Peter Matthiessen (Politiker)

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Peter Matthiessen[1] (* 17. Januar 1907 in Kiel; † 20. Mai 1995 in Itzehoe) war ein deutscher Verwaltungsjurist und Abgeordneter in Schleswig-Holstein.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Matthiessen besuchte die Realschule und das Reform-Realgymnasium. Nach dem Abitur begann er an der Philipps-Universität Marburg Rechts- und Staatswissenschaften zu studieren. 1927 wurde er im Corps Rhenania Straßburg zu Marburg aktiv.[2] 1928 wechselte er an die Friedrich-Schiller-Universität Jena. Dort wurde er auch im Corps Franconia Jena aktiv.[2] Als Inaktiver beendete er das Studium an der heimatlichen Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.

1932 trat Matthiessen der NSDAP bei, die ihn unter der Mitgliedsnummer 1.408.632 führte. Am 10. April 1933 folgte die Mitgliedschaft in der Sturmabteilung, in der er den im Rang eines Scharführers diente. Es folgte die Mitgliedschaft im Nationalsozialistischer Rechtswahrerbund sowie von August 1934 Positionen als Parteirichter an mehrerer NSDAP-Kreisgerichten, wo ihm sein Vorgesetzter ein „gutes nationalsozialistisches Urteil“ attestierte.[3] Derart gelobt konnte Matthiessen ab 1939 in der zivilen Verwaltung der besetzten Ostgebiete dem Dienst an der Front entkommen. Hier unterstand er dem Reichskommissar Hinrich Lohse im Reichskommissariat Ostland in Riga. 1943[4] (offiziell bis Mai 1945, vertreten durch Hans Kolbe[5] und Walter Mentzel[6]) war er Landrat des Kreises Eckernförde, bis 1945 unabkömmlich gestellt, rückte er als Leutnant der Wehrmacht an die Ostfront ein. Mit dem Kriegsende wurde er mit seinem Wehrmachtsverband von den Amerikanern festgesetzt und als „Wiederaufbauhelfer“ an die Sowjetunion ausgeliefert. Es folgte eine neunjährige Gefangenschaft in einem Kriegsgefangenenlager nahe Stalingrad. Wie viele russische Kriegsgefangene wurde Matthiessen in Scheinprozessen durch die stalinistische Justiz zu langjähriger Zwangsarbeit verurteilt. 1954 kehrte Matthiessen über das Auffanglager Friedland nach Deutschland zurück.

Von 1955 bis 1972 war Peter Matthiessen Landrat im Kreis Steinburg.[1] Matthiessen wurde 1957 Mitglied der CDU. Er war Vorsitzender des Kreisverbandes des Kuratorium Unteilbares Deutschland und der Europa-Union, des Deutschen Roten Kreuzes, der Volkshochschule, des Heimatsverbandes, der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge und der Deutschen Olympischen Gesellschaft in Itzehoe sowie Mitglied des Aufsichtsrates der Schleswig-Holsteinischen Stromversorgungs-AG. Von 1967 bis 1975 war er Mitglied des Landtags von Schleswig-Holstein.

Matthiessen war verheiratet und hatte eine Tochter.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wulf Pingel: Von Kiel nach Riga. Schleswig-Holsteiner in der deutschen Zivilverwaltung des Reichskommissariats Ostland. In: Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte Band 122 (1997). Wachholtz, Neumünster 1997, ISBN 3-529-02322-1, S. 439–466, 453.
  • Karl Friedrich Schinkel: Eckernförde – ein Spaziergang durch die Stadtgeschichte. Verleger: Manfred Goos, Horn-Bad Meinberg, 2. Auflage 2002, S. 421 ff., 426 f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Jürgen Gnauck: Die Bundesrepublik. Carl Heymanns Verlag, 1956, S. 1052.
  2. a b Kösener Corpslisten 1960, 100, 337; 26, 720
  3. Thomas Großbölting, Lukas Grade: Wissenschaftliche Aufarbeitung der Geschichte der Landräte hinsichtlich möglicher Verstrickungen während der Zeit des Nationalsozialismus. Westfälische Wilhelms-Universität Münster, 2015, S. 44, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Mai 2021; abgerufen am 29. August 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.segeberg.de
  4. 15. März 1943 bis 31. Dezember 1943.
  5. 1. Januar 1944 bis 4. Januar 1945.
  6. 5. Januar 1945 bis 10. Mai 1945.