Provincial Legislature

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Die Provincial Legislature (deutsch etwa: Gesetzgebende Versammlung der Provinzen oder Provinzversammlung) in Südafrika ist die gesetzgebende Institution für die jeweilige Provinz, oft fälschlicherweise als „Provinzparlament“ bezeichnet. Nur in der Provinz Western Cape trägt sie in ihrem offiziellen Namen die Bezeichnung „Parliament“. Die Volksvertretungen der neuen Provinzen entwickelten sich seit 1994, als mit der Übergangsverfassung von 1993 (Act No. 200 / 1993) die Provinzstruktur des Landes umgestaltet wurde. In der gültigen nationalen Verfassung aus dem Jahre 1996 wird die verfassungsrechtliche Stellung der Provinzversammlungen im Kapitel 6 beschrieben.

Legislative Kompetenz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aktuelle Situation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Verfassung der Republik Südafrika von 1996 definiert die Provincial Legislature so:

  • The legislative authority of a province is vested in its provincial legislature ...“ chapter 6, section 104 (1) (deutsch etwa: „Die gesetzgebende Gewalt einer Provinz ist an ihre Provinzversammlung übertragen...“)
  • A provincial legislature is bound only by the Constitution ...“ chapter 6, section 104 (3) (deutsch etwa: „Eine Provinzversammlung ist nur an die [nationale] Verfassung gebunden ...“)[1]

Nach der Verfassung von 1996 (Act Nr. 108 / 1996) haben die Provinzversammlungen Beschlusskraft über Angelegenheiten, die im Benehmen mit der nationalen Gesetzgebung (section 104 (1)b(i), in Schedule 4) gemeinsam wahrgenommen werden. Für dabei eventuell auftretende Divergenzen gibt es regulierende Vorgaben in der section 146 (Conflicts between national and provincial legislation).

Ausschließliche Kernkompetenzen für die Provinzen werden von der Verfassung (section 104 (1)b(ii), in Schedule 5) ebenfalls definiert.[2] Die Regelung umfasst die folgenden Bereiche: Alkohollizenzen, Archive (außer nationale Einrichtungen), Bibliotheken (außer nationale Einrichtungen), kulturelle Angelegenheiten in den Provinzen, Kur- und Erholungseinrichtungen der Provinzen, Museen (außer nationale Einrichtungen), Provinzplanung, Rettungsdienste, Schlachthöfe, Sportangelegenheiten der Provinzen, Straßenverwaltung und andere Verkehrsanlagen der Provinzen, Veterinärdienste (außer Berufszulassungsfragen).[3] Sie sind darüber hinaus bevollmächtigt, den Lokalverwaltungen Aufgaben zuzuweisen und ihre Arbeit zu kontrollieren.

Aus dem Kreis der Mitglieder der Provinzversammlung wird in ihrer ersten Sitzung nach den Provinzwahlen oder im Fall einer Vakanz der Sprecher (speaker) gewählt, was der Funktion eines Vorsitzenden entspricht. Er wird durch einen Stellvertreter unterstützt.

Die Provinzversammlung wählt den Premierminister, dessen Amt formal die Exekutive darstellt. Er kann maximal zwei Amtszeiten von jeweils 5 Jahren ausüben. Dieser ernennt die Mitglieder des executive council (Member of Executive Council / MEC), des Provinzkabinetts.[4]

Situation von 1994 bis 1996[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 7. Mai 1994 lösten neun neue Provinzen die alte Struktur mit vier Provinzen ab.[5] Die gesetzgebende Kompetenz der Provinzversammlungen erhielt 1994 mit dem Constitution of the Republic of South Africa Amendment Act (Act No. 2 / 1994) ein ursprünglich weites Aufgabenprofil. Die Gesetzgebungsmöglichkeiten der Provinzen erstreckten sich demnach auf folgende Bereiche: Amtssprachen, Bildung (außer Universitäten und Technikons), Bodenschutz, Flughäfen, Gesundheitsdienste, Handels- und Industrieförderung, Kulturförderung, Landwirtschaft, Lokalverwaltungsfragen, Marktrecht, Minderheitenangelegenheiten, Nationalparks und Meeresschutzgebiete, Öffentlicher Transport, Öffentlichkeitsarbeit der Provinzen, Polizeiangelegenheiten der Provinzen, Regionalplanung und -entwicklung, Schlachthöfe, Sozialfürsorge, Spielcasinos, Sport und Erholung, Stadt- und Landentwicklung, Straßenverwaltung, Tourismus, Traditionsangelegenheiten der Ethnien, Umweltschutz, Verbraucherschutz, Veterinärangelegenheiten und Wohnungsbau.[6]

Mitglieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die von den Wahlbürgern der jeweiligen Provinzen gewählten Mandatsträger führen offiziell die Bezeichnung Member of Provincial Legislature (MPL); auf deutsch ungefähr „Mitglied der Gesetzgebenden Versammlung der Provinz“.

Das Wahlverfahren für die Provincial Legislature richtet sich grundsätzlich nach den Bestimmungen der nationalen Verfassung (section 104). Die Wahlberechtigung beruht auf dem allgemeinen Wählerverzeichnis, dessen jeweiliger die Provinz betreffende Teil die Wahlbürger umfasst.

Vertretung auf nationaler Ebene[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch die Verfassung von 1996 (Constitution of the Republic of South Africa Act, Act No. 108 / 1996) wandelte sich das politische Mandat der Provincial Legislatures und ihre Zusammensetzung. Zuvor bildeten sie auf nationaler Ebene den ehemaligen Senat, die frühere zweite Kammer im südafrikanischen Parlament, die mit der Übergangsverfassung von 1993 für die Vertretung der Provinzen nach den Wahlen von 1994 geschaffen worden war.

Alle Provinzversammlungen sind mit ihren gewählten Repräsentanten (section 60) im National Council of Provinces, der heutigen zweiten Parlamentskammer, vertreten. Jede Provinz entsendet 10 Personen, einer davon ist der jeweilige Premierminister als Vorsitzender seiner Provinzgruppe. Kabinettsmitglieder der Provinzregierungen (executive council) dürfen nicht Mitglied im National Council of Provinces sein (section 62 (4)b). In section 43 der südafrikanischen Verfassung wird bestimmt, dass die Provincial Legislatures die gesetzgebende Instanz der Regierung auf Provinzebene sind.

Liste der Provincial Legislatures[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Provincial Legislatures existieren in der Republik Südafrika.[7][8]

Provincial Legislature Zeitpunkt der Errichtung / Verfassungsgesetz hervorgegangen aus Sitz, Adresse Liste der Gesetze Bild Webpräsenz
Gauteng Provincial Legislature (GPL) 9. Mai 1994[9] Province of Pretoria-Witwatersrand-Vereeniging Legislature (1994-Dezember 1995)[10][5] umbenannt in Folge des am 29. Juni 1995 beschlossenen Constitution of the Republic of South Africa Amendment Act, No. 20 of 1995[11] Johannesburg (CBD)
Cnr. President and City Hall Streets
Legislation made by the Gauteng Provincial Legislature www.gpl.gov.za
Eastern Cape Provincial Legislature (ECPL) 27. April 1994[12] Chamber of Assembly (1854-), Cape Provincial Council (1910–1986) Bhisho
Independence Avenue
Legislation made by the Eastern Cape Provincial Legislature www.eclegislature.gov.za
Free State Provincial Legislature (FSL) 5. Mai 1994[13] Orange Free State Legislature (1994), am 29. Juni 1995 umbenannt[5][10] Bloemfontein
41 Charlotte Maxeke Street
Legislation made by the Free State Provincial Legislature www.fsl.gov.za
KwaZulu-Natal Provincial Legislature (KZN Legislature) 1. Januar 1994[14] / Constitution of KwaZulu-Natal, 2005[15] Natal, Cape of Good Hope Pietermaritzburg
239 Langalibalele Street
Legislation made by the KwaZulu-Natal Provincial Legislature
www.kznlegislature.gov.za
Limpopo Provincial Legislature (LPL) 7. April 1994[16] Northern Transvaal Province Legislature (1994), später Northern Province Legislature (1995), am 11. Juli 2003 umbenannt[5][10] Lebowakgomo
Lebowakgomo Government Complex, Legislature Block
Legislation made by the Limpopo Provincial Legislature www.limpopoleg.gov.za
Mpumalanga Provincial Legislature (MPL) 1. Januar 1995[17] Eastern Transvaal Legislature (Mai 1994), am 24. August 1995 umbenannt[5][10] Nelspruit
Riverside Park
Legislation made by the Mpumalanga Provincial Legislature www.mpuleg.gov.za
North West Provincial Legislature (NWPL) 7. Mai 1994[18] Transvaal, Cape of Good Hope Mmabatho
Dr James Moroka Drive
Legislation made by the North West Provincial Legislature www.nwpl.gov.za
Northern Cape Provincial Legislature (NCPL) 1. Mai 1994[19] Chamber of Assembly (1854-), Cape Provincial Council (1910–1986) Kimberley
Nobengula Extension
Legislation made by the Northern Cape Provincial Legislature www.ncpleg.gov.za
Western Cape Provincial Parliament (WCPP) 9. Mai 1994[20] / Constitution of the Western Cape Act, No. 1 of 1998 Chamber of Assembly (1854-), Cape Provincial Council (1910–1986) Kapstadt
7 Wale Street
Legislation made by the Western Cape Provincial Legislature
www.wcpp.gov.za

Zusammensetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diese Liste zeigt die Parteizusammensetzung in den neun Provincial Legislatures nach den Wahlen 2019

Partei ECPL FSL GPL KZN LPL MPL NWPL NCPL WCPP Gesamt
  ANC 44 19 37 44 38 22 21 18 12 255
  DA 10 6 20 11 3 3 4 8 24 89
  EFF 5 4 11 8 7 4 6 3 2 50
  IFP 0 0 1 13 0 0 0 0 0 14
  VF+ 1 1 3 0 1 1 2 1 1 11
  ACDP 0 0 1 1 0 0 0 0 1 3
  UDM 2 0 0 0 0 0 0 0 0 2
  ATM 1 0 0 1 0 0 0 0 0 2
  Good 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1
  NFP 0 0 0 1 0 0 0 0 0 1
  MF 0 0 0 1 0 0 0 0 0 1
  Al Jama-ah 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1
Gesamt 63 30 73 80 49 30 33 30 42 430

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Republic of South Africa: Constitution of the Republic of South Africa, 1996. auf www.justice.gov.za (PDF, englisch).
  2. Republic of South Africa: South African Legislative Sector. Constitutional Mandate. auf www.sals.gov.za (englisch).
  3. Republic of South Africa: South African Constitution, 1996: Schedule 5, Part A. auf www.justice.gov.za (PDF, englisch).
  4. Brand South Africa: Provincial government (Memento vom 17. März 2011 im Internet Archive). auf www.southafrica.info (englisch).
  5. a b c d e Provinces of South Africa. auf www.statoids.com (englisch).
  6. Republic of South Africa: Republic of South Africa, Act 2 of 1994: Schedule 6 - Legislative Competences of Provinces. auf www.nelsonmandela.org (englisch).
  7. South-Africa. Commonwealth Parliamentary Association Africa Region (CPA-Africa Region), Dar es Salaam, Tansania, auf www.cpaafricaregion.or.tz (englisch).
  8. Provincial Legislatures. In: The Provincial Government Handbook – South Africa. auf www.provincialgovernment.co.za (englisch).
  9. Commonwealth Parliamentary Association: The Parliament of Gauteng, South Africa. auf www.cpahq.org (Memento vom 23. September 2015 im Internet Archive) (englisch).
  10. a b c d African Elections Database: 26-29 April 1994 Provincial Legislature Elections in South Africa. auf africanelections.tripod.com (englisch)
  11. Constitution of the Republic of South Africa Amendment Act, No. 20 of 1995. auf www.en.wikisource.org (englisch).
  12. Commonwealth Parliamentary Association: The Parliament of Eastern Cape, South Africa. auf www.cpahq.org (Memento vom 23. September 2015 im Internet Archive) (englisch).
  13. Commonwealth Parliamentary Association: The Parliament of Free State, South Africa. auf www.cpahq.org (Memento vom 23. September 2015 im Internet Archive) (englisch).
  14. Commonwealth Parliamentary Association: The Parliament of Kwazulu-Natal, South Africa. auf www.cpahq.org (Memento vom 23. September 2015 im Internet Archive) (englisch).
  15. Constitution of KwaZulu-Natal, 2005. auf www.kznlegislature.gov.za (Memento vom 24. April 2014 im Internet Archive) (englisch).
  16. Commonwealth Parliamentary Association: The Parliament of Limpopo, South Africa. auf www.cpahq.org (Memento vom 23. September 2015 im Internet Archive) (englisch).
  17. Commonwealth Parliamentary Association: The Parliament of Mpumalanga, South Africa. auf www.cpahq.org (Memento vom 23. September 2015 im Internet Archive) (englisch).
  18. Commonwealth Parliamentary Association: The Parliament of North-West Province, South Africa. auf www.cpahq.org (Memento vom 23. September 2015 im Internet Archive) (englisch).
  19. Commonwealth Parliamentary Association: The Parliament of Northern-Cape, South Africa. auf www.cpahq.org (Memento vom 23. September 2015 im Internet Archive) (englisch).
  20. Commonwealth Parliamentary Association: The Parliament of Western Cape, South Africa. auf www.cpahq.org (Memento vom 23. September 2015 im Internet Archive) (englisch).