Provinz Pastaza

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Provinz Pastaza
Provincia de Pastaza
Flagge der Provinz Wappen der Provinz
Flagge Wappen
Lage
Lage in EcuadorGalápagosEsmeraldasCarchiImbaburaSucumbiosOrellanaNapoPichinchaSanto Domingo de los TsáchilasManabíCotopaxiTungurahuaBolívarLos RíosGuayasCañarChimborazoPastazaMorona SantiagoAzuaySanta ElenaEl OroLojaZamora ChinchipeKolumbienPeru
Lage in Ecuador
Die Provinz Pastaza in Ecuador
Koordinaten 1° 42′ S, 76° 54′ WKoordinaten: 1° 42′ S, 76° 54′ W
Basisdaten
Hauptstadt Puyo
Eingerichtet 10. November 1959
Gliederung 4 Kantone
Einwohnerzahl 111.915 (2022)[1]
– Anteil an Ecuador ca. 0,7 %
Fläche 29.641 km² (2010)[2]
– Anteil an Ecuador ca. 11,6 %
Bevölkerungsdichte 4 Einw./km²
Kennzeichen
Kfz-Kennzeichen S
Postleitzahl EC16
Vorwahl 03
ISO 3166-2 EC-Y
Politik
Nationalversammlung 2 von 137 Sitzen
Interaktive Karte
Karte
www.pastaza.gob.ec

Die Provinz Pastaza (span. Provincia de Pastaza) ist eine Provinz in Ecuador. Sie liegt im Oriente genannten Anteil Ecuadors am Amazonasbecken und trägt den Namen des Pastaza, eines Nebenflusses des Amazonas. Die Provinz hat auf einer Fläche von rund 29.600 km² etwa 110.000 Einwohner. Ihre Hauptstadt ist Puyo. Die Natur der Provinz ist durch hohe Biodiversität gekennzeichnet.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Provinz Pastaza liegt zwischen 75°30' und 78°20' westlicher Länge und 1°10' und 2°40' südlicher Breite. Damit befindet sie sich in nord-südlicher Achse im Zentrum der Amazonasregion, dem östlichen Landesteil Ecuadors. Sie grenzt im Norden an die Provinzen Napo und Orellana, im Osten an Peru (Region Loreto), im Süden an die Provinz Morona Santiago und im Westen ebenfalls an Morona Santiago und die Anden-Provinz Tungurahua. Sie ist die größte Provinz des Landes und nach den Galápagos-Inseln diejenige mit der geringsten Bevölkerung.

Das Klima im Großteil der Provinz Pastaza, der zum Amazonastiefland gehört, ist tropisch mit Temperaturen zwischen 18 und 24 °C. Im Osten der Provinz, der zu den subandinen Kordilleren, dem Vorgebirge der Anden gehört, ist das Klima je nach Höhe etwas kühler.

Der Großteil der Provinz ist von teilweise unberührtem Tropischem Regenwald bewachsen. Dieser weist eine hohe Biodiversität auf und ist zum Teil als Naturschutzgebiet ausgewiesen.

Die wichtigsten Flüsse, die die Provinz durchfließen, sind der namensgebende Río Pastaza, der die Grenze zur Provinz Morona Santiago bildet, seine Zuflüsse Río Bobonaza und Río Copataza, der Río Curaray, der Río Tigre, der Río Pintoyacu, der Río Conambo, der Río Corrientes und der Río Alpayacu. Die Flüsse weisen diverse, zum Teil spektakuläre Wasserfälle auf.

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Provinz Pastaza ist die am dünnsten besiedelte Provinz mit einer Bevölkerungsdichte von knapp 2,5 Einwohnern pro km². Die Bevölkerung konzentriert sich in einem kleinen, am Fuß der Anden gelegenen Teil im Westen der Provinz. Die größte Stadt ist die Hauptstadt Puyo mit etwa 28.000 Einwohnern (2005). Als Stützpunkt der Erdölwirtschaft ist zudem noch Mera von Bedeutung.

Der Rest der Provinz, der zum Amazonastiefland gehört, ist weitgehend unbewohnt. Er war bis vor wenigen Jahrzehnten den indigenen Völkern der Shuar, Achuar, Huaorani und Sápara vorbehalten und wird in letzter Zeit zunehmend für Erdölfördertätigkeiten erschlossen. Die meisten Einwohner der Provinz sind zugewanderte Mestizen und neben den genannten indigenen Volksgruppen die sog. Amazonien-Quichuas (auch Canelo-Quichuas genannt).

Entwicklung der Einwohnerzahl der Provinz Pastaza bei Volkszählungen seit 1990 zum jeweiligen Gebietsstand:

Jahr Einwohner +/-
1990[3] 41.811
2001[4] 61.779 47,8 %
2010[2] 83.933 35,9 %
2022[1] 111.915 33,3 %

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den letzten Jahrzehnten, seitdem Shell 1941 mit ersten Bohrungen in der Provinz Pastaza begann, hat sich die Erdölförderung zum finanziell wichtigsten Wirtschaftszweig in der Provinz entwickelt. Sie findet jedoch zunehmend in abgelegenen Gegenden außerhalb der Hauptsiedlungsgebiete statt, die bis dato nahezu vollständig den indigenen Völkern vorbehalten waren.

In den kleinen Hauptsiedlungsgebieten im Westen der Provinz herrschen Landwirtschaft (Zuckerrohr, Bananen, Yuca, Tabak, Tee) und Viehzucht (Rinder, Milchwirtschaft) vor. Die Industrie beschränkt sich auf Verarbeitung landwirtschaftlicher Primärgüter und kunsthandwerkliches Gewerbe (Stoffe, Keramik, Musikinstrumente). Darüber hinaus findet Fischerei in den Flüssen der Provinz statt, in denen zum Teil auch Gold gewaschen werden kann.

Da die Wälder der Provinz artenreich sind, ist zudem der Ökotourismus ein wachsender Wirtschaftszweig, dessen wichtigste Ressource allerdings durch Holzeinschlag und teilweise durch die Erdölförderung gefährdet ist. Darüber hinaus ist die infrastrukturelle Anbindung der Provinz Pastaza an die Andenprovinzen nicht so gut wie in der Provinz Napo, wodurch die Tourismusnachfrage sich dort stärker entwickelt als in Pastaza.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Inka übten keinen Einfluss auf die Amazonasregion aus. Zu Kolonialzeiten wurde das Gebiet der heutigen Provinz Pastaza Provincia de los Canelos genannt, nach der Bezeichnung eines indigenen Volkes gleichen Namens. Gleichzeitig ist deren Bezeichnung ein Anklang an die Hoffnung, dort das legendäre Zimtland (span. canela = Zimt) sowie Eldorado zu finden, die unter anderem zur Gonzalo-Pizarro-Expedition Anlass gab. Zimt war im 16. Jahrhundert sehr begehrt und kostbar und Gonzalo Pizarro war von riesigen Zimtbäumen östlich der Anden berichtet worden. Tatsächlich wachsen Zimtbäume aber nur in Asien, so dass es sich bei den Proben, die Pizarro erhielt, um andere Lorbeergewächse, etwa aus der Gattung der Ocotea oder der der Nectandra gehandelt haben dürfte. Die Bäume der Art Nectandra coeloclada, die in der Provinz Pastaza vorkommen, werden auch heute noch Canelo genannt und als tropische Hölzer geschlagen und verarbeitet.[5]

In Canelos wurde 1624 die erste Missionsstation Pastazas eingerichtet, die jedoch geringe Ausstrahlungskraft entwickelte. Die Gebiete der Provinz blieben weitgehend der indigenen Bevölkerung vorbehalten. An diesem Zustand änderte sich auch nach der Unabhängigkeit Großkolumbiens bzw. Ecuadors wenig. In den Jahren zwischen 1880 und 1915 griff von Iquitos aus der Kautschuk-Boom auf Ecuador über. In der heutigen Provinz Pastaza blieb er auf die wenig erschlossenen Gebiete im Osten (am Río Curaray) beschränkt und führte vor allem zur Versklavung bzw. Zwangsarbeit der Huaorani.

In den 1880er und 1890er Jahren wurde die Begründung von Orten und Missionsstationen erneut intensiviert. In diesem Zusammenhang entstand die heutige Hauptstadt Puyo, zunächst 1889 an der Stelle einer Shuar-Siedlung, die kurz darauf von Indianern aus Macas (heute: Provinz Morona Santiago) zerstört und um 1897 in der Nähe neu gegründet wurde. Bevölkerungszustrom, begrenzte Urbanisierung und infrastrukturelle Erschließung begannen in bedeutendem Maße erst nach 1940 mit den Erdölfördertätigkeiten bzw. nach der Eröffnung der Straße von Baños nach Puyo im Jahr 1942. 1949 wurden die Fördertätigkeiten zunächst als unrentabel eingestellt, bevor in den 1950er und 1960er Jahren neue Prospektionen begannen. Der Hauptsiedlungsstrom setzte nach 1972 ein, als einerseits ein Siedlungsprogramm der Militärregierung für das Amazonastiefland (infolge von Dürreperioden in der Andenregion) anlief und andererseits die Erdölfördertätigkeiten in neu erschlossenen Feldern intensiviert wurden.

Im Jahr 1921 wurden durch Verfeinerung der Territorialgesetzgebung im Amazonastiefland die Provinzen Napo-Pastaza und Santiago-Zamora geschaffen. Hauptstadt von Napo-Pastaza war Tena, die heutige Hauptstadt der Provinz Napo. Die Provinz Pastaza selbst entstand 1959, als die Provinzen Napo und Pastaza getrennt wurden. Sie bestand damals aus einem einzigen Kanton, dem 1911 eingerichteten Kanton Pastaza mit Hauptstadt Puyo.

Die östliche Grenze der heutigen Provinz Pastaza wurde nach dem Peruanisch-Ecuadorianischen Krieg im Protokoll von Rio de Janeiro (1942) relativ willkürlich gezogen. Das Ergebnis dieses Krieges war eine Verkleinerung des ecuadorianischen zu Gunsten des peruanischen Staatsgebietes.

Verwaltungsgliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kantone der Provinz Pastaza

Die Provinz Pastaza ist derzeit in vier Kantone unterteilt. Diese sind (in der Reihenfolge ihrer Einrichtung):

  1. Pastaza (eingerichtet 1911, Hauptort: Puyo. Der Kanton wurde 1911 mit dem Hauptort Andoas eingerichtet, seit 1912 war Sarayacu Hauptort, seit 1921 war Puyo Hauptort der Jefatura Pastaza, die dem heutigen Kanton äquivalent ist; puyu ist Kichwa (phuyu im Südlichen Quechua) für „Nebel“ oder „Nieselregen“; die ehemalige Hauptort Andoas liegt heute in Peru)
  2. Mera (eingerichtet 1967, Hauptort: Mera)
  3. Santa Clara (eingerichtet 1992, Hauptort: Santa Clara)
  4. Arajuno (eingerichtet 1996, Hauptort: Arajuno)
Kanton Bevölkerung
2001
Fläche
km²
Hauptort / Verwaltungssitz
Arajuno 5.150 8.767 Arajuno
Mera 8.088 520 Mera
Pastaza 45.512 19.727 Puyo
Santa Clara 3.029 311 Santa Clara

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Instituto Nacional de Estadística y Censos (Hrsg.): Principales resultados. (spanisch, abgerufen am 26. September 2023).
  2. a b www.ecuadorencifras.gob.ec. In: Zensus in Ecuador 2010. (abgerufen am 5. Juli 2022).
  3. www.ecuadorencifras.gob.ec. In: Zensus in Ecuador 1990. (abgerufen am 31. Juli 2022).
  4. www.ecuadorencifras.gob.ec. In: Zensus in Ecuador 2001. (abgerufen am 31. Juli 2022).
  5. Susanne Schmall, Das Ökotourismusprogramm der Organización de Pueblos Indígenas de Pastaza (OPIP) im Amazonastiefland Ecuadors Ansätze selbstbestimmter Entwicklung einer indigenen Basisorganisation, Diss. Humboldt-Universität Berlin, 1999, S. 28 (Anm. 12)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]