Südzucker

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Südzucker AG

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Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN DE0007297004
Gründung 1926
Sitz Mannheim, Deutschland Deutschland
Leitung
  • Niels Pörksen
  • Ingrid-Helen Arnold
  • Hans-Peter Gai
  • Thomas Kölbl
  • Markus Mühleisen
  • Stefan Streng (AR-Vors.)
Mitarbeiterzahl 18.341 (2022/23)
Umsatz 9,5 Mrd. Euro (2022/23)
Branche Nahrungsmittel
Website www.suedzuckergroup.com
Stand: 28. Februar 2023

Die Südzucker AG mit Sitz in Mannheim ist ein börsennotierter Zuckerproduzent, der mehrheitlich von genossenschaftlich organisierten Rübenanbauern kontrolliert wird. Gegliedert ist Südzucker in die Unternehmenssegmente Zucker, Spezialitäten, CropEnergies (Bioethanol) und Frucht. Über Tochterunternehmen bewirtschaftete Südzucker 2022 in Deutschland mehr als 11.640 ha Acker- und Grünland und erhielt 3.529.780,71 Euro an Agrarsubventionen im Rahmen der EU-Agrarpolitik.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aktie über 1000 RM der Süddeutschen Zucker-AG vom März 1927
Historische Entwicklung der Werbefigur „Susi Südzucker“

Südzucker geht auf die Süddeutsche-Zucker-AG zurück, die 1926 aus einem Zusammenschluss von fünf regionalen Zuckerfabriken hervorging (Zuckerfabrik Frankenthal AG; Zuckerfabrik Heilbronn AG; Badische Gesellschaft für Zuckerfabrikation; Zuckerfabrik Offstein AG; Zuckerfabrik Stuttgart). Gesellschaftsrechtlicher Vorgänger der Süddeutschen-Zucker-AG ist die Zuckerfabrik Frankenthal AG.[1] 1837 erwarb die Badische Gesellschaft für Zuckerfabrikation das Schloss Eremitage in Waghäusel vom badischen Staat und errichtete auf dem 13 Hektar großen Gelände die bis 1995 bestehende Zuckerfabrik Waghäusel.[2][3] Im Zweiten Weltkrieg wurden nahezu die gesamten Produktionskapazitäten zerstört, zudem verlor das Unternehmen nach Ende des Krieges die im Besatzungsgebiet der Sowjetunion gelegenen Standorte durch Enteignung. In den 1950er Jahren wurden die verbliebenen Werke wieder auf- und ausgebaut. 1988 kam es zur Fusion mit der Zuckerfabrik Franken GmbH aus Ochsenfurt und zur Umbenennung des Unternehmens in Südzucker Mannheim/Ochsenfurt mit Sitz in Mannheim und je einer Hauptverwaltung in Mannheim/Ochsenfurt.[4] Mit der Zusammenführung dieser Hauptverwaltungen im erweiterten Gebäude in der Maximilianstraße Mannheim zum Jahreswechsel 2014/15 wurde das Unternehmen in Südzucker AG umfirmiert. Das neu entstandene Unternehmen expandierte hauptsächlich durch Akquisitionen in ganz Europa:

  • 1989 Raffinerie Tirlemontoise, Brüssel/Belgien[5]
  • 1989 Agrana-Beteiligungs-AG, Wien/Österreich[6]
  • 1990 Erwerb der ostdeutschen Zuckerfabriken von der Treuhandanstalt[7]
  • 1995 Schöller-Holding (wurde 2001 an den schweizerischen Lebensmittelkonzern Nestlé weiterverkauft)[8]
  • 1996 Freiberger Lebensmittel GmbH & Co. KG, Berlin (Produzent von Fertigpizzen und Pasta), Mehrheitsbeteiligung[9]
  • 2001 Saint Louis Sucre Paris/Frankreich (zweitgrößter Zuckerproduzent Frankreichs)[10]

Durch den seit 1996 erfolgten Zukauf einzelner Zuckerfabriken in Europa, insbesondere in Frankreich und Polen, stieg Südzucker zum mit Abstand größten Zuckerproduzenten Europas auf. Im Jahr 2005 wurden 5,2 Millionen Tonnen Zucker produziert (das entspricht einem Anteil an der EU-25-Zuckerproduktion von 21,8 %).

Kartell[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Februar 2014 wurde gegen das Unternehmen – zusammen mit den Unternehmen Nordzucker und Pfeifer & Langen – wegen wettbewerbsbeschränkender Absprachen eine gemeinschaftliche Geldbuße in Höhe von 280 Mio. Euro durch das Bundeskartellamt verhängt.[11] Im Januar 2024 wurde bekanntgegeben, dass die Südzucker AG in Österreich vom Kartellgericht rechtskräftig zu einer Strafe in Höhe von 4,2 Millionen Euro verurteilt wurde, nachdem festgestellt worden war, dass es zu illegalen Absprachen zur Aufteilung des österreichischen Zuckermarktes gekommen war.[12]

Standorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter dem Namen Südzucker hat die Firma nur in drei Ländern Europas Fabriken, in Deutschland, Polen und Moldawien. In Polen und Moldawien wurde jeweils eine Tochterfirma gegründet, Südzucker Polska und Südzucker Moldova. Nachdem der Standort Warburg 2020 geschlossen wurde, werden nunmehr nur in Rain Zuckerrüben aus ökologischer Landwirtschaft zu Bio-Zucker verarbeitet (seit 2019). Das geschieht jeweils am Anfang der Kampagnen, bevor die Verarbeitung der Zuckerrüben aus konventioneller Landwirtschaft beginnt.[13]

Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bezeichnung Standort Bundesland Gründung Mitarbeiter Status Quelle
Hauptverwaltung Mannheim Baden-Württemberg Baden-Württemberg 1988 ca. 500 Mitarbeiter aktiv [14]
Werk Waghäusel Baden-Württemberg Baden-Württemberg 1837 - geschlossen 1995 [15]
Werk Straußfurt Thüringen Thüringen 1871 - geschlossen 1996 [16]
Werk Brottewitz Brandenburg Brandenburg 1872/73 - geschlossen 2020 [17]
Werk Wabern Hessen Hessen 1880/81 ca. 80 Mitarbeiter aktiv [18]
Werk
(Zuckerfabrik Warburg)
Warburg Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen 1882 - geschlossen 2020 [19][20]
Werk Obrigheim-Neuoffstein Rheinland-Pfalz Rheinland-Pfalz 1883 ca. 300 Mitarbeiter aktiv [21]
Werk Groß-Gerau Hessen Hessen 1883 - geschlossen 2008 [22][23]
Werk Regensburg Bayern Bayern 1899 - geschlossen 2008 [22][23]
Werk mit Verwaltung Ochsenfurt Bayern Bayern 1951 ca. 330 Mitarbeiter aktiv [24]
Werk Rain Bayern Bayern 1957 ca. 240 Mitarbeiter aktiv [25]
Werk Zeil Bayern Bayern 1959 - geschlossen 2001 [26]
Werk Plattling Bayern Bayern 1961 ca. 230 Mitarbeiter aktiv [27]
Werk Offenau Baden-Württemberg Baden-Württemberg 1971 ca. 200 Mitarbeiter aktiv [28]
Werk Zeitz Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt 1858, Neubau 1993 ca. 200 Mitarbeiter aktiv [29]
Werk Oldisleben Thüringen Thüringen 1872 seit 1990 Museumswerk [30]
Werk Frankenthal (Pfalz) Rheinland-Pfalz Rheinland-Pfalz 1843 - geschlossen 1943 [31]
Werk Kaiserslautern Rheinland-Pfalz Rheinland-Pfalz 1819 - geschlossen 1843
Verlegung nach Frankenthal
[31]

Tochterunternehmen und Beteiligungen (Auszug)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Segment Zucker[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zuckerfabrik Franken, Ochsenfurt, Oktober 1955
Das inzwischen geschlossene Werk Groß-Gerau der Südzucker AG

Segment Spezialitäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Segment CropEnergies[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • CropEnergies AG, Mannheim (Bioethanolproduktion)
  • vier Produktionsstandorte in Deutschland, Belgien, Frankreich und Großbritannien

Segment Frucht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Fruchtzubereitungen
  • Fruchtsaftkonzentrate
  • 39 Produktionsstandorte

Aktie und Anteilseigner[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Grundkapital der Gesellschaft ist aufgeteilt in rund 204 Millionen Stückaktien.[32] Die Aktien befinden sich mehrheitlich im Festbesitz durch die Süddeutsche Zuckerrübenverwertungs-Genossenschaft eG (SZVG) mit einem Anteil von 60,7 %[32] und die Agrana Zucker, Stärke und Frucht Holding AG aus Österreich mit einem Anteil von rund 10,3 %. Die übrigen rund 29 % gelten als Streubesitz.

Museum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Südzucker unterhält in Oldisleben im Norden Thüringens die Zuckerfabrik Oldisleben als Museum und als Technisches Denkmal. Die Fabrik wurde 1872 gegründet und war in nahezu unverändertem technischen Zustand bis 1989 in Betrieb. Das Museum kann nach Anmeldung besichtigt werden.[33][34]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zuckerfabrik Frankenthal - regionalgeschichte.net. Abgerufen am 14. November 2023.
  2. Eremitage Waghäusel - Revolution 1848. Abgerufen am 14. November 2023.
  3. 53 Meter hohe Türme der früheren Zuckerfabrik Waghäusel werden jetzt „abgenagt“. 25. September 2020, abgerufen am 14. November 2023.
  4. Simone Flörke: Wie sich die Zuckerfabrik in Warburg entwickelt hat. Abgerufen am 14. November 2023.
  5. Reuters: COMPANY NEWS; Sugar Concerns Planning to Merge. In: The New York Times. 3. November 1989, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 14. November 2023]).
  6. Die österreichische Zuckerindustrie und ihre Geschichte(n) 1750–2013. Abgerufen am 14. November 2023.
  7. Geschäftsbericht Südzucker AG 2003/04. Abgerufen am 14. November 2023.
  8. Nestlé vor grossem Sprung im Glace-Geschäft. In: Neue Zürcher Zeitung. 30. Juni 2001, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 14. November 2023]).
  9. Daniela Hirsch: Wussten Sie, dass Südzucker … In: wo sonst. 21. Oktober 2010, abgerufen am 14. November 2023.
  10. a b EU genehmigt Fusion Saint Louis-Südzucker mit Auflagen. Abgerufen am 14. November 2023 (österreichisches Deutsch).
  11. Wegen Kartellabsprachen: Drastische Strafen für deutsche Zuckerhersteller. In: Handelsblatt.com. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 16. Februar 2019.@1@2Vorlage:Toter Link/www.handelsblatt.com (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  12. Kartellgericht verhängt auf Antrag der BWB Geldbuße gegen Südzucker AG iHv EUR 4,2 Mio; Entscheidung rechtskräftig. Bundeswettbewerbsbehörde, 4. Januar 2024, abgerufen am 7. Januar 2024.
  13. Tobias Chmura, Veronika Scheidl: Erster Bio-Zucker aus Bayern: Verarbeitung der Bio-Rüben beginnt. In: br.de. 9. September 2019, abgerufen am 11. September 2019.
  14. Hauptverwaltung > Standorte > Unternehmen > Südzucker. Abgerufen am 16. Februar 2019.
  15. Zuckerfabrik Waghäusel – Stadtwiki Karlsruhe. Abgerufen am 16. Februar 2019.
  16. Verwaltungsgemeinschaft Straußfurt. Abgerufen am 16. Februar 2019.
  17. Werk Brottewitz > Zuckerfabriken in Deutschland > Standorte > Unternehmen > Südzucker. Abgerufen am 4. Mai 2020.
  18. Werk Wabern > Zuckerfabriken in Deutschland > Standorte > Unternehmen > Südzucker. Abgerufen am 4. Mai 2020.
  19. Ralf Benner: Ein Abschied mit Wehmut. In: www.westfalen-blatt.de. 29. Dezember 2019, abgerufen am 13. Februar 2020.
  20. Werk Warburg > Zuckerfabriken in Deutschland > Standorte > Unternehmen > Südzucker. Abgerufen am 4. Mai 2020.
  21. Werk Offstein > Zuckerfabriken in Deutschland > Standorte > Unternehmen > Südzucker. Abgerufen am 4. Mai 2020.
  22. a b Zuckerfabrik auf GG-Online. Abgerufen am 29. Januar 2019.
  23. a b Südzucker schließt Zuckerfabriken - Arbeitsplätze in Gefahr. In: diepresse.com. Abgerufen am 29. Januar 2019: „Damals hatte die Politik die Zuckerbranche gedrängt, sechs Millionen Tonnen Kapazitäten aus dem europäischen Markt zu nehmen“
  24. Werk Ochsenfurt > Zuckerfabriken in Deutschland > Standorte > Unternehmen > Südzucker. Abgerufen am 4. Mai 2020.
  25. Werk Rain > Zuckerfabriken in Deutschland > Standorte > Unternehmen > Südzucker. Abgerufen am 4. Mai 2020.
  26. Zeil > Zuckerfabriken > Unternehmensgeschichte > Geschichte > Unternehmen > Südzucker. Abgerufen am 16. Februar 2019.
  27. Werk Plattling > Zuckerfabriken in Deutschland > Standorte > Unternehmen > Südzucker. Abgerufen am 4. Mai 2020.
  28. Werk Offenau > Zuckerfabriken in Deutschland > Standorte > Unternehmen > Südzucker. Abgerufen am 4. Mai 2020.
  29. Werk Zeitz > Zuckerfabriken in Deutschland > Standorte > Unternehmen > Südzucker. Abgerufen am 4. Mai 2020.
  30. Zuckerfabrik Oldisleben – ein Industrie-Denkmal (Memento vom 6. August 2014 im Internet Archive)
  31. a b Zuckerfabrik Frankenthal - Südzucker. Abgerufen am 6. Januar 2022.
  32. a b Kenndaten Südzucker-Aktie. In: suedzuckergroup.com. Abgerufen am 15. November 2022.
  33. Programm. In: Tag des offenen Denkmals. Abgerufen am 5. Februar 2019.
  34. TIPP 016: Zuckerfabrik Oldisleben. In: rottenplaces.de. 2. März 2016, abgerufen am 5. Februar 2019.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Südzucker – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 49° 28′ 57,7″ N, 8° 29′ 5,6″ O