Publius Licinius Tegula

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Publius Licinius Tegula war ein römischer Hymnendichter republikanischer Zeit.

Seine genauen Lebensdaten sind unbekannt, doch wird er von Titus Livius als Verfasser eines durch die Decemviri sacris faciundis bestellten Sühneliedes, eines carmen, anlässlich eines im Jahr 200 v. Chr. eingetretenen Prodigiums genannt.[1] Dieses üble Vorzeichen in Form einer Zwittergeburt wiederholte das 207 v. Chr. eingetretene Prodigium. Zu dessen Sühnung hatte Livius Andronicus den Auftrag erhalten, ein entsprechendes Lied zu verfassen, das durch neun Jungfrauen aufgeführt wurde.

Licinius Tegula hatte seine Blüte folglich um 200 v. Chr. und ist neben Livius Andronicus der einzige namentlich bekannte Dichter dieser Gattung von Chorlyrik hymnischen Charakters. Möglicherweise gehörte er zur Klientel des Pontifex Maximus und Konsuls des Jahres 205 v. Chr., Publius Licinius Crassus Dives.

Wohl nicht gleichzusetzen ist Licinius Tegula mit dem Palliatendichter Licinius Imbrex, der zur gleichen Zeit wirkte.[2] Zwar sind Tegula und Imbrex zwei antike Dachziegelformen, in ihrer Funktion sind sie jedoch zu verschieden, um synonym gebraucht werden zu können. Aufgabe derartiger Beinamen war aber die Unterscheidung namensgleicher Zeitgenossen.[3] Imbrex und tegula haben im Bereich des Theaterwesens jedoch eine weitere Bedeutung und kennzeichnen die Art des gespendeten Applaus: tegula mit flachen Händen, imbrex mit hohlen Händen. Die verwandten und doch verschiedenen Beinamen könnten bei Personen, die für die Bühne und den öffentlichen Auftritt schufen, hierauf anspielen.[4]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Annie Dubourdieu, Philippe Moreau: Imbrex et Tegula : la technique des applaudissements à Rome. In: Latomus. Band 45, Heft 4, 1986, S. 717–730.
  • Giusto Monaco: P. Licinivs Tegvla-Imbrex. In: Studi di poesia latina in onore di Antonio Traglia. Band 1 (= Storia e letteratura. Band 146). Edizioni di storia e letteratura, Rom 1979, S. 93–97.
  • Friedrich Münzer: Licinius 168. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XIII,1, Stuttgart 1926, Sp. 485.
  • Werner Suerbaum: Übersicht über die Dichter kleiner Formen. In: Werner Suerbaum (Hrsg.): Die archaische Literatur. Von den Anfängen bis Sullas Tod (= Handbuch der lateinischen Literatur der Antike. Band 1). C. H. Beck, München 2002, ISBN 3-406-48134-5, S. 326.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Livius 31,12,10 in Verbindung mit 27,37.
  2. Für die Gleichsetzung sprach sich zum Beispiel aus: Giusto Monaco: P. Licinivs Tegvla-Imbrex. In: Studi di poesia latina in onore di Antonio Traglia. Band 1 (= Storia e letteratura. Band 146). Edizioni di storia e letteratura, Rom 1979, S. 93–97, hier: S. 96 f.
  3. Diesen Einwand erhebt: Jürgen Blänsdorf: Licinius Imbrex. In: Werner Suerbaum (Hrsg.): Die archaische Literatur. Von den Anfängen bis Sullas Tod (= Handbuch der lateinischen Literatur der Antike. Band 1). C. H. Beck, München 2002, S. 257.
  4. Annie Dubourdieu, Philippe Moreau: Imbrex et Tegula : la technique des applaudissements à Rome. In: Latomus. Band 45, Heft 4, 1986, S. 717–730.