Schlossgarten (Oldenburg)

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Torhaus an der Gartenstraße
Glaspavillon
Kakteenhaus
Aus Anlass des 200-jährigen Jubiläums aufgestelltes Baumhaus

Der Schlossgarten Oldenburg ist ein 16 Hektar großer öffentlicher Park in Oldenburg, gelegen im Schlossgartenviertel, zwischen dem Stadtteil Eversten und der Innenstadt. Mitten durch den Schlossgarten verläuft der 130 Kilometer lange Regionale Wanderweg „Jadeweg“ (mit einem weißen „J“ auf schwarzem Untergrund markiert), der in Wilhelmshaven beginnt und in Wildeshausen endet.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Oldenburger Schlossgarten ist eine historische Parkanlage im Stil des englischen Landschaftsgartens. Er wurde im Auftrag des Herzogs Peter Friedrich Ludwig von Oldenburg vom damaligen Hofgärtner Julius Friedrich Wilhelm Bosse angelegt.

Der Herzog erwarb 1803 und 1805 Wiesenland in unmittelbarer Nähe des Residenzschlosses, um einen Residenzgarten anlegen zu lassen, und begann 1809 mit den detaillierten Planungen. Der Herzog selbst fertigte Zeichnungen an. Die ersten Ansätze des Schlossgartens wurden jedoch während der napoleonischen Besatzung weitgehend zerstört. 1814 beauftragte der Herzog Julius Friedrich Wilhelm Bosse mit dem Wiederaufbau und der Neuanlage des Schlossgartens. Julius Bosse betreute den Garten 42 Jahre lang und prägte entscheidend sein Aussehen, das sich bis heute nur wenig verändert hat.

Im Geiste der Aufklärung verband Herzog Peter Friedrich Ludwig sein persönliches Bedürfnis nach Ruhe und Erholung in der Natur mit dem Bestreben, seinen Untertanen einen verfeinerten Naturgenuss zu ermöglichen und sein eigenes Verständnis von Ästhetik, Moral und Sitte nach außen zu tragen. Es wurde versucht, eine natürliche Landschaft nachzubilden und diese zugleich durch verschiedene malerische Perspektiven aufzuwerten. Von Anfang an waren große Teile des zunächst herzoglichen, später großherzoglichen Gartens für die Öffentlichkeit zugänglich. Einzige Bedingung für den Zutritt waren „angemessene Kleidung und gesittetes Benehmen“. So hielt sich bis in die 1950er Jahre der Brauch, den Schlossgarten in Sonntagskleidung zu betreten. Im selben Jahrzehnt wandelte der damalige Gartendirektor Max Heber den Schlossgarten nach den Bedürfnissen der Bevölkerung um. Dadurch war der Wandel vom Fürstengarten für das gehobene Bürgertum zum Volksgarten für alle Schichten endgültig vollzogen. In der Nachkriegszeit wurde der Schlossgarten, der kaum Schäden durch den Krieg erlitten hatte, zum Nutzgarten umfunktioniert; großflächig wurden ehemalige Blumenbeete für den Anbau von Obst und Gemüse benutzt. Einige Bäume fielen der Brennstoffknappheit zum Opfer und wurden abgeholzt.

Seit 1920 befindet sich der Schlossgarten im Landeseigentum, d. h. bis 1946 im Eigentum des Freistaats Oldenburg, seitdem im Eigentum des Landes Niedersachsen. Im Jahre 1952 gründete sich die "Gemeinschaft der Freunde des Schlossgartens e.V.", welche sich seitdem für die Erhaltung des Parks einsetzt. Er steht seit 1978 unter Denkmalschutz. Für die Pflege des Schlossgartens sind Bedienstete des Landes Niedersachsen zuständig. Gemäß einer 2007 getroffenen Vereinbarung übernimmt das Land zwei Drittel der Kosten und die Stadt Oldenburg ein Drittel.[1]

Der Schlossgartenleiter residiert traditionell im Hofgärtnerhaus der Anlage.

Im Jahr 1914 wurde der 100. Geburtstag des Schlossgartens mit einer Ausstellung und der Anpflanzung von Eichen durch die Herzogliche Familie gefeiert, von April bis September 2014 fanden Veranstaltungen und Ausstellungen zum 200. Jubiläum statt.

Kiosk beim Bootsverleih[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alter Bootskiosk, 2018 demontiert; hinten das Prinzenpalais

Der Kiosk beim Bootsverleih in der Nähe des Dammtoreingangs des Schlossgartens wurde im Oktober 2018 abgebaut.[2] Er wurde ins Archiv des Museumsdorfs Cloppenburg verbracht. Er sollte auf dem Erweiterungsgelände des Museumsdorfs aufgestellt werden, wurde jedoch bei einem Brand des Archivgebäudes am 20. Juli 2021 vollständig vernichtet.[3][4] Durch den Verlust des Unikats mit einem hohen Wiedererkennungseffekt wurden die Erweiterungspläne des Museumsdorfs in Frage gestellt.

Charakteristika[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kennzeichnend für den Schlossgarten sind eine naturähnlich angeordnete Bepflanzung mit Wasserzügen, eine geschwungene Wegführung und der fließende Übergang in die umgebende Landschaft. Der Herzog ließ bereits 1828[5] die heute für die Region typischen Rhododendren anpflanzen. Die Rhododendren im Schlossgarten Oldenburg gehören heute zu den ältesten Deutschlands. Auch viele große Bäume aus der Zeit um 1800 sind bis heute erhalten geblieben. Historische Gebäude wie Hofgärtnerhaus, Teepavillon oder Winterhaus runden die einladende Atmosphäre ab. Nach Einbruch der Dämmerung werden auf dem Gelände des Schlossgartens Fledermäuse aktiv.[6]

Untypisch für einen englischen Landschaftsgarten ist das Fehlen von Tempeln, Ruinen-Architektur oder Chinoiserien. Möglicherweise ist diese Abweichung dadurch zu erklären, dass Bosse und seine Nachfolger der ästhetischen Konzeption des Landschaftsarchitekten Humphry Reptons folgten, welcher selbst bei seinen Arbeiten von solchen Staffagebauten absah.[7]

Tourismusvermarktung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Touristikunternehmen „Oldenburg Tourist“[8] preist den Schlossgarten als „begehbares Gemälde“ an. Er bildet das Herzstück der „Route der Gartenkultur“,[9] eines Netzwerks von mehr als hundert Gartenanlagen in Nordwestdeutschland. Im Jahr 2014 gab es eine Reihe von Veranstaltungen aus Anlass des 200-jährigen Bestehens des Schlossgartens Oldenburg.[10]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Heinrich Orth: Die Großherzoglichen Gärten und Parkanlagen zu Oldenburg, dargestellt in Wort und Bild. Schulze. Oldenburg 1890. (online)
  • „Der Schlossgarten ist ein Juwel“. Jessica Leffers zum Schlossgarten-Jubiläum. In: kulturland oldenburg. Zeitschrift der Oldenburgischen Landschaft. Ausgabe 1/2014, S. 2–6 (online)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Schlossgarten Oldenburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur: Schlossgarten bleibt in der Regie des Landes. Presseinformation. 22. Oktober 2007
  2. Thomas Husmann: Bootsverleih an der Mühlenhunte. Kiosk wandert von Oldenburg ins Cloppenburger Museumsdorf. nwzonline.de, 13. Oktober 2018, abgerufen am 8. März 2022.
  3. Nach Brand muss Museumsdorf Pläne überdenken. zeit.de, 23. Juli 2021, abgerufen am 26. Oktober 2021.
  4. Cloppenburger Museumsdirektorin: Brand ist ein schwerer Schnitt. om-online.de, 24. Juli 2021, abgerufen am 27. Oktober 2021.
  5. Schlossgarten Oldenburg: Rhododendren
  6. NABU Oldenburg: Nächste NABU-Fledermauswanderung durch den nächtlichen Schlossgarten (Memento des Originals vom 21. Dezember 2013 im Webarchiv archive.today)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nabu-oldenburg.de. 27. Mai 2013
  7. Schlossgarten Oldenburg: Ästhetische Konzeption
  8. Oldenburg-Tourist: Schlossgarten- und Schlossführung
  9. Route der Gartenkultur im Nordwesten: Gartenvielfalt im Nordwesten
  10. Landesbibliothek Oldenburg: Vorankündigung Schlossgartenjubiläum 2014. 200 Jahre Schlossgarten Oldenburg. Ein englischer Landschaftsgarten im Nordwesten. 17. April 2013

Koordinaten: 53° 8′ 4″ N, 8° 12′ 42″ O