Rischart

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Max Rischart’s Backhaus KG

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Rechtsform Kommanditgesellschaft
Gründung 1883
Sitz München
Leitung Magnus Müller-Rischart
Mitarbeiterzahl 450 (2021)[1]
Umsatz 25 Mio. Euro (2009)
Branche Nahrungsmittel, Bäckerei, Gastronomie
Website Rischart.de

Die Firma Rischart (Max Rischart’s Backhaus KG) ist ein Münchner Traditionsunternehmen. Der Familienbetrieb wurde 1883 von Max Rischart gegründet und beschäftigt heute ca. 500 Mitarbeiter. Jährlich kaufen ca. 8 Mio. Kunden in den 19 Filialen ein.[2] Dazu zählt auch die meistfrequentierte Bäckereifiliale Deutschlands, die Rischart-Filiale am Marienplatz 18. Dort befindet sich zugleich der Firmensitz. Das Unternehmen wird seit 2009 von Magnus Müller-Rischart in der fünften Generation geführt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rischart-Schaufenster um die Jahrhundertwende
Backstube aus dem 19. Jahrhundert
Links das Haus am Marienplatz

Im Jahr 1883 eröffnete Max Rischart eine Bäckerei in der Ickstattstraße in München. 13 Jahre später (im Jahr 1896) erwarb er das heutige Stammhaus in der Fraunhoferstraße 44. Sein Sohn, Max Rischart jun., stieg 1906 in die Firma ein. Im Jahr 1932 wurde die Filiale am Marienplatz 18, dem heutigen Firmensitz, eröffnet. 1940 heiratete die einzige Tochter den Bäcker Franz Müller und das Paar übernahm die Unternehmensführung. Durch Fliegerangriffe wurden 1944 das Stammhaus in der Fraunhoferstraße und 1945 die Filiale am Marienplatz völlig zerstört. Der Verkauf ging jedoch in Notläden weiter. Beide Häuser wurden nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut. Im Jahr 1973 übernahm Gerhard Müller-Rischart in der 4. Generation den Betrieb. Die Backstube zog 1992 in die Buttermelcherstraße 16.

Für seine Verdienste um die Ausbildung junger Menschen erhielt das Unternehmen 2004 den Erasmus-Grasser-Preis.[3] Im Jahr 2007 eröffnete Rischart ein Festzelt auf dem Münchner Oktoberfest namens Café Kaiserschmarrn.[4]

2009 übernahm Magnus Müller-Rischart in der 5. Generation die Geschäftsführung. Im März 2012 wurde Rischart für die herausragende ganzheitliche Unternehmensqualität mit dem Bayerischen Qualitätspreis ausgezeichnet.[5] In den Jahren 2009, 2015 und 2018 erhielt das Unternehmen den Staatsehrenpreis für das bayerische Bäckerhandwerk.[6][7] Im Jahr 2015 erhielt Gerhard Müller-Rischart, der das Unternehmen in vierter Generation führte, für sein Engagement das Bundesverdienstkreuz am Bande.[8] Er verstarb am 9. Januar 2024 im Alter von 80 Jahren.[9][10]

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1954 wurde das Gebäude am Marienplatz 18 unter Planung des Architekten Hansjakob Lill erbaut. Die Fassade wurde in Zusammenarbeit mit Marianne Müller-Rischart und Johannes Segieth gestaltet. Für die vollständige Sanierung mit Umbau dieses Gebäudes erhielt die Firma Rischart den Fassadenpreis der Landeshauptstadt München.[11]

Von 1979 bis 1982 wurde in der Buttermelcherstraße 16 inmitten der Stadt und in unmittelbarer Nähe zum Stammhaus eine neue Produktionsstätte erbaut. Der Architekt Uwe Kiessler erschuf eine moderne Backstube mit Glasdach, für die er den BDA-Preis Bayern, den Preis des Deutschen Stahlbaues und eine Nominierung beim Mies van der Rohe-Preis erhielt und im Bundeswettbewerb Industrie- und Handwerk im Städtebau geehrt wurde.

Im Jahr 1990 war eine Aufstockung der Produktionsstätte in der Buttermelcherstraße 16 notwendig. Dafür erhielt er abermals den BDA-Preis Bayern.

Seit September 2021 erstellt die Firma auf der Theresienhöhe zwischen Hans-Fischer-Straße und der Bahnlinie München-Salzburg auf einer Fläche von etwa 25.000 Quadratmetern einen Multifunktionsbau mit neuer Unternehmenszentrale, 100 Werkswohnungen, einer Backstube, einem Boardinghaus und einem Café.[12][13][14] Die Bauarbeiten sollen voraussichtlich im Sommer 2023 beendet sein.

Mitte Oktober 2022 kaufte die Stadt München für 87 Millionen Euro das 3.800 Quadratmeter große Rischart-Grundstück an der Buttermelcherstraße. Dort sollen nach dem Wegzug auf die Theresienhöhe 100 familiengerechte Wohnungen für Pflegekräfte der München Klinik entstehen.[15]

RischArt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit dem 100-jährigen Bestehen im Jahre 1983 fördert Gerhard Müller-Rischart die aktuelle Kunst durch sein Kunstsponsoring unter dem Namen RischArt. Mit dem Ziel, die Kunst in den öffentlichen Raum zu bringen, wurden bisher 15 RischArt Projekte in München durchgeführt. Im Jahr 2008 erhielt Gerhard Müller-Rischart dafür die Medaille München leuchtet – den Freunden Münchens in Gold.[16] Das Projekt Es war einmal... gewann 2013 den Deutschen Kulturförderpreis in der Kategorie mittlere Unternehmen.[17]

Kunstprojekte

  • 1985: Bilder im Vorbeifahren. 33 Künstler gestalten Plakatwände im U- und S-Bahn-Bereich Marienplatz.
  • 1988: Kunst im öffentlichen Raum. 3. RischArt-Preis. Teilnehmer u. a. Michael Kunze, Beate Passow.
  • 1991: Die Spur des Lichts. 4. RischArt-Preis. Lichtinstallationen am Königsplatz.
  • 1995: zwischen Menschen. 5. RischArt_Projekt. Projekte, die Kunst zu den Menschen (heraus aus den Galerien) bringen soll. Teilnehmer: Alice Creischer/Andreas Siekmann, Ben Kinmont, Norbert Kottmann, Marko Lehanka, Kirsten Mosher, Gerhard Paul.
  • 1998: transferit. 6. RischArt_Projekt. Öffentlicher Raum als Durchgangsobjekt.
  • 2001: Tafelrunden. 7. RischArt_Projekt. Sieben Projekte zum Thema Essen und Kommunikation.
  • 2004: Gute Fahrt. 8. RischArt_Projekt. Sechs Künstler gestalten Autos, mit denen Kunststudenten Besucher herumfahren und über Kunst „aufklären“. Teilnehmer: Benjamin Bergmann, Peter Bömmels, Frank Herzog, Wolfgang Kaiser, Beate Passow, Patricia Waller.
  • 2006: Meistermaler. 9. RischArt_Projekt. 15 Straßenbilder nach Vorlagen von zeitgenössischen Künstlern in der Münchner Fußgängerzone.
  • 2008: Achthundertfünzig. 10. RischArt_Projekt. Zehn Künstler gestalten temporäre künstlerische Arbeiten zur Münchner Stadtgeschichte anhand von Geschichten rund um Essen und Trinken in der Innenstadt. Teilnehmer: Sonja Alhäuser, Heike Kati Barath, Bogomir Ecker, Ruth Geiersberger/Sebastian Dickhaut, Alfred Kurz, M+M, Johannes Muggenthaler, Peter Sauerer, Alix Stadtbäumer, Pia Stadtbäumer.
  • 2011: KUNSTRAUSCH. 11. RischArt_Projekt. KUNSTRAUSCH anstatt Kaufrausch in einem zum Nachdenken anregenden Warenhaus. Ort: Bayerisches Nationalsmuseum. Teilnehmer: Felix Burger, Albert Coers, Ina Ettlinger, Ulrich Görtz, Nicola Hanke, Frank Herzog, Rainer Kiel, Beate Passow, Dieter Roth/Richard Hamilton, Angela Schilling, Stephanie Senge, Wolfgang Stehle, Susanne Thiemann, Veronika Veit, Ivo Weber, Wiedemann/Mettler, Stefan Wischnewski, Martin Wöhrl.[18]
  • 2013: Es war einmal... 12. RischArt_Projekt. Es geht um Märchen, um Verwandeln und Verzaubern. Ort: Alter Botanischer Garten. Teilnehmer: Heike Kati Barath, Gabriele Basch, Felix Burger, Susu Gorth, Elke Härtel, Matthias Hirtreiter, Martin Pfeifle, Claus Richter.
  • 2015: Wartezeit. 13. RischArt_Projekt. 12 Künstler beschäftigen sich mit dem Phänomen Warten. Die eigens dafür gefertigten Kunstwerke werden am Münchner Hauptbahnhof ausgestellt. Teilnehmer: Dörthe Bäumer, Matthias Beckmann, Willi Dorner, Ute Heim, Franziska und Sophia Hoffmann, Ligna, Wolfgang Stehle, Clea Stracke + Verena Seibt, Veronika Veit, Doris Weinberger.[19]
  • 2017: PARASYMPATHIKUS. Das 14. RischArt_Projekt widmet sich der Frage „Ruhe mitten in der Stadt, ist das überhaupt möglich?“. Ort: Kunstareal München, Südwiese / Alte Pinakothek. Teilnehmer: Wolfgang Ellenrieder, Beate Engl, Alexandra Hendrikoff, Vincent Tavenne, Ina Weber, Martin Wöhrl.
  • 2020: JAJA NEINNEIN VIELLEICHT. 15. RischArt_Projekt. 10 Künstler nähern sich dem Thema Sprache und Kommunikation mit speziell für den Gasteig konzipierten Arbeiten. Teilnehmer: Albert Coers, Maximilian Erbacher, Alicia Framis, Dana Lürken, Bea Meyer, Clara Oppel, Thomas Rentmeister, Wolfgang Stehle, Sophia Süßmilch, Thomas Thiede.[20]

Café Kaiserschmarrn auf dem Münchner Oktoberfest[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2007 betreibt Rischart ein eigenes Festzelt auf dem Münchner Oktoberfest. Das Cafézelt mit dem Namen Café Kaiserschmarrn bietet Platz für 450 Personen. Die Inneneinrichtung soll an ein Märchenschloss erinnern. Zur Erinnerung an den Anlass des Oktoberfestes, der Hochzeit des Kronprinzen Ludwig von Bayern mit Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen, wird täglich feierlich eine Hochzeitstorte angeschnitten und verteilt.

Filialen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gerhard Müller-Rischart: Wo's duftet und schmeckt: Rischart's Backhaus: 125 Jahre Rischart's Backhaus. Karl M. Lipp Verlag, München 2008, ISBN 978-3-87490-812-2.
  • Martin Arz, Ann E. Hacker: Die Isarvorstadt: Gärtnerplatz-, Glockenbach- und Schlachthofviertel. Hirschkäfer Verlag, München 2008, ISBN 978-3-940839-00-8.
  • Christine Schroeder, Björn Kray Iversen: Brot: so backen unsere besten Bäcker. 2. Auflage. Neuer Umschau Buchverlag, Neustadt an der Weinstraße 2010, ISBN 978-3-86528-464-8, S. 128.
  • Barbara Kagerer, Yves Hebinger, Christian Schneider: Süßes München: Cafés, Konditoreien, Restaurants und mehr. Neuer Umschau Buchverlag, Neustadt an der Weinstraße 2007, ISBN 978-3-86528-385-6, S. 24.
  • Barbara Kagerer, Daniel Schvarcz: Handwerk, Design, Kunst, Tradition – München. Neuer Umschau Buchverlag, Neustadt an der Weinstraße 2009, ISBN 978-3-86528-449-5, S. 188.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Rischart – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Max Rischart's Backhaus KG, München: Kennzahlen. Abgerufen am 2. April 2022 (deutsch).
  2. Geschäfte. Abgerufen am 4. Januar 2024.
  3. Max Rischart’s Backhaus - Ausbildung. Website von Max Rischart’s Backhaus. Abgerufen am 10. Februar 2011.
  4. Rischart – Bäckerei, Konditorei, Café I Münchner Genuss seit 1883. Abgerufen am 20. Oktober 2022.
  5. Bayerischer Qualitätspreis. 11. September 2014, archiviert vom Original am 11. September 2014; abgerufen am 20. Oktober 2022.
  6. Preisträger des Staatsehrenpreises für das bayerische Bäckerhandwerk 2009. Landes-Innungsverband für das Bayerische Bäckerhandwerk, abgerufen am 15. Dezember 2015.
  7. Verleihung des Staatsehrenpreises für das bayerische Bäckerhandwerk 2015. 4. Dezember 2015, abgerufen am 15. Dezember 2015.
  8. Verdiente Persönlichkeiten erhalten hohe Auszeichnung. Bundesverdienstkreuz. Bayerischen Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, 17. November 2015, abgerufen am 15. Dezember 2015.
  9. Gerhard Müller-Rischart. Abgerufen am 12. Januar 2024.
  10. Trauer um Münchner Bäckerei-Mogul: Gerhard Müller-Rischart nach schwerer Krankheit verstorben. 11. Januar 2024, abgerufen am 12. Januar 2024.
  11. Fassadenwettbewerb. Preisträger des Jahres 2006. Stadtportal München, abgerufen am 15. Dezember 2015.
  12. Münchner Traditionsbetrieb zieht es auf die Theresienhöhe. Abgerufen am 19. Oktober 2022.
  13. Muenchen24: Grundsteinlegung: Rischart baut neue Firmenzentrale und Werkswohnungen auf Theresienhöhe. 23. September 2021, abgerufen am 19. Oktober 2022 (deutsch).
  14. Heiner Effern: München: Spatenstich für neue Rischart-Backstube. Abgerufen am 19. Oktober 2022.
  15. Abendzeitung München: Für 87 Millionen Euro: Rischart-Areal geht an die Stadt. 19. Oktober 2022, abgerufen am 20. Oktober 2022.
  16. Das traditionsreiche Unternehmen Rischart feierte 2008 seinen 125. Geburtstag. Medaille „München leuchtet“ in Gold für Gerhard Müller-Rischart am 20.12.2008. Abgerufen am 20. Oktober 2022.
  17. Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im Bundesverband der Deutschen Industrie e.V., 14. November 2013. Abgerufen am 15. Dezember 2015.
  18. 11. RischArt_Projekt: Kunstrausch. Abgerufen am 6. Februar 2020.
  19. 13. RischArt_Projekt WARTE ZEIT. Abgerufen am 6. Februar 2020.
  20. Gasteig München GmbH: 15. RischArt_Projekt 2020 JAJA NEINNEIN VIELLEICHT | 13.03.2020 | Foyers im Innen- und Außenbereich | Gasteig München. Abgerufen am 6. Februar 2020.

Koordinaten: 48° 8′ 12,6″ N, 11° 34′ 34,5″ O