Schloss Bran

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Schloss Bran
Castelul Bran
Schloss Bran (von Süden)

Schloss Bran (von Süden)

Alternativname(n) Törzburg
Staat Rumänien
Ort Bran
Entstehungszeit 13. Jahrhundert
Burgentyp Höhenburg
Erhaltungszustand erhalten
Ständische Stellung Hoher Adel
Bauweise Feldstein, Backstein
Geographische Lage 45° 31′ N, 25° 22′ OKoordinaten: 45° 30′ 54,2″ N, 25° 22′ 2″ O
Höhenlage 770 m
Schloss Bran (Rumänien)
Schloss Bran (Rumänien)

Schloss Bran (deutsch Törzburg; rumänisch Castelul Bran, ungarisch Törcsvári kastély) befindet sich im Dorf Bran in der Region Siebenbürgen in Rumänien.

Die Burg wird Touristen als Draculaschloss präsentiert, obwohl es dessen Beschreibung aus Bram Stokers Roman Dracula nur ganz entfernt ähnelt. Des Weiteren wird als letzter realer Bezugspunkt im Roman der Borgo-Pass (Tihuța-Pass) erwähnt, von wo Jonathan Harker mit der Kutsche des Grafen Dracula abgeholt wird. Der Borgo-Pass liegt (Luftlinie) 190 km nördlich von Schloss Bran. Das historische Vorbild der Romanfigur, der walachische Fürst Vlad III. Drăculea, hat das Schloss wahrscheinlich auch nie betreten.[1]

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Schloss Bran befindet sich auf dem sogenannten Felsen Dietrichstein,[2] östlich des Piatra-Craiului-Gebirges (Königstein), an einer Passstraße zwischen Siebenbürgen und der Walachei – dem Drum național 73 – etwa 30 Kilometer südwestlich von der Kreishauptstadt Brașov (Kronstadt) entfernt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deutschritterburg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1211 schenkte König Andreas II. von Ungarn das Burzenland dem Deutschen Orden (mehr dazu hier),[3][4] einschließlich das Recht, dort Burgen zu bauen – erst aus Holz, später dann auch aus Stein.[5] Der Orden errichtete daraufhin Burgen an fünf strategisch wichtigen Plätzen, von denen aber nur die Marienburg (rumänisch Cetatea Feldioara) zweifelsfrei identifiziert werden kann.[6] Es gibt die Meinung, die auf mehreren späteren Urkunden beruht,[7] dass an der Stelle der späteren Törzburg zur Zeit der Deutschritter die Burg von Dietrichstein stand, erwähnten Komtur namens Dietrich (lateinisch Theodericus) benannt.[6][7] Diese Burg ist von den Mongolen 1242 zerstört worden.

Grenzburg der Kronstädter Sachsen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort Törzburg wurde 1357 erstmals urkundlich erwähnt. Am 19. November 1377 gestattete der ungarische König Ludwig der Große den Bewohnern von Kronstadt auf dem Dietrichstein am Berg Königstein eine Grenz- und Zollburg zu errichten, die den Namen des Ortes erhielt.[8] Zu der Zeit machten die Kronstädter das Gebiet um die Burg urbar und wurden zum Dank dafür von Zollgebühren befreit, und im Vergleich zu den Burzenländer sächsischen Dörfer und Märkte mit anderen Vorrechten bedacht.[9]

Törzburg blieb bis 1427 unter ungarischer Herrschaft. Die Burg wurde 1436 erstmals von den Türken belagert. Im Jahr 1498 gelangte sie in den Besitz Kronstadts und überstand 1529 erfolgreich eine Belagerung durch walachische Truppen. Im Jahre 1593 zerstörte selbstentzündetes Schießpulver den Pulverturm. Zwei Jahre später zog der siebenbürgische Fürst Sigismund Báthory mit einer 40.000 Mann starken Armee durch den Ort Törzburg, um Michael dem Tapferen, dem Woiwoden der Walachei, gegen die Türken zu Hilfe zu kommen. Zu einer erneuten erfolglosen Belagerung der Törzburg kam es im Jahr 1600 durch Nicolae Pătrașcu, dem Sohn Michaels. 1612 wurde die Burg kampflos Fürst Gabriel Báthory übergeben und 1660 von General Mikes Mihaly erobert. 1789 wurde die Törzburg zum dritten Mal erfolglos durch ein 5000 Mann starkes türkisches Heer belagert.

Im 19. Jahrhundert nahm ihre Bedeutung ab. 1916 fielen rumänische Truppen in Siebenbürgen ein und eroberten die Törzburg.

Königliche Residenz (1920–1947)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Anschluss Siebenbürgens an Rumänien schenkte Kronstadt das Schloss am 1. Dezember 1920 Königin Maria, der Gattin König Ferdinands I. Die Königin ließ anschließend das Schloss umbauen und restaurieren. Die kleine Scheune am Fuße des Schlosses, ließ die Königin zum Teehaus (Casa de ceai) vom tschechischen Architekten Karel Liman umbauen, 1925 den See und die Grünanlage vom deutschen Architekten Friedrich Rebhuhn anlegen.[10] Sie machte es auch zu ihrem Hauptwohnsitz und zur Residenz der königlichen Familie. Nach dem Tod der Königin erbte im Jahr 1938 ihre Tochter Prinzessin Ileana das Schloss.

Museum im Kommunismus und danach[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Rumänien kommunistisch, und der Staat übernahm Schloss Bran. Unter Staatspräsident Nicolae Ceaușescu wurde es zur Touristenattraktion ausgebaut, die bis heute jährlich rund 560.000 Besucher anzieht.

Am 26. Mai 2006 erfolgte die Rückgabe des Schlosses an Dominic von Habsburg, seine Schwestern Maria Magdalena und Elisabeth, und die Erben von Prinzessin Ileana und ihrem Ehemann Anton Habsburg-Lothringen. Dominic Habsburg bot die Törzburg für 80 Millionen US-Dollar dem rumänischen Staat an. Da dieser das Angebot ausschlug, eröffneten die neuen Eigner die Törzburg am 1. Juni 2009 als Museum. Dort sind Objekte und Möbel aus dem Besitz der Familie Habsburg ausgestellt, darunter eine Krone, ein Zepter und ein Silberdolch von König Ferdinand. Im Schlossturm wird ein Luxusappartement für Übernachtungen vermietet. Die ursprünglichen Exponate des Schlosses aus seiner Zeit im Staatsbesitz verbrachte das Kulturministerium in ein neues Museum im benachbarten Zollhaus an der ehemaligen Grenze zwischen Österreich-Ungarn und Rumänien.[11]

Mehrfach, so auch Mitte 2014,[12] berichteten Medien, dass das Schloss zum Verkauf stehe. Laut einer Vertreterin des Schlosses seien diese Berichte jedoch falsch und das Schloss stehe nicht zum Verkauf.[13]

Das Schloss, das „Teehaus“ (Casa de Ceai), sowie das dazugehörige Freilichtmuseum (Secția Etnografică Bran) und das ehemalige Zollhaus, stehen unter Denkmalschutz.[14]

Bilder, Innenhof und Räume[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anlässlich des 75-jährigen Jubiläums von Gebrüder Faller wurde ein limitiertes Modell des Schlosses produziert. Der originalgetreue H0-Bausatz ist eines der größten Modelle der Firmengeschichte.[15]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Schloss Bran – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Stimmt es, dass Graf Dracula im berühmten Draculaschloss Bran in Transsilvanien lebte? (Memento vom 17. März 2010 im Internet Archive)
  2. Heinz Heltmann, Gustav Servatius (Hrsg.): Reisehandbuch Siebenbürgen. Kraft, Würzburg 1993, ISBN 3-8083-2019-2, S. 517.
  3. Harald Zimmermann: 800 Jahre Deutscher Orden im Burzenland. Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e. V., 11. Januar 2011, abgerufen am 25. Mai 2019.
  4. Harald Zimmermann (Hrsg.): Der Deutsche Orden in Siebenbürgen: eine diplomatische Untersuchung. Böhlau, Köln; Weimar; Wien 2011, ISBN 978-3-412-20653-6, S. 97 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Gabriel Adriányi: Zur Geschichte des Deutschen Ritterordens in Siebenbürgen. In: Georg Stadtmüller (Hrsg.): Ungarn-Jahrbuch. Zeitschrift für die Kunde Ungarns und verwandte Gebiete. Band 3. Hase & Koehler Verlag, 1971, ISBN 3-7758-0791-8, ISSN 0082-755X, S. 9–22 (oszk.hu [PDF; 2,9 MB; abgerufen am 25. Mai 2019]): „Nach zehn Jahren, vor dem 7. Mai 1222, war eine völlig neue Schenkung an den Orden nötig. […] Die neue Schenkungsurkunde wiederholte im ersten Teil zuerst fast wörtlich den Text der Schenkungen von 1211 und 1212. […] Die ersten Privilegien waren die alten, nur die Erlaubnis, hölzerne Burgen und Städte gegen die Kumanen erbauen zu dürfen, wurde auf steinerne Burgen und Städte abgeändert…“ (S. 14–15)
  6. a b Bernd Brzezinsky: Ordensburg Marienburg (Cetatea Feldioara). In: burgen-im-ordensland.de. April 2012, abgerufen am 25. Mai 2019.
  7. a b Friedrich Maurer: Die Besitzergreifung Siebenbürgens durch die das Land jetzt bewohnenden Nationen. Salzwasser-Verlag, Paderborn 2015, ISBN 978-3-7340-0560-2, S. 136 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche – Nachdruck des Originals von 1875; Books on Demand).
  8. Burgenwelt.org: Geschichte von Schloss Bran abgerufen am 2. August 2017
  9. Friedrich Phillipi: Die deutschen Ritter im Burzenlande, Druck und Verlag Johann Gött, Kronstadt 1861, S. 49.
  10. Casa de ceai, refugiul Reginei Maria, bei casadeceai.bran-castle.com, abgerufen am 17. März 2021 (rumänisch).
  11. Tageszeitung Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien, Bukarest, 3. Juni 2009, S. 1: Törzburger Schloss als Museum wiedereröffnet
  12. Christopher Middleton: Buy a stake in Dracula’s castle. In: The Daily Telegraph. 11. Mai 2014, abgerufen am 29. August 2015 (englisch).
  13. David Barnett: Count Dracula’s medieval mountain-top fortress not for sale owners say. In: express.co.uk. 14. März 2016, abgerufen am 20. August 2017.
  14. Liste historischer Denkmäler des rumänischen Kulturministeriums, 2015 aktualisiert (PDF; 12,7 MB; rumänisch).
  15. Schloss Bran bei amazon.de, abgerufen am 10. April 2024.