Sandra Maischberger

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Sandra Maischberger (2019)

Sandra Maischberger (* 25. August 1966 in München) ist eine deutsche Journalistin, Fernsehmoderatorin, Produzentin und Autorin. Sie moderierte zahlreiche Interviewsendungen wie Live aus dem Schlachthof, Talk im Turm (mit Erich Böhme) und Ich stelle mich. Derzeit moderiert sie die Talkshow Maischberger im Ersten.

Biografie und Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ihre Kindheit verbrachte Maischberger in Frascati bei Rom (vom 3. bis 8. Lebensjahr)[1] und in Garching bei München. Das Abitur legte sie 1985[2] am Werner-Heisenberg-Gymnasium Garching ab. Nach dem Abschluss immatrikulierte sie sich an der Ludwig-Maximilians-Universität München für das Studium der Kommunikationswissenschaften, brach das Studium aber nach drei Tagen ab[3] und startete direkt ins Berufsleben.

Hörfunk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Maischberger begann im Herbst 1985 als Hörfunkmoderatorin beim Sender Bayern 2 zu arbeiten, nachdem sie einen Talentwettbewerb des BR gewonnen hatte.[2] Dort moderierte sie die Musiksendung Rock-Lok. Sie arbeitete außerdem als freie Mitarbeiterin für Zeitungen und Hörfunksender, darunter die Münchner Stadtzeitung, das Magazin Musikexpress und den Sender SWF3. Von 1987 bis 1989 besuchte sie die Deutsche Journalistenschule in München.

Fernsehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit 21 Jahren wechselte Maischberger in die Nachrichtenredaktion von Tele 5, wo sie für die tägliche Nachrichtensendung arbeitete. Bei Tele 5 sammelte sie erste Erfahrungen beim Fernsehen mit den Sendungen Mensch Mädchen und Live um 5. 1989 moderierte sie sowohl die Morgensendung auf Bayern 3 als auch die Jugendsendung Live aus dem Schlachthof im Bayerischen Fernsehen als Nachfolgerin von Günther Jauch.

Im Jahr 1991 empfing sie an der Seite von Erich Böhme Gäste aus der Politik in der Talkshow Talk im Turm. Ab 1992 moderierte Maischberger im wöchentlichen Wechsel mit Roger Willemsen ihre erste Interviewsendung 0137 bei Premiere. 1993 folgte die Konzeption und Moderation von Spiegel TV Interview auf VOX. Maischberger besuchte in dieser wöchentlichen Interviewsendung die Gäste in ihrer Heimatstadt und begleitete sie über einen längeren Zeitraum (u. a. Marcel Reich-Ranicki, Dirk Bach, Wolfgang Menge, Wolfgang Lippert, Ephraim Kishon, Peter Ustinov, Niki Lauda, Mario Adorf, Karlheinz Böhm, Nena). Das Live-Magazin Freitag-Nacht präsentierte sie ab 1996 auf VOX, im Jahr darauf Greenpeace TV auf RTL. Danach arbeitete sie als freie Mitarbeiterin für den WDR, das ZDF und mehrere Zeitschriften, darunter Amica und Spiegel.

Maischberger auf n-tv[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sandra Maischberger, 2002

Von 2000 an lud Maischberger zur wöchentlichen Interviewsendung Maischberger auf n-tv den „Menschen des Tages“ in ein Berliner Studio ein.[4] Viermal wöchentlich befragte sie Gäste zu aktuellen Themen und biographischen Details und erarbeitete sich „einen hervorragenden Ruf als aufmerksame Interviewerin“.[5] Anlässlich der Verleihung des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises lobte die Jury Maischberger für ihre Fähigkeit, „die Persönlichkeit der Interviewten ohne Indiskretion und Tabubrüche darzustellen“.[6] Ihr zur Seite stand ein namhaftes Redaktionsteam der probono Fernsehproduktion GmbH (probono TV) um den Journalisten Friedrich Küppersbusch.

Die letzte Sendung Maischberger wurde am 31. März 2006 ausgestrahlt, nachdem Maischberger den auslaufenden Vertrag nicht verlängerte. Ihr letzter Gast der Sendung war Harald Schmidt.[7] In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung meinte Maischberger, „nie mehr Resonanz auf eine Sendung bekommen zu haben, als für diese, die auf dem kleinsten Sender zu sehen war, für den ich je gearbeitet habe“.[8]

Dritte Programme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2000 und 2001 zusammen war sie mit Werner Schmidbauer in der Sendung Die Zwei – Maischberger und Schmidbauer im Bayerischen Rundfunk zu sehen. Von 2014 bis 2017 moderierte sie Ich stelle mich im WDR Fernsehen.[9][10]

Maischberger im Ersten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sandra Maischberger, 2019

Gemeinsam mit Dirk Bach moderierte sie im Jahr 2002 den Deutschen Fernsehpreis, ausgestrahlt in der ARD.[11][12] Seit September 2003 moderiert Maischberger eine Talkshow in der ARD, zunächst unter dem Titel Menschen bei Maischberger, die dienstags um 22:45 Uhr im Ersten ausgestrahlt wurde. Die erste Folge wurde am 2. September 2003 gesendet. Kontrovers diskutierten Gäste aktuelle politische und gesellschaftsrelevante Themen. Sandra Maischberger trat damit die Nachfolge des erfolgreichen Boulevard Bio an, auf ausdrücklichen Wunsch von Alfred Biolek selbst. Die Sendung wird, laut einem Interview mit Sandra Maischberger, „grundsätzlich gesendet, wie aufgezeichnet wurde“.[13]

Ehemals aus dem Berliner Tränenpalast gesendet, kam das Talkformat aus dem WDR-Studio in Köln. Zu besonderen Anlässen wechselte die Produktion auch in Studios in Berlin oder München.

In der Sendung brachte Maischberger Menschen zusammen, die sich in ihrem täglichen Leben nie getroffen hätten. Ein langjähriger Hartz-IV-Empfänger bekommt die Chance, mit Politikern über seine Situation zu sprechen, ein konservativer Familienvater muss sich mit einer Travestie-Künstlerin auseinandersetzen und Gewaltopfer treffen auf Täter. Die Themen sind stets aktuell und bringen in der Regel fünf bis sechs Gäste zusammen. Während der Sendung gab es vereinzelt informative Filmbeiträge und/oder eine Live-Schaltung zu Gästen außerhalb des Studios.

Menschen bei Maischberger war bis 2015 nach Günther Jauch das quotenstärkste und erfolgreichste ARD-Talkformat.[14] Die Sendung ist eine Gemeinschaftsproduktion der ARD, hergestellt vom WDR in Zusammenarbeit mit der Vincent TV GmbH.[15]

Ab dem 13. Januar 2016 hieß die Talkshow nur noch Maischberger und wurde mittwochs um 22:45 Uhr im Ersten ausgestrahlt.[16]

Ab 2019 lief die Sendung mittwochs mit einem abgeänderten Konzept unter dem Titel maischberger. die woche. Seit Mai 2022 wird die Sendung dienstags und mittwochs unter dem Titel maischberger ausgestrahlt.

Produzentin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinsam mit einer Partnerin und Jan Kerhart gründete Maischberger 2000 die TV-Produktionsfirma Vincent Television GmbH. Für den WDR produziert Vincent TV die ARD-Sendung Menschen bei Maischberger. Darüber hinaus stellt das Unternehmen zahlreiche Dokumentationen in den Bereichen Politik, Geschichte, Natur und Wissenschaft für unterschiedliche Auftraggeber her. 2013 entstand das Dokudrama Ein blinder Held – Die Liebe des Otto Weidt in Kooperation mit der ARD; Erstausstrahlung war am 6. Januar 2014 im Ersten. Maischberger fungierte auch für den Film Nur eine Frau.

TV-Duell[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 3. September 2017 moderierte Maischberger gemeinsam mit Maybrit Illner, Peter Kloeppel und Claus Strunz das Fernsehduell zur Bundestagswahl 2017 auf fünf Sendern (Das Erste, ZDF, RTL, Sat.1 und Phoenix).

Autorin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2002 erschien der Band Hand aufs Herz – Sandra Maischberger im Gespräch mit Altbundeskanzler Helmut Schmidt. Laut FAZ gelingt es Sandra Maischberger in diesem Dialog, dass „Helmut Schmidt in diesem Buch nicht nur die Hand aufs Herz [legt]; er nimmt auch kein Blatt vor den Mund“.[17] Ein Jahr darauf wurde der Interviewband Ich bin so frei, ein Gesprächsporträt mit der ehemaligen FDP-Politikerin Hildegard Hamm-Brücher, veröffentlicht. Im Oktober 2004 veröffentlichte sie ein Nachschlagewerk für Kinder mit dem Titel Die musst Du kennen – Menschen machen Geschichte. Darin versammelt sind 250 der wichtigsten Wissenschaftler, Künstler und Politiker von der Antike bis in die Gegenwart. Zuletzt erschien 2011 ein Gespräch mit Hans-Jochen Vogel: Wie wollen wir leben, darin „[inspiziert] er mit Frau Maischberger alle Streitfelder der gegenwärtigen Politik“.[18]

Soziales Engagement[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sandra Maischberger beim Bundesfinale Jugend debattiert, 2016

Im Jahr 2008 gründete Maischberger Vincentino e. V., einen gemeinnützigen Verein, der Kulturprojekte an Berliner Schulen initiiert und unterstützt. Von Joachim Gauck persönlich berufen, ist Maischberger Mitglied des Kuratoriums von Jugend debattiert und wurde für ihren Einsatz mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Privates[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1994 ist Maischberger mit dem aus der Tschechoslowakei stammenden Kameramann Jan Kerhart verheiratet. Die beiden leben in Berlin und haben seit Februar 2007 einen Sohn. Ihr Bruder Martin Maischberger ist Archäologe. Nachdem sie noch als Teenagerin aus der evangelischen Kirche ausgetreten war, trat sie 2022 anlässlich der Konfirmation ihres Sohnes wieder ein, obwohl sie „nicht glaube“.[19]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

TV-Dokumentationen, eigene Filme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2001: Eric Escoffier – wenn der Kopf den Körper trägt
  • 2002: Dr. Wedel und Mr. Hyde (mit Dieter Wedel)
  • 2002: Es ist 20 Uhr… Die Tagesschau wird 50! (mit Armin Toerkell)
  • 2003: Reichlich Wasser vor der Hütte – Im Herzen einer Luxusinsel (Regisseurin und Autorin, jeweils zusammen mit Vanessa Nöcker, sowie Sprecherin)[20]
  • 2007: Helmut Schmidt außer Dienst
  • 2009: Kasse gegen Privat. Sandra Maischberger und die Zweiklassenmedizin (mit Uli Stein)
  • 2010: Richard von Weizsäcker – Für immer Präsident
  • 2011: Pershing statt Petting (mit Jan Lorenzen)
  • 2013: 16× Deutschland – Berlin: Reichstag
  • 2013: Helmut Schmidt und Valéry Giscard d’Estaing – Eine Männerfreundschaft (mit Dorothe Dörholt)
  • 2021: Mensch Bio![21]

Bücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hand aufs Herz – Sandra Maischberger im Gespräch mit Helmut Schmidt. Ullstein-Verlag, München 2002, ISBN 3-548-36460-8.
  • Ich bin so frei – Sandra Maischberger im Gespräch mit Hildegard Hamm-Brücher. Econ, München 2003, ISBN 3-430-16295-5.
  • Die musst du kennen. Menschen machen Geschichte. cbj, München 2004, ISBN 3-570-12871-7.
  • Hans-Jochen Vogel/Sandra Maischberger: Wie wollen wir leben – Was unser Land in Zukunft zusammenhält. Siedler, München 2011, ISBN 978-3-88680-991-2.

Mitgliedschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sandra Maischberger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sandra Maischberger: „Ich mochte Deutschland wirklich nicht“. Bei: DerWesten.de, 20. Oktober 2018, abgerufen am 22. Februar 2021.
  2. a b Hörzu Nr. 21 vom 14. Mai 2004
  3. Interview mit Sandra Maischberger sueddeutsche.de, 17. Mai 2010
  4. Heide-Ulrike Wendt: „Die Kunst der Frage: Sandra Maischberger“, 2002. Abgerufen am 17. Februar 2022.
  5. fernsehlexikon.de; Abgerufen am 17. Februar 2022.
  6. Sandra Maischberger im Porträt. (Memento vom 3. Oktober 2017 im Internet Archive) Zuletzt abgerufen am 16. April 2014.
  7. Henrik Wittmann: Harald Schmidt ist Talkgast in Abschiedssendung von "Maischberger". In: DWDL.de. 24. März 2006, abgerufen am 18. Dezember 2022.
  8. Christopher Keil: Interview mit Sandra Maischberger in der Süddeutschen Zeitung am 11. Mai 2010. Abgerufen am 17. Februar 2022.
  9. Sandra Maischberger - WDR Fernsehen. 9. Januar 2015, archiviert vom Original am 9. Januar 2015; abgerufen am 11. September 2022.
  10. Sandra Maischberger bei Fernsehserien.de
  11. Sandra Maischberger und Dirk Bach moderieren. In: deutscher-fernsehpreis.de. 9. Juli 2002, abgerufen am 17. Februar 2022.
  12. Thomas Lückerath: Maischberger und Bach moderieren Fernsehpreis. In: DWDL.de. 9. Juli 2002, abgerufen am 17. Februar 2022.
  13. Susanne Schneider: „Ich würde mich selbst nie einladen. Ich bin zu langweilig.“ In: Süddeutsche Magazin 33/2010. Abgerufen am 17. Februar 2022.
  14. Talk im Ersten: Publikumsinteresse im Jahr 2013 weiter gestiegen. Bei: news aktuell – Presseportal am 20. Dezember 2013. Abgerufen am 17. Februar 2022.
  15. Das Erste: Menschen bei Maischberger. Abgerufen am 17. Februar 2022.
  16. „Maischberger“ ab 2016 am Mittwoch im Ersten. In: Erstes Deutsches Fernsehen (ARD). („Maischberger“ ab 2016 am Mittwoch im Ersten (Memento vom 17. Januar 2016 im Internet Archive) [abgerufen am 23. November 2016]).
  17. Gregor Schöllgen: „Wir werden damit nicht fertig“. FAZ-Besprechung am 17. April 2002; abrufbar auf perlentaucher.de
  18. „Da muss ich ja schon wieder konkret werden“. Buchbesprechung in der FAZ am 26. November 2011. Zuletzt abgerufen am 16. April 2014.
  19. #52 AfD und Aufregung mit Sandra Maischberger. Abgerufen am 1. Juli 2023.
  20. programm ARD de-ARD Play-Out-Center Potsdam, Potsdam Germany: Reichlich Wasser vor der Hütte - Im Herzen einer Luxusinsel. Abgerufen am 11. September 2022.
  21. Mensch, Bio! (2021) – IMDb. Abgerufen am 17. Februar 2022.
  22. Kuratorium | Mitarbeiter/innen | Bundeskanzler Helmut Schmidt Stiftung. 31. August 2019, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 31. August 2019; abgerufen am 11. September 2022.
  23. Sandra Maischberger. Abgerufen am 11. September 2022 (englisch).