Schlacht von Phoinix

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Schlacht von Phoinix
Datum 655
Ort vor der lykischen Küste bei Phoinix, Mittelmeer
Ausgang arabischer Sieg
Konfliktparteien

arabisches Kalifat

Byzantinisches Reich

Befehlshaber

ʿAbd Allāh ibn Saʿd ibn Abī Sarh

Konstans II.

Verluste

nicht genau bestimmbar

nicht genau bestimmbar, jedoch offenbar schwer[1]

Die Schlacht von Phoinix (auch Schlacht der Masten, arabisch معركة ذات الصواري, DMG Maʿrakat Ḏāt aṣ-Ṣawārī genannt) war eine entscheidende Seeschlacht zwischen der byzantinischen und der arabischen Flotte des Kalifats im Jahr 655.[2] Die Schlacht fand an der lykischen Küste bei Phoinix statt (heute Finike).

Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem Ostrom/Byzanz seine vorderorientalischen Provinzen einschließlich Ägypten seit 636 an die Araber verloren hatte, war die Islamische Expansion in Kleinasien zum Stehen gekommen. Im Jahr 655 rüsteten die Araber in Phönikien eine Flotte aus, wofür in den Quellen jedoch unterschiedliche Gründe genannt werden. Während der byzantinische Chronist Theophanes (frühes 9. Jahrhundert) angibt, dass die Araber die byzantinische Vorherrschaft zur See brechen und eine koordinierte See- und Landoffensive beginnen wollten, wird in den arabischen Quellen als Grund die offensive Tätigkeit des Kaisers Konstans II. genannt, dem die Araber entgegenwirken wollten.[3]

Die Schlacht wird nicht nur in griechischen und arabischen, sondern auch in syrischen Quellen erwähnt; gemeinsame Quelle für die Berichte bei Theophanes, Agapios von Hierapolis, Michael Syrus und in der Chronik von 1234 dürfte letztendlich die verlorene Chronik des Theophilos von Edessa sein. Nach Theophanes wollte der arabische Statthalter Syriens (und spätere Kalif) Muawiya jedenfalls in Kappadokien einrücken, während die arabische Flotte, deren Mannschaften vorwiegend aus der christlichen Bevölkerung der eroberten Gebiete rekrutiert worden waren, an der Südküste Kleinasiens entlang segeln sollte. Für eine geplante Offensive würde auch sprechen, dass die Araber im Jahr 654 Rhodos angegriffen hatten und auch ihre anderen Vorstöße in diesem Raum auf eine Offensive gegen Konstantinopel hinweisen.[4]

Verlauf der Schlacht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der lykischen Hafenstadt Phoinix kam es zum Aufeinandertreffen der byzantinischen und der arabischen Flotte. Zunächst war es noch zu einem Waffenstillstand für den Rest des Tages gekommen, so dass beide Flotten in relativer Nähe zueinander ankerten und den Kampf erst am nächsten Tag austrugen. Die Angaben zur Stärke beider Flotten variieren in den Quellen (die bezüglich ihrer Interpretation ohnehin problematisch sind), sie muss jedoch auf beiden Seiten recht beträchtlich gewesen sein. Übereinstimmend wird sowohl in den byzantinischen[5] wie auch in den arabischen Quellen[6] von einer schweren Niederlage der Byzantiner berichtet. Die dürre Überlieferung macht es darüber hinaus unmöglich, eine zuverlässige Rekonstruktion des Schlachtverlaufs zu erstellen. Tabari zufolge, der das Gefecht als die „Schlacht der Masten“ bezeichnet, scheinen die Byzantiner ungeschickt agiert zu haben: Sie beließen ihre Schiffe in enger Formation und scheinen sich zu nahe an die arabische Flotte gewagt zu haben, ohne Geschosse einzusetzen oder die feindlichen Schiffe zu rammen, was es den nautisch unerfahrenen Arabern ermöglichte, Enterungen durchzuführen und die Seeschlacht in eine Landschlacht zu verwandeln.[7] Nach Ansicht einiger Forscher hatten die Byzantiner ihre Gegner schlicht unterschätzt, doch ist auch das letztlich nur eine Vermutung. Kaiser Konstans II., der die Flotte selbst befehligt hatte, konnte nur mit knapper Not entkommen.[8]

Folgen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die byzantinische Vorherrschaft zur See war durch die Niederlage bei Phoinix nur vorübergehend gebrochen, da die arabische Flotte in den späteren Auseinandersetzungen der byzantinischen in der Regel unterlegen blieb. Dennoch steigerte der erste Seesieg der islamischen Araber ihre Moral erheblich, bevor es wieder zu einer Pattsituation im östlichen Mittelmeer kam; für die kaiserlichen Truppen, die sich bis dahin zur See für weit überlegen gehalten hatten, war die Niederlage ein Schock. Theophanes zählt in seiner Chronik mehrere schwere Niederlagen auf, die die Byzantiner in dieser Zeit erlitten haben, darunter auch die Schlacht bei Phoinix.[9] Kaiser Konstans II. schloss 659 einen vorläufigen Friedensvertrag mit dem Kalifat ab, in dem er sich auch zu Tributzahlungen verpflichtete.[10] Konstans entschloss sich bald darauf, den Regierungssitz nach Syrakus in Sizilien zu verlegen, was nach seiner Ermordung 668 aber wieder rückgängig gemacht wurde. Manche Historiker nehmen an, dass der Kaiser auf Sizilien eine neue, große Flotte für einen Gegenschlag bauen lassen wollte. Eine zwar kurzfristige, aber wichtige Entlastung an der Front brachte dem Kaiserreich vielmehr ein Bürgerkrieg im Kalifat 656–661. Der Sieg bei Phoinix stärkte, bis zur Erfindung des griechischen Feuers in den 670er Jahren, dennoch die Position der Araber im Mittelmeer sowie deren Ausbreiten bis in die Ägäis, dem mehrere Vorstöße in Richtung der Reichshauptstadt Konstantinopel folgten, die aber gehalten werden konnte.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Salvatore Cosentino: Constans II and the Byzantine navy. In: Byzantinische Zeitschrift. Band 100, Nr. 2, 2008, S. 577–603, doi:10.1515/BYZS.2008.577.
  • Hugh Kennedy: The Great Arab Conquests. How the Spread of Islam changed the World we live in. Da Capo, Philadelphia PA 2007, ISBN 978-0-306-81585-0.
  • Ralph-Johannes Lilie: Die byzantinische Reaktion auf die Ausbreitung der Araber. Studien zur Strukturwandlung des byzantinischen Staates im 7. und 8. Jhd. (= Miscellanea Byzantina Monacensia. 22, ISSN 0076-9347). Institut für Byzantinistik und Neugriechische Philologie der Universität, München 1976, S. 67 f.
  • Andreas N. Stratos: The Naval Engagement at Phoenix. In: Angeliki E. Laiou-Thomadakis (Hrsg.): Charanis Studies. Essays in Honor of Peter Charanis. Rutgers University Press, New Brunswick NJ 1980, ISBN 0-8135-0875-4, S. 229–247.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Alle einschlägigen Quellenbelege bei Robert G. Hoyland (Hrsg.): Theophilus of Edessa's Chronicle and the Circulation of Historical Knowledge in Late Antiquity and Early Islam (= Translated Texts for Historians. 57). Liverpool University Press, Liverpool 2011, ISBN 978-1-84631-697-5, S. 141–144 und bei Tabari I 2865 ff.
  2. Wahrscheinlich im Sommer 655, da Feldzüge normalerweise in diese Jahreszeit fielen. Gegen 655 und für 654 plädiert neuerdings Cosentino: Constans II and the Byzantine navy. 2008, S. 587.
  3. Vgl. zusammenfassend Kennedy: The Great Arab Conquests. 2007, S. 327f.
  4. Cosentino: Constans II and the Byzantine navy. 2008, S. 592 f., nimmt aufgrund verstreuter arabischer Quellenaussagen und einer Passage beim armenischen Chronisten (Pseudo-)Sebeos sogar an, dass die Araber im Anschluss an den Sieg bei Phoinix eine Belagerung Konstantinopels durchführten, die aber rasch scheiterte. Ihm zufolge wurde diese Episode in den griechischen und syrischen Quellen übergangen, weil eine erfolgreiche Abwehr nicht zum Bild eines erfolglosen Kaisers gepasst hätte, zu dem Konstans in diesen Quellen aufgrund seiner Religionspolitik gemacht wurde. Den Angriff auf Rhodos datiert Cosentino dabei ebenfalls um ein Jahr vor (653 statt 654).
  5. Theophanes, AM 6146
  6. Etwa Tabari I 2865 (mit falscher Datierung), I 2870
  7. Vgl. Tabari I 2870.
  8. Nach Theophanes (AM 6146) soll Konstans angeblich im Traum eine Warnung vor der drohenden Niederlage erhalten haben. Derselben Anekdote zufolge soll er sich verkleidet von Bord seines Flaggschiffes begeben haben und nach Konstantinopel geflohen sein.
  9. Theophanes AM 6121 (englische Übersetzung: Cyril Mango, Roger Scott (Hrsg.): The Chronicle of Theophanes Confessor. Byzantine and Near Eastern history. AD 284–813. Clarendon Press, Oxford 1997, ISBN 0-19-822568-7, S. 462).
  10. Ralph-Johannes Lilie: Die byzantinische Reaktion auf die Ausbreitung der Araber. Studien zur Strukturwandlung des byzantinischen Staates im 7. und 8. Jhd. 1976, S. 68.