Philippe Ricord

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Philippe Ricord, 1860er oder 1870er Jahre

Philippe Ricord (* 10. Dezember 1800 in Baltimore; † 22. Oktober 1889 in Paris) war ein französischer Chirurg und Venerologe (Arzt für Geschlechtskrankheiten). Er gehörte zu den führenden Pariser Medizinern und als Autorität der Syphilisforschung seiner Zeit.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geboren in Baltimore, als Sohn von vor dem Terror der Französischen Revolution in die Vereinigten Staaten von Amerika geflohener französischer Eltern,[1] absolvierte er von 1820 bis 1826 seine medizinische Ausbildung an der Sorbonne in Paris, studierte unter anderem bei Guillaume Dupuytren und Jacques Lisfranc,[2] und schloss das Medizinstudium mit der Promotion ab. Als Chirurg und Oberwundarzt am Pariser Hôpital du Midi[3] und Chefarzt des Hôpital des Vénériens zu Paris beschäftigte er sich hauptsächlich mit venerischen Erkrankungen.[4] Er beschrieb die drei Stadien der Syphilis. Um 1830 begann mit Ricord eine Diskussion um die Unabhängigkeit von Syphilis (Schanker) und Gonorrhoe (Tripper) und die Stadieneinteilung der Syphilis ein.[5] Experimentell wies Ricord 1837 die Unterschiedlichkeit von Syphilis und Gonorrhoe nach und widerlegte damit 1838[6] Hunters These, dass die Syphilis lediglich eine schwerere Form der Gonorrhoe sei.[7]

Philippi Record wurde 1850 in die „Académie de médicine“ aufgenommen. Er wurde 1852 Leibarzt des Prinzen Napoléon, 1869 Chirurgien consulté des Kaisers und schließlich 1870/71 Präsident der Lazarette im belagerten Paris.[2]

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • De l’emploi du speculum (Paris, 1833)
  • De la blennorrhagie de la femme (1834)
  • Emploi de l’onguent mercuriel dans le traitement de l’eresipele (1836)
  • Monographie du chancre (Paris, 1837)
  • Théorie sur la nature et le traite-ment de l’epididymite (1838)
  • Traite des maladies veneriennes (acht Bände, 1838; vierte Auflage 1866; englische Übersetzung, A Practical Lecture on Venereal Diseases, 1842; dreizehnte Auflage 1854)
    • Übersetzung aus dem Französischen von Herrmann Müller: Praktische Abhandlungen über die venerischen Krankheiten [...] Leipzig 1838
  • De l’ophthalmie blennorrhagique (1842)
  • Clinique iconographique de l’hôpital des veneriens (1842–1851)
  • De la syphilisation (1853)
  • Lettres sur la syphilis (1851; dritte Auflage 1863; englische Übersetzung 1853)
  • Leçons sur le chancre (1858; zweite Auflage 1860; englische Übersetzung 1859)
man with knife and babies
Ricord karikiert von André Gill, 1867

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • J. D. Oriel: Eminent venereologists. 3. Philippe Ricord. In: Genitourinary Medicine 65, 1989, S. 388–393, PMC 1194410 (freier Volltext)
  • Heinrich Lippert: Die Pathologie und Therapie der venerischen Krankheiten. Nach Philippe Ricord’s neuesten Vorträgen und Bemerkungen bearbeitet. B. S. Berendsohn, Hamburg 1846
  • Barbara I. Tshisuaka: Ricord, Philippe. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1251.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Philippe Ricord – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. J. D. Oriel: Eminent venereologists. 3. Philippe Ricord. In: Genitourinary Medicine 65, 1989, S. 388–393.
  2. a b Wolfgang U. Eckart: Philippe Ricord,. In: Wolfgang U. Eckart und Christoph Gradmann (Hrsg.): Ärztelexikon. Von der Antike bis zur Gegenwart. 3. Auflage. Springer Heidelberg, 2006, S. 277. Ärztelexikon 2006, doi:10.1007/978-3-540-29585-3.
  3. Andreas Mettenleiter: Das Juliusspital in Würzburg. Band III: Medizingeschichte. Herausgegeben vom Oberpflegeamt der Stiftung Juliusspital Würzburg anlässlich der 425jährigen Wiederkehr der Grundsteinlegung. Stiftung Juliusspital Würzburg (Druck: Bonitas-Bauer), Würzburg 2001, ISBN 3-933964-04-0, S. 837 und öfter.
  4. Pierer’s Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 149.
  5. Andreas Mettenleiter: Das Juliusspital in Würzburg. Band III: Medizingeschichte. 2001, S. 543.
  6. Vgl. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 40.
  7. The Encyclopedia Americana (1920) / Ricord, Philippe