Schlettau

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Wappen Deutschlandkarte
Schlettau
Deutschlandkarte, Position der Stadt Schlettau hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 34′ N, 12° 57′ OKoordinaten: 50° 34′ N, 12° 57′ O
Bundesland: Sachsen
Landkreis: Erzgebirgskreis
Verwaltungs­gemeinschaft: Scheibenberg-Schlettau
Höhe: 612 m ü. NHN
Fläche: 21,22 km2
Einwohner: 2322 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 109 Einwohner je km2
Postleitzahl: 09487
Vorwahl: 03733
Kfz-Kennzeichen: ERZ, ANA, ASZ, AU, MAB, MEK, STL, SZB, ZP
Gemeindeschlüssel: 14 5 21 520
Adresse der
Stadtverwaltung:
Markt 1
09487 Schlettau
Website: www.schlettau.de
Bürgermeister: Conny Göckeritz (Grüne)
Lage der Stadt Schlettau im Erzgebirgskreis
KarteSachsenAmtsbergAnnaberg-BuchholzAue-Bad SchlemaAuerbach (Erzgebirge)Bärenstein (Erzgebirge)Lauter-BernsbachBockauBörnichen/Erzgeb.Breitenbrunn/Erzgeb.BurkhardtsdorfCrottendorfDeutschneudorfDrebachEhrenfriedersdorfEibenstockElterleinGelenau/Erzgeb.GeyerGornau/Erzgeb.GornsdorfGroßolbersdorfGroßrückerswaldeGrünhain-BeierfeldGrünhainichenHeidersdorfHohndorfJahnsdorf/Erzgeb.JohanngeorgenstadtJöhstadtKönigswaldeLauter-BernsbachLößnitz (Erzgebirge)LugauMarienbergMildenauNeukirchen/Erzgeb.Niederdorf (Sachsen)NiederwürschnitzOberwiesenthalOelsnitz/Erzgeb.OlbernhauPockau-LengefeldRaschau-MarkersbachScheibenbergSchlettauSchneeberg (Erzgebirge)SchönheideSchwarzenberg/Erzgeb.SehmatalSeiffen/Erzgeb.Stollberg/Erzgeb.StützengrünTannenbergThalheim/Erzgeb.Thermalbad WiesenbadThumWolkenstein (Erzgebirge)ZschopauZschorlauZwönitz
Karte
Schlettau, Blick auf die Stadt

Schlettau ist eine Kleinstadt im Erzgebirgskreis in Sachsen. Die Stadt Schlettau bildet zusammen mit der Stadt Scheibenberg die Verwaltungsgemeinschaft Scheibenberg-Schlettau. Die erfüllende Gemeinde ist die Stadt Scheibenberg.

Lage mit Nachbargemeinden und Stadtgliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt liegt an der Mündung der Roten Pfütze in die Zschopau.

Im Osten grenzt Annaberg-Buchholz an die Stadt, im Südosten Sehmatal, im Süden Crottendorf, im Südwesten Scheibenberg, im Westen Elterlein und im Norden Tannenberg. Nördlich davon schließt sich das frühere Waldhufendorf Dörfel an, welches seit dem 1. Oktober 1996 als Ortsteil Dörfel zu Schlettau gehört.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entwicklung zu einer Siedlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Schutz des Überganges über die Zschopau und als Wegestation zum Preßnitzer Pass ließen die Landesherren um 1100 ein Kastell anlegen. Das Gebiet gehörte den Schönburgern und oblag der Oberhoheit des böhmischen Königs. Am 13. März 1351 erhielten Friedrich und Bernhard von Schönburg Hassenstein (Hasištejn), Preßnitz und Schlettau, das in der Urkunde erstmals überhaupt Erwähnung findet (unter dem Namen Sleten oder Slatin), als Lehen. Am 20. März 1413 kam Schlettau in einem Tauschgeschäft zum Kloster Grünhain. Im Jahr 1367 wurde Schlettau oppidum genannt. Mitte des 15. Jahrhunderts wurden die ersten städtischen Rechte belegt.

Schlettau am Fuße des Scheibenberges um 1701

1515 wurde Schlettau freie Bergstadt. 1527/1529 führten Balthasar Loy und Johannes Bock in der Region die Reformation durch. Mit der damit verbundenen Auflösung des Klosters Grünhain gelangte Schlettau unter wettinische Herrschaft. Aufgrund der verkehrswichtigen Lage kam es im Dreißigjährigen Krieg mehrfach zum Durchzug plündernder Truppen.

Ab 1725 begannen die Siedler mit dem Kartoffelanbau auf Schlettauer Fluren. Als das Schloss ab Mitte des 18. Jahrhunderts nicht mehr genutzt wurde, verfiel es in zunehmendem Maße. Erst Ende des 19. Jahrhunderts erfolgten umfangreiche Renovierungsarbeiten. Bis dahin hatten Teile des Schlosses als Fabrikgebäude Verwendung gefunden. 1889 erfolgte mit der Eröffnung der Bahnstrecke Annaberg-Buchholz Süd–Schwarzenberg der Anschluss an das Bahnnetz. 1930 ging das Schloss Schlettau in den Besitz der Stadt über.

Flachsaufbereitung und Flachsgeschäft von Friedrich Lohse 1856
Schloss Schlettau als Baumwollengarnspinnerei, Appretur und Bleiche von Naumann & Lohse 1856

19. und 20. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 1. Oktober 1996 erfolgte die Eingemeindung von Dörfel.[2]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 3. Oktober 1990 zählte Schlettau 2.985 Einwohner. Folgende Einwohnerzahlen beziehen sich auf den 31. Dezember des voranstehenden Jahres:

1993 bis 1997

  • 1993 – 2.844
  • 1994 – 2.823
  • 1995 – 2.820
  • 1996 – 2.854
  • 1997 – 2.794

1998 bis 2002

  • 1998 – 2.789
  • 1999 – 2.790
  • 2000 – 2.799
  • 2001 – 2.787
  • 2002 – 2.772

2003 bis 2007

  • 2003 – 2.753
  • 2004 – 2.758
  • 2005 – 2.732
  • 2006 – 2.705
  • 2007 - 2.691

ab 2009

  • 2009 - 2.598
  • 2012 - 2.468
  • 2013 - 2.456
Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

52 % der Einwohner von Schlettau sind evangelisch, nur 1 % katholisch.[3]

Die Kirchgemeinde St. Ulrich Schlettau gehört zum Kirchenbezirk Annaberg der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens. Der Ortsteil Dörfel gehört jedoch zur Kirchgemeinde St. Michaelis im benachbarten Hermannsdorf, die demselben Kirchenbezirk angehört.

Die wenigen Katholiken sind der Pfarrei Maria, Mutter der Kirche mit Sitz Annaberg-Buchholz, Bistum Dresden-Meißen, zugeordnet, deren nächste Gottesdienststation die Pfarrkirche Hl. Kreuz (Annaberg-Buchholz) ist.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  
Insgesamt 14 Sitze

Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit der Gemeinderatswahl am 26. Mai 2019 verteilen sich die 14 Sitze des Gemeinderates folgendermaßen auf die einzelnen Gruppierungen:

  • Freie Wähler Bürgerforum (FWBF): 9 Sitze, Stimmenanteil 64,7 % (2014: 43,2 %)
  • CDU: 5 Sitze, Stimmenanteil 35,3 % (2014: 39,3 %)

Die Liste Schloss Schlettau (2014: 10,1 %) und Bündnis 90/Die Grünen (2014: 7,3 %) standen 2019 nicht zur Wahl.

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schloss Schlettau

Conny Göckeritz (Grüne) setzte sich bei der Bürgermeisterwahl am 7. Juni 2015 mit 67,9 Prozent gegen den damaligen Amtsinhaber Axel Bräuer (CDU) durch. Göckeritz ist der erste Bürgermeister von Bündnis 90/Die Grünen im Erzgebirge und im Freistaat Sachsen der zweite, seit Erich Homilius 1994 Bürgermeister von Hohenstein-Ernstthal wurde.[4]

letzte Bürgermeisterwahlen
Wahl Bürgermeister Vorschlag Wahlergebnis (in %)
2022 Conny Bernd Göckeritz FWBF 98,8
2015 Grüne 67,9
2008 Axel Bräuer CDU 60,4
2001 Matthias Greifenhagen 70,8
1994 55,8

Städtepartnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Partnerstadt ist Místo (Platz) in Tschechien (seit 2004)
  • Städtefreundschaft besteht mit Schnaittach (Mittelfranken)

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Postmeilensäule vor dem Reutherhaus
Stadtkirche Schlettau
  • Die evangelische Pfarrkirche Kirche St. Ulrich[5] mit restaurierter Kreutzbach-Orgel[6] prägt das Stadtbild. Sie nahm ihren Anfang im frühen 15. Jahrhundert und steht unter Denkmalschutz.[7][8][9] Ein an der Außenwand der Kirche platzierter Stein soll der Sage nach das Gesicht eines Mönchs zeigen.[10] Zur Kirche gehört die gleichnamige Kantorei.
  • Nicht unerwähnt soll bleiben, dass im direkten Zentrum des Ortes noch zahlreiche Wohnbauten aus dem 17. und 18. Jahrhundert erhalten sind, die im 21. Jahrhundert vom Sächsischen Denkmalamt unter Denkmalschutz gestellt wurden.
  • Das Ortsrathaus (Adresse Markt 1), mit einem kleinen Uhrentürmchen, einem schiefergedeckten Dach und eher in den Formen einer Kirche ausgeführt, ist eine Außenstelle der erfüllenden Stadtgemeinde Scheibenberg.[11]
  • Am Naturschutzzentrum steht ein Gedenkstein für einen namentlich bekannten sowjetischen Zwangsarbeiter, der wegen praktischer Lebenshilfe für seine Leidensgenossen von zwei Polizisten 1945 ermordet wurde.

Naturschutz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Spitzenklöpplerinnen 1936

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Größter Betrieb des Ortes ist ein Steinbruch zur Gewinnung von Zweiglimmergneis.

In Schlettau wird exklusiv der Kräuterschnaps Grubenfeuer hergestellt.

Der Ort ist auch für die Tradition des Klöppelns bekannt.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bahnhof Schlettau (Erzgeb) (2010)

Schlettau liegt an der Bundesstraße 101. Die alte Wegverbindung zum Preßnitzer Pass vom Kloster Grünhain hat heute keinerlei überregionale Bedeutung mehr.

Auf der durch die Stadt führenden Bahnstrecke Annaberg-Buchholz–Schwarzenberg (- Aue) wurde 1997 der Personenverkehr eingestellt, die Strecke wird lediglich mehrmals im Jahr von dem Verein Sächsischer Eisenbahnfreunden (VSE) in Schwarzenberg bei Sonderfahrten befahren (Erzgebirgische Aussichtsbahn). Einst lag hier der Ausgangspunkt der Stichstrecke nach Crottendorf, welche bis Walthersdorf die Trasse nach Annaberg-Buchholz benutzte.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Stadtverwaltung Schlettau: Festschrift zur ersten urkundlichen Erwähnung der Stadt Schlettau vor 650 Jahren – Chronik der Stadt Schlettau 1351–2001. Verlag Bergstraße: Annaberg-Buchholz, 2001.
  • Von Annaberg bis Oberwiesenthal (= Werte der deutschen Heimat. Band 13). Schlettau, Krs. Annaberg. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1968, S. 106–112.
  • Richard Steche: Schlettau. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 4. Heft: Amtshauptmannschaft Annaberg. C. C. Meinhold, Dresden 1885, S. 86.
  • Schlettau, in: Max Grohmann: Das Obererzgebirge und seine Städte. Graser, Annaberg 1903.
  • Johann Gottfried Gehlofen: Chronik der Stadt Schlettau. Schlettau 1867. (Digitalisat)
  • Schlettau bei Annaberg. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 10. Band. Schumann, Zwickau 1823, S. 345–353.
  • Otto Fritsch: Ortschronik der Stadt Schlettau im Erzgebirge, maschinenschriftlich 09.07.1975, (im Hauptstaatsarchiv Dresden)
  • Walter Fritsch: Besiedlung und Frühgeschichte der Schlettauer Pflege", In: Erzgebirgische Heimatblätter, Olbernhau 3 (1981) 5, S. 112–114
  • Leo Bönhoff: „Die Herrschaft Schlettau im Mittelalter (eine erzgebirgische Geschichtsskizze)“, In: Obererzgebirgische Zeitung, 1907, Beilage Nr. 165, 167, 169
  • Leo Bönhoff: „Schlettau – Streiflichter auf seine mittelalterliche Geschichte.“ In: Glückauf LXI (1941), S. 69–73.
  • A. Heinecke: „Schlettau im Erzgebirge“, In: Glückauf XXII (1902), S. 53-57 und 74-76.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Schlettau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Schlettau – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]