Priesterbruderschaft St. Petrus

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Wappen der Priesterbruderschaft St. Petrus
Wappen der Priesterbruderschaft St. Petrus

Die Priesterbruderschaft Sankt Petrus (lateinisch Fraternitas Sacerdotalis Sancti Petri, Ordenskürzel FSSP) ist eine römisch-katholische Gesellschaft apostolischen Lebens von Klerikern päpstlichen Rechts. Sie vertritt einen römisch-katholisch-traditionalistischen Standpunkt und wurde 1988 als Reaktion auf die unerlaubten Bischofsweihen des Erzbischofs Marcel Lefebvre gegründet. Gründungsmitglieder waren Priester der von Lefebvre gegründeten Priesterbruderschaft St. Pius X.[1] Der deutsche Distrikt der Bruderschaft hat seinen Sitz in Wigratzbad im Landkreis Lindau (Bodensee) im Westallgäu.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Priesterbruderschaft St. Petrus wurde am 18. Juli 1988 gegründet und von Papst Johannes Paul II. am 18. Oktober 1988 als klerikale Gesellschaft apostolischen Lebens päpstlichen Rechtes errichtet.

Die Gründer waren Mitglieder der Piusbruderschaft, die die unerlaubten Bischofsweihen durch Erzbischof Marcel Lefebvre nicht mittragen wollten. Durch die Wahl des Namens drückten sie ihre besondere Verbundenheit mit dem Papstamt aus. Gründungsmitglieder waren unter anderem die Patres Josef Bisig, Patrick du Fay de Choisinet, Denis Coiffet, Gabriel Baumann, Engelbert Recktenwald und Klaus Gorges sowie Walthard Zimmer, Martin Lugmayr, Raymund Noll, Bernward Deneke, Dominic Schubert, Alexander Leonhart, Peter Miksch, Thomas Hauth und Dietmar Aust.[2] Erster Generaloberer war Josef Meinrad Bisig von 1988 bis 2000. Seine Nachfolger waren Arnaud Devillers (bis 2006) und John Marcus Berg (bis 2018). Der derzeitige Generalobere ist Andrzej Komorowski. Der Sitz des Generaloberen und seines Rates ist in Freiburg im Üechtland.

Im Jahr 2000 kam es zu einem Richtungsstreit, woraufhin der Generalobere Arnauld Devillers nicht vom Kapitel gewählt, sondern durch den Präfekt der Kleruskongregation, Kardinal Darío Castrillón Hoyos, ernannt wurde. Gleichzeitig wurde bestimmt, dass es keinem Mitglied der Bruderschaft untersagt werden dürfe, die heilige Messe nach dem Messbuch von 1970 im nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil reformierten Ritus zu zelebrieren, was ein Streitpunkt war. Mit Dekret vom 11. Februar 2022 bestätigte Papst Franziskus der Bruderschaft das Recht, die Sakramente und anderen heiligen Riten zu spenden und das Offizium zu verrichten gemäß der jeweiligen Editio typica der liturgischen Bücher, die im Jahr 1962 (vor der Liturgiereform) in Kraft waren, d. h. dem Missale, dem Rituale, dem Pontificale und dem Brevier.[3]

Im Jahr 2023 wurden 10 Priesterkandidaten der Bruderschaft durch Bischof Bertram Meier zu Priestern geweiht. Damit spendete zum ersten Mal ein amtierender deutscher Diözesanbischof Priesterweihen für die Bruderschaft.[4]

Organisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Internationales Priesterseminar in Wigratzbad (Landkreis Lindau)

Generalat der Gemeinschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Generaloberer: P. Andrzej Komorowski (Polen)
  • Assistenten: P. Daniel Geddes (USA), P. Arnaud Evrat (Frankreich), P. Stefan Reiner (Deutschland)
  • Räte: P. Paul Giard (Frankreich), P. William Lawrence (USA)
  • Generalsekretär: P. Arnaud Evrat (Frankreich)
  • Generalökonom: P. Stefan Reiner (Deutschland)

Provinz und Distrikte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Oberer der Provinz Nordamerika: P. William Lawrence[5]
  • Distriktsoberer deutschsprachiger Raum: P. Stefan Dreher[6]
  • Distriktsoberer Frankreich: P. Benoît Paul-Joseph
  • Distriktsoberer Ozeanien (Australien und Neuseeland): P. Michael McCaffrey[5]
  • Regens des Priesterseminars Sankt Petrus, Wigratzbad, Europa: P. Vincent Ribeton (Frankreich)
  • Regens des Priesterseminars Unsere Liebe Frau von Guadalupe, Denton, Amerika: P. Josef Bisig (Schweiz)

Mitglieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach eigenen Angaben hat die Gemeinschaft 569 Mitglieder, davon 368 Priester, 22 Diakone und 179 Seminaristen in 146 Diözesen in 14 Ländern auf vier Kontinenten (Stand November 2023). 64 Nationalitäten sind vertreten. Das Durchschnittsalter liegt bei 39 Jahren.[7]

Konfraternität St. Petrus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die FSSP nimmt als Priesterbruderschaft nur Priester (bzw. Seminaristen) als Mitglieder auf. Seit 2007 besteht für Laien, die der Priesterbruderschaft nahestehen, eine Konfraternität. Deren Mitglieder haben keine finanziellen, sondern nur geistliche Verpflichtungen (tägliches Gebet in der Meinung der Priesterbruderschaft, jährlich einmalige Stiftung einer Messintention). Nach eigenen Angaben hat die Konfraternität 9546 Mitglieder (Stand November 2023).[7] Capellanus der gesamten Konfraternität ist derzeit Pater Stefan Reiner.

Theologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ähnlich der Priesterbruderschaft St. Pius X. vertritt die von Rom anerkannte Priesterbruderschaft St. Petrus einen traditionalistischen Standpunkt, allerdings nicht in derselben Ausprägung. So wird das Zweite Vatikanische Konzil ohne Vorbehalt anerkannt, der in der Liturgiereform erneuerte Römische Ritus in seiner Fassung von 1970 akzeptiert und Kritik an als modernistisch empfundenen Strömungen so geäußert, dass die volle Gemeinschaft mit Rom garantiert ist. Ein wichtiges Anliegen der Bruderschaft ist die Feier der heiligen Messe nach dem Missale des hl. Papstes Johannes XXIII (Tridentinische Messe).

Ausbreitung und Seelsorge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ihre Priester bildet die Gemeinschaft seit ihrer Gründung in Wigratzbad (Bayern) aus, sowie seit 1994 auch in Denton (Nebraska). Das Generalat der Bruderschaft befindet sich in Fribourg (Schweiz), wo der Bruderschaft auch die Basilika Notre-Dame (Freiburg) anvertraut ist. Der Bruderschaft gehören keine Bischöfe an, die Priesterweihen werden durch der Bruderschaft nahestehende Bischöfe durchgeführt. Die Bruderschaft ist hauptsächlich in Europa und in den Vereinigten Staaten, aber auch in Australien, Kanada, Kolumbien und Nigeria tätig. Das Mutterhaus der Gemeinschaft befindet sich in Wigratzbad im Allgäu, wo ebenfalls eines der beiden internationalen Priesterseminare und der Sitz des deutschsprachigen Distrikts zu finden ist. Neben Wigratzbad hat die Gemeinschaft mehrere Niederlassungen in Deutschland: Augsburg, Bettbrunn (Distriktsstudienhaus), Gelsenkirchen, Hannover, Köln, Laufenburg, Mittenwald, Mittersthal, München, Neckarsulm, Oberflockenbach, Oberhausen, Saarlouis, Stuttgart, und Türkheim.[8] In Österreich bestehen drei Niederlassungen (Linz, Salzburg und Wien)[9], und ebenso in der Schweiz (St. Pelagiberg, Oberrüti und Thalwil).[10] Zum deutschsprachigen Distrikt gehören auch noch Südtirol, Tschechien und die Niederlande. Ferner betreut die Petrusbruderschaft die Christkönigsjugend, die Jugendorganisation für den von ihr so genannten „überlieferten Ritus“ im deutschen Sprachraum.[11] Mit der Canisiuskirche in Saarlouis erwarb die Bruderschaft im Jahr 2012 ihre erste eigene Kirche in Deutschland. In Rom wurde ihr 2008 als Beispiel für die Umsetzung des Apostolischen Schreibens Summorum Pontificum die Personalpfarrei Santissima Trinità dei Pellegrini übertragen. Weltweit besitzt die Gemeinschaft 47 Personalpfarreien.

Bedeutende Angehörige[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Generalobere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Name Amtszeit Zusatz
Josef Meinrad Bisig 1988–2000 ehemaliges Mitglied der Priesterbruderschaft St. Pius X. und Mitbegründer der Priesterbruderschaft St. Petrus
Arnaud Devillers 2000–2006
John Marcus Berg 2006–2018
Andrzej Komorowski 2018–

Weitere bedeutende Angehörige[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Roland Scheulen: Die Rechtsstellung der Priesterbruderschaft „St. Petrus“. Eine kritische Untersuchung auf dem Hintergrund der geltenden Struktur und Disziplin der Lateinischen Kirche. Ludgerus, Essen, 2001, ISBN 3-87497-233-X.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Priesterbruderschaft St. Petrus - Die FSSP. In: petrusbruderschaft.de. Abgerufen am 27. Februar 2023.
  2. Déclaration d’intention des fondateurs. Priesterbruderschaft St. Petrus, 2. Juli 1988, abgerufen am 19. Oktober 2018 (französisch).
  3. Dekret auf den Seiten der FSSP
  4. Priesterbruderschaft St. Petrus - Priesterweihe 2023. Abgerufen am 3. April 2024.
  5. a b Priesterbruderschaft St. Petrus - Organigramm. In: petrusbruderschaft.de. Abgerufen am 21. Juli 2021.
  6. Neuer Distriktoberer für deutschen Raum der Petrusbruderschaft. In: katholisch.de. Abgerufen am 15. Juli 2021.
  7. a b Statistische Angaben – FSSP. Abgerufen am 23. Februar 2022.
  8. Priesterbruderschaft St. Petrus - Deutschland. Abgerufen am 24. November 2020.
  9. Priesterbruderschaft St. Petrus - Österreich. Abgerufen am 24. November 2020.
  10. Priesterbruderschaft St. Petrus - Schweiz. Abgerufen am 24. November 2020.
  11. https://ckj.ch/