Plattenbauten in Leipzig

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Plattenbaureihen in Grünau-Mitte

Diese Liste enthält die zu DDR-Zeiten errichteten Plattenbau-Wohngebiete in Leipzig.

Entstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Viele von ihnen entstanden im Zuge der Umsetzung des Wohnungsbauprogramms von 1973, das die Wohnungsprobleme in der DDR bis 1990 lösen sollte[1] – meist als komplexer Wohnungsbau in Großwohnsiedlungen.

Später Plattenbau (1990) im Zentrum-Südost

Schon im Generalbebauungsplan der Stadt Leipzig von 1970 gab es erste Planungen für Großsiedlungen in Leipzig. Als Chefarchitekt des städtischen Planungs- und Architekturbüros wirkte Horst Siegel in leitender Funktion an dem Bau der Großsiedlungen, insbesondere Grünau, mit.

Der Beschluss des Politbüros des ZK der SED vom 30. August 1977 Zur weiteren Durchsetzung des Wohnungsbauprogramms der Stadt Leipzig im Fünfjahrplan-Zeitraum 1976 – 80 und bis 1990 stärkte die Rolle der Stadt Leipzig. Mit dem Beschluss war jedoch auch verbunden, den extensiven Wohnungsbau in Grünau vorrangig zu betreiben und die Altbaugebiete in der Stadt weiter zu vernachlässigen.[2]

In Leipzig wurden bis 1990 in 25 Wohngebieten vorwiegend in Plattenbauweise circa 90.000 Wohneinheiten erbaut, wobei sich etwa zwei Drittel davon in den Großwohnsiedlungen in Grünau, Paunsdorf, Schönefeld, Mockau, Lößnig, Möckern und in der Straße des 18. Oktobers befanden.[3] Damit stellten die Plattenbauten einen sehr großen Teil des Leipziger Wohnraumes dar.

In Leipzig waren 1990 vom Bestand 196.000 von 257.000 Wohnungen in einem sanierungsbedürftigen Zustand, da in der DDR die neugebauten Plattenbausiedlungen Vorrang vor der Sanierung des Altbaubestandes hatten. Ein Großteil der Viertel in Plagwitz, Reudnitz-Thonberg und Connewitz war baufällig und drohte teilweise einzustürzen. Daher war absehbar, dass diese Gebiete wie Reudnitz-Thonberg nach 1990 auch zu großen Teilen durch Plattenbauten ersetzt worden wären, wie im Bereich Mühlstraße 1988 bis 1990 schon angefangen.

Mit einer stärkeren Hinwendung zum innerstädtischen Bauen[4] kam der WBS 70/36 kN, eine neuentwickelte Wohnungsbauserie mit einem kleinteiligen Grundraster bei Lückenschließungen in der Innenstadt nach dem Beispiel Kolonnadenstraße zum Einsatz. Für die neue Serie gab es seit 1987 einen Gestaltungsbaukasten mit Bauteillösungen (Fassade, Loggia, Treppenhaus, Ecken und Dach) für die Anpassung der Wohngebäude an unterschiedliche Standorte.

Die 1. Leipziger Volksbaukonferenz am 6. und 7. Januar 1990 führte zu einem weitgehenden Stopp des Bauens von Plattenbauten.[5][6]

Liste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stadtteil Untergliederung Bauzeitraum ca. Anzahl WE ca. Anzahl Einwohner
Sellerhausen 1961-1987 1.720
Schönefeld 1962–1971 1150
Großzschocher 1963–1973 2080
Lößnig 1964–1974 3070 10 680 (2007)
Marienbrunn 1966–1967 860
Zentrum-Südost (Straße des 18. Oktober) 1969–1975 2560 6662 (2000)
Möckern Möckern Ost 1970–1975 1950
Dölitz 1974–1975 910
Mockau Ost 1975–1978 2340 3958
Mockau West 1975–1978 2040 4021
Schönefeld Schönefeld-Ost 1975–1983 4310 9259 (2000)
Thekla 1976–1978 1640 2988 (2000)
Grünau WK 1 bis 8 1976–1988 38 545 85 000 (1989)
49 400 (2004)
Gohlis Nord 1986–1989 890 1700 (2000)
Paunsdorf 1987–1991 6290 12 405 (2000)
Reudnitz-Thonberg Mühlstraße 1988–1990 613

Quelle:[7][8]

Entwicklung nach 1990[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit der Wiedervereinigung von Deutschland stellten der hohe Leerstand, die wenigen Grünflächen und die hohe Bebauungsdichte ein Problem dar, das zum Teil durch Umnutzung und Neubauten gelöst wurde. Durch teilweisen Rückbau insbesondere der Punkthochhäuser PH 16 und Umfeldaufwertungen wurde außerdem versucht, der sinkenden Einwohnerzahl in den Gebieten zu begegnen.

Mit Fördermitteln aus dem Programm Stadtumbau Ost wurden mit einer Konzentration des Mitteleinsatzes auf Leipzig-Grünau im Zeitraum von 2000 bis 2015 fast 8000 Plattenbau-Wohnungen zurückgebaut. Mit dem Konzept für Grünau[9] wurde das Ziel Mehr Qualität durch weniger Häuser verfolgt. Aufgrund des nachhaltigen Bevölkerungswachstums in Leipzig seit 2011 erlebten auch die Plattenbauviertel wieder Bevölkerungszuwächse. Seit 2015 gab es keine Abrisse mehr, stattdessen wird mit Grundrissänderungen und Umbaumaßnahmen experimentiert. In der Uranusstraße in Grünau-Nord wurden WBS 70-Plattenbauten zu Terrassenhäusern umgebaut[10], in der Frankenheimer Straße in Schönau wurden 6-Geschosser zu 4-Geschossern zurückgebaut.[11]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Stadt Leipzig, Dezernat für Stadtentwicklung und Bau: Stadtentwicklungsplan Wohnungsbau und Stadterneuerung, Teilplan Großsiedlungen. (= Beiträge zur Stadtentwicklung. Heft 34). Leipzig 2002. (static.leipzig.de)
  • Dirk Bergander: DIPLOMARBEIT: Soziodemographische Strukturen schrumpfender Großsiedlungen in den neuen Bundesländern – Von ehemals bevorzugten zu sozial ausdifferenzierten Wohnquartieren? Das Beispiel Leipzig-Grünau. (PDF; 3,5 MB) Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 8. Januar 2010.@1@2Vorlage:Toter Link/www.berg-poet.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  • Stadterneuerung in Leipzig. (PDF) Abgerufen am 10. Dezember 2021.
  • Stadtumbau in den Großsiedlungen Grünau und Paunsdorf. Abgerufen am 10. Dezember 2021.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Plattenbauten in Leipzig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. "Die auf dem VIII. Parteitag der SED beschlossene Direktive zum Fünfjahresplan 1971 bis 1975 sah (...) vor, insgesamt 500.000 Wohnungseinheiten neu zu erstellen bzw. zu modernisieren. Auf der 10. Tagung des ZK der SED am 2. Oktober 1973 wurden die Grundzüge des Wohnungsbauprogramms der DDR für die Jahre 1976 bis 1990 vorgestellt" In: Thomas Topfstedt: Städtebau in der DDR 1955–1971. Leipzig 1988, S. 157.
  2. Peter Zetzsche: Entwicklung des Wohnungsbaus und seiner materiell-technischen Basis. In: Joachim Tesch (Hrsg.): Bauen in Leipzig 1945-1990. Rosa-Luxemburg-Stiftung, Leipzig 2003, ISBN 3-89819-159-1, S. 262.
  3. Bild 4.18: Standorte für den Wohnungsneubau in der Stadt Leipzig von 1945 bis 1985/90. In: Joachim Tesch (Hrsg.): Bauen in Leipzig 1945-1990. Rosa-Luxemburg-Stiftung, Leipzig 2003, ISBN 3-89819-159-1, S. 160 f.
  4. Beschluss des Politbüros des ZK der SED 10/88 vom 8. März 1988 über die Durchführung des Wohnungsbauprogramms in der Stadt Leipzig und daraus erwachsende Maßnahmen für den Zeitraum 1988 bis 1990, nach Peter Zetzsche .., S. 270.
  5. Klaus Hartung: „Todkrankes Stadtindividuum“ / „1.Volksbaukonferenz“ diskutierte am Wochenende in Leipzig / „Plattenmafia“ muss sich der Kritik stellen. In: Die Tageszeitung. 12. Januar 1990 (taz.de)
  6. Klaus Hartung: Bericht über die 1.Volksbaukonferenz. In: Die Tageszeitung. 18. Januar 1990 (taz.de)
  7. Stadtentwicklungsplan Wohnungsbau und Stadterneuerung, Teilplan Großsiedlungen. In: Stadt Leipzig, Dezernat Stadtentwicklung und Bau (Hrsg.): Beiträge zur Stadtentwicklung. Heft 34, 2002, S. 13.
  8. Pro Leipzig e.V. und Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft (Hrsg.): Eine Wohnung für alle, Geschichte des kommunalen Wohnungsbaus in Leipzig 1900-2000. Leipzig 2000, ISBN 3-9807201-1-X.
  9. Stadt Leipzig: Entwicklungsstrategie Grünau 2020. abgerufen am 19. April 2010 (PDF; 0,9 MB).
  10. Stadtumbau in DDR-Siedlungen - Projekte - Terrassenhäuser - Leipzig - Uranusstraße. In: Informationsportal Stadtumbau Ost. Matthias Grünzig (Freier Journalist), abgerufen am 10. Dezember 2021.
  11. Stadt Leipzig: Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept Leipzig-Grünau 2030. Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung, Leipzig 2018.