Rheinkirmes

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„Größte Kirmes am Rhein“ (2002)
„Größte Kirmes am Rhein“ (2006)
Wildwasserbahn (2006)
„Größte Kirmes am Rhein“ (2002)
Blick vom Riesenrad (2011)

Die Rheinkirmes, bis 2022 offiziell Größte Kirmes am Rhein genannt, gehört mit jährlich rund vier Millionen Besuchern zu den größten Volksfesten in Deutschland.[1] Das zehntägige Fest findet jährlich in der dritten Juliwoche auf der linksrheinischen Festwiese in Düsseldorf-Oberkassel statt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirmes in Düsseldorf, Adolph Northen, 1874, Darstellung der Kirmes auf der Golzheimer Insel

Die Rheinkirmes wird aus zwei Anlässen gefeiert:

  1. Fest des Stadtpatrons St. Apollinaris von Ravenna
  2. Kirchweihfest der katholischen Basilika St. Lambertus in der Düsseldorfer Altstadt

Ausgerichtet wird das Fest vom St.-Sebastianus-Schützenverein Düsseldorf 1316 e.V. Die Tradition des Vogelschießens anlässlich des Kirchweihfestes und des Stadtpatronatsfestes ist seit 1435 belegt. Im 16. Jahrhundert war das Volksfest sogar Anlass für die Brautwerber des englischen Königs Heinrich VIII., dessen künftige Ehefrau Anna von Kleve in Augenschein zu nehmen.

Seit 1901 ist die linksrheinische Festwiese in Düsseldorf-Oberkassel Austragungsort des Spektakels mit einem Ausblick auf das Panorama der Düsseldorfer Altstadt. Seit der Verlegung des Volksfestes auf die Oberkasseler Rheinwiesen hat sich die Bedeutung der Veranstaltung erheblich gewandelt. Die Besucherzahlen stiegen an und das Fest wurde auf 10 Tage ausgedehnt. Seit den 1970er Jahren entwickelte sich der Name „Größte Kirmes am Rhein“, welcher der gestiegenen Bedeutung des Festes Rechnung trägt. Mit heute vermutlich mehr als vier Millionen Besuchern aus dem In- und Ausland ist die Rheinkirmes das viertgrößte Volksfest in Deutschland und ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt Düsseldorf.

2020 und 2021 fiel die Kirmes aufgrund der COVID-19-Pandemie aus.[2]

Programm[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Fest bezieht sich auf eine Reihe von Traditionen und folgt einem traditionellen Festverlauf. Höhepunkte sind:

  • Freitag: 17 Uhr Eröffnung der Kirmes durch den Oberbürgermeister
  • Samstag: 17 Uhr Abmarsch Großer Festzug zum Rathaus, anschließend Großer Zapfenstreich vor dem Rathaus
  • Sonntag: 9.30 Uhr großer Festgottesdienst in der Altstadtkirche St. Lambertus, nachmittags historischer Festzug des Schützenvereins mit über 3.000 Aktiven durch die Altstadt mit Parade ab 16 Uhr auf der Reitallee im Hofgarten. Abends auf dem Festplatz Jungschützenkönigsschießen.
  • Montag: Investitur (Amtseinführung) des Schützenkönigs auf dem Balkon des Rathauses. In den vergangenen 20 Jahren entwickelte sich der Brauch des „Pink Monday“. Montags treffen sich gut 50.000 Homosexuelle auf der Kirmes. Der Pink Monday ist somit das größte Event für Schwule und Lesben in Düsseldorf.
  • Dienstag: gegen Abend Königsschuss auf dem Festplatz
  • Donnerstag: abends Festgottesdienst in der Altstadt-Kirche St. Lambertus mit anschließender Reliquien-Prozession mit dem Apollinaris-Schrein durch die Altstadt
  • Freitag: Krönungsball des neuen Schützenkönigs im Festzelt, abends Großer Zapfenstreich, ab 22.30 Uhr Großes Feuerwerk am Rheinufer
  • Sonntag: zum Ausklang Tag der Interessengemeinschaft Düsseldorfer Schützenvereine (IGDS) auf dem Festplatz. Hier wird der Düsseldorfer Stadtkönig ermittelt.

Im Jahr 2008 gab es erstmals (und als Versuchsballon) eine entscheidende Änderung der Festfolge. Zusätzlich zum großen Schützenzug mit Parade am ersten Kirmessonntag fand ein Umzug zur Kirmeseröffnung am Samstag statt, der am Kirmesplatz begann und in der Altstadt endete. Höhepunkte des Samstags waren die Investitur der amtierenden Regimentsmajestät und der Zapfenstreich am Rathaus. Der vormalige kleine Umzug am Montag, der sonst mit der Investitur endete, entfiel.

Namensstreit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit Jahren herrschte Streit zwischen den Ausrichtern des Festes und der katholischen Kirche in Düsseldorf um den Namen des Volksfestes. Die katholische Kirche wünschte eine Umbenennung der „Größten Kirmes am Rhein“ in „Apollinaris-Kirmes“, um den religiösen Hintergrund des Treibens zu betonen. Dies wurde vom ausrichtenden Schützenverein mit dem Argument abgelehnt, dass der Name der „Größten Kirmes am Rhein“ in den Köpfen der Menschen verankert und daher eine werbewirksame Marke war. Der bis Mitte 2023 noch gültig gewesene offizielle Titel hatte eine gewisse Tradition, seit den 1970er Jahren entwickelte sich der Name „Größte Kirmes am Rhein“, welcher der gestiegenen Bedeutung des Festes Rechnung trägt, heißt es auf der offiziellen Internetseite des Schützenvereins. Mitte 2023 wurde beschlossen, ihr den im Volksmund bereits üblichen Namen „Rheinkirmes“ auch offiziell zu geben.

Größendisput[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fast schon traditionell streiten sich Einwohner und Fans der jeweiligen Veranstaltungen und Städte um den Titel „Größtes Volksfest in Deutschland“ bzw. „Größtes Volksfest in NRW“. Da das Maß „Größe“ hier nicht genau definiert ist, ist es möglich, je nach Berechnungsgrundlage dem Münchener Oktoberfest, dem Cannstatter Volksfest oder der Cranger Kirmes den Titel zuzusprechen.

Die Werte der vier größten Volksfeste in Deutschland:

Name Fläche (in ha) Besucherzahl (2006/2008, in Millionen) Dauer (in Tagen) Besucher pro Tag (in Millionen) Besucher pro m²
Münchener Oktoberfest 31 6,5 16 0,41 21
Cannstatter Volksfest 35 4,2 17 0,25 12
Größte Kirmes am Rhein 17 4,2 (4,6*) 10 0,42 (0,46) 24
Cranger Kirmes 8,3 (11) 4,5 (4,7) 10 0,45 (0,47) 54 (36)

(Werte Cranger Kirmes nach Polizeiangaben, in Klammern Werte des Veranstalters)

(* Vorjahreswert)

Blick auf die Größte Kirmes am Rhein 2009 vom gegenüberliegenden Rheinufer, im Vordergrund die Kirmesfähre
Blick auf die Rheinkirmes im Jahr 2013 bei Nacht vom gegenüberliegenden Rheinufer

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Puppenspieler auf der Kirmes, Gemälde von Julius Simmonds, Düsseldorf um 1870

„[…] Aber heut ist Kirmes, d. h.: ganz Düsseldorf trinkt Wein. Nicht als ob’s das nicht jeden andern Tag auch thäte, aber es geht spazieren dabei. Nicht als ob’s das nicht jeden andern Tag thäte, aber es wird getanzt in der gräßlichen Hitze und gejodelt, und sich betrunken, und wilde Thiere gezeigt, und Puppenspiel, und Waffeln auf offner Straße gebacken. Sie wissen ja, was Kirmes heißt. Als neugieriger Zuschauer muß ich auch noch spät Abends hin, jetzt aber erst mich etwas in den Rhein stürzen, mit vielen Malern, auch Stilke […].“

Felix Mendelssohn Bartholdy am 20. Juli 1834 in einem Brief an Julius Fürst[3]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Rheinkirmes – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sofia Popovidi: Rheinkirmes Düsseldorf ändert offiziell Namen – und was außerdem neu ist. 24Rhein, 1. Juli 2023. Abgerufen am 1. Juli 2023.
  2. Düsseldorfer Rheinkirmes abgesagt - Cranger Kirmes offen. In: NRZ.de. 27. April 2021, abgerufen am 4. Mai 2021.
  3. Bettina Baumgärtel: Die Düsseldorfer Malerschule und ihre internationale Ausstrahlung 1819–1918. Band 1. Imhof, Petersberg 2011, ISBN 978-3-86568-702-9, S. 394.

Koordinaten: 51° 13′ 40″ N, 6° 45′ 48″ O