Pharoah Sanders

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Pharoah Sanders (Deutsches Jazzfestival 2013)

Pharoah Sanders, eigentlich Ferrell Sanders (* 13. Oktober 1940 in Little Rock, Arkansas; † 24. September 2022[1] in Los Angeles, Kalifornien), war ein amerikanischer Jazz-Musiker, Tenorsaxophonist und Multiinstrumentalist. Den Künstlernamen Pharoah verlieh ihm angeblich Sun Ra, mit dem er in New York Anfang der 1960er Jahre gemeinsam auftrat.[2]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sanders wuchs in einer musikalischen Familie auf, seine Eltern waren Musiklehrer. Er lernte zunächst Klarinette, stieg später während der High School auf das Tenorsaxophon um und machte sich mit dem Jazz vertraut. Seine frühen Vorbilder waren Harold Land, James Moody, Sonny Rollins, Charlie Parker und John Coltrane. Als Teenager spielte er auf lokalen Blues-Gigs in Little Rock und verdiente so sein Taschengeld. Nach der High School zog er nach Oakland (Kalifornien), wo er Musik studierte. Während dieser Zeit spielte er in Klubs der San Francisco Bay Area Jazz und Rhythm & Blues und machte sich so als Musiker einen Namen.

Pharoah Sanders (Warschau, 1981)

Anfang der 1960er Jahre zog er nach New York, wo er als Berufsmusiker Fuß zu fassen versuchte. Bis 1965 konnte er jedoch keinen nennenswerten Erfolg erzielen, so dass er gezwungen war, diverse Nebenjobs anzunehmen und sogar sein Instrument zu verpfänden. In dieser Zeit spielte er gemeinsam mit einigen Vertretern des Free Jazz wie Sun Ra (Konzert 1964 und resultierendes Album Featuring Pharoah Sanders and Black Harold) und Don Cherry. 1963 gründete er eine eigene Band mit dem Pianisten John Hicks, dem Bassisten Wilbur Ware und dem Schlagzeuger Billy Higgins. Die Gruppe erregte die Aufmerksamkeit John Coltranes, so dass Sanders 1964 gebeten wurde, mit Coltranes Band aufzutreten. Die gemeinsamen Auftritte wurden bis 1965 häufiger (etwa A Love Supreme: Live in Seattle), obwohl Sanders nie offiziell als Mitglied von Coltranes Band galt. Sanders’ und Coltranes Musik aus dieser Zeit wirft die traditionellen Jazz-Formeln und die funktionelle Harmonie über Bord und konzentriert sich stattdessen auf Töne, wie sie u. a. auf Coltranes Album Ascension von 1965 zu hören sind.

Nach Coltranes Tod arbeitete Sanders überwiegend mit eigenen Ensembles, aber auch mit Alice Coltrane (The Carnegie Hall Concert). Nach einem Debütalbum für das Label ESP mit der Pianistin Jane Getz veröffentlichte er von 1966 bis 1973 mehrere Alben für das Label Impulse!. Seine erste Veröffentlichung auf diesem Label Tauhid wählte das Magazin Rolling Stone 2013 in seiner Liste Die 100 besten Jazz-Alben auf Platz 89.[3] Es folgte ein Ausflug zu Arista. Von den späten 1970er Jahren bis 1987 erschienen seine Alben beim kleinen Independent-Label Theresa. Seit 1987 veröffentlichte er unter den Labels Evidence und Timeless, wobei Evidence Theresa übernahm und seine Alben aus dieser Zeit wiederveröffentlichte. 1995 erschien Message from Home, das von Bill Laswell produziert wurde, auf dem Major-Label Verve; im Vorjahr war Sanders neben Mahmoud Ghania auf The Seven Colors of Trance (Axiom) zu hören. Joey DeFrancesco beteiligte ihn 2019 an seinem Album In the Key of the Universe.

Sanders gilt als einer der Begründer des Ethno-Jazz, wobei er den Islam und die spirituellen Traditionen Afrikas oft in seine Arbeiten einbezog und zum Thema seiner Musik machte.

Diskografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chartplatzierungen
Erklärung der Daten
Alben[4]
Promises (mit Floating Points & London Symphony Orchestra)
  DE 53 02.04.2021 (3 Wo.)
  CH 46 04.04.2021 (3 Wo.)
  UK 6 08.04.2021 (1 Wo.)
Pharoah
  DE 54 22.09.2023 (1 Wo.)
Pharoah Sanders Quartet (INNtöne, 2013)
Titel Erschienen Label
Pharoah’s First 1964 ESP
Tauhid 1966 Impulse!
Izipho Zam 1969 Strata-East
Karma 1969 Impulse!
Jewels of Thought 1969 Impulse!
Summun, Bukmun, Umyun (Deaf, Dumb, Blind) 1970 Impulse!
Thembi 1971 Impulse!
Village of the Pharoahs 1971 Impulse!
Black Unity 1971 Impulse!
Live at the East 1971 Impulse!
Wisdom Through Music 1972 Impulse!
Elevation 1973 Impulse!
Love in Us All 1973 ASD
Voyage to Uranus 1974 Capitol
Pharoah 1977 India Navigation
Love Will Find a Way 1977 Arista
Beyond a Dream 1978 Arista
Journey to the One 1980 Theresa (Evidence)
Live 1981 Theresa (Evidence)
Rejoice 1981 Theresa (Evidence)
Heart is a Melody 1982 Theresa (Evidence)
Shukuru 1985 Theresa (Evidence)
Oh Lord, Let Me Do No Wrong 1989 Columbia
A Prayer Before Dawn 1987 Theresa (Evidence)
Africa 1987 Timeless
Moonchild 1989 Timeless
Welcome to Love (Live) 1990 Timeless
Crescent with Love 1992 Evidence
Naima 1995 Evidence
Message from Home 1996 Verve
Save our Children 1999 Verve
Spirits 2000 Meta
With a Heartbeat 2003 Evolver
The Creator Has a Master Plan (Live) 2003 Venus
Live in Paris 1975 2020 Transversales Disques
Promises (mit Floating Points & London Symphony Orchestra) 2021 Luaka Bop[5]
Live at Fabrik, Hamburg 1980 2023 Jazzline Classics

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Pharoah Sanders – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Nachruf. Süddeutsche Zeitung, 24. September 2022, abgerufen am 24. September 2022.
  2. In einem Gespräch mit Wolf Kampmann bestritt Sanders, dass Sun Ra ihn als erster „Pharoah“ genannt habe. „Irgendjemand schrieb mal, Sun Ra hätte mir meinen Namen gegeben. Das war eine völlig freie Erfindung. Ich habe nur eine ganz kurze Zeit mit Sun Ra zusammengespielt, und das war’s.“ vgl. Martin Laurentius: RIP: Pharoah Sanders. Jazz thing, 27. September 2022, abgerufen am 27. September 2022. Biograph John Szwed schrieb hingegen, dass Sun Ra ihn damals ermutigt habe, den Namen „Pharoah“ zu nutzen. Vgl. John Szwed: Space Is the Place: The Lives and Times of Sun Ra. Payback Press, Edinburgh 1997, S. 197.
  3. Rolling Stone: Die 100 besten Jazz-Alben. Abgerufen am 16. November 2016.
  4. Chartquellen: DE CH UK
  5. Michael Rüsenberg: FLOATING POINTS, PHAROAH SANDERS & LONDON SYMPHONY ORCHESTRA Promises *. jazzcity.de, 31. März 2021, abgerufen am 1. April 2021.