Prijedor

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Prijedor
Приједор

Wappen von Prijedor

Prijedor (Bosnien und Herzegowina)
Prijedor (Bosnien und Herzegowina)
Basisdaten
Staat: Bosnien und Herzegowina Bosnien und Herzegowina
Entität: Republika Srpska
Koordinaten: 44° 59′ N, 16° 43′ OKoordinaten: 44° 58′ 54″ N, 16° 43′ 14″ O
Höhe: 136 m. i. J.
Fläche: 834 km²
Einwohner: 78.826 (2018[1])
Bevölkerungsdichte: 95 Einwohner je km²
Telefonvorwahl: +387 (0) 52
Postleitzahl: 79000
Struktur und Verwaltung (Stand: 2023)
Bürgermeister: Slobodan Javor[2] (SNSD)
Postanschrift: Trg Oslobođenja 1
79101 Prijedor
Webpräsenz:
Lage der Gemeinde Prijedor in Bosnien und Herzegowina (anklickbare Karte)SokolacRogaticaRudoVišegradPaleFočaGackoKalinovikNevesinjeBilećaTrebinjeRavnoLjubinjeKonjicIstočni MostarBerkovićiNeumMostarStolacČapljinaČajničeGoraždePale-PračaUstipračaFoča-UstikolinaSrebrenicaBratunacMilićiHan PijesakZvornikBijeljinaBrčkoUgljevikLopareVlasenicaŠekovićiOsmaciOlovoIlijašHadžićiIlidžaTrnovoIstočni Stari GradIstočna IlidžaVogošćaSarajevo-Stari GradSarajevo-CentarSarajevo-Novi GradIstočno Novo SarajevoNovo SarajevoVisokoGlamočLivnoBosansko GrahovoKupresKupres (RS)ŠipovoJajceDonji VakufBugojnoGornji VakufProzor-RamaJablanicaTomislavgradPosušjeGrudeŠiroki BrijegLjubuškiČitlukFojnicaKreševoKiseljakBusovačaNovi TravnikTravnikZenicaVitezKakanjVarešBrezaKladanjŽiviniceKalesijaSapnaTeočakTuzlaLukavacČelićSrebrenikBanovićiZavidovićiŽepčeMaglajTešanjUsoraDobretićiGradačacGračanicaDoboj IstokVelika KladušaCazinBužimBosanska KrupaBihaćBosanski PetrovacDrvarSanski MostKljučPetrovac (RS)Istočni DrvarRibnikMrkonjić GradJezeroKneževoKotor VarošTeslićBanja LukaOštra LukaKrupa na UniPrijedorNovi GradKostajnicaKozarska DubicaGradiškaSrbacLaktašiČelinacPrnjavorDerventaDobojStanariModričaBosanski BrodPelagićevoDonji ŽabarOrašjeDomaljevac-ŠamacŠamacOdžakVukosavlje
Lage der Gemeinde Prijedor in Bosnien und Herzegowina (anklickbare Karte)

Prijedor (serbisch-kyrillisch Приједор) ist der Verwaltungssitz der gleichnamigen Opština (Großgemeinde) im nordwestlichen Teil Bosnien und Herzegowinas. Sie gehört zur Entität Republika Srpska.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der nördliche Teil der Gemeinde beinhaltet zum größten Teil das Kozara-Gebirge mit dem gleichnamigen Nationalpark, während sich südlich der Stadt eine landwirtschaftlich genutzte Ebene, das sogenannte Prijedorfeld (Prijedorsko polje), befindet.

Die Stadt Prijedor liegt am nördlichen Rand des Prijedorfeldes. Sie liegt auf rund 136 m. i. J. am Fluss Sana, rund 48 Kilometer nordwestlich von Banja Luka und rund 110 Kilometer südöstlich von Zagreb.

Die Gemeinde hat eine Fläche von 834 km².

Klima[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es herrscht ein gemäßigtes kontinentales Klima mit den für Europa üblichen vier Jahreszeiten. Die maximalen Temperaturen reichen von −30 bis +40 °C. Die Niederschlagsmenge beträgt rund 1000 L/m². Durchschnittlich fällt an 26 Tagen Schnee, welcher rund 40 Tage liegenbleibt. Aufgrund des nahegelegenen Fischweiers Ribnjak Saničani und dem Fluss Sana bilden sich bis zu 80 Nebeltage pro Jahr.

Gemeindegliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Gemeinde Prijedor gibt es insgesamt 71 Ansiedlungen, die in 48 sogenannten Mjesne zajednice (örtliche Gemeinschaften) zusammengefasst sind. Die Ansiedlungen sind:

Ališići, Babići, Bistrica, Bišćani, Božići, Brđani, Brezičani, Briševo, Busnovi, Cikote, Crna Dolina, Čarakovo, Čejreci, Čirkin Polje, Ćela, Dera, Donja Dragotinja, Donja Ravska, Donji Garevci, Donji Orlovci, Donji Volar, Gaćani, Gomjenica, Gornja Dragotinja, Gornja Jutrogošta, Gornja Puharska, Gornja Ravska, Gornji Garevci, Gornji Jelovac, Gornji Orlovci, Gornji Volar, Gradina, Hambarine, Hrnići, Jaruge, Jelićka, Jugovci, Kalajevo, Kamičani, Kevljani, Kozarac, Kozaruša, Krivaja, Lamovita, Ljeskare, Ljubija, Malo Palančište, Marićka, Marini, Miljakovci, Miska Glava, Niševići, Ništavci, Omarska, Orlovača, Pejići, Petrov Gaj, Prijedor, Rakelići, Rakovčani, Raljaš, Rasavci, Rizvanovići, Saničani, Šurkovac, Tisova, Tomašica, Trnopolje, Veliko Palančište, Zecovi und Žune.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt vor 100 Jahren

Zeugnisse aus der Frühgeschichte deuten darauf hin, dass es auf dem Gebiet der Stadt schon zu Zeiten des Römischen Reiches Siedlungen gab. In Ljubija gibt es Funde aus römischer Zeit, als Beleg für eine damals existierende Eisenproduktion in der Region. Auch in Zecovi wurde ein illyrischer Begräbnisplatz gefunden. Erstmals erwähnt wurde Prijedor als Grundfestung in Briefen des Grafs Adam Bacani aus der Zeit des sogenannten Wiener Krieges in den Jahren 1683 bis 1699. Während des Bosnienkrieges nahmen ab Mai 1992 serbische Truppen sogenannte ethnische Säuberungen an der muslimischen und kroatischen Zivilbevölkerung vor und verübten Massaker. In der Nähe befanden sich die Lager Omarska, Keraterm und Trnopolje. In der Umgebung von Prijedor wurden zwischen 4000 und 5000 Bosniaken (85 %) und Kroaten (15 %) ermordet.[3]

Im Jahr 2013 wurde in einer stillgelegten Mine nahe der Ortschaft Tomašica ein Massengrab mit den Überresten von 430 Menschen, hauptsächlich Bosniaken, aber auch Kroaten, entdeckt.[4] Ab Juli 2015 sind in der Ortschaft Jakarina Kosa Leichenteile in bis zu 5 m Tiefe gefunden worden, ein sekundäres Massengrab von vermutlich um 1992 Ermordeten.[5]

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Gemeinde leben 97.588 Einwohner,[6] in der eigentlichen Stadt Prijedor 65.000 Menschen. Auf dem Gebiet der Gemeinde wohnten etwa 17.000 Menschen, die während des Bosnienkrieges geflohen waren.[7]

In Prijedor lebten vor dem Ausbruch des Krieges vor allem Jugoslawen, Bosniaken, Kroaten und Serben. Der größte Teil der bosniakischen und kroatischen Bevölkerung floh während des Bosnienkriegs oder wurde vertrieben. Nach dem Krieg sind ungefähr 24.000 Bosniaken und Kroaten wieder zurückgekehrt. Die bosnischen Serben bilden heute die Mehrheit der Bevölkerung, Minderheiten sind neben Bosniaken und Kroaten sowie Roma auch Tschechen, Ukrainer, Rumänen und Slowenen.[7]

Serben Bosniaken Kroaten Jugoslawen andere
1971 46.487 (47,47 %) 39.190 (40,02 %) 8.845 (9,03 %) 1.458 (1,48 %) 1.941 (2,00 %)
1981 45.279 (41,59 %) 42.129 (38,69 %) 7.297 (6,70 %) 10.556 (9,69 %) 3.607 (3,33 %)
1991 47.745 (42,45 %) 49.454 (43,97 %) 6.300 (5,60 %) 6.371 (5,66 %) 2.600 (2,32 %)

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Hotel Prijedor
Gebäude in der Nähe des Marktes im Stadtteil Pećani

Die Industrialisierung auf dem Gebiet der Gemeinde Prijedor begann mit einer Sägemühle, die 1883 in der Nähe von Kozarac gegründet wurde. Daneben gab es hier den im austroungarischen Bosnien einzigen landwirtschaftlicher Verband und Geflügelbauernhof.

Zu den ersten Anfang des 20. Jahrhunderts gebauten Industriebetrieben gehört die Prva krajiška tvornica cigle i crijepa (Erste krainische Ziegelstein- und Dachziegel-Fabrik) sowie eine vom Händler Zarija Gašić gegründete Nahrungsmittel- und Geflügel-Exportfirma, die die erste dieser Art in Europa war. Auch entstand in Prijedor mit der Firma Ćetić die erste Plätzchenbäckerei in Bosnien. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt sie den Namen „Mira Cikota“. Diese Firma ist auch heute eine der größten Fabriken für Süßigkeiten im Land.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bahnhof und Busbahnhof (links)

Prijedor liegt an der von Novi Grad nach Banja Luka führenden bosnischen Magistralstraße 4, die entlang des Flusses Sana führt.

Die Stadt wurde bereits 1873 mit der Bahnstrecke Banja Luka–Dobrljin, der ersten Bahnlinie Bosniens und Herzegowinas, an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Bis 1975 war sie zudem Ausgangspunkt der schmalspurigen Steinbeisbahn nach Lička Kaldrma und Jajce. Infolge der Kriegseinwirkungen wurde der Eisenbahnverkehr 1992 unterbrochen. Seit 2001 gibt es wieder eine Bahnverbindung von Zagreb über Prijedor–Omarska nach Banja Luka und über Doboj weiter nach Sarajevo. Außerdem fahren Züge nach Bihać.

Darüber hinaus gibt es ein gut ausgebautes Busnetz, das auch einige internationale Verbindungen, so beispielsweise nach Deutschland, umfasst.

Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die wichtigste kulturellen Einrichtungen in der Stadt und der Gemeinde sind das Kozaragebirgsmuseum, die Stadtbibliothek „Kyrill und Method“, das Stadttheater sowie der kulturell-künstlerische Mladen-Stojanović-Verein, der vor einem Jahrhundert als serbisches Gesangsensemble „Vila“ gegründet wurde.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kozarački Kamen (659 m)

Die Stadt verfügt über eine Vielzahl alter Kirchen. Zu Beginn der 1990er Jahre wurde im Bosnienkrieg mehrere katholische Kirchen und das Gros der Moscheen zerstört. Nach dem Krieg wurden viele von ihnen wieder aufgebaut bzw. renoviert.

In der Umgebung ist besonders das Kozara-Gebirge mit einem Nationalpark als Ausflugsgebiet erwähnenswert. Auf dessen Gipfeln Mrakovica (804 m) und Patrija, befinden sich Denkmäler für die Opfer des Zweiten Weltkrieges. Daneben sind noch die Klöster Moštanica aus dem 12. Jahrhundert sowie Klisina von Bedeutung.

Sport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erste Aufzeichnungen über sportliche Aktivitäten in Prijedor gibt es aus dem 19. Jahrhundert. Die Gesellschaft der Leibeserziehung wurde im Jahre 1907 unter der Bezeichnung Sokol gegründet.

Prijedors älteste Sportvereine sind der Tennisverein, gegründet im Jahre 1914 und der Fußballverein „Prijedor“, gegründet im Jahre 1919.

Der lokale Fußballverein FK Rudar Prijedor spielte von 2009 bis 2015 in der Premijer Liga, der höchsten Spielklasse in Bosnien und Herzegowina. Aktuell ist der Verein in der Prva Liga RS aktiv.

Galerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. http://rzs.rs.ba/front/article/3630/ Fortgeschriebene Bevölkerungszahlen für 2018 vom Institut für Statistik der Republika Srpska. Abgerufen am 9. Juni 2019.
  2. Katarina Panic: Bosnian Mayor’s Sacking Over Selfies Reveals Digital Age’s Political Impact. In: BalkanInsight. 31. Januar 2022, abgerufen am 11. Januar 2023 (englisch).
  3. http://www.hrw.org/reports/1997/bosnia/Bosnia-02.htm
  4. 430 Leichen geborgen. Taz.de, 8. November 2013, abgerufen am 7. August 2019.
  5. Hunderte Leichenteile in bosnischem Massengrab. In: orf.at. 21. September 2015, abgerufen am 15. März 2024.
  6. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 23. November 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bhas.ba
  7. a b Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 3. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.visitprijedor.com