Propsteikirche St. Gertrud von Brabant

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Die Gertrudis im September 2007
Innenansicht

Die Propsteikirche St. Gertrud von Brabant ist eine katholische Kirche in Wattenscheid, einem Stadtbezirk von Bochum (Nordrhein-Westfalen).

Geschichte und Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gebäude steht im Zentrum der bis 1974 selbstständigen Stadt Wattenscheid. Es wurde auf den Ausläufern eines sich von Osten nach Westen hinziehenden Hügels, in einer beherrschenden Lage, als Kirchenburg errichtet. Die Anlage wurde in Notzeiten als Zufluchtsort genutzt. Bodenfunde verweisen auf drei Kirchenbauten, die bis ins 9. Jahrhundert zurückreichen. Der Überlieferung nach geht die Kirche auf die Frühzeit der Christianisierung zurück. Schutzpatronin ist Gertrud von Nivelles. Die erste karolingische Kirche wurde um 800 gebaut. Sie war ein flacher ungewölbter Saalbau mit einer Breite von 8 Metern. Sie war wohl eine der ersten Pfarrkirchen an der fränkisch-sächsischen Grenze nach der Christianisierung. Die Kirche muss das Taufrecht gehabt haben, unterhalb der Fundamente des Turmes wurden Reste eines sehr alten Brunnens gefunden. Das Gebäude wurde im 12. Jahrhundert abgebrochen und durch eine größere romanische Basilika ersetzt. Diese etwa 12 bis 13 Meter breite Kirche wurde 1435 bei einem Brand zerstört. Es wurde an der Stelle eine 18 Meter breite, gotische Halle errichtet. Nach einem Stadtbrand im Jahr 1635 wurde sie erhöht und bekam nach 1800 ein neues Dach in Form eines Eselsrückenquerschnitts. Die Kirche wurde abgebrochen, weil die Anzahl der Gemeindemitglieder stark gestiegen war, und durch die heutige ersetzt.

Die heutige Kirche ist ein fünfschiffiges Kirchengebäude im Stil der Neugotik. Sie wurde in den Jahren 1868 bis 1872 nach den Plänen des Dombaumeisters Arnold Güldenpfennig errichtet und gehört somit zur Epoche des Historismus. Vor dem Chor ist ein mit dem Langhaus gleich hohes Querschiff, es ist mit einem mehrteiligen Kreuzrippengewölbe ausgestattet. Wenige Jahre nach der Errichtung des Gebäudes wurden starke Schäden sichtbar, die dem Bergbau zugerechnet wurden. Auf Kosten der Schachtanlage wurden 1890 Zuganker kreuz und quer eingebaut. Bei Untersuchungen in den Jahren von 1974 bis 1975 wurde festgestellt, dass nicht der Bergbau, sondern zu hohe Bodenlasten, wie z. B. die Turmaufstockung und zu kleine und schlechte Fundamente verantwortlich waren. Um eine fortlaufende Senkung des Turmes aufzuhalten, wurden von 1976 bis 1977 starke Fundamentverstärkungen eingepresst.

In einem Seitentrakt befindet sich ein Kriegerdenkmal hinter einem freistehenden Altar. Es handelt sich um eine mit handgemachten Riemchen verklinkerte, bogenartig gestaltete Wand.[1]

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Das über 1000 Jahre alte steinerne Taufbecken stellt das Leben Jesu dar. Es wird von vier Löwen getragen.

Kirchturm[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kirchturm im romanischen Stil wurde im 12. Jahrhundert gebaut, er hat eine Höhe von 65 m. Er ist wesentlich älter als die heutige Kirche und wurde von Güldenpfennig in den Bau mit eingezogen. Der Turm wurde in früherer Zeit als Wehrturm genutzt. Er wurde mehrfach, letztmals 1895, aufgestockt und erhielt mit den vier gerahmten Giebeldreiecken einen fast klassizistisch anmutenden Abschluss.

Glocken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Geläut der Propsteikirche bildet das schwerste und umfangreichste Geläut der Stadt Bochum.

Nr. Name Nominal Durchmesser Gewicht Gussjahr Gießer Material
1 Suitbert gis°+8 2.119 mm 4.780 kg 1948 Bochumer Verein Gussstahl
2 Gertrud h°+8 1.782 mm 3.715 kg
3 Viktor cis′+7 1.587 mm 2.765 kg
4 Gertrud cis′+6 1.470 mm 1.940 kg 1779 Christian Wilhelm Voigt Bronze
5 Blandina dis′ ? 1.400 kg 1948 Bochumer Verein Gussstahl
6 Maria fis′+7 1.189 mm 1.220 kg
7 Bernhard gis′+9 1.059 mm 912 kg
8 große Viertelglocke c″ 920 mm ? 1898
9 kleine Viertelglocke e″ 630 mm ?
10 Dachreiterglocke cis″+8 683 mm 211 kg 1994 Petit & Edelbrock Bronze

Quelle: Glockenkatalog Bistum Essen.[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Franz-Werner Bröker (unter Mitarbeit von Ralph Eberhard Brachthäuser und Johannes Schnieders): Wattenscheid. Über die Geschichte von Kirche und Stadt. 90 Jahre Propsteikirche und ihr tausendjähriger Taufstein. Wattenscheid 1995.
  • Manfred Mauring: Propsteikirche St. Gertrud von Brabant, Bochum-Wattenscheid. In: Heinz Dohmen (Hg.): Abbild des Himmels. 1000 Jahre Kirchenbau im Bistum Essen. Verlag Hoppe und Werry, Mülheim an der Ruhr 1977, S. 46–49.
  • Eduard Schulte (Bearb.): Urkunden und Akten zur Geschichte von Wattenscheid, Bd. 1: Das Propsteiarchiv Wattenscheid. Busch, Wattenscheid 1930.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Propsteikirche St. Gertrud von Brabant – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. St. Gertrud von Brabant auf denkmalprojekt.org, abgerufen am 6. April 2024.
  2. Gerhard Hoffs: Glockenkatalog Bistum Essen. Hrsg.: Bistum Essen. Essen, S. 419.

Koordinaten: 51° 28′ 50,3″ N, 7° 7′ 56,7″ O