Regina Becker-Schmidt

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Regina Becker-Schmidt (* 1937) ist emeritierte Professorin am Institut für Soziologie und Sozialpsychologie an der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover. Schwerpunkte ihrer Forschung sind Gesellschafts- und Subjekttheorie, Kritische Theorie, psychoanalytisch orientierte Sozialpsychologie und Geschlechterforschung.

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Becker-Schmidt studierte ab 1957 Soziologie, Philosophie, Ökonomie und Sozialpsychologie an der Universität Frankfurt am Main sowie an der Sorbonne in Paris. Von 1964 bis 1972 war sie zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin und ab 1968 als wissenschaftliche Assistentin am Institut für Sozialforschung in Frankfurt am Main tätig, wo sie nach ihrer Promotion als Dozentin an der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität lehrte. 1973 wurde sie auf einen Lehrstuhl der Universität Hannover am Psychologischen Institut berufen, den sie bis zu ihrer Emeritierung 2002 innehatte.[1]

Ihre Promotion erfolgte zunächst bei Adorno und nach dessen Tod bei Ludwig von Friedeburg.[1]

Becker-Schmidt hat insbesondere die feministische Weiterentwicklung der Kritischen Theorie im deutschsprachigen Raum geprägt.[2] Sie wird dem sogenannten Hannoveraner Ansatz in der feministisch orientierten Soziologie zugeordnet und hat diesen entscheidend geprägt.[3]

Ihre Kritik an den Positionen der Kritischen Theorie, insbesondere Adornos und Horkheimers, betritt vor allem deren ambivalente Haltung zum Komplex der Geschlechterverhältnisse. So seien sie bspw. blind gegenüber der Frauenbewegung gewesen. Über diese Kritik entwickelt sie die Kritische Theorie auch weiter.[3] Muharrem Acikgöz verortet Becker-Schmidt in der zweiten Generation der Kritischen Theorie.

Auszeichnungen und Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2020 wurde Becker-Schmidt auf dem 40. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie für ihr Lebenswerk geehrt.[4]

Bibliographie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Regina Becker-Schmidt 2016: Einerlei statt Allerlei. Identitätslogische Konstruktionen in gesellschaftlichen Rationalisierungsprozessen und Identitätszwänge in Geschlechterordnungen. In: Müller, Stefan/Janne Mende, (Hrsg.): Differenz und Identität. Konstellationen der Kritik. Weinheim und Basel: Beltz Juventa. 181-201
  • Regina Becker-Schmidt 2002, (Hrsg.): Gender and Work in Transition. Globalisation in Western, Middle and Eastern Europe. Opladen
  • Regina Becker-Schmidt 2001: Die Bedeutung weiblicher Arbeitsbiografien für eine selbstbestimmte Interessenvertretung von Frauen. In: Claussen, Detlev/ Negt, Oskar/Werz, Michael, (Hrsg.): Philosophie und Empirie. Hannoversche Schriften 4. 69-94
  • Regina Becker-Schmidt 2001: Was mit Macht getrennt ist, gehört gesellschaftlich zusammen. Zur Dialektik von Umverteilung und Anerkennung in Phänomenen sozialer Ungleichstellung. In: Gudrun-Axeli Knapp/Angelika Wetterer, (Hrsg.): Soziale Verortung der Geschlechter. Gesellschaftstheorie und feministische Kritik. Münster. 91-132
  • Regina Becker-Schmidt 2003: Umbrüche in Arbeitsbiografien von Frauen. Regionale Konstellationen und globale Entwicklungen. In: Knapp; Gudrun-Axeli/Wetterer, Angelika, (Hrsg.): Achsen der Differenz. Münster. 101-132
  • Im Gespräch: Regina Becker-Schmidt mit Helga Bilden und Karin Flaake. Journal für Psychologie, 2(3): 58-65, 1994.
  • mit Gudrun-Axeli Knapp: Feministische Theorien zur Einführung. 1. Auflage. 2000; 4., vollst. überarb. Aufl. 2007; Hamburg: Junius.
  • Gender and work in transition. Opladen: Leske + Budrich, 2002.
  • Adorno kritisieren – und dabei von ihm lernen. Von der Bedeutung seiner Theorie für die Geschlechterforschung. Vortrag 6. Juli 2003 in Frankfurt am Main anlässlich der Tagung „Die Lebendigkeit kritischer Gesellschaftstheorie. Arbeitstagung aus Anlass des 100. Geburtstages von Theodor W. Adorno.“ Moderation: Ulrich Oevermann.
  • Erkenntniskritik, Wissenschaftskritik, Gesellschaftskritik – Positionen von Donna Haraway und Theodor W. Adorno kontrovers diskutiert. IWM Working Paper No 1/2003, Vienna.
  • Zur doppelten Vergesellschaftung von Frauen, Gender-politik-online Juli 2003.
  • Pendelbewegungen – Annäherung an eine feministische Gesellschafts- und Subjekttheorie. Aufsätze aus den Jahren 1991–2015. Opladen-Berlin-Toronto. Barbara Budrich 2016.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ilse Lenz: Die Neue Frauenbewegung in Deutschland. Abschied vom kleinen Unterschied. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-531-14729-1.
  • Regina Becker-Schmidt: Anstiftungen zum Feminismus. In: Ulrike Vogel (Hrsg.): Wege in die Soziologie und die Frauen- und Geschlechterforschung. Autobiographische Notizen der ersten Generation von Professorinnen an der Universität. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, ISBN 978-3-531-90078-0, S. 33–49.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Vgl. Muharrem Acikgöz: Die Permanenz der kritischen Theorie: die zweite Generation als zerstrittene Interpretationsgemeinschaft. Münster 2014, S. 222.
  2. Vgl. Gudrun-Axeli Knapp: Kritische Theorie. Ein selbstreflexives Denken in Vermittlungen. In: Becker/Kortendiek 2004.
  3. a b Vgl. Muharrem Acikgöz: Die Permanenz der kritischen Theorie: die zweite Generation als zerstrittene Interpretationsgemeinschaft. S. 223.
  4. Regina Becker-Schmidt mit dem Lebenswerkpreis der DGS ausgezeichnet. In: soziologie.de. 1. Oktober 2020, abgerufen am 6. Oktober 2020.