Pratteln

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Pratteln
Wappen von Pratteln
Wappen von Pratteln
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Basel-Landschaft Basel-Landschaft (BL)
Bezirk: Liestal
BFS-Nr.: 2831i1f3f4
Postleitzahl: 4133 Pratteln
4422 Schweizerhalle
UN/LOCODE: CH ATT
Koordinaten: 619296 / 262960Koordinaten: 47° 31′ 2″ N, 7° 41′ 41″ O; CH1903: 619296 / 262960
Höhenbereich: 254–652 m ü. M.[1]
Fläche: 10,71 km²[2]
Einwohner: i16'458 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 1537 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
41,3 %
(31. Dezember 2022)[4]
Website: www.pratteln.ch
Pratteln vom Wartenberg (2018)
Pratteln vom Wartenberg (2018)

Pratteln vom Wartenberg (2018)

Lage der Gemeinde
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Karte von Pratteln
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Pratteln (schweizerdeutsch Brattele [ˈb̥rɑtːələ], [ˈb̥ʁɑtːələ]) ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Liestal des Schweizer Kantons Basel-Landschaft.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Luftbild aus 500 m von Walter Mittelholzer, 1922

Pratteln liegt auf 298 m ü. M., begrenzt im Norden durch den Rhein (Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz) und im Süden durch das Gempenplateau und den Adlerberg. Zur Gemeinde gehören auch das Industriegebiet Schweizerhalle und ein Teil des grossen Rangierbahnhofs Basel-Muttenz. Nachbargemeinden von Pratteln sind Augst, Füllinsdorf, Frenkendorf, Muttenz, das solothurnische Gempen sowie auf der nördlichen Rheinseite das deutsche Grenzach-Wyhlen.

  • Fläche: 1071 ha, davon 42 % Siedlungen, 29 % Landwirtschaft, 28 % Wald, 1 % unproduktive Fläche.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pratteln wurde schon sehr früh besiedelt; man fand Überreste aus der Mittel- und Jungsteinzeit, wie den mindestens 120'000 Jahre alten Faustkeil von Pratteln, sowie der Eisenzeit, beispielsweise keltische Grabhügel, Grundmauern von römischen Gutshöfen und Grabfunde aus dem Frühmittelalter.

Der Ortsname geht auf galloromanisch *pradella «kleine Wiese» zurück, eine Verkleinerungsform zu lateinisch prātum «Wiese». Da der Ortsname die Zweite Lautverschiebung nur teilweise mitgemacht hat (zwar die spätere Verschiebung von germanisch /d/ zu althochdeutsch /t/, aber nicht die frühere Verschiebung von /p/ zu /pf/), könnte man erschliessen, dass der Ort lange Zeit eine kleine romanische Sprachinsel inmitten der einwandernden Alemannen gebildet hat und der Sprachwechsel erst im 8. oder 9. Jahrhundert stattgefunden hätte.[5] Bei der Ortsbezeichnung Pratteln kann es sich aber auch um einen Lehnappellativ-Namen handeln, d. h. Pratteln wäre damit in der deutschen Sprache ein Lehnwort, das auch als Name verwendet werden konnte. Das Toponym Pratteln wie auch weitere ähnliche Formen ist in der deutschen Schweiz tatsächlich nicht ganz selten. Die Bezeichnung Pratteln wäre somit nicht unmittelbar von der hier ansässigen galloromanischen Bevölkerung übernommen worden, sondern würde auf deren damaliger kultureller Strahlung beruhen.[6]

1102 oder 1103 erscheint erstmals der Name Brattelo als Hof des Klosters St. Alban in Basel, und 1250 fand die Kirche von Bratelle in einem Basler Dokument Erwähnung. Während fast 200 Jahren war Pratteln im Besitz der Familie Eptinger. Beim grossen Basler Erdbeben von 1356 wurden die Burgen der Eptinger auf Madeln und im Dorf zerstört. 1476 erhielt das Dorf vom deutschen Kaiser Friedrich III. eine immerwährende Steuerfreiheit und das Recht, jährlich vom 1. bis 3. Oktober einen Markt abzuhalten.

1521 wurde der Eptingerbesitz an die Stadt Basel verkauft und Pratteln damit eidgenössisch.

Während der kantonalen Trennungswirren, bei denen Pratteln auf der Seite der Landschaft stand, wurde das Dorf am 3. August 1833 von den Stadtbasler Truppen teilweise zerstört. Zeugen der Zerstörung sind die dreistöckig wiederaufgebauten Bauernhäuser an der Hauptstrasse gegenüber dem Hotel Engel und im Ausserdorf. Am 7. Juni 1837 setzte die Soleförderung der Saline Schweizerhalle ein, womit für das Dorf die Industrialisierung begann. Im Jahr 1975 wurde die Abwasserreinigungsanlage (ARA) Rhein in Betrieb genommen.[7]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blasonierung

Innerhalb eines schwarzen Bordes in Gold ein rechts liegender rotbezungter und rotbewehrter schwarzer Adler

Der Adler stammt aus dem Wappen der Eptinger, der ehemaligen Schloss- und Dorfbesitzer (vgl. Wappen Eptingen).

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Prattler Gemeinderat (Exekutive) besteht seit den Gesamterneuerungswahlen vom 9. Februar 2020 aus je zwei Vertretern von FDP, Unabhängigen/Grünen und SP, sowie einem Vertreter der SVP.[8]

Der Einwohnerrat (Legislative) setzt sich wie folgt zusammen:[8]

Liste Sitze Sitzverteilung 2020
Sozialdemokratische Partei 12 Sitze
9
12
2
7
10
12 10 


Schweizerische Volkspartei 10 Sitze
Unabhängige Pratteln und Grüne Pratteln 9 Sitze
Die Liberalen 7 Sitze
Die starke Mitte (CVP, BDP und EVP) 2 Sitze

Bei den Schweizer Parlamentswahlen 2019 betrugen die Wähleranteile in Pratteln: SP 27,1 %, SVP 24,8 %, Grüne 19,2 %, FDP 14,1 %, CVP 8,3 %, glp 3,2 %, EVP 2,2 %, BDP 1,2 %.[9]

Wirtschaft und Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pratteln ist ein «typischer» Vorort von Basel. Viel Industrie hat sich angesiedelt, jedoch ist die Gemeinde im Dorfkern und auch im südlichen Teil sehr darum bemüht, als Wohngemeinde mit hoher Lebensqualität zu gelten. Sie zählt mit ihren gut 15'000 Einwohnern bereits als Kleinstadt und hat, insbesondere in den plattenbauartigen Quartieren Längi und Rankacker, eine der grössten Ausländerraten im ganzen Kanton Basel-Landschaft.

Pratteln hat einen Autobahnanschluss an die A2 Richtung Basel (Deutschland / Frankreich) und Mittelland (Luzern, Gotthard, Zürich, Bern). Durch Pratteln führen die SBB-Linien Basel–Olten und Basel–Zürich; es halten jedoch fast ausschliesslich S-Bahn-Züge der Linien S1 und S3. Zudem ist Pratteln seit 1922 durch die Tramlinie 14 mit Basel verbunden. 2004 wurde der Bahnhof Pratteln barrierefrei ausgebaut und modernisiert sowie die Anzahl der Schliessfächer erhöht. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2008 erhielt Pratteln mit Pratteln Salina Raurica eine weitere S-Bahn-Haltestelle.

Auf dem Gemeindegebiet von Pratteln befindet sich die Hardwasser AG. Ein traditionsreiches Unternehmen in Pratteln war das Stahlbau-Unternehmen Albert Buss & Cie. auf dem Gelände des heutigen Buss-Industrieparks. Bis voraussichtlich Anfang 2023 wird die Schweizerische Post ein Paketzentrum eröffnen.

Überregional bekannt ist Pratteln durch die Z7 Konzertfabrik, in der eine Vielzahl von Rock- und Metalveranstaltungen stattfinden. Eine im Jahr 2014 angedachte Schliessung zugunsten eines Baumarktes wurde abgewendet.[10] Die Genossenschaft Migros Basel versuchte bereits seit 2005, einen Obi-Baumarkt auf dem Areal zu erstellen,[11] hat die Pläne aber Anfang 2023 aufgegeben.[12]

Hexmatt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Hexmatt ist heute ein Spiel- und Sportplatz. Sie galt im 16. und 17. Jahrhundert weitherum als Versammlungsort von Hexen. In zahlreichen Gerichtsprotokollen ist festgehalten, dass die der Hexerei Beschuldigten auf einem Besenstiel oder auf Stühlen, die sie mit einer Salbe angestrichen hätten, auf die sogenannte Pratteler Matte geflogen seien. Dort sei gegessen, getrunken und getanzt worden.[13]

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Alte Bohrtürme der Rheinsaline, zurückreichend bis 1837
  • Alte Pfarrkirche, welche den Kern der ältesten Siedlung bildet, 1250 erstmals urkundlich erwähnt wurde und auf romanischen Fundamenten ruht. Rund um die Kirche streben die Gassen sternförmig auseinander.
  • Bürgerhaus, Dorfmuseum in Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert.
  • Joerin Gut, Basler Landgut aus dem 18. Jahrhundert.
  • Landsitz Mayenfels, erbaut 1726/27
  • Schloss Pratteln, ehemaliges Weiherschloss von 1275.
  • Museum Die Salzkammer in der 1860 unmittelbar bei der Saline Schweizerhalle als Direktorenwohnhaus errichteten Villa Glenck, mit umgebendem Landschaftspark
  • Autobahnraststätte Pratteln, im Stil der 1970er Jahre als Autobahnbrücke ausgeführt

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der wohl bekannteste Sportverein aus Pratteln ist der ortsansässige Fussballverein FC Pratteln.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Pratteln – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  5. Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Frauenfeld/Lausanne 2005, S. 716.
  6. Bruno Boesch: Das Frühmittelalter im Ortsnamenbild der Basler Region. In: Beiträge zur Schweizer Namenkunde. Onoma, Bd. 20, 1977, S. 184.
  7. Wer ist die ARA Rhein? In: ararhein.ch. Abgerufen am 18. April 2022.
  8. a b Ergebnisse Gemeinderatswahlen 2020. Landeskanzlei Kanton Basel-Landschaft, 9. Februar 2020, abgerufen am 10. Februar 2020.
  9. Bundesamt für Statistik: NR – Ergebnisse Parteien (Gemeinden) (INT1). In: Eidgenössische Wahlen 2019 | opendata.swiss. 8. August 2019, abgerufen am 1. August 2020.
  10. Z7 vs. Baumarkt Pressebericht bei 20min.ch
  11. Michel Ecklin: Velowege fehlen: Baumarkt kommt immer noch nicht In: basellandschaftlichezeitung.ch, 25. September 2018, abgerufen am 26. September 2018.
  12. Michel Ecklin: Definitives Aus für Obi: Migros verzichtet auf Baumarkt in Pratteln. In: bzbasel.ch. 30. August 2023, abgerufen am 2. Januar 2024.
  13. Dietegen Guggenbühl, Mit Tieren und Teufeln: Sodomiten und Hexen unter Basler Jurisdiktion in Stadt und Land 1399 bis 1799. Quellen und Forschungen zur Geschichte und Landeskunde des Kantons Basel-Landschaft Band 79, Liestal 2002, S. 153–157.