Pommersches Landesmuseum

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Vorplatz und Eingang des Museums

Das Pommersche Landesmuseum in Greifswald hat sich zur Aufgabe gemacht, Geschichte, Kunst und Kultur der ehemaligen Provinz Pommern und ihrer Geschichte zu erhalten sowie näherzubringen. Besonderer Fokus liegt auf der Verständigung und Versöhnung mit der Republik Polen. Jener Stiftungsauftrag lässt sich in sämtlichen Facetten des Museums wiederfinden.[1] Der Gesamtbestand des Pommerschen Landesmuseum umfasst 60.000 Objekte aus insgesamt 14.000 Jahren. Höhepunkte der Gemäldegalerie sind unter anderem Caspar David Friedrich, Emil Nolde, Vincent van Gogh und Frans Hals.[2] Derzeit sind geschätzt, ausgehend vom Pommerschen Landesmuseum, rund 4.000 Objekte ausgestellt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gläserner Verbindungsbau mit Café

Das Pommersche Landesmuseum in Greifswald wurde im Jahr 1990 gegründet, nachdem die deutsche Wiedervereinigung neue Möglichkeiten für die Darstellung und Erforschung der pommerschen Geschichte eröffnet hatte und ist das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit zwischen der Universität Greifswald, dem Senat der Hansestadt Greifswald, der Stadt, dem Bund und dem Land Mecklenburg-Vorpommern.[3] Es sollte eine Institution geschaffen werden, die zur kulturellen Identitätsfindung und nachbarschaftlichen Verständigung beitragen kann.[4] 1992 beantragten die Stadt Greifswald und die Ernst-Moritz-Arndt-Universität gemeinsam beim zuständigen Landesministerium die Errichtung des Pommerschen Landesmuseums. Im Jahr 1993 stellte die Bürgerschaft historische Gebäude im Stadtzentrum für das Vorhaben zur Nutzung bereit.[5]

Die Stiftung Pommersches Landesmuseum wurde schließlich im Jahr 1996 gegründet, und die Städte Stralsund, Barth, Wolgast und Greifswald wurden als mögliche Standorte für das Museum diskutiert.[6] Das Museum berief einen wissenschaftlichen Beirat aus Polen, Schweden und Dänemark aufgrund der wechselhaften Geschichte Pommerns, um seine Ausrichtung zu unterstützen.[7]

Im selben Jahr fand ein Architektenwettbewerb statt, bei dem das Büro Gregor Sunder-Plassmann aus Kappeln als Gewinner hervorging.[5] Ab 1998 begann die Sanierung und Erweiterung der Museumsbauten, die 2005 abgeschlossen wurde. Die Gemäldegalerie öffnete ihre Türen im Jahr 2000, und am 3. Juni 2005 wurde das gesamte Pommersche Landesmuseum eröffnet.[3]

Leitung des Museums[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Initiator und Aufbauleiter Uwe Schröder lenkte ab 1995 die Entstehung der Einrichtung, er trieb den Museumsbetrieb ab 2000 voran, in Etappen bis 2021, als die landesgeschichtliche Ausstellung abschloss. Schröder verwirklichte die Stiftungsziele: Bewahrung von Pommerns Geschichte, Zusammenarbeit mit Polen und Betonung der historischen Verbindungen zur Ostsee. Für sein Engagement erhielt er 2019 den Preis „Pomerania Nostra“.[8]

Ruth Slenczka trat die Nachfolge von Uwe Schröder an.[9]

Die Gemäldegalerie in der Mühlenstraße

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Museumsstraße des Pommerschen Landesmuseums Greifswald

Das Pommersche Landesmuseum breitet sich über vier Gebäude aus, die von einer gläsernen Halle der sogenannten „Museumsstraße“ miteinander verbunden werden. Das Hauptgebäude des Museums ist ein klassizistischer Bau, der zwischen 1843 und 1845 als Armenhaus anstelle des abgetragenen Klausurgebäudes des Franziskaner Klosters entstand, daher trug es auch den Beinamen „Graues Kloster“. Nach dem Zweiten Weltkrieg beherbergte das Gebäude vor allem Flüchtlinge, Ältere und Aussiedler. In den 1970er wurde es umgebaut und bis 1999 weiter als Sozialwohnungen genutzt. Im Hauptgebäude befindet sich auf 3 Stockwerken die Landesgeschichtliche Dauerausstellung.

An der östlichen Längsseite der gläsernen Halle befinden sich die spätgotische „Klosterbibliothek“ in dem sich heute die Museumsverwaltung befindet und ein ehemaliges Konventsgebäude, dass ab den 50er Jahren vom Greifswalder Stadtmuseum genutzt wurde und durch das Pommersche Landesmuseum heutzutage für Sonderausstellungen benutzt. Momentan befindet sich dort die Ausstellung der Publikumslieblinge der Gemälde Galerie, welche sich im Bau befindet.

Das Gebäude der heutigen Gemäldegalerie entstand ursprünglich nach Plänen des Malers Johann Gottfried Quistorp 1793–97 als Stadtschule. Das zweigeschossige Gebäude wurde aus Kostengründen teilweise auf dem Fundament der alten Klosterkirche errichtet.[10]

Sammlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Landesgeschichtliche Dauerausstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der landesgeschichtlichen Dauerausstellung werden auf drei Etagen 14.000 Jahre deutsch-polnische Geschichte der Ostseeküste visuell erzählt.[11]

Beginnend wird im Untergeschoss die Erdgeschichte Pommerns durch geologische Exponate wie zum Beispiel der 8,5 Tonnen schwere Findling, gefunden in Jarmen, präsentiert.[12]

Fortlaufend wird die Geschichte Pommerns von der Steinzeit über das Mittelalter bis zur Reformation veranschaulicht, wie zum Beispiel durch Reliquien oder auch den Croy-Teppich und Estherteppich im Erdgeschoss des Gebäudes. Dabei werden auch Dauerleihgaben ausgestellt. Zu den größten Objekten gehört der aus der Stralsunder Kirchengemeinde St. Jakobi / Heilgeist stammende (unvollständige) Dreifaltigkeitsaltar.

Teile des Dreifaltigkeitsaltares (Bereich Spätmittelalter)
Croy-Saal mit Croy-Teppich

Anschließend wird im Obergeschoss zum einen die Schwedenzeit, Preußenzeit und die Kaiserzeit präsentiert. Zum anderen wird die Geschichte der Region des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart anhand von Text- und Bildmedien wie originalen Video- und Tonaufnahmen interaktiv erfahrbar gemacht.[13]

Melanchthonbildnis der Cranachwerkstatt in der landesgeschichtlichen Ausstellung (Bereich Reformation)

Gemäldegalerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemäldesammlung im Pommerschen Landesmuseum erstreckt sich über zwei Stockwerke im klassizistischen Quistorp-Gebäude, dessen Umbau zum heutigen Zweck im Jahr 2000 erfolgte und zeigt Werke aus verschiedensten Epochen.[14] Sie setzt sich hauptsächlich aus dem Bestand von zwei Museen zusammen: dem ehemaligen Museum der Hansestadt Greifswald mit besonderen Fokus auf dem 19. und 20. Jahrhunderts, im Wesentlichen aber die gerettete Gemäldesammlung des Städtischen Museums für Kunst und Kunstgewerbe in Stettin. Zurzeit befindet sich die Galerie im Quistorp-Gebäude im Umbau, um voraussichtlich 2025 als ,Galerie der Romantik‘ neu eröffnet zu werden, mit besonderem Schwerpunkt Romantik. In der Zwischenzeit findet eine Interimsausstellung im Konventsgebäude mit ausgewählten Publikumslieblingen statt. 2024 werden einige Sonderausstellungen zu Caspar David Friedrich gezeigt werden.

Interimsausstellung, Ausstellung der Publikumslieblinge

Zu einigen bedeutenden Künstlern in der Sammlung des Museums gehören der niederländische Portraitmaler Frans Hals, der deutsche Frühromantiker und wichtige Persönlichkeit der Stadt Greifswalds Caspar David Friedrich und der moderne niederländische Maler und Zeichner Vincent Van Gogh. Aus dem Spätmanierismus und Barock in Europa sind u. a. Werke von Andrea Michieli, wie oben erwähnt Franz Hals, Georg Flegel, Wilhelm van Aelst, Cornelis Verbeeck und Sébastien Bourdon zu sehen. Aus der Landschaftsmalerei des Klassizismus sind u. a. Werke von Friedrich Wilhelm Hirt und Jakob Phillipp Hackert vertreten. Aus dem Klassizismus sind außerdem noch Wilhelm Titel, Johann Georg Pforr und Joseph August Knip vertreten. Die deutsche Romantik ist ein weiterer Fokuspunkt der Sammlung, mit u. a. Philipp Otto Runge, Carl Gustav Carus, Karl Friedrich Schinkel und natürlich Caspar David Friedrich. Anselm Feuerbach, Adolph Menzel und Karl Blechen aus der Spätromantik sind auch vertreten. Auf dem Weg in Moderne sind Wilhelm Leibl, Wilhelm Trübner, Max Slevogt, Albert Weisgerber, Max Liebermann und Bernhard Pankok. Ein Highlight der Sammlung ist das Gemälde ‚Allee bei Arles‘, 1888, von Vincent van Gogh. Die deutschen Expressionisten Max Pechstein, Dora Koch-Stetter und Ilse Heyden-Linden und Künstler aus Pommern wie Carl Ludwig Christoph (Louis) Douzette und Elisabeth Büchsel runden die Sammlung ab.

Künstler vermutl. aus dem Umfeld des Quentin Massys: „Maria an der Fensterbank“, Öl auf Holz, 38 × 27 cm, ca. 1500/1520, Pommersches Landesmuseum, Greifswald (Leihgabe aus der Victor-Schultze-Sammlung)

Provenienz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Universität Greifswald ist Leihgeber vieler Ausstellungsstücke. So stammen zum Beispiel der Croy-Teppich, der Esther-Teppich, die Lubin’sche Karte und das Gemälde „Maria an der Fensterbank“ aus der Akademischen Kunstsammlung.

Förderung nach § 96 BVFG[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stiftung Pommersches Landesmuseum wird als Trägerin des Landesmuseums zu 50 % von Bund nach § 96 BVFG gefördert.[15]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gunter Dehnert, Joachim Krüger (Hrsg.): Pommern Land am Meer. Katalog zur landesgeschichtlichen Dauerausstellung des Pommerschen Landesmuseums Greifswald, Michael Imhof Verlag, Fulda, 2022, ISBN 978-3-00-072914-0.
  • Stefan Fassbinder: Vom Kloster zum Museum – 750 Jahre Geschichte zwischen Mühlenstraße und Stadtmauer in Greifswald. In: Klöster und monastische Kultur in Hansestädten. Kolloquium Stralsund 2001. (= Stralsunder Beiträge zur Archäologie, Geschichte, Kunst und Volkskunde in Vorpommern. Band 4). Leidorf, Rahden 2003, ISBN 978-3-89646-278-7, S. 157–164.
  • Stefan Fassbinder: Das Pommersche Landesmuseum. Von der Idee bis zur Eröffnung. In: Greifswalder Beiträge zur Stadtgeschichte, Denkmalpflege und Stadtsanierung. Jahrgang 2. Greifswald 2005, ISSN 1613-3870, S. 47–50 (PDF).
  • Frank Schmitz, Armin Wenzel: Pommersches Landesmuseum Greifswald. Stadtwandel-Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-86711-010-5.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gunter Dehnert, Joachim Krüger: Pommern: Land am Meer. Hrsg.: im Auftrag: Pommersches Landesmuseum. Fulda, ISBN 978-3-00-072914-0.
  2. Pommersches Landesmuseum: Geschichte der Sammlungen. In: Pommersches Landesmuseum. Pommersches Landesmuseum, abgerufen am 19. Juli 2023.
  3. a b Die Geschichte der Bauten des Pommerschen Landesmuseums. Abgerufen am 22. Juli 2023.
  4. Frank Schmitz: Pommersches Landesmuseum Greifswald. In: Die Neuen Architekturführer. Nr. 105. Stadtwandel Verlag, Greifswald.
  5. a b Archäologie der Alten Welt / Old World Archaeology. Abgerufen am 22. Juli 2023.
  6. Ein Kunstschatz für ganz Pommern. In: ndr.de. Norddeutscher Rundfunk, 3. September 2015, abgerufen am 22. Juli 2023.
  7. Sammlungsbestand des Pommerschen Landesmuseums | Copernico. Geschichte und kulturelles Erbe im östlichen Europa. Abgerufen am 22. Juli 2023.
  8. Pommer Landesmuseum plm. Abgerufen am 14. August 2023.
  9. NDR: Leiterin sieht großes Potenzial für Pommersches Landesmuseum. Abgerufen am 14. August 2023.
  10. Pommersches Landesmuseum: Pommersches Landesmuseum Greifswald (= Die neuen Architekturführer. Nr. 105). 1. Auflage. Stadtwandel-Verl, Berlin 2007, ISBN 978-3-86711-010-5.
  11. ausstellungen. Abgerufen am 19. Juli 2023.
  12. Pommern: Land am Meer: Katalog zur landesgeschichtlichen Dauerausstellung des Pommerschen Landesmuseums, Greifswald. Pommersches Landesmuseum, Greifswald 2022, ISBN 978-3-00-072914-0.
  13. Ausstellungen. Abgerufen am 19. Juli 2023.
  14. Birte Frenssen (Hrsg.): Gemäldegalerie. Hannover 2000, ISBN 3-9806294-1-4.
  15. https://dserver.bundestag.de/btd/20/083/2008320.pdf

Koordinaten: 54° 5′ 41″ N, 13° 22′ 57″ O