Rheischer Ozean

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Die paläogeographischen Positionen von Avalonia, Baltica und Laurentia vom Ordovizium bis in das Devon
Avalonia-Basement in Europa.

Der Rheische Ozean (auch Rheia-Ozean[1] oder Rhea-Ozean[2]) war in der Erdgeschichte ein Ozean, der von Unterordovizium bis ins Unterdevon existierte. Er trennte damals die Kontinente Laurentia, Baltica und Avalonia bzw. den später aus diesen hervorgegangenen Großkontinent Laurussia im Norden vom Großkontinent Gondwana im Süden. Seine einstige maximale Breite ist nicht bekannt, dürfte jedoch weit über 1000 km betragen haben. Die Sutur, an der dieser Ozean später geschlossen wurde, verläuft heute quer durch Mitteleuropa. Durch die Schließung dieses Ozeans und durch die Verfaltung der Randbereiche entstand das Variszikum.

Namengebung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name Rheischer Ozean wurde 1972 von W. Stuart McKerrow und Alfred M. Ziegler vorgeschlagen (Rheic Ocean). Die Autoren geben jedoch nicht an, wie der Name gebildet wurde. Aufgrund der zwei weiteren in dieser Arbeit vorgeschlagenen Termini „Pleionic Ocean“ und „Theic Ocean“ ist anzunehmen, dass sie nach Figuren der griechischen Mythologie gebildet wurden (Pleione, Theia und Rhea). Die Titanin Rhea war die Tochter des Uranos und der Gaia.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Rheische Ozean bildete sich auf der Südhalbkugel zwischen dem Großkontinent Gondwana im Süden und dem im Unterordovizium vom Nordrand Gondwanas abbrechenden und nach Norden wandernden Kleinkontinent Avalonia. Im Oberordovizium verschmolz dieser Kleinkontinent zunächst mit Baltica, etwas später im Untersilur kollidierten die vereinigten Baltica/Avalonia mit Laurentia. Vermutlich im Laufe des Silur erreichte der Rheische Ozean seine maximale Breite, die sicher über 1000 km betrug.

Im Obersilur brach dann ein weiterer Krustenblock vom Nordrand Gondwanas ab und driftete nach Norden, das Hun-Superterran, das sich später in die Europäischen und Asiatischen Hun-Terrane teilte. Der Rheische Ozean wurde bei dieser Norddrift unter das Hun-Superterran subduziert. Zwischen dem Hun-Superterran und Gondwana öffnete sich ein neuer Ozean, die Palaeotethys. Der Rheische Ozean hatte im Mitteldevon aufgehört zu existieren.

Im Unterdevon kollidierten die Europäischen Hun-Terrane (in Mitteleuropa ist dies Armorica mit Krustenblöcken, die vom Südrand Balticas abgebrochen waren). In Mitteleuropa war zwischen diesen Krustenblöcken (Mitteldeutsche Kristallinzone) und Baltica ein schmales Ozeanbecken entstanden, der Rhenoherzynische Ozean.

Im Laufe des Devon und Karbon wanderte der Westteil Gondwanas weiter nach Norden. In diesem Bereich wurde nun die Palaeotethys unter das Hun-Superterran subduziert. Im Oberkarbon kollidierte Gondwana in diesem Bereich mit Laurussia, der Rhenoherzynische Ozean wurde subduziert und die Varisziden aufgefaltet. Weiter im Osten kollidierten die Asiatischen Hun-Terrane etwas später und zu unterschiedlichen Zeiten mit Baltica und Sibiria. Dort blieb die Palaeotethys zunächst noch erhalten und öffnete sich keilförmig nach Osten.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • W. S. McKerrow, A. M. Ziegler: Palaeozoic Oceans. In: nature physical science. Band 240, Nr. 100, 27. November 1972, ISSN 0300-8746, S. 92–94, doi:10.1038/10.1038/physci240092b0 („Leserbrief“).
  • Ulf Linnemann, R. Damian Nance, Petr Kraft und Gernot Zulauf (Hrsg.): The Evolution of the Rheic Ocean: From Avalonian-Cadomian Active Margin to Alleghenian-Variscan collision (= The Geological Society of America Special Paper. 423, ISSN 0072-1077),Geological Society of America, Boulder, Colorado, 2007, ISBN 978-0-8137-2423-2.
  • R. Damian Nance, Ulf Linnemann: The Rheic Ocean: Origin, Evolution, and Significance. In: GSA Today. Band 18, Nr. 12, 2008, S. 4, doi:10.1130/GSATG24A.1.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zum Beispiel in Götze, Mertmann, Riller, Arndt: Einführung in die Geowissenschaften, Springer 2015.
  2. Zum Beispiel in Eilicki, Breitkreuz: Die Entwicklung des Systems Erde, Springer 2016.