Scharonebene

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Bereich der Scharonebene auf einer Karte Israels

Die Scharonebene, auch das Scharontal oder schlicht der Scharon (hebräisch הַשָּׁרוֹן haScharon; gräzisiert Saron[1]), ist eine Ebene an der israelischen Mittelmeerküste.

Lage und Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Nord-Süd-Richtung erstreckt sich die Ebene von den südlichen Ausläufern des Karmelgebirges über 50 Kilometer entlang des Mittelmeers bis zum Fluss Jarkon. Mit einer durchschnittlichen Breite von 15 Kilometern reicht sie im Osten bis an die Berge von Samarien.[2] Die größten Orte im Bereich der Ebene sind Chadera, Netanja, Herzlia, sowie am südlichen Ende Petach Tikwa und Tel Aviv.

Durch Sanddünen an der Küste versumpft die Ebene leicht.[3] In früheren Jahrhunderten war sie aufgrund gezielter Entwässerung dennoch besiedelt. Im Hohen Lied Salomos (Hld 2,1 ELB) und im Buche Jesaja (Jes 35,2 ELB) wird die fruchtbare Ebene und die Rose von Saron gepriesen, was viele spätere Poeten zur Nachahmung animierte.[3] In den Dünen kommt die Dünen-Trichternarzisse (hebräisch חבצלת החוף) vor, die wegen des hebräischen Namens der Rose von Scharon (חבצלת השרון) heute oft damit identifiziert wird.

Die bekannteste Stadt war das von Herodes dem Großen gegründete Caesarea Maritima, das in römischer und byzantinischer Zeit Hauptstadt der Provinz Palaestina war. Später verfielen die Drainagen; in den letzten Jahrhunderten war die Ebene von Sümpfen durchzogen, die Malaria deswegen weit verbreitet. Entsprechend dünn war das Gebiet besiedelt und wurde eher zur Weidewirtschaft genutzt.[2] Dörfer der einheimischen arabischen Bevölkerung gab es im Küstenstreifen nur vergleichsweise selten; die Orte lagen meist weiter im Landesinneren am Rand der Berge.

Mit Beginn der Einwanderung im 19. Jahrhundert entstanden neue Siedlungen und wurden Grund und Boden verstärkt landwirtschaftlich nutzbar gemacht. Den Anfang machten 1852 Kolonisten aus Westpreußen und dem Bergischen Land (u. a. Friedrich Großsteinbeck, 1821–1858, Großonkel John Steinbecks).[4] Dann kamen 1866 Kolonisten aus Maine und gründeten die seinerzeit Adams City (heute englisch American Colony; hebräisch המושבה האמריקאית ha-Moschawa ha-Amerikit; arabisch امليكان, DMG Amelīkān) genannte Ansiedlung vor Jaffa, die jetzt zwischen den heutigen Straßen Rechow Eilat (רחוב אילת) und Rechow ha-Rabbi mi-Bacharach (hebräisch רחוב הרבי מבכרך) in Tel Aviv-Jaffa liegt.[5]

Nachdem die meisten Siedler beider Anfangskolonien in die USA ausgewandert waren, übernahmen 1869 württembergische Templer und gründeten 1871 eine weitere namens Sarona, die nach der Ebene benannt wurde. Mit den folgenden Alijot (jüdische Einwanderung) gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden weitere Gebiete gezielt entwässert und es kam zur Gründung vieler weiterer, unten (im Atlas Mosheh Bravers, siehe Abschnitt Literatur) erwähnter jüdischer Siedlungen (zunächst als Moschawot, später vor allem als Moschawim und Kibbuzim).

Heute ist die Scharonebene abgesehen von den Großstädten das am dichtesten besiedelte Gebiet Israels. Sie wird intensiv landwirtschaftlich genutzt, vor allem für den Anbau von Zitrusfrüchten, aber auch von Avocados, Baumwolle, Gemüse und Wein. Die in diesem Gebiet kultivierte Scharon-Frucht, eine Variante der Kaki, wurde nach der Ebene benannt.

Ausgrabungen bei En Esur bis 2019[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei 2,5 Jahre dauernden Notgrabungen vor Straßenarbeiten sind im Nordteil der Scharonebene in En Esur Überreste einer 5000 Jahre alten Stadt mit Tempel gefunden worden. Laut einer Mitteilung der israelischen Antikenbehörde vom 6. Oktober 2019 bezeichneten die Grabungsleiter den Fund als „frühbronzezeitliches New York (der) Region“. Die geplant errichtete Stadt umfasst 65 Hektar Fläche und bot rund 6000 Bewohnern Platz. Darunter liegen Reste einer 7000 Jahre alten Siedlung.[6][7]

Benennungen nach Scharon[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Chof haScharon, Landkreis im Westen der Ebene Scharon
  • Drom HaScharon, Landkreis im Süden der Ebene Scharon
  • Hod haScharon, Stadt in der Ebene Scharon
  • Lev haScharon, Landkreis im Herzen der Ebene Scharon
  • Mischmar haScharon, Qibbuz in der Ebene Scharon
  • Ramat haScharon, Stadt in der Ebene Scharon
  • Rose von Saron (s. o.)
  • Neue israelitische Jugendbücherei „Saron“, eine Schriftenreihe des Leipziger Kaufmann-Verlags (um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert)
  • Societatea culturalǎ «Saron», Kulturverein in Bukarest (1. Drittel des 20. Jahrhunderts)
  • Sarona, von Templern gegründeter Ort in der Ebene Scharon, 1947 zu Tel Aviv
  • Scharonbahn, Bahnstrecke in der Ebene Scharon
  • Scharonfrucht

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Überblicksartikel

Sachbücher

  • Alexander Brandt: Zur Ebene Saron und zum Saronischen Meerbusen. A. Kriedte in Komm., Graudenz 1896.
  • Mosheh Braver (מושה ברוור): אטלס ומדריך, ערי השרון: נתניה, הרצליה, רמת השרון, כפר שמריאהו, כפר סבא, רעננה, הוד השרון, פתח תקוה, ראש העין, אור יהודה, קריאת אונו, יהוד, ועוד (translit.: Aṭlas û-mādrîḵ, ʿārê haš-Šārôn: Netanyā, Herṣliyyā, Rāmat-haš-Šārôn, Kefār-Šemaryāhû, Kefār-Sāv'a, Raʿanānā, Hôd-haš-Šārôn, Petaḥ-Tiqwā, Rôš-hā-ʿAyin, Ôr-Yehûdā, Qiryat-Ônô, Yehûd, we-ʿôd; Atlas und Führer der Städte Scharons: Netanya, Herzlia, Ramat haScharon, Kfar-Schmaryahu, Kfar Saba, Ra’anana, Hod haScharon, Petach Tiqua, Rosch haAjin, Or Yehuda, Kiryat Ono, Yehud etc.). Yavne, Tel Aviv 1985.
  • Eli Schiller (אלי שילר): חדרה וסביבתה: פרק השרון (translit.: Ḥadērā û-sevîvātā: parq haš-šārôn; Chadera und seine Umgebung: Der Scharon-Park). Ari'el, Jerusalem 1993, Jerusalem: (Ari'el; Band 95/96)
  • Aryeh Yitzchaki (אריה יצחקי): מדריך ישראל: אציקלופדיה שימושית לידיעת הארץ, השרון, דרום מישור החוף וצפון הנגב (translit.: Madrîk Yiśrā'ēl: enṣîqlôpedyā šîmmûšît le-yedîʿat hā-Areṣ, haš-Šārôn, derôm mîšôr ha-ḥôf û-ṣefôn han-Negev; Führer Israels: Praktische Enzyklopädie zur Kenntnis des Landes; Scharon, südliche Küstenebene und der Norden des Negevs). Keter, Jerusalem 1979.

Poesie

  • Gottlieb Cober: Hertz-erqvickende Blumen und Gemüths-labende Aepffel: Aus dem … Lust-Garten der Heil. Schrifft … und Der in die Blume zu Saron verliebten Sulamithin In silbernen Schalen fürgesetzet. Erasmus Kallenbach, Leipzig 1720.
  • Der Gesang des Reigens zu Saron als des kleinen Brüder-Gesang-Buchs Anderer Theil. ohne Verfasser, Drukts, im Brüder-Hofe, Joh. Jacob Würz, London 1754.
  • Im Tale Saron: Gedichte jüdisch-religiösen Inhalts, sowie hebräischer Gebete, Lieder, Sprüche und Bibelstücke in freier poetischer Übertragung. Max Herschel (Übertrg.), M. Poppelauer, Berlin 1905.
  • Leo Hirschfeld: Die Herrlichkeit Karmel’s und Saron’s (Jes 35,2 ELB) [הדר הכרמל ושהשרון Hadar hak-Karmel we-haš-Šārōn; dt.]. Roth, Gießen 1898.
  • Ludwig Philippson: Saron: gesammelte Dichtungen. 3. Auflage. Wallerstein, Leipzig 1857 (Novellenbuch / von Phöbus und Ludwig Philippson; Band 1).
  • Erik Johan Stagnelius: Liljor i Saron och sex andra dikter. Fabel-Förlag Widstrand, Stockholm 1997, ISBN 91-7842-215-9.
  • Jean Tharaud, Jérome Tharaud: La Rose de Saron. Plon, Paris 1927.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Scharonebene – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. In der älteren Literatur (vor 1948) und in christlichen theologischen Schriften überwiegt die Schreibung Saron, die – wie bei so vielen hebräischen Namen (vgl. Šimʿōn = Simon, Ješuʿa = Jesus, Jerūšalajim = Jerusalem et cetera) – von der Transliteration zunächst ins Griechische und dann ins Lateinische herrührt. Griechen und Römer kannten den sch-Laut(phonetisch: ​[⁠ʃ⁠]​) nicht und gaben ihn schlicht mit dem Buchstaben „Σ“ bzw. „S“ wieder.
  2. a b Saron. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 17: Rio–Schönebeck. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1909, S. 616 (zeno.org).
  3. a b Saron. In: Der Große Brockhaus: Handbuch des Wissens in zwanzig Bänden. 21 Bände. 15. Auflage. Brockhaus, Leipzig 1928–1935, Band 16: Roq–Schq, S. 455.
  4. Ejal Jakob Eisler (איל יעקב איזלר): Der deutsche Beitrag zum Aufstieg Jaffas 1850–1914: Zur Geschichte Palästinas im 19. Jahrhundert (Abhandlungen des Deutschen Palästina-Vereins, Band 22) Harrassowitz, Wiesbaden 1997, ISBN 3-447-03928-0, S. 54 f. und Fußnote 203 auf S. 50.
  5. Ejal Jakob Eisler (איל יעקב איזלר): Der deutsche Beitrag zum Aufstieg Jaffas 1850–1914: Zur Geschichte Palästinas im 19. Jahrhundert (=Abhandlungen des Deutschen Palästina-Vereins; Band 22). Harrassowitz, Wiesbaden 1997, ISBN 3-447-03928-0, S. 77 ff.
  6. Archäologen finden in Israel 5.000 Jahre alte Großstadt orf.at, 6. Oktober 2019, abgerufen 7. Oktober 2019.
  7. 5000 Jahre alte riesige Metropole im Norden Israels freigelegt. afp.com, 7. Oktober 2019, abgerufen am 21. Oktober 2019.

Koordinaten: 32° 24′ 0″ N, 34° 53′ 0″ O