Roman Bunka

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Roman Bunka, 2012

Roman Bunka (* 2. Dezember 1951 in Frankfurt am Main; † 12. Juni 2022 in München) war ein deutscher Oud-Spieler, Gitarrist, Komponist und ein Pionier der Weltmusik-Szene.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den 1970er Jahren spielte Bunka mit Embryo, Mal Waldron, Charlie Mariano, Missus Beastly, Aera und Trilok Gurtu. In den 1980er Jahren veröffentlichte er sein erstes Soloalbum Dein Kopf ist ein schlafendes Auto, das als Avantgarde-Rock mit orientalischen Melodien bezeichnet wurde.[2] Danach spielte er bei zahlreichen Konzerten in Ägypten, unter anderen zum Jahresanfang 2000 vor den Pyramiden von Gizeh und in Tunesien mit dem Sänger Mohamed Mounir, aber auch mit Abdu Dagir, den Dissidenten und Fathy Salama zusammen.

In den 1990er Jahren begann er, für Regisseure wie Heiner Stadler, Fritz Baumann, Frieder Schlaich und Doris Dörrie Filmmusik zu komponieren. Er verband dabei seine musikalischen Einflüsse, um als „Grenzgänger“ neue Projekte zu präsentieren und den „Dialog der Musikkulturen“ zu erweitern.[3] Im Dokumentarfilm City of Sounds (2014) von Janek Romero wurde Bunka mit seinen ägyptischen Musikerkollegen in Kairo porträtiert.[4]

Über das Album Orientación von Bunka auf seinem „Lieblingsinstrument“[2] und den ebenfalls in München lebenden Musikern Luis Borda und Jost Heckler schrieb der Musikkritiker Ralf Dombrowski: „Er ist einer der ersten europäischen Musiker, der sich ernsthaft an die Erkundung der Oud wagte und sie aus dem Zusammenhang von Exotismus und Orientalismus herauslöste.“[5]

2010 spielte er mit Ich + Ich den Song Yasmine zusammen mit Mohamed Mounir für das Album Gute Reise ein. Er war auch 2010 auf der Tour von Ich + Ich und beim Bundesvision Songcontest dabei. Roman Bunka lebte in München und wurde außer mit dem Prix Futura der BBC auch mit dem Schwabinger Kunstpreis[6] und mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet.[7]

Mehr als 45 Jahre lebte Bunka mit seiner Lebensgefährtin zusammen, der koreanischen Künstlerin und Regisseurin Grace Yoon. Mit ihr realisierte er unter anderem das Album Earborn. Das Paar lebte bis zu Bunkas Tod in einem Gemeinschaftshaus in München. Wenige Wochen vor seinem Tod spielte Bunka mit der Münchner Weltmusikgruppe Jisr (arab.: Brücke) als Gäste des Goethe-Instituts auf Konzerten in Pakistan, Indien, Sri Lanka und Bangladesch.[8] Er starb im Juni 2022 in München an Leberkrebs. Sein Werk und seine Persönlichkeit wurden sowohl in ägyptischen als auch deutschen Medien gewürdigt.[9][1]

Diskografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1971: Embryo: Embryo’s Rache
  • 1972: Embryo: Wiesbaden – Live (ed. 2008)
  • 1973: Embryo Featuring Charlie Mariano: We Keep On
  • 1975: Embryo: Surfin’
  • 1976: Embryo: Bad Heads & Bad Cats
  • 1977: Embryo: Live (mit Charlie Mariano)
  • 1977: Embryo: Apo Calypso
  • 1979: Aera: Live
  • 1980: Embryo: Embryo’s Reise
  • 1980: Dein Kopf ist ein schlafendes Auto
  • 1982: Embryo: La Blama Sparozzi
  • 1989: Embryo: Turn Peace
  • 1992: Vox: From Spain to Spain (nur einige Titel)
  • 1992: Abdu Dagir: Malik al Taksim (Enja)
  • 1993: Sainkho Namchilak / Grace Yoon / Iris Disse: Tunguska-Guska (Eine Meteoriten-Oper) (mit Sunny Murray, Hartmut Geerken)
  • 1993: Dissidenten: Jungle Book
  • 1995: Color Me Cairo (Enja)
  • 1996: Grace Yoon & Roman Bunka: Earborn (Jaro, mit Greetje Bijma, Trinovox, Albert Kuvezin)
  • 2004: Borda, Bunka, Hecker: Orientación (Enja, mit Luis Borda und Jost Hecker)
  • 2010: Hammond Schneider & Roman Bunka: Abadan
  • 2010: Ich + Ich: Yasmine
  • 2020: Jisr: Too Far Away
  • 2023: Jisr: Wah Wah! (Enja)[10]

Filmmusik (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1993: Prix Futura der BBC, als Produzent für das Hörspiel Tunguska-Guska von Grace Yoon, Sainkho Namtchylak, Iris Disse[12]
  • 1995: Preis der deutschen Schallplattenkritik für Color Me Cairo mit Malachi Favors und ägyptischen Musikern
  • 2014: Schwabinger Kunstpreis

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b German guitarist, oud player Roman Bunka, known for collaboration with Mohamed Mounir dies at 71. In: ahram.org.eg. 12. Juni 2022, abgerufen am 12. Juni 2022 (englisch).
  2. a b Roman Bunka: Dein Kopf ist ein schlafendes Auto (Review). betreutesproggen.de, 23. Juli 2020, abgerufen am 17. Juni 2022.
  3. Angel Romero: Artist Profiles: Roman Bunka | World Music Central. 10. September 2019, abgerufen am 12. Juni 2022 (amerikanisches Englisch).
  4. City of Sounds. In: www.efp-online.com. European Film Promotion, abgerufen am 14. Juni 2022 (britisches Englisch).
  5. Ralf Dombrowski: Rezension zu Borda / Bunka / Hecker, Orientación. Enja Weber ENJ CD 9155-2 in Stereoplay 8/2004
  6. Abendzeitung München: Auszeichnung! Die Preisträger stehen fest. 18. März 2014, abgerufen am 15. Juni 2022.
  7. unterm strich. In: Die Tageszeitung: taz. 15. Juni 2022, ISSN 0931-9085, S. 15 (taz.de [abgerufen am 17. Juni 2022]).
  8. Goethe-Institut Indien: Der Klang fremder Welten. Goethe-Institut, abgerufen am 15. Juni 2022.
  9. Dirk Wagner: Zum Tod des Münchner Musikers Roman Bunka. In: Süddeutsche Zeitung. 13. Juni 2022, abgerufen am 14. Juni 2022.
  10. Rolf Thomas: Jisr Wah Wah! (enja). In: Jazz thing. 9. November 2023, abgerufen am 12. November 2023.
  11. Frieder Schlaich, Irene von Alberti, Paul Bowles, Samir Guesmi, Khaled Ksouri: Halbmond. Facets Video, Chicago, Ill 2006, ISBN 978-1-56580-549-1 (worldcat.org [abgerufen am 17. Juni 2022]).
  12. hoerspielundfeature.de: Studiozeit Hörspiel – Tunguska-guska. Deutschlandradio, 11. November 2003, abgerufen am 15. Juni 2022.