Podelzig

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wappen Deutschlandkarte
Podelzig
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Podelzig hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 52° 28′ N, 14° 32′ OKoordinaten: 52° 28′ N, 14° 32′ O
Bundesland: Brandenburg
Landkreis: Märkisch-Oderland
Amt: Lebus
Höhe: 48 m ü. NHN
Fläche: 25,23 km2
Einwohner: 905 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 36 Einwohner je km2
Postleitzahl: 15326
Vorwahl: 033601
Kfz-Kennzeichen: MOL, FRW, SEE, SRB
Gemeindeschlüssel: 12 0 64 388
Adresse der Amtsverwaltung: Breite Straße 1
15326 Lebus
Bürgermeister: Thomas Mix
Lage der Gemeinde Podelzig im Landkreis Märkisch-Oderland
KarteAltlandsbergAlt TuchebandBad FreienwaldeBeiersdorf-FreudenbergBleyen-GenschmarBliesdorfBuckowFalkenbergFalkenhagenFichtenhöheFredersdorf-VogelsdorfGarzau-GarzinGolzowGusow-PlatkowHeckelberg-BrunowHöhenlandHoppegartenKüstriner VorlandLebusLetschinLietzenLindendorfMärkische HöheMünchebergNeuenhagen bei BerlinNeuhardenbergNeulewinNeutrebbinOberbarnimOderauePetershagen/EggersdorfPodelzigPrötzelRehfeldeReichenow-MöglinReitweinRüdersdorf bei BerlinSeelowStrausbergTreplinVierlindenWaldsieversdorfWriezenZechinZeschdorfBrandenburg
Karte
Podelzig, Luftaufnahme (2015)
Kirche von Podelzig

Podelzig ist eine Gemeinde im Landkreis Märkisch-Oderland in Brandenburg (Deutschland). Sie gehört dem Amt Lebus an.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Podelzig liegt am südlichen Ende des Reitweiner Sporns etwa 5 km westlich der Oder.

Gemeindegliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Gemeinde Podelzig gehören die bewohnten Gemeindeteile Klessin, Podelzig, Siedlung und Wuhden sowie die Wohnplätze Neu Podelzig und Schäferei.[2] Der Hauptort Podelzig ist aus mehreren Teilen zusammengewachsen, die aber keinen eigenen Ortsteilcharakter haben: Altpodelzig (auf der Höhe), Neupodelzig (Kolonie) unterhalb des Berghanges und Podelzig-Siedlung (ehemals: Zuckerfabrik).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis zum 19. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der slawische Name „Podolzk“ deutet auf eine vorherige slawische Besiedlung, vermutlich mindestens seit dem 8. Jahrhundert. Archäologisch nachgewiesen ist eine Besiedlung seit dem 11. Jahrhundert (Ausgrabungen in der alten Kirche 2004).

Das Dorf Podelzig wurde zuerst 1354 urkundlich erwähnt; zugleich mit dem Städtchen Lebus wurde Podoltzgk von Markgraf Ludwig II. an Bischof Heinrich II. übergeben. Um 1400 waren Hans und Peter von Borghaßdorf (von Burgsdorff) die Lehnsbesitzer des Dorfes, ferner Hans und Heinrich Weynschutze und Heinrich List, die aber keine Anteile an Podelzig erwarben. Der 1439 verstorbene Lebuser Bischof Peter II. von Burgsdorff ist vermutlich im Erbbegräbnis derer von Burgsdorff in Podelzig beerdigt worden. Schon vor 1495 bis etwa 1514 hatten die von Gellnitz (Göllnitz) einen Wohnhof in Podelzig[3]. 1497 verkaufte Hans von Göllnitz das Dorf Birkholz an Bartholomäus (Barthus) Kracht auf Groß Rietz[4].

Am 4. April 1563 wurde der 1515 geborene Hans von Burgsdorff Rittergutsbesitzer; er erwarb später einen zweiten Rittersitz, zwei Schäfereien und eine Windmühle in Podelzig sowie etliche Dörfer in der Umgebung. 1594 kaufte er für 13.000 Taler ein Drittel des ganzen Ortes Podelzig von seinem entfernten Verwandten Levin Burgsdorff. Nachdem 1539 die Reformation in der Mark Brandenburg eingeführt wurde, erhielt Mitte des 16. Jahrhunderts auch Podelzig einen evangelischen Prediger. In der Folge wurden auch Umbau- und Instandsetzungsarbeiten an der Kirche durchgeführt.

Im Dreißigjährigen Krieg kam es mehrfach zu schweren Verwüstungen und Plünderungen. Im Jahre 1636 wurde Podelzig von den kaiserlichen Truppen unter Oberst von Manteuffel geplündert, die Kirche beschädigt, das Pfarrhaus angezündet und der Pfarrer Crupsacius ermordet. Im August 1639 wurde Podelzig durch schwedische Truppen unter den Obersten Drewitz und Stenbock in Brand gesteckt; fast das ganze Dorf wurde vernichtet. Nach dem Ende des Krieges forderte der Rittergutsbesitzer Arnim von Burgsdorff 1652 kurfürstliche Hilfe für den Neubau des Pfarrhauses ein, da Podelzig vollständig verarmt war.

Um 1674 kaufte Kurfürst Friedrich Wilhelm etwa die Hälfte des Ortes und richtete in Podelzig ein Vorwerk zum Domänenamt Lebus ein, zu dem bereits das damals selbstständige Dorf Wuhden gehörte. Nach der Trockenlegung des Oderbruchs durch Friedrich den Großen wurde 1775 Neu Podelzig als Kolonistendorf gegründet und trug lange die Bezeichnung „Kolonie“. Podelzig hatte am wirtschaftlichen Aufschwung teil, 1829 wurde die Chaussee von Frankfurt (Oder) nach Manschnow durch Podelzig gebaut, 1856 wurde die Eisenbahnlinie Frankfurt–Küstrin über Podelzig eingerichtet, allerdings bekam Podelzig erst 1879 einen Haltepunkt.

20. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die die in der Oderland-Region bald weit verbreitete Gutsbesitzerfamilie Schulz wurde Besitzer des Rittergutes Podelzig. Um 1900 umfasste das Gut im Ort 618 ha Land.[5] Familie Schulz blieben dann bis 1945 die Eigentümer. Deren letzte Vertreter waren nachweislich unter anderem Dr. phil. Richard Schulz-Wulkow (1860–1926). Er blieb auch laut Verfügung des Amtsgerichtes zu Berlin vom 17. Juli 1920 berechtigt, für sich und seine Nachfahren den Doppelnamen führen zu können. Ihm folgte der sehr wohlhabende[6] Konrad Schulz-Wulkow (1897–1945).[7][8] Zeitgleich gab es einen Rusticalbesitz (159 ha), ein Rusticalgut mit Platanenhof (33 ha) und eine Königliche Domäne (440 ha) gemäß dem amtlichen Handbuch des Grundbesitzes für Brandenburg in der Gemarkung Podelzig.

1928 wurden die Landgemeinden Alt Podelzig und Neu Podelzig sowie die Gutsbezirke Adlig Podelzig und Königlich Podelzig zur Gemeinde Podelzig zusammengeschlossen. Für das Rittergut liegen die Daten von vor der großen Wirtschaftskrise vor, 580 ha. Verwalter war Fr. Wuttke. Mit den 23 ha des Emil Reimann ist ein weiterer Hof vorgegeben.[9]

Zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Podelzig durch die Kriegshandlungen während der Schlacht um Berlin zu 85 Prozent zerstört. In der Hauptkampfzone liegend, war der Ort ständigen Angriffen und Gegenangriffen von Wehrmacht und Roter Armee ausgesetzt. Bahnhof und Versorgungsleitungen waren zerstört. Von den vorher etwa 1000 Einwohnern kehrten nur 180 nach Podelzig zurück; von ihnen starben 52 an Typhus. In den nachfolgenden Jahren verunglückten 20 Menschen durch Minen. Auch das Pfarrhaus war völlig zerstört; die darin enthaltenen alten Unterlagen und Kirchenbücher sind vollständig verbrannt.

Die Ortsteile Klessin und Wuhden wurden 1946 und 1950 nach Podelzig eingemeindet.

Podelzig gehörte seit 1817 zum Kreis Lebus in der Provinz Brandenburg und ab 1952 zum Kreis Seelow im DDR-Bezirk Frankfurt (Oder). Seit 1993 liegt die Gemeinde im brandenburgischen Landkreis Märkisch-Oderland.

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 1. Juli 1950 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Wuhden (ohne die Wuhdener Loose) eingegliedert.

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1933 964
1939 851
1946 0784
1950 1199
1964 1230
1971 1230
1981 1038
Jahr Einwohner
1985 0993
1990 0923
1995 0899
2000 1000
2005 0992
2010 0951
2015 0855
Jahr Einwohner
2016 852
2017 841
2018 847
2019 878
2020 882
2021 895

Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohner: Stand 31. Dezember (ab 1991)[10][11][12], ab 2011 auf Basis des Zensus 2011

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeindeverwaltung

Gemeindevertretung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeindevertretung von Podelzig besteht aus zehn Gemeindevertretern und dem ehrenamtlichen Bürgermeister. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Ergebnis:[13]

Wählergruppe Stimmenanteil Sitze
Bürger für Podelzig 56,8 % 6
Gemeinschaft freier Wähler 43,2 % 4

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1998–2003: Johannes Rennoch (CDU)[14]
  • 2003–2014: Alfred Nowak[15]
  • 2014–2019: Angelika Knispel (Bürger für Podelzig)[16]
  • seit 2019: Thomas Mix (Bürger für Podelzig)

Mix wurde in der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019 ohne Gegenkandidat mit 89,6 % der gültigen Stimmen für eine Amtszeit von fünf Jahren[17] gewählt.[18]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen von Podelzig
Wappen von Podelzig
Blasonierung: „In Silber über einem blauen Wellenschildfuß eine durchgehende, gemauerte rote Bogenbrücke, belegt mit zwei goldenen Adonisröschen; im mittleren und höheren der drei gewölbten Brückenjoche das Wappen der von Burgsdorff (dreifach gespalten von Rot und Silber, belegt mit einem blauen Balken).“[19]

Das Wappen wurde am 21. Januar 2004 durch das Ministerium des Innern genehmigt.


Partnergemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deutsche Soldatengräber von 1945 auf dem Friedhof von Podelzig

Die Ruine der Podelziger Dorfkirche, zwei Grabsteine und auch die Kirchhofsmauer stehen unter Denkmalschutz.[20] 2005 wurde der nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs verbliebene Turmstumpf mit einem neuen Aufbau versehen, der als Ausstellungsraum und Aussichtsplattform dient.[21]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 2003 wurde der von Prokon betriebene Windpark Podelzig/Lebus mit 14 Windkraftanlagen eingeweiht. Die direkt an der B 112 am Ortsausgang Richtung Lebus stehenden Windkraftanlagen haben eine Nennleistung von 18,2 MW.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Podelzig wird von der Bundesstraße 112 zwischen Manschnow und Frankfurt (Oder) durchquert. Der Ort hatte einen Bahnhof an der Bahnstrecke Küstrin-Kietz–Frankfurt (Oder). 1996 wurde der Verkehr eingestellt und die Strecke wenige Jahre später abgebaut.

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ehemalige Polytechnische Oberschule in Podelzig mit dem Namenszusatz G.K.Shukow war für die Orte Podelzig, Reitwein, Rathstock und Hathenow für mehr als 30 Jahre ein wichtiger Schulstandort.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil VII, Lebus, in: Veröffentlichungen des Staatsarchivs Potsdam (BLHA;) Band 18, Böhlau, Weimar 1983. Reprint 2011. ISBN 978-3-941919-84-6.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Podelzig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstandim Land Brandenburg Dezember 2022 (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen, bezogen auf den aktuellen Gebietsstand) (Hilfe dazu).
  2. Dienstleistungsportal der Landesverwaltung Brandenburg. Gemeinde Podelzig
  3. Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil VII, Lebus. 503 S., Böhlau, Weimar 1983.
  4. Siegmund Wilhelm Wohlbrück: Geschichte des ehemahligen Bisthums Lebus und des Landes dieses Nahmens. Zweyter Theil. im Selbstverlag des Verfassers, Berlin 1829 S. 441.
  5. Paul Ellerholz, E. Kirstein, Traug. Müller. W. Gerland, Georg Volger: Handbuch des Grundbesitzes im Deutsche Reiche. In: Adressbuch für Land-und Forstwirtschaft. 3. Auflage. I. Das Königreich Preussen. I. Lieferung: Provinz Brandenburg. Nicolaische Verlags-Buchhandlung Rudolf Stricker, Berlin 1896, S. 80–81 (digi-hub.de [abgerufen am 28. September 2021]).
  6. Rudolf Martin (Hrsg.): Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre in Königreich Preußen. Nachtrag, Berlin, Brandenburg, Rheinprovinz, Schlesien, Westfalen. 3. Auflage. Erster Band. Sächsische Maschinensatz-Druckerei G.m.b.H., Berlin, Werdau 1913, S. 54 f. (d-nb.info [abgerufen am 5. Oktober 2021]).
  7. Kurt Winckelsesser unter Mitwirkung von Harald Richert: Deutsches Geschlechterbuch 1969. Brandenburger Band 2. In: Gesamtreihe DGB. Brandenburger Band 2, DGB Schulz 3 Einzeldruck der Stammfolge. C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1969, S. 473–478 (d-nb.info [abgerufen am 28. September 2021]).
  8. „Schulz-Wulkow, Konrad. * 19.10.1897“ auf einem Gedenkstein für 50 Ende April/Anfang Mai 1945 gefallene deutsche Soldaten in Schönefeld bei Luckenwalde; Abbildung bei Wikimedia Commons.
  9. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht: Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg. 1929. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe über 20 ha. Nach amtlichen Angaben. Hrsg.: Niekammer. 4. Auflage. Band VII.. Niekammer’s Adressbücher-Verlag G.m.b.H., Leipzig 1929, S. 241 f. (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 28. September 2021]).
  10. Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Märkisch-Oderland. S. 30–33
  11. Bevölkerung im Land Brandenburg von 1991 bis 2015 nach Kreisfreien Städten, Landkreisen und Gemeinden, Tabelle 7
  12. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
  13. Ergebnis der Kommunalwahl am 26. Mai 2019
  14. Ergebnisse der Kommunalwahlen 1998 (Bürgermeisterwahlen) für den Landkreis Märkisch-Oderland (Memento des Originals vom 1. April 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wahlen.brandenburg.de
  15. Kommunalwahlen 26.10.2003. Bürgermeisterwahlen, S. 26
  16. Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 25. Mai 2014
  17. § 73 des Brandenburgischen Kommunalwahlgesetzes
  18. Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019
  19. Wappenangaben auf dem Dienstleistungsportal der Landesverwaltung des Landes Brandenburg
  20. Brandenburgische Landesdenkmalliste für den Landkreis Märkisch-Oderland (PDF-Datei, 324 kB) abgerufen am 24. März 2013
  21. Informationen zur Baumaßnahme (Memento vom 29. November 2014 im Internet Archive), abgerufen am 6. November 2011