Schubert-Chor Temeswar

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Schubert-Chor Temeswar
Sitz: Deutschland
Gründung: 1969
Gattung: Gemischter Chor
Leitung: • Erich Koch

• Herbert Weiss
Matthias Schork (1976 bis April 1979, gestorben im September 1979)
• Adrian Nucă-Bartzer (1979 bis zu seiner Aussiedlung im Mai 1983)
Franz Metz (1983 bis 1985)[1]
Damian Vulpe (1985 bis 1987)[2]
• ab 1985 in Deutschland Adrian Nucă-Bartzer[3]

Stimmen: SATB

Der Schubert-Chor Temeswar ist ein gemischter Chor, der von 1969 bis 1988 in der westrumänischen Stadt Timișoara (deutsch Temeswar) bestand und am 23. November 1985 in der Bundesrepublik Deutschland parallel wieder ins Leben gerufen wurde. Die Chormitglieder sind meist Angehörige der Volksgruppe der Banater Schwaben.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die deutschsprachige Chortradition im Banat führte zur Gründung der „Deutschen Liedertafel“ (1856) und eines Männergesangvereins (1862) in Timișoara. Der 1924 dort gegründete „Schubert-Liederkranz“ nahm im selben Jahr zusammen mit etwa 200.000 deutschen Sängern aus Europa und Übersee am 10. Deutschen Bundessängerfest teil. Die Chortradition kam während des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegszeit zum Erliegen.

Zur Zeit der Sozialistischen Republik Rumänien setzte sich Nikolaus Berwanger, Vorsitzender des Kreisrates der Werktätigen Deutscher Nationalität, zur Wiederbelebung der Gesangstradition im Banat für die Gründung eines deutschsprachigen Chors ein. In der Folge wurde unter engem Bezug auf den im Zweiten Weltkrieg aufgelösten „Schubert-Liederkranz“[4] am 20. Februar 1969 im Festsaal des Nikolaus-Lenau-Lyzeums in Timișoara der Schubert-Chor Temeswar gegründet.[5]

Der Chor zählte rund 80 Mitglieder.[3] Zum Repertoire des Ensembles gehörten Volkslieder und anspruchsvolle Chorwerke von Franz Schubert und Johannes Brahms, Wolfgang Amadeus Mozart und Felix Mendelssohn Bartholdy, Ion Vidu und Ciprian Porumbescu, Emmerich Bartzer, Richard Oschanitzky, Franz Stürmer, Viktor Loidl, Walter Michael Klepper und anderen.[6] In den ersten zehn Jahren seines Bestehens trat der Chor 125-mal vor etwa 55.000 Zuhörern auf, davon fanden 65 Konzerte in Timișoara, 28 in Banater Ortschaften und zehn in Siebenbürgen statt. Der Chor nahm an den großen Trachtenfesten in Giarmata (deutsch Jahrmarkt) (1971) und Jimbolia (Hatzfeld) (1977) teil. Die „Schwaben-Show“ wurde 27-mal in der Staatsoper Timișoara aufgeführt.[3] Der stetige Mitgliederschwund – bedingt durch die Aussiedlung vieler Mitglieder und dreier Chorleiter zusammen mit vielen anderen Banater Schwaben vorwiegend nach Deutschland – führte 1988 zur Auflösung des Chores in Timișoara.[7][4]

25 ausgesiedelte Chorsänger folgten am 23. November 1985 dem Aufruf Adrian Nucă-Bartzers, im Haus der Donauschwaben in Sindelfingen den Chor neu zu gründen und die Tradition der Banater Singgemeinschaft in Deutschland mit einem Parallelchor weiterzuführen. In den 1990er Jahren hatte der Chor 82 singende Mitglieder. Aus Altersgründen und wegen des Mangels an Nachwuchs verringerte sich die Zahl der Sängerinnen und Sänger allmählich, so dass der Chor 2018 aus etwa 35 Sängerinnen und Sängern besteht. Er hat jährlich ein bis zwei Auftritte, überwiegend im Rahmen von Veranstaltungen der Landsmannschaft der Banater Schwaben aus Rumänien e. V. Im April 2003 fand ein Konzert in der Gründungsstadt Timișoara statt. Wie in allen Jubiläumsjahren ab 1989 trat der Chor unter Nucă-Bartzers Leitung auch am 20. Juni 2009 mit dem Jubiläumskonzert „40 Jahre Temeswarer Schubertchor“ vor sein Publikum, diesmal im Sudetendeutschen Haus München.[7] Die Mitglieder des Chores leben heute verstreut in Deutschland; ein Umstand, der nur wenige Proben im Jahr zulässt.[8][4]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Dr. Franz Metz (geb. 1955), Musikwissenschaftler (Memento vom 23. Februar 2014 im Internet Archive) In: Kulturraum Banat, Persönlichkeiten
  2. Consiliul Județean Timiș: VULPE, Damian. Muzicolog, profesor şi dirijor (Memento vom 22. Februar 2014 im Internet Archive) (rumänisch)
  3. a b c Hans Fink: Temeswar als kulturelles Zentrum der Banater Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg (Memento vom 29. September 2011 im Internet Archive), Abschnitt Der Schubert-Chor, 2010
  4. a b c Hans Gehl: Wörterbuch der donauschwäbischen Lebensformen, Eintrag Gesangsverein, Franz Steiner Verlag, 2005, ISBN 3-51508-671-4, S. 344.
  5. Walter Tonța: Ein unvergessliches musikalisches Erlebnis. (Memento vom 23. Februar 2014 im Internet Archive) In: Banater Post, 26. Oktober 2012.
  6. Schubert Chor Temeswar. (Memento vom 23. September 2015 im Internet Archive) In: Banater Heide.
  7. a b Hans Gehl: Kann überlieferte Volkskultur trotz Integration überleben? In: Philologica Jassyensia, 2/2009
  8. Franz Metz: Von Liedertafeln und Gesangvereinen im Banat.