Rundfunkorchester

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Sendesaal des Hessischen Rundfunks im Funkhaus am Dornbusch, Frankfurt am Main

Rundfunkorchester sind Klangkörper von Rundfunkanstalten. In Deutschland gehören dazu alle Orchester, Rundfunkchöre und Bigbands der ARD sowie die Rundfunk-Orchester und -Chöre gGmbH Berlin.

Rundfunkorchester in Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ersten deutschen Rundfunkklangkörper entstanden mit der Einführung des Rundfunks in Deutschland in den 20er-Jahren. Die drei ältesten, noch heute existierenden deutschen Rundfunkorchester sind das Leipziger Sinfonie-Orchester (1923, Vorgänger des MDR-Sinfonieorchesters), das Orchester der Funk-Stunde Berlin (1923, Vorgänger des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin) und das Frankfurter Rundfunk-Symphonie-Orchester (1929, Vorgänger des hr-Sinfonieorchesters). Zu einer flächendeckenden Gründung und Verbreitung kam es nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Gründung öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten. Durch den Kultur-, Bildungs- und Unterhaltungsauftrag, den die Sender wahrnehmen sollten, kam es zur Etablierung und Ausdifferenzierung der Rundfunkklangkörper sowohl räumlich-regional als auch funktional vom großen Sinfonieorchester über kleinere Rundfunkorchester bis hin zu Chören und Tanzorchestern bzw. Bigbands.

Eine wesentliche Grundlage für die Entwicklung der Rundfunkorchester in Deutschland bildete vor allem die vergleichsweise stabile Finanzierung über Rundfunkgebühren. Die aktive Kulturförderung bzw. Musikpflege äußert sich dabei neben Sendungen und öffentlichen Konzerten auch in Tonträgerproduktionen, Kompositionsaufträgen, der Veranstaltung von Festivals und Konzertreisen. Insgesamt führt dies zu einem Programm und Repertoireprofil der Rundfunkklangkörper, das im Gegensatz zur Konzentration auf das klassisch-romantische Repertoire anderer traditioneller Kulturorchester sich durch weniger bekannte und gespielte und vor allem durch die Neue bzw. Zeitgenössische Musik auszeichnet.

Den Rundfunkklangkörpern kommt daher das Verdienst zu, die Entwicklung der Nachkriegsmusik von Hartmann, Messiaen und Blacher bis zu Henze, Stockhausen, Nono, Boulez und Kagel wesentlich begleitet bzw. erst ermöglicht zu haben. Der gestiegene Wettbewerb der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten seit der Einführung des dualen Rundfunksystems einerseits als auch die Konkurrenz der Orchester untereinander führt zu einem größeren Legitimationsdruck der zum größten Teil durch Gebühren finanzierten Rundfunkorchester und zu einem Wettbewerb um renommierte Dirigenten und Solisten und damit um die Anerkennung durch das Publikum.

Orchester in Trägerschaft der ARD-Anstalten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Norddeutscher Rundfunk:

Mitteldeutscher Rundfunk:

Hessischer Rundfunk:

Saarländischer Rundfunk/Südwestrundfunk:

Südwestrundfunk:

  • SWR Symphonieorchester (entstanden durch Fusion des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg, gegründet 1946 beim SWF und des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart, gegründet 1945 bei Radio Stuttgart)
  • SWR Big Band (gegründet 1952 beim Südfunk)

Westdeutscher Rundfunk:

Bayerischer Rundfunk:

Orchester in Trägerschaft der Rundfunk-Orchester und -Chöre gGmbH Berlin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weitere Orchester mit Rundfunk- oder Fernsehbezug[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittlerweile aufgelöste, fusionierte oder umbenannte Formationen (nach 1990)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rundfunkorchester in anderen Ländern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rundfunkorchester im engeren Sinne[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Rundfunkorchester gegründete und weiterhin mit Rundfunkanstalten assoziierte Orchester[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittlerweile aufgelöste oder fundamental umstrukturierte Orchester[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dokumentation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2023: Wir sind auf Sendung! 100 Jahre Radioorchester in Europa. Regie: Magdalena Zięba-Schwind, MDR, Deutschland, 53 Minuten
    • online in der ARTE-Mediathek (53 Min.), abrufbar bis 12. April 2024

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Andreas Möllenkamp: Orchester und Rundfunk. Geschichte, Struktur und Funktion der deutschen Rundfunkklangkörper. Hausarbeit, Universität Leipzig 2002 (Volltext)
  • Die Rundfunkklangkörper in der Bundesrepublik Deutschland. Ein rundfunk- und medienpolitisches Grundsatz- und Thesenpapier. Rundfunk-Kommission der Deutschen Orchestervereinigung, 2005 (Digitalisat (PDF; 41 kB); Offener Brief mit Reaktion des ARD-Vorsitzenden auf das Papier: Online-Text)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Rundfunkorchester – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gerald Mertens: Am Anfang war die Musik. Die Bedeutung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks für die deutsche Orchester- und Musikkultur. In: das Orchester Jg. 2008, Heft 11, S. 26–29.