Rotes Höhenvieh

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Rasseschlüssel
RHV 71

Als Rotes Höhenvieh werden seit 1984 einige alte, robuste einfarbig rote Hausrindrassen zusammengefasst, die in den Mittelgebirgen von Niedersachsen bis Bayern sowie in Polen und Tschechien vorkamen und nur knapp dem Aussterben entgangen sind. Sie trägt gemäß der deutschen Viehverkehrsverordnung den Rasseschlüssel RHV 71.

Weidehaltung des Roten Höhenviehs im Naturschutzgebiet Regentalerlaue
Weidehaltung des Roten Höhenviehs im Naturschutzgebiet Regentallaue

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rotes Höhenvieh

Die Haarfarbe ist rot, rotbraun bis dunkelbraun. Das Rote Höhenvieh war eine typische robuste und widerstandsfähige Mittelgebirgsrasse, die auf die Kelten zurückgeht. In älterer Literatur wird die Rasse auch als Keltenvieh bezeichnet. Neben Robustheit wurden und werden der Rasse Genügsamkeit und Fruchtbarkeit, gute Konstitution, Langlebigkeit, Leichtkalbigkeit und gute Muttereigenschaften zugeschrieben sowie eine hervorragende Fleischqualität.

Die Kühe haben bei einer Widerristhöhe von 130 bis 140 cm ein Gewicht von ca. 500 bis 700 kg, die Bullen bei der Widerristhöhe von 135 bis 145 cm ein Gewicht von 750 bis 950 kg.

Das Rote Höhenvieh war aber ein klassisches Dreinutzungsrind. Es lieferte Milch sowie Fleisch und leistete Spanndienste zum Pflügen, Ziehen von Wagen und sogar zum Holzrücken, weshalb sich Minderleistungen in der Milch- und Fleischleistung ergaben; gegenüber auf Milch- oder Fleischproduktion spezialisierte Leistungsrassen war es nicht konkurrenzfähig.

Zur Geschichte der Rasse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Intensivierung der Tierhaltung und Züchtung führte zu einer Verdrängung des Roten Höhenviehs seit den 1930er Jahren. Durch Einkreuzung des ebenfalls einfarbig roten Angler Rindes, eines roten Niederungsviehs, erhöhte man die Milchleistung. Der letzte reinrassige Höhenviehbulle wurde bis 1964 zur Zucht eingesetzt. Reinrassige Tiere gibt es heute nicht mehr. In Deutschland dominieren heute das hochgezüchtete Rot- und Schwarzbunte Milchvieh sowie verschiedene Fleischrinderrassen.

Seit den 1980er Jahren kümmern sich Vereine um den Erhalt dieser alten Rinderrassen, auch als Genreserve zur weiteren Rinderzucht. Da die Erhaltung der einzelnen Rassen wegen der geringen Populationsgröße nicht möglich war, fasste man deren Restbestände zusammen.

Schläge, die zum Roten Höhenvieh führten, sind (wobei die genaue Liste von Autor zu Autor differiert):[1]

Seit den 1990er Jahren wird die Rasse als „Rotes Höhenvieh“ wieder in mehreren Herdbüchern deutscher Züchtervereinigungen geführt. Der Bestand ist mittlerweile wieder auf über 600 Tiere angewachsen. Die Rasse wird heute vorwiegend in der Mutterkuhhaltung und in der Landschaftspflege (siehe „Beweidungsprojekte“)[5] eingesetzt. Die Tiere sind genügsam und deshalb auch in für die Weidehaltung sonst wenig geeigneten Gebieten einsetzbar. Die Tiere liefern ein qualitativ hervorragendes Fleisch.

Das Rote Höhenvieh wurde 1997 von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) zur „Gefährdeten Nutztierrasse des Jahres“ erklärt.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Rotes Höhenvieh – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jörg Bremond: Das Rote Höhenvieh. In: Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e. V. (Hrsg.): Online Broschüre Schwerpunkt – Rinder. Alsfeld 1994 (online [PDF; abgerufen am 17. Oktober 2014]).
  2. Leithiger: Das Vogelsberger Rind und seine Zucht. Emil Roth, Gießen 1896 (Online [ZIP; 11,0 MB; abgerufen am 17. Oktober 2014] Mit zwei Chromotafeln und einer Karte über das betr. Zuchtgebiet; 50 Seiten).
  3. Bernd Müller: Das Vogtländische Rotvieh. In: Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e. V. (Hrsg.): Online Broschüre Schwerpunkt – Rinder. Landwüst 1994 (online [abgerufen am 17. Oktober 2014]).
    Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft (Hrsg.): Vogtländisches Rotvieh. Bos primigenius taurus (= Biologische Vielfalt in Sachsen). 1. aktualisierte Neuauflage Auflage. April 2011 (Online [PDF; 1,3 MB; abgerufen am 17. Oktober 2014] 20 Seiten).
  4. a b Michael Schlag: Kühe mit Charakter. Vereinsjubiläum 25 Jahre Rotes Höhenvieh in Hessen. In: Landwirtschaftliches Wochenblatt. Landwirtschaftsverlag Hessen GmbH, Friedrichsdorf (online [abgerufen am 17. Oktober 2014]).
  5. M. Bunzel-Drüke, C. Böhm, G. Finck, R. Kämmer, E. Luick, E. Reisinger, U. Riecken, J. Riedl, M. Scharf, O. Zimball: Wilde Weiden – Praxisleitfaden für Ganzjahresbeweidung in Naturschutz und Landschaftsentwicklung. Sassendorf-Lohne: Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest e. V. (Hg.), 2008. Seite 82.