0061456466.
  • The Crisis of Zionism. New York, NY: Times Books. 2012. ISBN 978-0805094121.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Peter Beinart – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Steffen Gassel im Gespräch mit Peter Beinart: "Grass untergräbt seine Argumente" – Peter Beinart ist Politologe, orthodoxer Jude und Kritiker der israelischen Regierung. Das Gedicht von Günter Grass empfindet er dennoch als verstörend. In: Stern. 11. April 2012, abgerufen am 17. Mai 2022.
  2. a b c d Ghada Karmi: Israël-Palestine, la solution : un État. La fabrique éditions, Paris 2022, ISBN 978-2-35872-233-9, S. 126 f. (gekürzte und aktualisierte Ausgabe von: Married to Another Man: Israel's Dilemma in Palestine, Pluto Press, London/Sterling (Virginia) 2007; übersetzt und verlegt von Éric Hazan, mit Transliteration arabischer Namen von Lola Maselbas).
  3. a b c How Bernie Sanders's Jewish outreach coordinator started a major controversy over Israel - Vox, 21. April 2016, abgerufen am 12. Dezember 2023.
  4. If You Lose Simone Zimmerman, You Lose the Best of Jewish Millennials - Opinion - Haaretz.com, 18. April 2016, abgerufen am 12. Dezember 2023.
  5. The Crisis of Zionism. 2012
  6. Todd Gitlin, Peter Beinart, Peter Brooks, Michael Walzer, Edward Witten et al.: For an Economic Boycott and Political Nonrecognition of the Israeli Settlements in the Occupied Territories. In: The New York Review of Books. 13. Oktober 2016, abgerufen am 18. Mai 2022.
  7. Redaktion: Over 70 American Intellectuals Call for 'Targeted Boycott' of Israeli Settlements – Signatories say they oppose a boycott of Israel proper but call for settlements to be excluded from U.S. trade benefits and tax exemptions. In: Haaretz. 10. Januar 2018, abgerufen am 18. Mai 2022.
  8. Peter Beinart: I No Longer Believe in a Jewish State – For decades I argued for separation between Israelis and Palestinians. Now, I can imagine a Jewish home in an equal state. In: The New York Times. 8. Juli 2020, abgerufen am 17. Mai 2020.
  9. Peter Beinart: There Is No Right to a State – The American Jewish establishment argues that denying Jews a state of their own violates their right to national self-determination. They’re wrong. In: Jewish Currents. 27. Januar 2021, abgerufen am 18. Mai 2022.