Reuters

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Reuters

Logo
Rechtsform Public Limited Company
Gründung Oktober 1851
Sitz London, Vereinigtes Königreich
Leitung Paul Bascobert (President)[1]
Branche Nachrichtenagentur
Website reuters.com
Logo bis 2008
Gründungshaus in Aachen, Pontstraße 117, mit Gedenktafel, worauf steht: „Paul Julius Reuter, 1816–1899, Gründer der Nachrichtenagentur Reuter, ließ im Jahre 1850 durch Brieftauben auf das Dach dieses Hauses Nachrichten aus Brüssel tragen. Damit begann er sein Lebenswerk im Dienste des Nachrichtenverkehrs der Welt.“

Reuters ist eine internationale Nachrichtenagentur mit Sitz in London und eine der weltweit größten ihrer Art. Seit 2008 ist sie Bestandteil von Thomson Reuters.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Zeit nach den Revolutionen 1848/1849 gründete der Bankkaufmann Paul Julius Reuter ein Nachrichtenbüro in Aachen. Von dort aus übermittelte er, schneller als mit Kutschen oder Postzügen, mit Brieftauben Aktiendaten nach Brüssel.[2] Als zwischen den beiden Städten eine Telegrafenverbindung eingerichtet wurde, stellte er den „Flugdienst“ ein. 1851 emigrierte Reuter nach London und gründete ein Unternehmen, um über das Seekabel zwischen Dover und Calais Börsenkurse nach Paris zu übermitteln.

1865 ließ er sein bis dahin privates Unternehmen als „Reuter's Telegram Company Limited“ eintragen.[3]

Von 1870 bis 1934 war Reuters zusammen mit der französischen AFP, dem deutschen W.T.B. und später auch der US-amerikanischen Agentur Associated Press Teil des sog. Wolff-Reuter-Havas-Nachrichtenkartells. Inhalt der Kartellverträge, die de facto ein weltweites Monopol zum Sammeln und Verbreiten von Informationen bedeuteten, war eine detaillierte globale Marktaufteilung. Gemäß dem Kartellvertrag zog sich Reuters 1870 aus dem deutschen Nachrichtenmarkt zurück.[4][5][6]

Im Mai 2007 wurde bekannt gegeben, dass The Thomson Corporation Reuters für umgerechnet 12,9 Mrd. Euro übernehmen wird.[7] Am 17. April 2008 entstand durch die Übernahme der Medienkonzern Thomson Reuters mit Hauptsitz in Toronto, Kanada, wobei Reuters weiterhin als Nachrichtenagentur fungiert.

Unternehmensprofil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Reuters hatte die folgenden fünf Geschäftsbereiche:

  • Institutional Sales & Trading
  • Asset Management & Research
  • Trade & Risk Management
  • Enterprise
  • Media

Mit Börsen- und Wirtschaftsinformationen wurden 90 % des Umsatzes erwirtschaftet.

Reuters belieferte Fernsehsender auch mit Bildern und Tönen zum aktuellen Weltgeschehen. Auf eigenen verschlüsselten Satelliten-Kanälen wurde Material zu den Themen Politik, Sport und Entertainment verbreitet. Reuters verfügte über ein weltweites Netz von Video-Reportern und Partnern, so dass die Bilder in kürzester Zeit ausgestrahlt werden konnten.

1994 erwarb Reuters von der Citicorp die Quotron Systems Inc., welche System und Screens für Börseninformationen bereitstellte. Von 1994 bis 2002 betrieb Reuters zudem den Wirtschaftssender Reuters Financial Television, dessen Programm in London, Tokio und New York City produziert wurde.

Anfang August 2006 wurde bekannt, dass die Agentur Reuters ihre jahrelange Zusammenarbeit mit dem libanesischen Fotografen Adnan Hajj beendet hatte, weil dieser Bilder, mit denen israelische Angriffe auf den Libanon dokumentiert werden sollten, durch Einfügen zusätzlicher Bildelemente (Rauchschwaden, von einem israelischen Flugzeug ausgestoßene Infrarot-Täuschkörper) manipuliert hatte. Reuters zog 920 Fotos dieses Fotografen aus ihrer Datenbank zurück.

Reuters war an der Börse von London im FTSE und an der NASDAQ in New York notiert (LSE: RTR, NASDAQ: RTRSY).

Mit Wirkung vom 7. Januar 2021 werden die Nutzer der regionalen Internetauftritte von Reuters.com – etwa de.reuters.com in deutscher Sprache, fr.reuters.com in französischer Sprache, it.reuters.com in italienischer Sprache sowie es.reuters.com und reuters.mx in spanischer Sprache – auf den rein englischsprachigen Internetauftritt umgeleitet. Thomson Reuters reduziert damit seine frei zugängliche, internationale Berichterstattung auf die englischsprachige und rein japanische Berichterstattung.[8][9]

Tochtergesellschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Lipper, Inc., ein Anbieter von Fondsinformationen und -analysetools, ist eine Tochtergesellschaft von Reuters.[10]

Konkurrenten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hauptkonkurrenten im Bereich Nachrichtenagentur sind Bloomberg, Associated Press, Agence France-Presse und Getty.[11] Ein wichtiger Konkurrent in Deutschland ist auch die Deutsche Presse-Agentur.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Donald Read: The Power of News. The History of Reuters. 1849–1989. Oxford u. a. 1992.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Reuters – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Leadership Team. Reuters, abgerufen am 8. Juni 2023 (englisch).
  2. Paul Reuter. In: kids.britannica.com. Encyclopædia Britannica, Inc., 2015, abgerufen am 23. Oktober 2015 (englisch).
  3. Reuters Group PLC History. Funding Universe, abgerufen am 8. Juni 2023 (englisch).
  4. Peter Meier: Nachrichtenagenturen. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2. September 2010, abgerufen am 3. August 2020.
  5. Eine Chronik der AFP. 23. Februar 2012, abgerufen am 3. August 2020.
  6. Dominik Geppert: Pressekriege: Öffentlichkeit und Diplomatie in den deutsch-britischen Beziehungen (1896–1912). Walter de Gruyter, 2012, ISBN 978-3-486-70749-6 (google.de [abgerufen am 3. August 2020]).
  7. Graeme Wearden, Katie Allen: Reuters agrees to Thomson merger. The Guardian, 15. Mai 2007, abgerufen am 8. Juni 2023 (englisch).
  8. Änderungen betreffend der regionalen Internet-Seiten von Reuters.com. In: Internet Archive. Wayback Machine, Weblink, 2021, archiviert vom Original am 11. Januar 2021; abgerufen am 11. Januar 2021.
  9. Unternehmensveröffentlichung von Reuters.com. In: reutersagency.com. Thomson Reuters Inc., 2021, abgerufen am 11. Januar 2021.
  10. Lipper Alpha Insight. In: Thomson Reuters. Abgerufen am 10. Juni 2017 (englisch).
  11. Annual Report 2022. (pdf) Thomson Reuters, 8. März 2023, S. 8, abgerufen am 8. Juni 2023 (englisch).