Schlacht von Gammelsdorf

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Schlacht von Gammelsdorf
Datum 9. November 1313
Ort Gammelsdorf
Ausgang Sieg Ludwigs des Bayern
Folgen Stärkung der oberbayerischen Wittelsbacher
Konfliktparteien

Kurfürstentum Bayern Bayern oberbayerische Adelige/Ritter, niederbayerische Stadtbürger

Habsburgermonarchie Habsburg/Österreich Österreichische und niederbayerische Adelige/Ritter

Befehlshaber

Ludwig IV. von Oberbayern

Marschall Pilichendorf (Österr.)
Albrecht von Hals (Niederbay.)

Eine der letzten Ritterschlachten
Schlachtbild in der Versöhnungskapelle St. Wenzeslaus Trausnitz
Schlachtbild in der Versöhnungskapelle St. Wenzeslaus Trausnitz

Koordinaten: 48° 33′ 0,4″ N, 11° 56′ 42,3″ O

Denkmal zur Erinnerung an die Schlacht von Gammelsdorf
Bayerns Herzog Ludwig als Deutscher Kaiser

Die Schlacht von Gammelsdorf fand am 9. November 1313 bei Gammelsdorf in Oberbayern statt. Sie wurde zwischen dem Wittelsbacher Herzog Ludwig IV. von Oberbayern und dem Habsburger Friedrich dem Schönen um die Vorherrschaft im Herzogtum Bayern ausgetragen.

Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Tod der Wittelsbacher Herzöge Stephan I. und Otto III. von Niederbayern kam es zu Zwistigkeiten, da deren Vetter Ludwig IV. von Oberbayern die Vormundschaft über deren beide Söhne beanspruchte und die wichtigen niederbayerischen Städte Landshut und Straubing besetzte. Die Witwen der verstorbenen Fürsten und der niederbayerische Adel fühlten sich dadurch in ihren Rechten geschmälert. Sie riefen die Habsburger zu Hilfe, gegen die sie im Jahrzehnt zuvor noch schwere Schlachten ausgefochten hatten und boten Friedrich dem Schönen die Vormundschaft der Erbprinzen an. Im Herbst 1313 eskalierte der Streit zwischen den Habsburgern und den oberbayerischen Wittelsbachern in der Schlacht von Gammelsdorf.

Verlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das österreichische Heer marschierte von Osten in Richtung Oberbayern. Es bestand hauptsächlich aus niederbayerischem Adel, der sich mit den Habsburgern verbündet hatte und von Albrecht von Hals geführt wurde. Das Aufgebot Ludwigs von Oberbayern setzte sich mehrheitlich aus oberbayerischen Adeligen und niederbayerischen Stadtbürgern zusammen. Bei der Schlacht am 9. November 1313 südlich von Gammelsdorf erlitt das Heer von Herzog Friedrich, zusammen mit den niederbayerischen Rittern, eine deutliche Niederlage gegen die Truppen des Herzogs Ludwig IV. von Oberbayern, dem späteren Kaiser Ludwig dem Bayern. Dessen Sieg entzog das wohlhabende Niederbayern den habsburgischen Ambitionen und festigte die Herrschaft Ludwigs in Bayern.

Bedeutung und Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Schlacht von Gammelsdorf wurde später als Auftakt einer Reihe von Auseinandersetzungen um die Vormachtstellung zwischen dem Haus Wittelsbach und dem Haus Habsburg im Heiligen Römischen Reich gewertet. Sie ging auch als eine der letzten großen Ritterschlachten in die Geschichte ein, bei denen gepanzerte Reiter gegeneinander antraten und noch keine Feuerwaffen zum Einsatz kamen.

Über die Schlacht informieren ausschließlich urkundliche und historiographische Quellen. Archäologische Überreste konnten bislang nicht gefunden werden.[1]

Gedenken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Erinnerung an den Sieg Ludwigs des Bayern wurde 1842 in Gammelsdorf ein vom örtlichen Pfarrer, Anton Gottstein, initiiertes und aus privaten Mitteln finanziertes Denkmal eingeweiht.[2] Am Denkmal wurden regelmäßig Gedenkgottesdienste abgehalten.[3] In den Glasfenstern der 1880/81 errichteten Gammelsdorfer Pfarrkirche St. Vitus sind Szenen aus der Schlacht bei Gammelsdorf sowie die Wappen der bei der Schlacht beteiligten bayerischen Städte dargestellt. Zur 650-Jahr-Feier hielt der bayerische Ministerpräsident Alfons Goppel 1963 eine Rede.[4] 2013 zur 700-Jahr-Feier wurde die Festrede von Ministerpräsident Horst Seehofer nach einem großen Festgottesdienst mit Kardinal Reinhard Marx gehalten.[5]

In der bayerischen Geschichtsschreibung wird einstimmig von einer entscheidenden Schlacht gesprochen.[6] Dagegen hat Heinz Thomas, der die bislang einzige wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Biographie über Ludwig den Bayern vorlegte, die Auseinandersetzung als kleines Scharmützel angesehen.[7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bernhard Lübbers: Briga enim principum, que ex nulla causa sumpsit exordium … Die Schlacht bei Gammelsdorf am 9. November 1313. Historisches Geschehen und Nachwirken. In: Hubertus Seibert (Hrsg.): Ludwig der Bayer (1314–1347). Reich und Herrschaft im Wandel. Regensburg 2014, ISBN 3-7954-2757-6, S. 205–236.
  • Malte Prietzel: Kriegführung im Mittelalter. Handlungen, Erinnerungen, Bedeutungen. Schöningh, Paderborn 2006, ISBN 3-506-75634-6.
  • Sigmund von Riezler: Geschichte Baierns. 2. Band, Gotha 1880, S. 298–301 (Digitalisat).
  • Max Spindler, Andreas Kraus: Der Aufstieg Herzog Ludwigs IV. In: Max Spindler/Andreas Kraus (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Geschichte. 2. Band: Das alte Bayern. Der Territorialstaat vom Ausgang des 12. Jahrhunderts bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts. München 2. Auflage 1988.
  • Heinz Thomas: Ludwig der Bayer (1282–1347). Kaiser und Ketzer. Pustet, Regensburg 1993, ISBN 3-222-12217-2.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bernhard Lübbers: Briga enim principum, que ex nulla causa sumpsit exordium … Die Schlacht bei Gammelsdorf am 9. November 1313. Historisches Geschehen und Nachwirken. In: Hubertus Seibert (Hrsg.): Ludwig der Bayer (1314–1347). Reich und Herrschaft im Wandel. Regensburg 2014, S. 205–236, hier: S. 221 Anm. 90.
  2. Hans Gumberger: Das Denkmal der Schlacht bei Gammelsdorf – Vorgeschichte, Errichtung, Jahrtagsfeiern und sein Begründer Pfarrer Anton Gottstein. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern Bd. 137 2011, S. 71–192.
  3. Bernhard Lübbers: Briga enim principum, que ex nulla causa sumpsit exordium … Die Schlacht bei Gammelsdorf am 9. November 1313. Historisches Geschehen und Nachwirken. In: Hubertus Seibert (Hrsg.): Ludwig der Bayer (1314–1347). Reich und Herrschaft im Wandel. Regensburg 2014, S. 205–236, hier: S. 234.
  4. Hans Gumberger: Das Denkmal der Schlacht bei Gammelsdorf – Vorgeschichte, Errichtung, Jahrtagsfeiern und sein Begründer Pfarrer Anton Gottstein. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern Bd. 137 2011, S. 71–192, hier: S. 166.
  5. Sueddeutsche Zeitung: 700 Jahre Schlacht von Gammelsdorf, abgerufen am 29. Dezember 2015.
  6. Bernhard Lübbers: Briga enim principum, que ex nulla causa sumpsit exordium … Die Schlacht bei Gammelsdorf am 9. November 1313. Historisches Geschehen und Nachwirken. In: Hubertus Seibert (Hrsg.): Ludwig der Bayer (1314–1347). Reich und Herrschaft im Wandel. Regensburg 2014, S. 205–236, hier: S. 205 mit weiteren Nachweisen.
  7. Heinz Thomas: Ludwig der Bayer (1282–1347). Kaiser und Ketzer. Pustet, Regensburg 1993, S. 40–42. Gleiche Beurteilung bei Karl Borromäus Murr: Schlacht von Gammelsdorf, 1313. In: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_45486> (20. Oktober 2010).